Trotz der zuvor diskutierten Limitationen konnten durch die vorliegende Erhebung wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Die in der Literatur vielfach zitierten Zusammen-hänge zwischen Mobbingbetroffenheit, Gesundheit und Stress konnten ergänzt werden, um die Feststellung, dass Mobbingbetroffenheit nicht mit einer schlechteren physischen und/oder psy-chischen Gesundheit einhergeht, wenn die Wirkung des Stresses aus den Zusammenhängen herausgerechnet wird.
Zudem können die vorliegenden Ergebnisse bisherige Befunde aus der Literatur zu den Verflechtungen von non-konfrontativen Konfliktverhalten, Mobbingbetroffenheit und psychi-scher Gesundheit untermauern, beziehungsweise ergänzen, da sie Verknüpfungen zwischen dem Mobbingrisiko und non-konfrontativen Konfliktverhalten bei konflikt- und mobbingbe-troffenen Arbeitnehmern/-innen und bei nur mobbingbemobbingbe-troffenen Arbeitnehmern/-innen zwi-schen der psychizwi-schen Gesundheit und des non-konfrontativen Konfliktverhaltens identifiziert haben.
Basierend auf diesen Ergebnissen lassen sich die zuvor diskutierten praktischen Impli-kationen ableiten – es konnten somit wichtige Hinweise zur potenziellen Erweiterung des Re-pertoires an Präventions- und Interventionsmaßnahmen gewonnen werden. Um ausgehend auf diesen Hinweisen die effektivsten Maßnahmen zu generieren, erscheint es sinnvoll noch wei-tere, auf den vorliegenden Ergebnissen aufbauende Forschungsarbeiten und Analysen folgen zu lassen. Hierbei wäre es zum Beispiel interessant zu überprüfen, ob präventive Aufklärung und Schulungen von noch nicht betroffenen Arbeitnehmern/-innen beziehungsweise interven-tionistische Aufklärung und Schulungen zum Thema Stressmanagement bei mobbingbetroffe-nen Arbeitnehmern/-inmobbingbetroffe-nen eine Verringerung der negativen Gesundheitssymptome nach sich ziehen. Zudem kommen verhältnisbezogene Maßnahmen in Betracht, die zum Beispiel darauf abzielen Strukturen in Unternehmen zu analysieren und bei Bedarf zu schaffen, so dass sich Mobbingbetroffenen schon innerhalb des Unternehmens Optionen für möglichst neutrale und schnelle Unterstützung bieten (z. B. ein/-e neuraler/-e Schlichter/-in).
Auch die Ergebnisse hinsichtlich des non-konfrontativen Konfliktverhaltens lassen Prä-ventions- und Interventionsmaßnahmen, im Sinne von Aufklärungsschulungen und Konflikt-managementseminaren aber auch hinsichtlich verhältnisbezogener Maßnahmen, welche zum Beispiel auf einer Analyse der Konflikt- und Führungskultur innerhalb eines Unternehmens basieren könnten, als erwägenswert erscheinen. Genau wie zuvor schon hinsichtlich der poten-ziellen praktischen Umsetzungen der Ergebnisse des Stresses, sollte aber auch hier zunächst die
Wirksamkeit solcher Präventions- und Interventionsmaßnahmen im Rahmen weiterer Feldstu-dien überprüft werden.
Die Resilienz konnte in der vorliegenden Studie im Widerspruch zu bisherigen For-schungsarbeiten und somit entgegen den Erwartungen letztlich nicht als Präventions- und In-terventionsfaktor identifiziert werden. Individuelle Resilienz fungierte nicht als Moderator der negativen Verknüpfung zwischen der Ausprägung der Mobbingbetroffenheit von Arbeitneh-mer/-innen und der Gesundheit. Das Ursache-Wirkungsgefüge von Mobbing am Arbeitsplatz ist womöglich zu komplex und verzahnt um die Zusammenhänge zwischen Mobbingbetroffen-heit und einer beeinträchtigten GesundMobbingbetroffen-heit durch individuelle Ressourcen zu vermindern. Wo-möglich sollte hier der Fokus auch eher auf verhältnisbezogene Variablen, wie zum Beispiel die organisationale Resilienz gelegt werden.
Wie in Abschnitt 5.6 bereits diskutiert wurde, sind die Kausalitäten der beobachteten Zusammenhänge aufgrund des Querschnittdesigns letztendlich nicht geklärt. Um diese Infor-mationslücke zu schließen und somit auch die Legitimierung einer Initiierung potenziell hilf-reicher Maßnahmen gegen das Aufkommen und die Folgen von Mobbingbetroffenheit zu stär-ken, wäre es nötig Langzeitstudien durchzuführen.
Zudem bedarf es weiterer Erhebungen zur Klärung der in der Literatur noch bestehen-den Widersprüchlichkeit hinsichtlich der Rolle einzelner Konfliktverhaltensstile, und zur wei-teren Differenzierung der aktuellen Ergebnisse, da in der vorliegenden Arbeit der Fokus vor allem auf den übergeordneten Faktoren non-konfrontatives Konfliktverhalten und konfliktzu-gewandtes Verhalten gelegen hat.
Mit Mobbing am Arbeitsplatz stand in der vorliegenden Arbeit ein gesellschaftlich kri-tisches Phänomen im Mittelpunkt. Betroffene tragen ein schweres Los, da die Folgen für sie breit gestaffelt und weitreichend sind. Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen bisherige For-schungsarbeiten (z.B. Nielsen & Einarsen, 2012) die als eine der Folgen von Mobbingbetrof-fenheit die Beeinträchtigung der Gesundheit in den Mittelpunkt stellen. Es zeigte sich, dass diese Beeinträchtigung der Gesundheit durch Stress, den das Mobbing bei den Betroffenen aus-löst, mediiert wird. Zudem deuten die Ergebnisse darauf hin, dass non-konfrontatives Konflikt-verhalten zu einem erhöhten Mobbingrisiko führt und bei bereits Betroffenen womöglich die Beeinträchtigung der Gesundheit verstärkt. Die Ergebnisse können somit als Grundlage für weitere Forschungsarbeiten und die Erprobung von Stressmanagement- und Konfliktmanage-mentschulungen, als potenzielle Präventions- und Interventionsmaßnahmen in Bezug auf Mob-bing am Arbeitsplatz, angesehen werden.
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