• Keine Ergebnisse gefunden

6. Portalgenese: Gestaltung und Betrieb von Bildungsportalen

6.3. Konzeption

……….

Portale beginnen mit einer Vision, einer „zündenden“ Idee, die als Keimzelle den gesamten Projektverlauf begleitet. Diese Vision bildet das Entwicklungsrational, das als Leitmotiv den Erstellungsprozess unterlegt und den Erstellungsaufwand - nach Innen und Außen - rechtfertigt.

Die Begründungszusammenhänge können höchst unterschiedlich sein. Teilweise wird der Informationsbedarf durch Studien belegt, teilweise durch eigene Erfahrung als Internetnutzer begründet. Was sind die zentralen Herausforderungen bei der Konzeption eines Portals?

Für ehrenamtliche Projekte ist ein „inner circle“, an engagierten Mitstreitern unerlässlich ist.

Hinzu kommen muss ein Grundgerüst an Inhalten. Dies führt zu der Sichtbarkeit nach Außen und ist entscheidend, um weitere Nutzer – als Leser und/oder Beteiligte – anzuziehen.

„Am Anfang ist das große Problem, Mitstreiter zu finden, also genügen Mitstreiter um das

entsprechend in die W grad zu kriegen. Das

uns darauf einlassen, sehr innovativ zu sein.“

ege zu leiten und halt einen gewissen Bekanntheits

ist so am Anfang wirklich das schwierigste. […].Wenn man nicht genug Inhalte von Anfang an anbieten kann, so dass man auch gefunden wird, wenn jetzt irgend jemand bei Google oder Yahoo einen Suchbegriff eintippt, dann funktioniert so ein Projekt nicht. Das heißt man muss tatsächlich mit irgendwie 500 oder 600 Schlagwörtern oder halt mit 600 Artikeln bei so einem Wikiprojekt starten, damit man überhaupt wahr und ernst genommen wird.“

Öffentlich geförderte Projekte können sich dagegen darauf konzentrieren, das Themenspektrum auszudifferenzieren und Wege zu finden, auf die Adressaten einzugehen. Allerdings müssen sie dieses Ziel in der knappen Zeitvorgabe von in der Regel zwei oder drei Jahren Projektlaufzeit realisieren. Zudem sind sie durch den Projektträger in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt.

In einem Projekt wurde berichtet, dass in der Anfangsphase nicht die Entwicklung von Inhalten, sondern deren Präsentation in einem dreidimensionalen, interaktiven Gewand im Vordergrund.

Dies war den Ansprüchen des Fördergebers geschuldet. Das Telekommunikationsunternehmen wollte die Effizienz seiner zum damaligen Zeitpunkt neuen Breitbandnetze testen. Aus diesem Grund wurden VRML-Objekte entwickelt: „um sozusagen Geldgeber zu bekommen mussten wir

Ein zentraler Aspekt der Konzeption ist die „Einnischung“ in die bestehende Landschaft der Portale. Gerade langjährig etablierte Angebote sehen die Chancen von Neukonzeptionen mit einer gewissen Skepsis: „Ein Patentrezept für die Entwicklung eines Portalangebots ist schwer.

viele Nischen gibt, für die man unbedingt noch ein Portal

vante

turieren,

ale Abschnitte oder Einfach, weil es gar nicht mehr so

bräuchte. Die Landschaft ist ja so weit entwickelt, dass es fast für alles entsprechende Nischenangebote schon gibt.“

In der Anfangsphase versuchen Projekte, ein Format zu entwickeln, das sich zumindest graduell von den bestehenden Angeboten unterscheidet. Dabei ist die Granularität der Fragestellung eine Herausforderung. Ist ein Thema „zu dünn“ lassen sich nur schwer in regelmäßigen Aktualisierungszyklen neue Artikel bereitstellen. Ein sehr breites Thema birgt die Gefahr, dass eine Nutzerbindung dadurch erschwert wird, dass aus Adressatensicht zu viele irrele Inhalte in der Umgebung aufgefunden werden. Ein inhaltlicher Bezug zu einer Online-Umgebung stellt sich jedoch nur ein, wenn individuell relevante Themen behandelt werden.

Um den Prozess von der Idee bis zum Erscheinen erster Inhalte im Portal zu struk

kommen vielfältige Instrumente zum Einsatz. Bei der ersten Konzeption wird insbesondere mit Skizzen und Mindmaps gearbeitet, auch vom Einsatz der Metaplan-Moderationstechnik berichtet. Die Verwendung der jeweiligen Technik bzw. Infrastruktur für die Erstellung von Artefakten zur gemeinsamen Planung erfolgt nicht nach bestimmten Eignungskriterien, sondern spontan und pragmatisch, je nach Verfügbarkeit: „Wir haben da wirklich alles Mögliche verwendet. An der Tafel haben wir überlegt und auf Schmierpapier und so halt.“

Wie entwickelt sich ein Angebot im Laufe der Zeit weiter? Gibt es zentr

handelt es sich um einen fließenden Prozess? Hier lassen sich Unterschiede je nach Rahmenbedingungen ausmachen, so richten geförderte Projekte ihre Weiterentwicklung klar an den Förderzyklen aus- Ein neuer Antrag, oft verbunden mit einem Wechsel des Fördergebers, bildet eine Zäsur, die den Verlauf strukturiert. Ehrenamtliche Projekte wachsen dagegen organisch und Erneuerungen der Technik und des Designs sind meist verbunden mit personellen Änderungen.

Für Portale ergeben sich grundsätzlich verschiedene Formen der Trägerschaft, die ehrenamtliche Entwicklung durch Einzelpersonen oder eine Community, die Ausarbeitung im Rahmen einer Förderung – dauerhaft oder mit Projektcharakter – sowie eine Querfinanzierung durch andere Projekte. Die Unabhängigkeit von externen Finanziers wird von ehrenamtlich

arbeitenden Portalprojekten als großer Vorteil gesehen und als explizites Qualitätsmerkmal genannt – insbesondere dann, wenn sich ein solches Angebot auf Dauer halten kann und seine

„Überlebensfähigkeit“ beweist.

„Ein wesentlicher Punkt, den wir auch umgesetzt haben, ist den zahlreichen Versuchungen zu widerstehen, die Selbständigkeit und Unabhängigkeit aufzugeben, was tatsächlich ja viele gemacht haben, als die Verlage vor der Tür standen in den späten 90ern oder auch Provider

.“

e, ist das von der Praxis längst überholt.“

und mit den Geldscheinen gewunken haben, das haben wir alles nicht gemacht, weil wir von Anfang an der Überzeugung waren, dass ein Portal […] so unabhängig wie möglich sein muss und sich dann eben nicht unter den Mantel eines Konzerns […] begeben sollte, das würde ich ganz genauso machen.“

Eine ehrenamtliche Struktur kann aber auch als Problem empfunden werden, wenn sich die Finanzierung dauerhaft als schwierig erweist und die gestalterischen Spielräume eingeschränkt sind.

„Das ist natürlich eine ganz andere Situation, wenn du […] eine Redaktion hast, die bezahlt wird und den ganzen Tag nix anderes macht. Ich kann mir schon vorstellen, da mal eine Umfrage zu machen oder einen Communitybereich, weil natürlich klar ist, der bindet Nutzer an die Seite.

Weil sie da diskutieren können, immer wieder kehren können und sich das anschauen, aber das ist eben aufgrund der Struktur und der Ressourcen einfach nicht machbar. Da kann man dann sich zwar schon Gedanken machen, was alles wünschenswert wäre, aber wenn du in der Realität dann an die Grenzen stößt, dann ist das eher frustrierend als motivierend

Bei geförderten Projekten sind die finanziellen Spielräume in der größer, die Entscheidungsfreiheit wächst damit aber nicht zwingend. Vorgaben der Mittelgeber bilden ein mehr oder weniger starres Korsett.

„Es dauert, wenn man Glück hat und es sehr schnell geht, ein halbes Jahr bis zur Bewilligung.

Im Antrag muss ich bereits sagen, was ich machen möchte, aber wenn ich das nach zwei Jahren in der Form umsetz

„Das haben wir damals im Projekt nicht vorgesehen, also auch entsprechend nicht formuliert im Antrag und darum hatten wir keine Möglichkeit so etwas durchzuführen.“

„Wir haben halt bestimmte Aufträge von politischer Seite die sind sozusagen Musts. […] Das Portal wird weiter wachsen, das ist momentan ’ne Tendenz und eine politische Entwicklung. Wir sind eben dazu aufgefordert […].“

Entwicklung erweist sich die Art der Finanzierung

hten Aussagen im Interviewverlauf. Die folgende Dialogpassage aus einem Transkript

gehört das

ten „miteinander können“. Weil der zeitliche Aufwand und

d auch das interessanteste

technologisch fit sind, aber umgekehrt auch jeweils von dem je anderen Teil ein klein wenig Ahnung haben, aber vor allem auch ganz viel Respekt vor der anderen Arbeit. Ich muss einfach wissen, wenn ich Fachwissenschaftlerin bin, wo meine Grenze ist was Grafik oder Design angeht, wo meine

„Welche Lernprozesse, das kann ich gar nicht produktiv beantworten. Wir haben ja doch gewisse Determinismen von außen, weil an uns immer wieder Aufträge herangetragen werden, die sich überhaupt nicht vorausplanen und antizipieren lassen. Also jetzt haben wir glücklich seit einem Jahr ein neues Redesign, und es steht schon fest durch diese politischen Debatten, dass das nicht lange haltbar sein wird, weil wir weitere Aufträge bekommen werden, weil wir diese Vernetzung visualisieren müssen und darauf ist das jetzt eigentlich gar nicht ausgelegt.“

Als wegweisende Rahmenbedingung für die

und Trägerschaft. Pekuniäre Zwänge wie „dafür fehlen uns leider die Mittel“ oder „das können wir mit unseren begrenzten Ressourcen nicht machen“ gehören zu den am häufigsten gemac

illustriert dies exemplarisch:

I: Was würden Sie anders machen, wenn Sie noch mal so ein Portal aufbauen würden? B:

Was würde ich anders machen. Ich würde vorher einen Millionär heiraten. [lacht].

Mindestens ebenso wichtig wie die finanzielle Basis ist jedoch die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Das dauerhafte Bestehen eines Portals ist dem Team geschuldet, das das Angebot erstellt und pflegt – also den Personen, denen das Projekt am Herzen liegt. Der richtige Mix an Kompetenzen und das soziale Miteinander beeinflussen den Erfolg. Dazu

Einhalten von Koordinationsabsprachen, ein toleranter Umgang mit Fehlern, und möglichst wenig Bürokratie. Unabhängig von inhaltlichen Kompetenzen erweist es sich als entscheidend, dass die an der Entwicklung Beteilig

gleichzeitig die Identifikation mit dem Endprodukt in aller Regel sehr hoch ist, ist es maßgeblich, dass die Personen bei der Zusammenarbeit harmonieren.

„Interdisziplinarität das finde ich war so das wichtigste eigentlich un daran.“

„Sie brauchen Leute die inhaltlich fachlich fit sind, Sie brauchen Leute die

Grenze ist, was Technologie angeht und umgekehrt. Zum Beispiel ein Technologe muss wissen, wo seine Grenze ist was Fachliches angeht. Ich glaube dann ist es gut, wenn jeder sehr klar weiß was er kann, aber eben auch was er nicht kann und Interesse hat, mit anderen zu arbeiten.

ur äußerlich anhaftet, sondern unmittelbar und konstitutiv mit dem

m Aspekt der

r dann auch leben konnten.“

en, die projektinterne Interfacegestaltung und die projektexterne Umsetzung. Bei der Und ich glaube dass diese Kompetenzen erforderlich sind.“

„Es ist unheimlich viel Arbeit, es ist unheimlich zeitaufwendig, man wird sehr viel Zeit mit den Personen verbringen, mit denen man ein solches Angebot aufbaut und ich glaube, es ist das Allerwichtigste, […] dass man da ein gutes Händchen, ein gutes Gespür hat bei der Auswahl der Personen, die an dem Aufbau und an der Entwicklung eines solchen Angebotes beteiligt sind, weil wenn das nicht stimmt, dann wird es ganz, ganz schwierig.“