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Ein zur Beschreibung des individuellen Potenzials älterer Menschen in der Alternsforschung oft gebrauchter Begriff ist der der Kompetenz. Hierunter werden im Allgemeinen die verschieden-sten körperlichen, sensorischen, kognitiven und sozialen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Be-wältigung des alltäglichen Lebens verstanden. Dazu zählen auch die als Umweltkompetenz be-zeichneten psychosozialen Fähigkeiten, die notwendig sind, um durch die Nutzung von Raum soziale Bedürfnisse zu befriedigen und Ansprüche durchzusetzen, wie es etwa bei dem Besuch eines Lokals oder einer Seniorentagesstätte geschieht.25 Kompetent zu altern bedeutet daher,

„Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln, den Alltag selbstständig zu meistern, für sich selbst zu sorgen – und auch für andere Menschen da zu sein.“26 Dabei können unterschiedliche Umweltgegebenheiten unterschiedliche Kompetenzen zur tatsächlichen Durchführung einer Aktivität erfordern.27

Die Kompetenzen eines älteren Menschen stehen im engen Zusammenhang mit seinen Mög-lichkeiten, ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben zu führen. Dies ist eine Eigenschaft, die auch von Senioren selbst für sehr wichtig erachtet wird, ohne dass Selbstständigkeit bedeuten muss, alles selbst erledigen zu können.28 Der Grad der Selbstständigkeit einer Person wird da-durch bestimmt, inwieweit die grundlegenden und die instrumentellen Aktivitäten des Alltags von ihr ausgeübt werden können. Zu den grundlegenden Alltagsaktivitäten (gebräuchliche Abkürzung: ADL für „Basic Activities of Daily Living“) zählen Tätigkeiten, die der Bewältigung der alltäglichen persönlichen und hauswirtschaftlichen Verrichtungen in der Wohnung dienen, also sensomotorische Fähigkeiten wie Sitzen, Aufstehen, Stehen, Gehen, Treppensteigen, sowie Aktivitäten der Körperpflege (sich waschen, anziehen usw.) und der eigenen Versorgung (Essen zubereiten und einnehmen usw.). Wie wichtig die ADL für ein selbstständiges Leben sind, wird auch dadurch deutlich, dass diese den Grad der Pflegebedürftigkeit zur Feststellung der Ansprüche aus der Pflegeversicherung bestimmen. Demgegenüber handelt es sich bei den instrumentellen Aktivitäten des Alltags (kurz: IADL für „Instrumental Activities of Daily Living“) um Tätigkeiten im öffentlichen Raum, die die eigene Mobilität außerhalb der Wohnung widerspiegeln, wie z. B. Einkaufen, Erledigungen und Besuche machen und die Nutzung von Verkehrsmitteln. Diese Art der Aktivitäten setzen neben der geistigen und motorischen Auseinandersetzung mit vielfältigeren Handlungssituationen als im Wohnbereich auch höhere soziale Kompetenz voraus, um sich in der außerhäuslichen Umwelt zurechtzufinden.29

Wesentlich für die Ausübung der IADL ist insbesondere die Mobilität. Hiermit werden in der Geographie sowohl alle möglichen als auch tatsächlich ausgeführten Aktivitäten und Ortsverän-derungen als Verlagerungen von Funktionsstandorten außerhalb des Haushalts bezeichnet, wobei als Bewegung bzw. Transport zwischen den verschiedenen Funktionsstandorten die Teilnahme am Verkehr zu Fuß oder mit einem Verkehrsmittel unumgänglich ist. Dabei gilt diejenige Person als mobiler, welche die Fähigkeit hat, möglichst viele verschiedene Ziele in möglichst kurzer Zeit

25 vgl. THOMAE 1991a, S. 213f.; WAHL 1992, S. 108; STENGER 1983a, S. 273 u. S. 332

Der Begriff der Kompetenz beinhaltet all die grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ein Handeln erst ermöglichen, und ist somit von der sog. Performanz zu unterscheiden, die das tatsächliche Handeln in einer Situation, also die konkrete Anwendung der Kompetenzen, beschreibt und die durch etwaige Motivations-, Situations- oder Umweltbarrieren beeinflusst wird (vgl. Ressourcen älterer und alter Menschen, S. 42).

26 LEHR 1996a, S. 2

27 vgl. FRIEDRICH 1995, S. 160

28 vgl. ASAM u. a. 1990, S. 33; SCHNEIDER 1988, S. 3

29 vgl. MEUSEL 1996, S. 122f. u. S. 129; KATZ 1983, S. 722ff.; BMFSFJ 1998, S. 26; FRIEDRICH 1995, S. 137

zu erreichen.30 Mobilität ist die zentrale Voraussetzung für die Wahrnehmung aller außerhäusli-chen Gelegenheiten, zu denen die Versorgung mit Gütern des alltägliaußerhäusli-chen Bedarfs, die gesund-heitliche Betreuung, die Pflege von Sozialkontakten und Kommunikation sowie Entspannung und Freizeitaktivitäten außerhalb der Wohnung (wie das Aufsuchen von Grünanlagen oder die Teilnahme an Kultur- und Sportaktivitäten) gehören. In jedem Lebensalter bildet Mobilität die Basis für soziale Integration und gesellschaftliche Beteiligung, sie erst ermöglicht das Erleben und die Nutzung des eigenen Lebensraumes und macht somit einen wichtigen Bestandteil der Lebensqualität aus.31 Dementsprechend positiv wird „mobil sein“ in der heutigen, durch Ar-beitsteilung, hohe Spezialisierung und zentralörtliche Organisation geprägten Gesellschaft emp-funden, wo fast alle nicht unmittelbar das Wohnen betreffende Tätigkeiten mit Wegen und Fahr-ten verbunden sind. Dabei ist indes nicht die Mobilität an sich positiv zu sehen, sondern vielmehr die durch sie realisierbaren Aktivitäten, erst recht, wenn näher liegende Möglichkeiten schwin-den. Weniger mobile Gruppen sehen sich in dieser Situation oft gezwungen, sich mit dem unzu-reichenden Angebot im Nahbereich zufrieden zu geben.32

Rekapituliert man die auf Mobilität basierenden außerhäuslichen Aufgabenbereiche, so wird deutlich, dass Mobilität gerade im Alter eine wesentliche Voraussetzung für die Aufrechterhal-tung eines selbstständigen Lebens darstellt; dies gilt insbesondere in peripheren und ländlichen Gebieten. Einkäufe, Arztbesuche oder der Besuch von Freunden können nur selbst geplant und in die Tat umgesetzt werden, wenn man bei den hierbei anfallenden Wegen nicht auf die Hilfe ande-rer angewiesen ist.33

Die drei Komponenten ADL, IADL und Mobilität zusammen sind ausschlaggebend für die Größe des Aktionsradius eines Menschen (siehe 2.5). In wie weit dieser persönliche Handlungs-raum im Alter kleiner wird, hängt neben der Entwicklung der Bedürfnisse vor allem vom Erhalt der körperlichen Leistungsfähigkeit ab. Hinsichtlich der Mobilität ist in erster Linie die Erhaltung der Gehfähigkeit entscheidend: Nur wer sich zu Fuß fortbewegen kann, ist auch in der Lage, die räumlich-sozialen Gelegenheiten der Nachbarschaft wahrzunehmen, beim Spaziergang eine städtische oder ländliche Umwelt zu erkunden und Sozialkontakte zu pflegen. So hat eine Ver-ringerung der Mobilität in der Regel auch eine Reduzierung der Lebenswelt, der Handelns- und Erlebensmöglichkeiten und oft auch des Wohlbefindens und der Zufriedenheit zur Folge, zumal sich dadurch Probleme hinsichtlich der Befriedung der Bedürfnisse nach Versorgung, Gesundheit und Kommunikation ergeben. Für den Erhalt der Selbstständigkeit gewinnt deshalb der Aspekt der Kompensation von im Laufe des Lebens eingetretenen Einbußen physischer, sensorischer, motorischer oder kognitiver Fähigkeiten (z. B. durch den Erwerb neuer Verhaltenstechniken oder durch den Einbau von Hilfsmitteln in der Wohnung) besonderes Gewicht.34

30 vgl. HEINE 1998, S. 30; LESER u. a. 1987, S. 409; HARTENSTEIN u. a.1993, S. 39

In der Literatur gibt es unterschiedliche Definitionen von Mobilität in Abhängigkeit von der Disziplin, die sich mit der Mobilität auseinandersetzt. In der Geographie steht speziell der räumliche Aspekt der Mobilität im Vordergrund.

31 vgl. FRIEDRICH 1995, S. 137; MOLLENKOPF u. a. 1996, S. 3; WZB 1996, S. 32f.; TOPP 1994, S. 488 (nach HEINE 1998, S. 26)

32 vgl. HEINE 1998, S. 25; HEUWINKEL 1981, S. 29; KUTTER 1993, S. 288; KUTTER 1973, S. 82

33 vgl. BMFSFJ 1996a, S. 11

34 vgl. MEUSEL 1996, S. 122f.; BMFSFJ 1998, S. 26;SAUP 1993, S. 67;FUHRICH 1994, S. 201; MOLLENKOPF u. a.

1996, S. 43

2 Forschungsmethodische Ansätze

Im Folgenden werden einige ausgewählte Forschungsansätze derjenigen Wissenschaften vorgestellt, die bei der Betrachtung des sozialen und räumlichen Verhaltens älterer Menschen wichtige Beiträge liefern. Im Rahmen dieser Arbeit werden sie benötigt, um sowohl die Lebenssituation älterer Menschen als auch ihr Verhalten besser verstehen zu können. Unter diesem Aspekt ist zunächst die Gerontologie als die Disziplin, bei der die Lebensphase „Alter“

im Mittelpunkt des Interesses steht, von Belang. Sie untersucht das Verhalten und die Bedürfnisse älterer Menschen sowie den Prozess des Alterns im Zusammenhang mit dem persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen und physischen Umfeld, mit dem Ziel, Vorgänge und Verhaltensweisen durch Theorien und Modelle zu beschreiben und zu erklären, um zukünftiges Verhalten voraussagen und unter Umständen (z. B. therapeutisch) verändern zu können.35 Da es sich beim Alternsprozess um einen komplexen, mehrdimensionalen Vorgang handelt, erfordert die gerontologische Forschung die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Fachwis-senschaften, allen voran Medizin, Psychologie und Soziologie; aber auch Anthropologie, Geo-graphie, Architektur, Stadtplanung, Freizeitforschung, Wirtschaftswissenschaften und Geschichte beschäftigen sich mit gerontologischen Fragestellungen und tragen dazu bei, das Altern als ein ganzheitliches Geschehen zu begreifen.36

Während sich beispielsweise in den USA die Wissenschaft – von den (im Verhältnis zu Deutschland) sozial schlecht abgesicherten Senioren aufmerksam gemacht – schon längst Alters-fragen angenommen hatte, wurde Gerontologie in Deutschland lange Zeit überhaupt nicht und später fast nur von medizinischer Seite, der Geriatrie, aus betrieben. Erst in den 50er Jahren be-gannen auch Angehörige anderer Disziplinen, sich mit Altersfragen zu befassen. Als Vorreiter auf diesem Gebiet sind vor allem der Kölner Soziologe OTTO BLUME und der Bonner Psychologe HANS THOMAE sowie dessen langjährige Assistentin URSULA LEHR, die sich Ende der 80er Jahre als Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit der politischen Umsetzung ge-rontologischer Erkenntnisse angenommen hat, zu nennen. Während in den 60er Jahren das Psy-chologische Institut der Universität Bonn, an dem THOMAE und LEHR tätig waren, noch das ein-zige in Deutschland war, an dem Alternsforschung betrieben wurde, wurde in den 70er und 80er Jahren die gerontologische Forschungsarbeit verstärkt, einige erste Lehrstühle eingerichtet und Institute gegründet. Der Auslöser für dieses zunehmende Forschungsinteresse war und ist gleichwohl keinesfalls die Ansicht, dass ältere Menschen prinzipiell eine Problemgruppe dar-stellen; das Engagement in diesem Forschungsbereich beruht vielmehr auf dem Versuch, einen Beitrag zum Wohlergehen älterer Menschen zu leisten. Indes wird die Notwendigkeit der wissen-schaftlichen Beschäftigung mit Altersfragen vor dem Hintergrund des demographischen und ge-sellschaftlichen Wandels (wachsender Seniorenanteil an der Gesamtbevölkerung, höhere Lebens-erwartung, längere Ausbildung, Auflösung der Großfamilie usw.) immer offensichtlicher, zumal es durch den Einfluss neu gewonnener gerontologischer Erkenntnisse möglich wird, die moderne Seniorenarbeit, Altenhilfe und Planung, auch unter Beteiligung der Senioren selbst, stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen und den vorhandenen Fähigkeiten älterer Menschen auszu -richten.37

35 vgl. FISCHER 1991, S. 425; ROMSA 1986, S. 208

36 vgl. FRIEDRICH 1995, S. 12; WIRSING 1993, S. 36; ROMSA 1986, S. 208 u. S. 221; NIPPER 1978, S. 293

37 vgl. LEHR 1999, S. 28; WIRSING 1993, S. 34; THOMAE 1991b, S. 323; KOCH 1976, S. 63; FISCHER 1991, S. 425;

BRAUN 1988, S. 91

Als bedeutendste interdisziplinäre Studie der letzten Jahre ist die Berliner Altersstudie (BASE [MAYER u. a.

1996]) zu nennen, die insbesondere die Lebenssituation Hochbetagter zu erforschen versucht.

Weitere relevante Beiträge zur Erforschung der räumlichen Dimension des Verhaltens älterer Menschen liefert die Sozialgeographie als diejenige Wissenschaft, die sich mit dem Raum als Rahmenbedingung für menschliches Handeln, aber auch als von Menschen gestaltete Umwelt auseinandersetzt und dabei sowohl Gründe und Wirkung der Beharrung von Menschen im Raum als auch ihre Bewegung im Raum (Aktion, Migration) untersucht.38 Den Ausgangspunkt sozial-geographischer Forschung bildet die Einsicht, dass menschliches Handeln stets in Raum und Zeit eingebunden ist. Um diese räumliche Dimension des Verhaltens zu untersuchen, werden von ihr Methoden aus Bereichen der Sozialwissenschaften übernommen, zumal sich diese selbst nur selten räumlicher Bezüge annehmen.39 Insbesondere bei den durch die allgemeine Zunahme der Freizeit und die städtebaulichen Fehlplanungen der 50er und 60er Jahre aufgetretenen Problemen versuchte die Sozialgeographie, durch die Erforschung der räumlichen Dimension von Lebens-qualität politisch und praktisch verwertbare Ergebnisse zu deren Verbesserung zu entwickeln.40 So vollzog sich unter Einfluss des sozialgeographischen Ansatzes etwa bei der Verortung von infrastrukturellen (oder auch kommerziellen) Angeboten ein Wandel von der angebotsbezogenen Sichtweise der CHRISTALLER’schen Zentrale-Orte-Theorie zu einer Orientierung an der Nachfra-geseite (was etwa dadurch deutlich wird, dass Richtwerte, durch die die Anzahl der Nutzer pro Einrichtung festgelegt wird, immer mehr durch solche abgelöst werden, die die maximale Ent-fernung eines Nutzers zu Einrichtungen angeben).41 Aus dem Blickwinkel der Sozialgeographie sind bei der Erforschung der räumlichen Aspekte menschlichen Handelns primär die Meso- und Makroebene des öffentlichen Raumes von Belang, also diejenigen Straßen, Plätze, Wohngebiete, Siedlungen und Regionen, die für den Alltag der Menschen von Bedeutung sind und innerhalb derer sich für die meisten Menschen ein Großteil der wichtigsten Lebensvollzüge abspielt. Den-noch wurde das räumliche Verhalten älterer Menschen erstaunlicherweise viele Jahre fast aus-schließlich unter dem Blickwinkel der Wohnmobilität (Migration, Segregation und Konzentra-tion) untersucht. Dabei wurde der Prozess des Alterns von den Geographen oft als exogen gegebenes Faktum hingenommen.42

Da umgekehrt auch die Gerontologie mit ihrer psychologisch ausgerichteten Betrachtung des Sozialverhaltens die räumliche Dimension des Alterns in ihrer Forschungsarbeit viele Jahre aus-geblendet hat, bestehen derzeit über die Wechselbeziehung zwischen räumlicher Umwelt und dem Wohlbefinden älterer Menschen noch deutliche Wissensdefizite. Dies stellt insbesondere für die Geographie eine (von WALTHER so bezeichnete) „gerontologische Herausforderung“ dar, sich stärker mit Alternsfragen zu befassen. Der aus dieser Aufgabenstellung resultierende, Geographie und Gerontologie verknüpfende Forschungszweig, der sich mit der Beziehung zwischen Umwelt und Alter auseinandersetzt, wird von ROWLES (1986) passenderweise „Geography of Ageing“

genannt. Allgemein treten hierfür jedoch vielerlei Bezeichnungen in Verbindung mit dem aus dem Griechischen entlehnten Wort „Ökologie“ (die Wissenschaft von den Beziehungen der Lebewesen zu ihrer Umwelt) auf, bei denen der Zusammenhang mit geographischen Frage-stellungen jedoch nicht so offensichtlich wird. Im Deutschen sind die Begriffe Ökologische Gerontologie oder Gerontoökologie gebräuchlich.43

38 vgl. FRIEDRICH 1994, S. 241; JÜRGENS 1993, S. 30

39 vgl. FRIEDRICH 1992, S. 122; FRIEDRICH 1995, S. 15ff.

40 vgl. HÜLSDÜNKER 1982, S. 4

Zugunsten der planerischen Anwendbarkeit vernachlässigt die Sozialgeographie, anders als etwa die Psychologie, oft die Individualität der Einzelschicksale und liefert aggregierte Ergebnisse (vgl. JÜRGENS 1993, S. 31).

41 vgl. HOFMEISTER 1993, S. 95

42 vgl. FRIEDRICH 1994, S. 241; SCHAMP 1994, S. 195

43 vgl. BREUER u. a. 1991, S. 169; JÜRGENS 1993, S. 30; WALTHER 1991a, S. I; FRIEDRICH 1995, S. 12

In den angelsächsischen Ländern hat die Erforschung der räumlichen Komponente des Alterns bereits länger ei-nen festen Platz in der Altersforschung. Es ist jedoch nicht geklärt, inwieweit die Ergebnisse der

angelsächsi-2.1 Motivation und Bedürfnisse

Als auslösendes und auch steuerndes Element des Verhaltens ist zunächst die Motivation eines Menschen von Interesse, da aus der Kenntnis der Beweggründe eines Menschen dessen Verhalten besser verstanden werden kann. Den Ausgangspunkt jeglicher Motivation bildet allgemein die Befriedigung von angeborenen oder im Laufe des Sozialisationsprozesses erworbenen Bedürf nis-sen. Nach ABRAHAM H. MASLOW können dementsprechend die verschiedenen Motive mensch-lichen Handelns fünf hierarchisch aufgebauten Gruppen menschlicher Bedürfnisse zugeordnet werden (Abb. 2.1), wobei zwischen der Mangelmotivation als einem Bedürfnis Mangelerscheinun-gen hervorruft, die allein durch die Be-dürfnisbefriedigung beseitigt werden können. Je höher ein Bedürfnis inner-halb der Hierarchie steht, desto später ist es im Laufe der Evolution aufgetre-ten und desto charakteristischer ist es für den Menschen. Bevor Bedürfnisse einer höheren Hie-rarchiestufe befriedigt werden können, muss dies zunächst bei allen darunterliegenden Bedürfnissen geschehen sein. Die niederen Bedürfnisse sind für das Überleben am wichtigsten und daher die stärksten; sie müssen dringender erfüllt werden. Höhere Bedürfnisse rufen zwar nicht so bald und auch nicht so starke Mangelerscheinungen hervor, so dass ihre Befriedigung eine gewisse Zeit lang aufgeschoben werden kann, doch auch sie sind für das Überleben wichtig.

Darüber hinaus ist die Befriedigung höherer Bedürfnisse komplexer als die niederer Bedürfnisse, da hierfür kompliziertere Verhaltensweisen und Ziele herausgebildet werden sowie günstige Umweltbedingungen (z. B. Handlungsfreiheit) vorliegen müssen.44