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Komplements¨ atze von Verben

abh¨ angigen S¨ atzen

2.2. Abh¨ angige S¨ atze und die Beantwortung von Q

2.2.2. Komplements¨ atze von Verben

Beginnen wir mit Nebens¨atzen, die eine Argumentforderung des Matrixpr¨adikats erf¨ullen und zu deren quaestiobezogener Gewichtung bislang keine systematische Untersuchung vorliegt. Bezogen auf die Frage, ob ein Komplementsatz [+at-issue]-Inhalt ausdr¨ucken kann, w¨ahrend sein Bezugssatz Teil der Nebenstruktur ist, spielt die Art des Matrixpr¨adikats eine entscheidende Rolle. Verben, welche als Objekt einen finiten Nebensatz selegieren, k¨onnen aufgrund ihrer semantischen und syntak-tischen Eigenschaften in unterschiedliche Klassen aufgeteilt werden. Die wichtigsten Klassen sind in (39) mit jeweils einigen Beispielen aufgelistet. Daneben existieren weitere Klassen, wie etwa Pr¨aferenz- oder Gewissheitspr¨adikate, auf die in der fol-genden Untersuchung jedoch nicht weiter eingegangen wird (zur Klassifikation von nebensatzeinbettenden Pr¨adikaten vgl. u.a. Frank 2000, Hooper/Thompson 1973, Karttunen 1971, Kiparsky/Kiparsky 1970, Meinunger 2004 und Reis 1997).

(39) i. Sagenspr¨adikate (verba dicendi): sagen, erz¨ahlen, behaupten ii. Einstellungspr¨adikate(verba putandi): glauben, hoffen, finden iii. Semifaktive Pr¨adikate: entdecken, wissen, erfahren

iv. Ber¨ucksichtigungspr¨adikate: ignorieren,beachten,vernachl¨assigen v. Emotive Verben: bereuen, ¨ubelnehmen, beklagen

Die Sagens- und Einstellungspr¨adikate bilden zusammen die Gruppe der Br¨ucken-verben (vgl. u.a. Meinunger 2004), welche sich vor allem durch die M¨oglichkeit der Extraktion aus dem Komplementsatz auszeichnen. So ist es m¨oglich, das Objekt eines durch ein Br¨uckenverb eingebetteten Satzes zu erfragen (vgl. (40-a)), diese Form der langen Extraktion ist aber ungrammatisch bei Nicht-Br¨uckenverben wie in Beispiel (40-b)(vgl. zur Extraktion aus Komplements¨atzen auch Grewendorf 1988, M¨uller 2011 und Reis 1994).

(40) a. Wem1 glaubt Evi, dass sie t1 das Buch geben muss?

b. *Wem1 beachtet Evi, dass sie t1 das Buch geben muss?

Zudem k¨onnen Verben der Gruppen i. und ii. einen Nebensatz selegieren, welcher ein assertives Illokutionspotential besitzt (vgl. dazu vor allem Hooper/Thompson 1973 und Reis 1997 sowie Abschnitt 7.1). Im Deutschen k¨onnen solche assertiven Komplements¨atze unter Wegfall des Komplementierers die sonst auf Haupts¨atze beschr¨ankte V2-Stellung aufweisen, was im Zentrum von Teil II stehen wird:

(41) Maria hat gesagt, Peter fliegt diesen Sommer nach Japan.

Pr¨adikate der Gruppe iii., also semifaktive Verben, pr¨asupponieren typischerweise ihr Komplement. So wird mit der ¨Außerung von Satz (42-a) beispielsweise das Zu-treffen der Nebensatzproposition vorausgesetzt. Diese Inferenz bleibt auch erhalten, wenn der Matrixsatz wie in (42-b) negiert wird.

(42) a. Jenny hat erfahren, dass Evi die Schuhe gekauft hat.

b. Jenny hat noch nicht erfahren, dass Evi die Schuhe gekauft hat.

Evi hat die Schuhe gekauft.

Anders als faktive Verben verlieren semifaktive Verben jedoch ihre Faktivit¨at, wenn sie Teil eines Fragesatzes oder eines Konditionalsatzgef¨uges sind, wie u.a. Hooper/

Thompson (1973, 480) und Karttunen (1971) beobachten. Beispielsweise kann Jenny zu Evi, nachdem letztere den Schuhkauf dementiert hat, den folgenden Satz sagen, ohne dass der Komplementsatz hier als wahr pr¨asupponiert w¨urde (vgl. zum Pro-jektionsverhalten der unterschiedlichen Nebensatztypen auch Abschnitt 3.1).

(43) Sollte ich sp¨ater erfahren, dass du die Schuhe gekauft hast, gibt’s ’nen Mords¨arger.

Die Verbklassen iv. - v. schließlich geh¨oren zu den faktiven Verben, welche wie semifaktive Verben ihr Komplement pr¨asupponieren. Anders als bei semifaktiven Verben geht die Faktivit¨at dieser Verben aber auch in Frage- und Konditionalgef¨ugen nicht verloren, wie das folgende Beispiel illustriert. Auch in das Antezedens eines Konditionalsatzes eingebettet, ist das Zutreffen des Objektsatzes pr¨asupponiert.

(44) Sollte ich sp¨ater bereuen, dass ich die Schuhe gekauft habe, kann ich sie ja umtauschen.

Betrachten wir nun die einzelnen Verbklassen bezogen auf den diskurssemantischen Status des durch sie eingebetteten Satzes, beginnend mit Klasse i., den Sagenspr¨adi-katen. In dem folgenden Beispiel ist die Kl¨arung der Frage ?p = Ist Bier gesund?

nicht relevant f¨ur die Beantwortung von Q. Gem¨aß der Defition (25) nach Simons et al. (2011) dr¨uckt der Nebensatz demnach [−at-issue]-Inhalt aus, da die Kl¨arung von ?p zu keiner Reduktion der durch Q er¨offneten Alternativenmenge f¨uhrt. Es gilt folglich Fall ii. aus Definition (26), da #(Π/A) = n, und demnach geh¨ort der Komplementsatz zur Nebenstruktur. Wie zu erwarten, ist die ¨Außerung in diesem Kontext wohlgeformt.

(45) Q: Wer erz¨ahlt denn so einen Unsinn?

B: Homer hat gesagt, dass Bier gesund ist.

Dasselbe gilt nun auch f¨ur einen Kontext, in dem der Komplementsatz gem¨aß der Definition (25) Teil der Hauptstruktur ist, wohingegen der Hauptsatz [-at-issue]-Inhalt ausdr¨uckt. In Beispiel (46) tr¨agt ?p = Muss Marche heute l¨anger arbeiten?

zu der Beantwortung von Q bei.

(46) Q: Wo ist Marche?

B: Homer hat gesagt, dass sie heute l¨anger arbeiten muss.

In diesem Beispiel er¨offnet Q eine Menge an Alternativen, welche unterschiedliche Orte nennen, an denen Marche sein k¨onnte. Die Denotation des W-Worts ist in (47) abgebildet:

(47) [[ wo’ ]] = {im B¨uro, im Supermarkt, bei den Nachbarn}

Durch Kl¨arung von ?p wird diese Alternativenmenge nun bis auf ein Element redu-ziert, nach Higginbotham (1996) liegt demnach eine vollst¨andige Antwort vor, da

#(Π/A) = 1 (vgl. Fall i. in (26)). Demnach dr¨uckt der Komplementsatz in diesem Kontext [+at-issue]-Inhalt aus. Wie wir sehen, ist die ¨Außerung in diesem Kontext wohlgeformt, woraus wir schließen k¨onnen, dass die Komplemente von Sagenspr¨adi-katen Teil der Hauptstruktur sein k¨onnen. Auch wenn der Komplementsatz in diesem Kontext eine vollst¨andige Antwort bezogen auf Q ausdr¨uckt, ist jedoch zu beachten, dass er unter einem Sagenspr¨adikat eingebettet ist. Somit verpflichtet sich Sprecher B weniger stark auf das Zutreffen von p, als wenn p uneingebettet auftreten w¨urde.15 Ganz ¨ahnlich verh¨alt es sich mit durch Einstellungspr¨adikate eingebetteten S¨atzen, die ebenfalls je nach Kontext entweder zur Haupt- oder zur Nebenstruktur geh¨oren k¨onnen. In dem folgenden Beispiel liefert die eingebettete Proposition keine Antwort auf Q, da die Beantwortung der entsprechenden Frage ?p = Hat Marche Homer be-trogen? zu keiner Reduktion der durch Q er¨offneten Alternativenmenge f¨uhrt. Q wird in diesem Fall vielmehr durch die Gesamt¨außerung B’s beantwortet, nicht aber durch den Nebensatz alleine.

(48) Q: Warum ist Marche so traurig?

B: Homer glaubt, dass sie ihn betrogen hat.

15Ein Parameter, der in der vorliegenden Untersuchung unber¨ucksichtigt bleibt, betrifft die Posi-tion des Nebensatzes. Ist ein nicht-faktiver Komplementsatz topikalisiert wie in dem folgenden Beispiel, kann er nicht Tr¨ager der Hauptinformation sein:

(i) Q: Wo ist Marche?

B: #Dass sie heute l¨anger arbeiten muss, hat Homer gesagt.

Eine ¨ahnliche Beobachtung haben bereits Bartsch (1978) und Hartmann (1984) gemacht, die beide davon ausgehen, dass das Vorfeld im Deutschen die Position f¨ur das bereits eingef¨uhrte Thema ist. Im Folgenden werden nur nachgestellte Nebens¨atze untersucht.

Zudem k¨onnen die Komplemente von Einstellungspr¨adikaten genau wie Komple-ments¨atze von Sagenspr¨adikaten ohne ihren Bezugssatz Teil der Hauptstruktur sein wie in Kurzdialog(49).

(49) Q: Wo ist Marche?

B: Homer glaubt, dass sie heute l¨anger arbeiten muss.

Wir k¨onnen also festhalten, dass Verben der Gruppen i. und ii. ein Komplement selegieren, dass entweder Teil der Haupt- oder der Nebenstruktur sein kann.

Wie verhalten sich nun die Komplemente von semifaktiven Verben? Stellen wir uns vor, das folgende Frage-Antwort-Paar wird in einem Kontext ge¨außert, in dem es zum Common Ground geh¨ort, dass Bart Raucher ist. In diesem Fall geh¨ort der eingebettete Satz zur Nebenstruktur.

(50) Q: Was ist passiert?

B: Marche hat entdeckt, dass Bart raucht.

Bezogen auf die Frage, ob durch semifaktive Verben wie entdecken oder realisie-ren eingebettete S¨atze auch f¨ur die Beantwortung von Q relevante Informationen enthalten k¨onnen, herrschen in der Forschungsliteratur unterschiedliche Ansichten.

Simons et al. (2011, 10) f¨uhren das folgende Beispiel an, um zu zeigen, dass semifak-tive Komplements¨atze nicht [+at-issue] sein k¨onnen (Bewertung des Beispiels nach Simons et al. 2011, 10).

(51) Q: What’s the weather like?

B: #Bob realizes that it’s raining.

Allerdings wirkt die ¨Außerung deutlich besser, wenn der Satz etwas ver¨andert wird wie in(52):

(52) Q: Wie ist denn das Wetter?

B: Ach, Bob hat gerade aus dem Fenster geguckt und mit Missmut reali-siert, dass es mal wieder regnet.

Dass das Komplement eines semifaktiven Verbs ohne seinen Bezugssatz [+at-issue]-Inhalt ausdr¨ucken kann, zeigt sich noch deutlicher, wenn statt des Verbsrealisieren ein anderes semifaktives Verb verwendet wird. In dem folgenden Kurzdialog ist die Kl¨arung von ?p =Muss Marche heute l¨anger arbeiten? relevant bezogen auf Q und die Gesamt¨außerung wohlgeformt.

(53) Q: Wo ist denn Marche?

B: Homer hat gerade erfahren, dass sie heute l¨anger arbeiten muss.

Auch Simons (2007, 1035) geht davon aus, dass ein Verb wie to discover einen zur Kl¨arung von Q relevanten Nebensatz einbetten kann, und belegt dies mit dem

folgenden Beispiel:16

(54) Q: Where was Harriet yesterday?

B: Henry discovered that she had a job interview at Princeton.

Der Nebensatz ist im Sinne der Definition (25) eindeutig relevant bezogen auf Q, wohingegen der Matrixsatz nach Simons (2007, 1035) eine rein evidentiale Funkti-on aus¨ubt, indem er die Quelle der InformatiFunkti-on benennt. Nichtsdestotrotz ist die Außerung absolut wohlgeformt, woraus wir schließen k¨onnen, dass auch semifak-¨ tive Komplements¨atze ohne ihren Bezugssatz Tr¨ager von [+at-issue]-Inhalten sein k¨onnen.

Soweit k¨onnen wir festhalten, dass die Verben der Gruppen i., ii. und iii. Nebens¨atze einbetten, die entweder zur Haupt- oder zur Nebenstruktur geh¨oren. Wesentlich ist dabei der Kontext, der ¨uber den diskurssemantischen Status des eingebetteten Sat-zes entscheidet.

Kommen wir nun zu den Gruppen iv. und v., den faktiven Verben. In dem folgenden Beispiel ist der Inhalt des durch das Ber¨ucksichtigungspr¨adikatignorieren eingebet-teten Satzes nicht relevant bezogen auf die Kl¨arung von Q, da die Beantwortung von ?p = War Marche beim Friseur? zu keiner Reduktion des Alternativenraums von Q f¨uhrt, es gilt demnach #(Π/A) = n. Folglich geh¨ort der Komplementsatz zur Nebenstruktur und die ¨Außerung ist wohlgeformt.

(55) Q: Warum ist Marche beleidigt?

B: Homer ignoriert, dass sie beim Friseur war.

Wird der Kontext in Form von Q dagegen so manipuliert, dass der Inhalt des Kom-plementsatzes [+at-issue]-Inhalt ausdr¨uckt, w¨ahrend der Hauptsatz zur Nebenstruk-tur geh¨ort, resultiert das in einer nicht-wohlgeformten ¨Außerung:

(56) Q: Wo ist Marche?

B: #Homer ignoriert, dass sie beim Friseur ist.

Dies gilt auch f¨ur andere Ber¨ucksichtigungsverben, wie beispielsweise vernachl¨ assi-gen oderbeachten. In Beispiel (57) dr¨uckt in den ¨Außerungen B und B’ jeweils der Komplementsatz ohne seinen Bezugssatz die bezogen auf Q relevante Information aus, weswegen die ¨Außerungen in diesem Kontext nicht akzeptabel sind.

(57) Q: Wie ist denn das Wetter?

B: #Marche vernachl¨assigt, dass es regnet, und ist ohne Schirm aus dem

16Simons (2007, 1035) f¨uhrt dieses Beispiel allerdings als Beleg daf¨ur an, dass auch faktive Verben einen Nebensatz, der die Hauptaussage enth¨alt, selegieren k¨onnen. Dass es sich bei dem Verbto discover jedoch nicht um ein faktives, sondern um ein semifaktives Verb handelt, beweist das folgende Beispiel aus Hooper/Thompson (1973, 480). Wie f¨ur semifaktive Verben charakteris-tisch, wird die Faktivit¨at aufgehoben, wenn der Satz in ein Konditionalsatzgef¨uge eingebettet ist (vgl. auch Beispiel(43)und Karttunen 1971).

(i) If I discover later that I have not told the truth, I will confess it to everyone.

Haus gegangen.

B’:#Marche beachtet, dass es regnet, und hat sich einen Schirm eingepackt.

Die Beispiele zeigen, dass Komplements¨atze von Ber¨ucksichtigungsverben nicht da-zu geeignet sind, ohne ihren Beda-zugssatz [+at-issue]-Inhalt ausda-zudr¨ucken. Dasselbe gilt auch f¨ur die Komplemente von emotiven Verben. Ein Verb wie bereuen kann problemlos einen Satz einbetten, der f¨ur die Beantwortung der aktuellen Q nicht relevant ist:

(58) Q: Warum haben sich Peter und Maria wieder vers¨ohnt?

B: Sie bereut, dass sie ihn betrogen hat.

Dr¨uckt das sententiale Komplement eines emotiven Verbs dagegen [+at-issue]-Inhalt aus, ist die ¨Außerung nicht wohlgeformt, wie die S¨atze B und B’ in dem folgenden Beispiel zeigen:

(59) Q: Wo ist denn Homer?

B: #Marche bereut, dass sie ihn in den Kwik-E-Markt geschickt hat.

B’:#Marche nimmt ihm ¨ubel, dass er nach Las Vegas gefahren ist.

Es scheint, als w¨urden die faktiven Verben der Gruppen iv. und v. nur S¨atze se-legieren, die nicht dazu geeignet sind, ohne ihren Bezugssatz eine quaestiobezogen relevante Information auszudr¨ucken. Wird eine Lesart, in der der Nebensatz [+at-issue]-Inhalt ausdr¨uckt, erzwungen, resultiert dies in einem Akzeptabilit¨atsverlust der ¨Außerung.

Allerdings existieren auch F¨alle, die auf den ersten Blick dieser Beobachtung zu widersprechen scheinen. In den beiden folgenden Beispielen handelt es sich um fak-tive Komplements¨atze, welche die bezogen auf Q relevante Information ausdr¨ucken, dennoch sind die ¨Außerungen wohlgeformt:

(60) Q: Was ignoriert Homer?

B: (Er ignoriert,) dass Marche beim Friseur war.

(61) Q: Was bereut Marche?

B’: (Sie bereut,) dass sie Homer in den Kwik-E-Markt geschickt hat.

Muss die Aussage, dass faktive Komplements¨atze ohne ihren Bezugssatz nicht zum Ausdruck von [+at-issue]-Inhalt geeignet sind, revidiert werden? Das muss sie nicht.

In den beiden Beispielen oben dr¨uckt der jeweilige Nebensatz eindeutig eine bezogen auf Q relevante Information aus - entscheidend ist aber, dass der Nebensatz nur als Konstituente seines Matrixsatzes und nicht alleine Teil der Hauptstruktur ist. Der Matrixsatz kann in der jeweiligen Antwort in den Beispielen oben zwar weggelassen werden. In diesem Fall handelt es sich jedoch um elliptische Strukturen, die dadurch lizenziert sind, dass der ellidierte Matrixsatz bereits in der Frage enthalten ist. Folg-lich sind die Nebens¨atze in den Beispielen oben nicht alleine Tr¨ager der [+at-issue]-Information, sondern nur als Konstituenten zusammen mit ihrem Bezugssatz, wel-cher weggelassen werden kann. Da in diesem Kapitel jedoch gerade getestet werden

soll, welche Nebens¨atze ohne ihren Bezugssatz Tr¨ager von [+at-issue]-Information sein k¨onnen (vgl. dazu Abschnitt den letzten Absatz aus Abschnitt 2.2.1), bilden die Beispiele (60) und (61) keine Gegenbeispiele zu der weiter oben gemachten Be-obachtung, dass faktive Komplements¨atze nie alleine [+at-issue] sein k¨onnen. Daf¨ur spricht auch, dass faktive Komplements¨atze stets zentrale Eigenschaften von [-at-issue]-Inhalten aufweisen, worauf in Abschnitt3genauer eingegangen wird. Dass die Komplements¨atze in den Beispielen (60)und(61)nicht alleine [+at-issue] sind, l¨asst sich auch daran zeigen, dass die entsprechenden Entscheidungsfragen ?p =War Mar-che beim Friseur? bzw. Hat Marche Homer in den Kwik-E-Markt geschickt? nicht zur Kl¨arung der jeweiligen Frage Q beitragen.

Zusammenfassend k¨onnen wir festhalten, dass es f¨ur die diskurssemantische Funk-tion eines Komplementsatzes entscheidend ist, durch welches Verb er eingebettet ist. Handelt es sich um ein Br¨uckenverb der Klasse i. oder ii., so kann der Neben-satz je nach Kontext auch ohne seinen BezugsNeben-satz [+at-issue]-Inhalt ausdr¨ucken.

Dasselbe gilt f¨ur Nebens¨atze, die die Argumentforderung eines semifaktiven Verbs erf¨ullen. Faktive Komplements¨atze sind dagegen nicht dazu geeignet, ohne ihren Be-zugssatz eine relevante Information bezogen auf Q auszudr¨ucken und sind folglich gem¨aß der Definition (25) immer [-at-issue] (wobei sie nat¨urlich zusammen mit ih-rem Bezugssatz zur Hauptstruktur geh¨oren k¨onnen). Ob Komplements¨atze, die Teil der Nebenstruktur sind, eine N-UDQ beantworten, wie u.a. Beaver (2012), Holler (2005) und Onea (2013) bezogen auf appositive Relativs¨atze argumentieren (vgl.

dazu Abschnitt 2.1.2), muss an dieser Stelle offen bleiben.