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Kontextualisierung als Realisierung von situativen sprachlichen Interaktionen

5.   Sprachliche Interaktion als Produktion von sozialen Welten

5.2.   Kontextualisierung als Realisierung von situativen sprachlichen Interaktionen

Damit wir miteinander schnell und problemlos interagieren können, müssen wir nicht nur bedeutungsvolle Äußerungen von uns geben, sondern zugleich Kontexte aufbauen, innerhalb derer unsere Äußerungen verstanden werden.

Solche Kontexte sind schematische Wissensbestände, die Informationen verschiedenen Typs in unterschiedlicher Stärke aneinanderknüpfen und so die Verarbeitung und Produktion sprachlicher und anderer Handlungen erleichtern, indem sie Redundanzen zu erkennen erlauben.(Auer, P., 1986:41)

Dadurch, dass sprachliche Äußerungen prinzipiell im Kontext von Kommunikation mit Mitmenschen, mit der Umwelt betrachtet werden müssen, erfüllen sie immer auch eine soziale Funktion82. Darüber hinaus ist sprachliche Kommunikation ein sozialer sowie interaktiver Prozess, in dessen Verlauf die Beteiligten, durch den Austausch von (kognitiven) Wissen und anderen Informationen (Mitteilungen, Bewertungen, Gefühlen), wechselseitig zur Konstruktion und Re-Interpretation von gesellschaftlicher Wirklichkeit beitragen. Dabei betrifft die pragmatische Dimension des Sprachgebrauchs die Funktionen des Sprechens in der Interaktion, nämlich die über die wörtliche Bedeutung von Botschaften hinausgehenden

‚Meta-Botschaften‘ sowie Auswirkungen von Kommunikationsereignissen (‚communicative bzw. speech events‘). Hinweise dazu erhält man schon bei Ansätzen wie der Konversations-, der Diskursanalyse, der Ethnographie der Kommunikation und ähnlichen Richtungen, die, im Gegensatz zu Habermas’ abstrakt-objektivistischer Vorstellung der Sprache83, allesamt von der Prämisse ausgehen, dass Formen, Praktiken, Muster und Funktionen von Äußerungen bzw. des Sprachgebrauchs in kommunikativen Vorgängen (fast) immer in extralinguistische bzw. in soziale und sequentielle Kontexte eingebettet sind und wesentlich nur innerhalb dieser Sinn machen und Bedeutungen bekommen. So heißt es zum Beispiel bei Auer:

82 Vgl. dazu: Kapitel 3 über die funktionale Betrachtung von Sprache der Prager Schule.

83 In seiner Theorie der sprachlichen Vergesellschaftung räumt Habermas zwar ein, dass Kommunikation vor dem Hintergrund geteilter Erwartungen geschieht, übersieht aber, dass die Bedeutungen von sprachlichen Äußerungen nicht nur davon abhängen, was gesagt wird, sondern wesentlich davon, wer, was, wie und wo sagt.

Dabei schließt er auch nonverbale Elemente aus der Kommunikation völlig aus. (vgl. Knoblauch, H., 1995:35)

Es ist inzwischen zu einem Gemeinplatz linguistischer Forschung geworden, dass sprachliche Äußerungen von ihrem (sozialen, situativen, sequentiellen …) Kontext ‚abhängig‘ sind. Autoren wie Lewis (1970), Wunderlich (1972) oder Kratzer (1979) haben Theorien entworfen, die der sog. Kontextabhängigkeit der Bedeutung natürlichsprachlicher Äußerungen Rechnung tragen, indem bestimmte außersprachliche Referenzpunkte eingeführt werden; sie beinhalten die Informationen, von denen die semantische Interpretation beeinflusst wird.(Auer, P., 1986:22ff.)

Dabei werden den Kommunikationspartnern, betrachtet als soziale Akteure, sowie ihren Interaktionen ein kreatives Handlungs- und Interpretationspotential zugeschrieben, denn Kontexte sind nicht vorgegeben bzw. sind keine Determinanten, auf die Kommunikationspartner reagieren, sondern die sie interaktiv produzieren bzw. gestalten.

Da die Fragestellungen der Ethnographie der Kommunikation nicht nur auf das, was gesagt wird, bezogen sind, sondern vor allem darauf, wann, wo, von wem, zu wem und in welcher Weise es gesagt wird, wechseln die Kontexte, in denen Äußerungen gemacht werden, ständig.

Daraus folgt, dass die Äußerungen selbst unterschiedlich sind; d.h. jede Äußerung erlaubt vielfaches Verstehen und kann somit in unterschiedlicher Art und Weise erschlossen bzw.

interpretiert werden. Damit ist wohl gemeint, dass die Fähigkeiten von Interaktionspartnern mehr als nur die lexikalischen und grammatikalischen Kompetenzen umfassen müssen, denn Sprachäußerungen sind grundsätzlich mehrdeutig. Pointiert gesagt, um adäquat und erfolgreich kommunizieren zu können, genügt es nicht nur, wenn Interaktionspartner etwas irgendwie oder über irgendwas sagen, denn das Verstehen und Akzeptieren von Sätzen und Äußerungen unterliegt sowohl einer linguistischen Kontrolle als auch wohl etablierten, geregelten sozialen und kulturellen Interaktionsroutinen. Soziales Handeln ist somit nicht ohne Bezugnahme auf vorausgegangene, erwartete bzw. zukünftige sprachliche und soziale Konstellationen sowie Arrangements möglich. Damit ist gemeint, dass eine jede Äußerung ein Ereignis ist, welches für die nachfolgende Äußerung bzw. die nachfolgenden Äußerungen einen Kontext schafft. Damit bezieht sich jede Äußerung oder wird von den Interaktionsteilnehmern auf die vorhergehende Äußerung bezogen. Dazu schreibt der australische Sozialpsychologe Joseph Forgas:

Unsere Interaktionen nehmen fast immer einen vorhersagbaren Verlauf, so, als hätten sich die Beteiligten auf ein bestimmtes Drehbuch geeinigt.(Forgas, J., 1996:176)

In diesem Zusammenhang, verbunden mit dem Bestreben, die als zu abstrakt und hermetisch abgeschlossen empfundene ‚linguistische Kompetenz‘ von N. Chomsky weiterzuentwickeln bzw. zu überwinden, führte D. Hymes, als Gegenkonzept, das Ethnokonstrukt der

‚kommunikativen Kompetenz‘ in die damaligen Debatte ein (vgl. Hymes 1972:269ff.). Im Unterschied zum Chomskyschen Paradigma einer mentalen Grammatik (vgl. Chomsky 1965) sieht D. Hymes, der in seinem interaktionalen Ansatz die Kommunikationsfähigkeit zwischen den Interagierenden unter Einsatz ihres kognitiven Wissens und ihrer kreativen Fähigkeiten zu ergründen versuchte, die ‚kommunikative Kompetenz‘ nicht als eine idealisierte, abstrakte und universale Fähigkeit an, die auf der biologischen Ausstattung eines ‚idealen Sprechers‘

beruht, sondern als das grammatische, psycholinguistische, soziokulturelle und praktisch verfügbare Sprachwissen sowie -vermögen eines ‚realen Sprechers‘, das auf soziokommunikativen Erfahrungen beruht. Wie auch vom Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick (1921 - 2007) angedeutet, manifestiert sich dieses komplexe Sprachwissen und -vermögen in Kommunikationsereignissen nicht nur im Verbalen, sondern genau so auch im Para- und Nonverbalen, wie auch in den Normen und Regeln, auf denen die Kommunikation basiert und die sie strukturiert; wobei an dieser Stelle erwähnt werden soll, dass diese Normen und Regeln von einem Kontext zu einem anderen, von einer Kultur zu einer anderen, ja bereits von einer Gruppe zu einer anderen innerhalb einer Sprachgemeinschaft variieren können. Insofern kann die ‚kommunikative Kompetenz‘ des Einzelsprechers als diese Fähigkeit aufgefasst werden, an der jeder ‚reale Sprecher‘ als Mitglied einer bestimmten soziokulturellen Sprachgemeinschaft Anteil hat, Sprache norm-, situations-, milieu- und kontextspezifisch zu verwenden. Wichtig ist aber eben nicht nur die Re-Produktion von sprachlichen Regeln, sondern vor allen Dingen die Tatsache, dass da auch gleichzeitig Kreativität möglich ist. Dazu schreibt P. Auer:

[…] wer spricht, schafft (auch) Kontexte, er handelt nicht (nur) in Abhängigkeit von ihnen.(Auer, P., 1999:171)

Die dynamischen Prozeduren, mittels deren Interaktionsteilnehmer ihre Sprechhandlungen bzw. Kommunikationsereignisse (als Wissensvermittlung, Argumentation, Selbstdarstellung,

usw.) norm-, situations-, milieu- und kontextspezifisch gestalten, haben J. Gumperz und J.

Cook-Gumperz mit dem Begriff der Kontextualisierung (‚Contextualization‘) gekennzeichnet.

Dabei gehen sie davon aus, dass aktive Interaktionsteilnehmer für und während Kommunikationsereignisse nicht nur auf Kontexte reagieren, sondern für die Bedeutungen ihrer Äußerungen bestimmte Kontexte relevant setzen, indem sie auf bestimmte Schemata zurückgreifen. Demnach werden Äußerungen im Verlauf von Interaktion einerseits in den Interaktionszusammenhängen selbst geformt, indem sie nur durch Bezug zum sozialen Kontext, insbesondere zu dem durch die direkt vorhergehenden Äußerungen geschaffenen Kontext verständlich werden. Andererseits wird durch jede neue Äußerung im situierten Prozess der Kommunikation ein neuer Kontext geschaffen, in dem die nachfolgenden Äußerungen durch die Kommunikations- und Interaktionspartner zu deuten und zu ratifizieren sind. In diesem Sinne trägt jede Äußerung auch dazu bei, den jeweiligen Kontext zu aktualisieren. John J. Gumperz und J. Cook-Gumperz sprechen daher von context-renewing.

Diese soziolinguistische Theorie, welche die Prozesse konversationeller Kontextherstellung und damit die Verfahren fokussiert, mit denen sich die sozialen Akteure mit ihrer Sprechhandlung anzeigen, in welchem Kontext sie sich jeweils befinden, definiert P. Auer wie folgt:

Unter Kontextualisierung wollen wir all jene Verfahren verstehen, mittels derer die Teilnehmer an einer Interaktion für Äußerungen Kontext konstituieren.

Solche Verfahren stellen zwischen zwei essentiellen Bestandteilen eine Verbindung her: einem empirisch gegebenen (beobachtbaren) Datum, das der kontextualisierende Teilnehmer aus einem Zeichenvorrat sprachlicher oder nichtsprachlicher Art auswählt - dem Kontextualisierungshinweis (‚contextualization cue‘) - und einer Komponente des Hintergrundwissens. Wir wollen davon ausgehen, dass dieses Hintergrundwissen in Form von Schemata organisiert ist. Kontextualisierungsverfahren sind also dadurch bestimmt, dass in ihnen bestimmte Kontextualisierungshinweise auf eine bestimmte Art eingesetzt werden, um Schemata aus dem Hintergrundwissen verfügbar zu machen.(Auer, P., 1986:24)

Das heißt, um die gesellschaftliche Bedeutung von Diskursen in einer heterogenen Sprachgemeinschaft verstehen und interpretieren zu können, ist es notwendig, neben ihrer

inhaltlich-materialen Konstruktion auch ihr gesellschaftliches und historisches Umfeld zu berücksichtigen, denn

Kein Kontextualisierungshinweis hat eine inhärente Bedeutung, die ein für allemal festliegt und seine Interpretation bestimmt. Vielmehr sind die einzelnen Kontextualisierungshinweise flexibel, d.h. für eine Vielzahl von Funktionen einsetzbar. Eine ein(ein)deutige Zuordnung von Kontextualisierungshinweisen zu Schemata ist nicht möglich.(Ebd. 26)

Insofern sind Kontextualisierungshinweise (ein Begriff, auf den wir in den nachfolgenden Ausführungen zurückkommen werden) kontext- und kulturabhängig. Das heißt und wie bereits erwähnt, es genügt nicht mehr, wenn Kommunikations- und Interaktionspartner etwas irgendwie über irgendwas sagen, sondern die richtigen Worte in der richtigen Form und Konstruktion, vor allem aber im richtigen soziokulturellen Kontext sind hier gefragt, denn Gumperz zufolge entstehen leicht divergierende Interpretationen einer Botschaft, Stereotypisierungen und Missverständnisse als alltägliche Stolpersteine bzw. Fehlschläge von Kommunikationsereignissen

[..] dadurch, dass die Sprecher ‚Kontextualisierungshinweise‘

(‚contextualization cue‘) verwenden, die sie wechselseitig nicht (richtig, gleichmäßig, usw.) interpretieren.(Rehbein, J., 1985a:10)

Um in jeglicher sozialer Interaktion verstehens- und handlungsbegleitende Kontexte zu konstruieren bzw. die illokutionäre Kraft, dessen, was mitgeteilt wird, in bestimmten Kontexten wechselseitig erschließbar bzw. interpretierbar zu machen, müssen also die Interagierenden auf eine Menge metakommunikativer Anzeichen, d.h. auf Mittel sprachlicher und parasprachlicher Natur (wie Lautstärke, Tonhöhenverlauf, Sprechtempo, Pausenstruktur, Rhythmus, usw.) zurückgreifen, die u.a. auf sozialer, kultureller, ethnischer Erfahrung und Gewohnheiten beruhen und ihnen Anhaltspunkte darüber geben, welche Aspekte des Kontextes in einer bestimmten Phase der Kommunikation gerade relevant sind und somit als Ausgangspunkt für den nächsten Handlungszug in der sozialen Interaktion dienen. Das heißt, die Kommunikations- und Interaktionsteilnehmer sollten, durch ihr gemeinsam geteiltes soziokulturelles Wissen, durchaus in der Lage sein, solche Hinweise zu erkennen und als Grundlage zur Interpretation aktueller Äußerungen heranzuziehen. Diese metakommunikativen Anzeichen, welche D. Wunderlich interaktionelle Prozeduren der

Verständnissicherung nennen würde (vgl. Wunderlich 1976:333) und die auf unterschiedliche Weise kontextuelle Präsuppositionen signalisieren, in diesem Sinne auch als Grundlage für Macht-, Herrschafts- sowie Dominanzverhältnisse in Diskursen fungieren können (wie wir es noch detaillierter bei P. Bourdieu im Kapitel 6 sowie beim anschließenden exemplarischen Analysebeispiel im Kapitel 7 erfahren werden), nennen J. Gumperz und J. Cook-Gumperz Kontextualisierungshinweise (‚contextualization cues‘);

Bei den Kontextualisierungshinweisen sind zu unterscheiden: Kinetik und Proxemik, Prosodie (Tonhöhenverlauf, Lautstärke, Geschwindigkeit, Rhythmus und Gliederung in Tongruppen, Akzent), Blickverhalten, zeitliche Plazierung, (Pausen, Simultansprechen), Varietäten-/Sprachwahl, lexikalische Variation sowie sprachliche Formulierungen. Kontextualisierungshinweise (zum Beispiel verbaler oder kinetisch-proxemischer Art) können selbst eine zeitliche Ausdehnung haben. Sie weisen dann teilweise eine Binnenstruktur auf, in der selbst wieder initiale oder finale Komponenten die Grenzen kontextualisieren.(Auer, P., 1992:26)

Übereinstimmung herrscht dann in dem Punkt, dass indem Hörer diese kommunikativen Mitteln entschlüsseln, mit denen Kontextualisierungen vorgenommen werden, sie somit den Sinn des Mitgeteilten und vor allem die vom Sprecher verfolgten Strategien sowie Absichten interpretieren. Dementsprechend unterscheiden sich die Interaktionsmuster als Diskursstrategien von Sprechern voneinander84. So kann ein Angestellter beispielsweise während eines Gesprächs mit seinem Vorgesetzten letzteren nicht zu etwas beauftragen oder ihm gegenüber etwas anordnen. Oder wenn ein Afrikaner als Reaktion auf eine an ihn gerichtete Frage schweigt bzw. nichts sagt, muss das nicht unbedingt als Nicht-Verstehen der Frage interpretiert werden, denn es ist durchaus möglich, dass es ihm auf Grund seines kulturellen Hintergrunds unter den vorliegenden Umständen peinlich ist, sich dazu zu äußern.

Gumperz versucht, dies u.a. an kulturspezifischen Unterschieden zwischen dem britischen und dem pakistanischen Englisch zu verdeutlichen; letzteres nimmt sich in den Ohren von Briten etwa unbeholfen aus. So beherrschen zum Beispiel viele der in Großbritannien lebenden Pakistaner sowohl die Lexik als auch die Grammatik der englischen Sprache hinreichend; Dennoch - ohne ihre kommunikativen Kompetenzen in Frage zu stellen - weist

84 Hier kommt es vor allem darauf an, mit wem einer kommuniziert; etwa mit seinem Vater, seinem Kind, seiner Frau, seinem Arbeitskollegen oder seinem Vorgesetzten.

ihre Sprache auffällige bzw. identitätskonstituierende Eigentümlichkeiten auf, etwa bei deiktischen Ausdrücken, intonatorischen Ausdrucksphänomenen der Herkunftssprache, usw., die in Kommunikationsereignissen mit Briten manchmal für Interferenzen, Überlappungen und Missverständnisse sorgen. Am folgenden Beispiel missverstandener ‚contextualization cues‘ erläutert Gumperz, dass das indische Englisch gebürtigen Briten als ‚irritierend‘ bzw.

als ‚aggressiv‘ erscheinen kann, wiewohl Sprecher des indischen Englisch nur Intonationsgewohnheiten ihrer Sprachform folgen:

In a staff cafeteria at a major British airport, newly hired Indian and Pakistani women were perceived as surly and uncooperative by their supervisor as well as by the cargo handlers whom they served. Observation revealed that while relatively few words were exchanged, the intonation and manner in which these words were pronounced were interpreted negatively. For example, when a cargo handler who had chosen meat was asked whether he wanted gravy [Soße], a British assistant would say ‚Gravy?‘ using rising intonation. The Indian assistants, on the other hand, would say the word using falling intonation:

‚Gravy.‘ We taped relevant sequences, including interchanges like these, and asked the employees to paraphrase what was meant in each case. At first the Indian workers saw no difference. However, the English teacher and the cafeteria supervisor could point out that ‚Gravy‘ said with a falling intonation, is likely to be interpreted as ‚This is gravy‘, i.e. not interpreted as an offer but rather as a statement, which in the context seems redundant and consequently rude. When the Indian women heard this, they began to understand the reactions they had been getting all along which had until then seemed incomprehensible. They then spontaneously recalled intonation patterns which had seemed strange to them when spoken by native English speakers. At the same time, supervisors learned that the Indian women's falling intonation was their normal way of asking question in that situation, and that no rudeness or indifference was intended.(Gumperz, J., 1982 / 1995:173)

Darüber hinaus erweist sich der Kontextbezug sprachlicher Äußerungen als etwas nicht Zufälliges, sondern birgt eine Kraft zur Anpassung an die Veränderlichkeit von Kommunikationsereignissen. Damit wird gemeint, dass spezifische Redeweisen und Arten des Sprachgebrauchs deshalb nur in sehr genau definierbaren, bestimmten sozialen Kontexten

‚Sinn ergeben‘, weil sie nur unter bestimmten Umständen ihren ‚Sinn erfüllen‘, also zweckdienlich und angemessen sind. Sprachgebrauch in gesellschaftlichen und kulturellen

Zusammenhängen, d.h. Diskurse werden so als Form und Ausdruck zweckgebundener sozialer Aktivitäten definiert, die nur innerhalb von spezifischen situativen Kontexten sinnvoll sind. Insofern sind Diskurse sowie ihre Manifestationen in mehrerlei Hinsicht konstitutiv, denn sie erzeugen Identitäten und Subjektpositionen, Bezüge und Beziehungen zwischen den an der Interaktion Beteiligten und sie sind beteiligt an der Herstellung von Wissenssystemen, die das Handeln der Interaktionsteilnehmern beeinflussen können. In einer solchen Interaktionsform stellen Kontextualisierungshinweise auch Wahrnehmungsmuster dar, vermöge deren Macht- und Herrschaftsverhältnisse in bestimmten Diskursen inszeniert werden.