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Unter dem in 4.6 beschriebenen Aspekt der Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit ist leicht zu verstehen, dass die Lebensqualität im Alter auch durch die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, die sich älteren Menschen bieten, bedingt wird. Eng verbunden mit der Gestaltung der Frei -zeit ist sowohl die Bildung als auch die Erholung, welche zur Erhaltung der Gesundheit als einer der wichtigsten Voraussetzungen für ein erfülltes Altern beiträgt. Dementsprechend gehören zur Freizeitgestaltung gesellige und unterhaltende Veranstaltungen, die den Sozialkontakten zugute kommen, ebenso wie kreative Tätigkeiten, Bewegung und Aktivitäten, die den Informationsstand und die Kenntnisse erweitern. Die Ausübung von Freizeitaktivitäten trägt darüber hinaus zur Strukturierung des Tagesablaufs bei.244

Welchen Freizeitaktivitäten im einzelnen nachgegangen wird, hängt zweifelsohne in erster Linie mit den individuellen Neigungen und Interessen zusammen. Eine grundlegende Vorausset-zung stellt allerdings die Ausstattung des Lebensraumes mit den entsprechenden Freizeitmög-lichkeiten dar, wobei sich der Lebensraum vom eigenen Haushalt über das nahe Umfeld bis hin zum kommunalen Bereich erstreckt. Ältere Menschen nutzen indes bei ihrer Freizeitgestaltung neben den eigens an sie gerichteten Angeboten auch alle anderen entsprechenden Möglichkeiten.

Insofern muss nicht nur bei der Planung spezifischer Angebote, sondern auch bei allen übrigen Freizeiteinrichtungen die Nutzung durch ältere Menschen vorgesehen und ermöglicht werden, wie es auch in den Richtlinien zum Bundesaltenplan gefordert wird.245

Eine bedeutende Stellung als Freizeitort älterer Menschen kommt allerdings zunächst ihrer eigenen Wohnung zu, erst recht, wenn körperliche Beeinträchtigungen Außerhausaktivitäten er-schweren. Gerontologischen Untersuchungen zufolge pflegen ältere Menschen dort intensiven Medienkonsum. Außerhäusliche Aktivitäten wie Spaziergänge oder Besuche werden meist nur innerhalb des Wohnquartiers oder näheren Umfeldes, das zu Fuß in maximal einer halben Stunde erreicht werden kann, ausgeübt.246

Solche Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses werden jedoch häufig mit zunehmendem Lebensalter eingeschränkt und verlieren auch für das Selbstbewusstsein der älteren Menschen an Bedeutung. Wenigstens manchmal am öffentlichen Leben teilzunehmen und Kontakte zu anderen Menschen zu haben, genügt den meisten Senioren, von denen fast zwei Drittel mit ihrer Freizeit hochzufrieden sind. Demgegenüber bleibt der Stellenwert der zu Hause ausgeübten Aktivitäten über die Jahre konstant oder nimmt sogar zu.247 Doch obwohl diese Ab- bzw. Zunahme der Häu-figkeiten bestimmter Freizeitaktivitäten im Laufe des Lebens bei verschiedenen Untersuchungen beobachtet wurden, kann das kalendarische Lebensalter an sich abermals nicht als alleiniger An-haltspunkt für das Freizeitverhalten gewertet werden; erst in Verbindung mit anderen, etwa so-ziologischen oder psychologischen, Einflüssen macht sich das Alter bemerkbar.248

Zweifelsohne bleibt eine Verringerung der Freizeitaktivitäten im Zusammenhang mit merkli-chen gesundheitlimerkli-chen Beeinträchtigungen nicht aus. Hier wirken sich vor allem Geh- und andere, die Mobilität einschränkende Beschwerden, aber auch Seh- oder Hörschwächen sowie Herzprobleme oder Inkontinenz negativ aus.249 Doch wie auch schon in 4.3.2 angesprochen, ist für die Verringerung der Aktivitäten weit häufiger die subjektive Einschätzung der Gesundheit

244 vgl. Nds. Sozialministerium 1993, S. 77; Nomenklatur der Altenhilfe, S. 24f.

245 vgl. BMFSFJ 1997c, S. 19; KRÜGER 1982a, S. 58; TOKARSKI 1991, S. 166; SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 33

246 vgl. SAUP 1993, S. 97; KOCH 1976, S. 45; SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 28; TOKARSKI u. a. 1985 (nach SAUP 1993, S. 97); ROMSA 1986, S. 214

247 vgl. ASAM u. a. 1990, S. 128 u. S. 138f.; NESTMANN 1988, S. 88; Deutscher Bundestag 1994, S. 389; Stat.

Bundesamt 1995a, S. 538; KLUCZKA u. a. 1981, S. 187; ROSENMAYR u. a. 1978, S. 104; FREUND 1995, S. 152

248 vgl. SCHMITZ-SCHERZER 1974, S. 73f.

249 vgl.BALTES u. a. 1996, S. 531f.; JÜRGENS 1993, S. 50; ZEMAN 1983b, S. 180; SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 85

ausschlaggebend als eine objektive medizinische Diagnose. So sind ältere Menschen, die von ge-sundheitlichen Belastungen berichten, generell weniger aktiv in ihrer Freizeit.250 Dies konnte auch bei den befragten Senioren insofern festgestellt werden, als diejenigen mit großen Geh-beschwerden nicht nur zu einem deutlich geringeren Prozentsatz Aktivitäten wie den Besuch von Theater, Konzert, Tanz- und Sportveranstaltungen oder Freunden ausübten, sondern darüber hin-aus auch öfter angaben, nie die lokale Tageszeitung zu lesen.

Außer gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind als Barrieren, die sich beschränkend auf außerhäusliche Freizeitaktivitäten auswirken, zu überwindende Treppen, unfreundliche physische und soziale Atmosphäre der Umgebung, Lärm, Verschmutzung sowie zu große Entfernungen und ungünstige Verkehrssituationen sowohl am Wohnort des Senioren als auch am Zielort seiner Aktivität zu nennen. Darüber hinaus spielt bei Aktivitäten, die abends stattfinden, wie etwa kul-turelle Veranstaltungen, die in 4.7 beschriebene Angst älterer Menschen, im Dunkeln unterwegs zu sein, eine große Rolle.251

Gerade in ländlichen Regionen bestehen in Bezug auf die Erreichbarkeit große Defizite. Zum einen gestalten sich dort die Verkehrsanbindungen beispielsweise durch den ÖPNV meist nur wenig befriedigend (siehe 5.6.2). Zum anderen besteht dort zunehmend ein Mangel an Freizeit-angeboten, insbesondere an solchen, die den gegebenenfalls abnehmenden Kräften älterer Men-schen Rechnung tragen und die in der Stadt meist vielfältig zur Verfügung stehen. Dabei beste-hen generell Unterschiede zwiscbeste-hen den ländlicbeste-hen Freizeitangeboten, die vorwiegend durch aktive Teilnahme und Mitwirkung eines großen Teils der Bevölkerung gekennzeichnet sind („Aktiv-Kultur“), und den städtischen, die oftmals auf Konsum ausgelegt sind („Passiv-Kultur“).252

4.8.1 Die Interessen der Senioren

In Übereinstimmung mit der in 2.2 dargestellten Kontinuitätstheorie haben die Interessen älterer Menschen hinsichtlich der Gestaltung ihrer Freizeit starke biographische Bezüge und entstehen nur in Einzelfällen im Seniorenalter wirklich neu. Aktivitäten, denen bereits vorher nachgegan-gen wurde oder von denen schon früher geträumt wurde, werden im Alter wieder aufgegriffen oder weitergeführt. Dem individuellen Freizeitstil kann es somit auch entsprechen, seine Zeit scheinbar primitiv nur mit Fernsehen und Kaffeetrinken zu verbringen. Wichtig ist, dass der ein-zelne Mensch mit seiner Freizeit zufrieden ist.253

Wie bereits bemerkt, wird den meisten Freizeitaktivitäten innerhalb der Wohnung nachgegan-gen. Demgemäß gehört der Medienkonsum zu den häufigsten Beschäftigungen fast aller älteren Menschen, ebenso die Arbeit im häuslichen Garten. Nicht ganz so oft werden von einem Großteil der älteren Menschen Kontakte zu Verwandten, Freunden und Bekannten gepflegt (siehe 4.4.1), wobei es sich meist um Besuche außerhalb der eigenen Wohnung handelt. Auch Spaziergänge haben einen hohen Stellenwert. Sportliche Aktivitäten, zu denen auch der Tanz zu rechnen ist, sind für etwa ein Drittel der Senioren wichtig in ihrer Freizeit. Großer Beliebtheit erfreuen sich überdies Ausflüge und Reisen, auch wenn diese sicherlich nicht so häufig unternommen werden.

Andere Außerhausaktivitäten wie der Besuch von Kultur-, Bildungs- oder Unterhaltungsveran-staltungen werden höchstens gelegentlich, in vielen Fällen aber nie von alten Menschen wahrge-nommen. Ebenso selten ist die aktive Mitarbeit in Vereinen, ehrenamtliche oder politische Tätig-keiten. Zu den Aktivitäten, die von einem Großteil der Senioren auch im höheren Alter unternommen werden, gehört der Besuch von Restaurants und Gaststätten verschiedenster Art.

250 vgl. SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 76f.

251 vgl. ROMSA 1986, S. 215; DIECK 1979, S. 65; SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 81; FLASCHENTRÄGER 1993, S. 105

252 vgl. HENKEL 1995, S. 248f.; HAINDL 1988, S. 42f.

253 vgl. ROSENMAYR u. a. 1978, S. 105; SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 92; TOKARSKI 1991, S. 165

Einige ältere Menschen vertreiben sich ihre Zeit mit Hobbys oder Spielen. Festzuhalten bleibt, dass häufig ausgeübte Aktivitäten überwiegend in der Wohnung oder im Garten stattfinden, während Außenaktivitäten meist nur gelegentlich durchgeführt werden.254

Wie sich alles in allem die Freizeit der befragten Senioren gestaltet, ist Abb. 4.9 zu entneh-men. Zu den am häufigsten genannten Unternehmungen zählt mit 73,6 % aller Probanden der Be-such von Freunden. Darüber hinaus wurden von mehr als der Hälfte der Probanden außer dem

Besuch des Seniorenkreises auch noch andere Veranstaltungen, wie Sport (13,0 %), Tanz (8,1 %), Theater (6,7 %), Konzerte (3,2 %), Museen (2,1 %) und, wenn auch nur sehr selten, Kinos (0,4 %) mindestens einmal im Monat aufgesucht. Ansonsten wurden noch die Mitarbeit in unterschied-lichen Vereinen und Organisationen (u. a. Kirchen, Gewerkschaften), Kegeln, Singen, der Besuch von Altentagesstätten, Veranstaltungen in der Braunschweiger Stadthalle, Sprachkurse, Ausstel-lungen, Vorträge, Spiele, Handarbeiten, Basteln, Gaststättenbesuche, Camping, und Wandern ge-nannt.

Die nach Altersgruppen differenzierte Betrachtung zeigt erneut deutlich die bereits oben ange-sprochene Abnahme der Aktivitäten mit zunehmendem Alter. Dies trifft insbesondere auf solche Aktivitäten zu, die mit körperlichem Einsatz einhergehen, also auf Sport und Tanz. Dies unter-streicht den eigentlichen Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand: Bei größer werdenden Gehbeschwerden wird weniger Aktivitäten nachgegangen, vor allem der Besuch „anderer Veran-staltungen“ nimmt ab. Demgegenüber geht der Anteil der Senioren, die ihre Freunde besuchen, nur gering zurück und bleibt auch bei den Probanden, denen das Gehen sehr schwer fällt, mit über 70 % auf hohem Niveau (siehe 4.4.1).

Allgemein zeigen Vergleiche mit den Freizeitbeschäftigungen jüngerer Altersgruppen jedoch, dass nicht generell alle Aktivitäten mit steigendem Lebensalter kontinuierlich abnehmen, sondern einige im jüngeren Seniorenalter erst verstärkt betrieben werden. Dies trifft neben dem Medienkonsum auch auf Handarbeiten und Heimwerken, Spaziergänge und Wandern zu, die von mehr 60-jährigen und älteren Menschen ausgeübt werden als im Mittel aller Altersgruppen.255

254 vgl. BMFSFJ 1998, S. 27; BALTES u. a. 1996, S. 532, Tab. 4; TOKARSKI 1991, S. 163f.; AGRICOLA 1995, S. 18;

SCHMITZ-SCHERZER 1988, S. 154 (nach SCHULERI-HARTJE 1992, S. 42f.)

255 vgl. BpB 1998, S. 4

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%

sonstiges Kino Museen Konzerte Theater Tanz Sportstätten andere Veranstaltungen Vereinsmitgliedschaft Freunde besuchen regelmäßig Zeitunglesen

unter 65 Jahre 65 - 74 Jahre 75 - 79 Jahre 80 Jahre und älter



||||



||||



darunter mind. einmal im Monat

Abb. 4.9: Die Freizeitaktivitäten der Probanden nach Altersgruppen

Eine nach früheren Berufsgruppen differenzierte Betrachtung der selbst erhobenen Daten zeigt, dass besonders Beamte (71,9 %) Freizeitveranstaltungen wie Theater, Konzerte, Museen usw. gerne besuchen. Deutlich seltener trifft dies auf Selbstständige und Angestellte mit jeweils etwa 60 % zu, und nur weniger als die Hälfte der Arbeiter und der Hausfrauen (je etwa 45 %) zeigten Interesse an derartigen Veranstaltungen. Hinsichtlich des Familienstandes fiel weiterhin auf, dass verwitwete deutlich seltener Freizeitveranstaltungen aufsuchten als die anderen Proban -den, von denen die geschiedenen besonders aktiv in ihrer Freizeit waren.

Oft gestaltet sich die Freizeit im Ruhestand auch anders, als sich dies noch Berufstätige vor-stellen. So ergab eine Untersuchung, bei der Berufstätige gefragt wurden, was sie als Rentner gerne machen würden, dass die Betätigung in Haus und Garten sowie die Familie in der wirk-lichen Freizeitgestaltung ein größere Rolle spielen als bei den Wünschen, während kreative, kul-turelle und sportliche Freizeitaktivitäten wesentlich seltener in die Tat umgesetzt werden.256

Auf die tatsächliche Ausübung einiger bereits angesprochener Freizeitaktivitäten, denen auch in vielen Seniorenkreisen nachgegangen werden kann, wird im Folgenden näher eingegangen.

4.8.2 Mediennutzung

Unter den Begriff der Mediennutzung fallen das Fernsehen, das Radio und Musik hören sowie das Lesen von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen. (Auch der Computer, durch den z. B. das Internet zugänglich wird, ist zu den Medien zu rechnen; seine Nutzung wird jedoch erst bei zu-künftigen Seniorengenerationen von Bedeutung sein.) Das Fernsehen, mit dem sich über 90 % der Bundesbürger mehrmals in der Woche in ihrer Freizeit beschäftigen, nimmt hierunter den er-sten Rang ein, der im höheren Lebensalter noch ausgebaut wird (mehr als 95 %). Ebenfalls sehr beliebt ist das Lesen von Zeitungen, das von den über 60-Jährigen noch häufiger als von der Ge-samtheit der Bundesbürger gepflegt wird. Demgegenüber werden Bücher im Seniorenalter immer seltener gelesen. Lesen hat bei älteren Menschen also primär etwas mit Zeitungslesen zu tun, wofür mit durchschnittlich 40 (Frauen) bis 55 (Männer) Minuten am Tag mehr Zeit als von jüngeren Altersgruppen aufgewandt wird.257

Auch von den befragten Seniorenkreisbesuchern las ein Großteil (80,7 %) regelmäßig die ört-liche Tageszeitung. Immerhin gelegentlich wurde sie von 10,4 % der Befragten gelesen, nur 5,2 % gaben an, sie nie zu lesen. Männliche Probanden lasen mit 87,8 % die Zeitung deutlich regel-mäßiger als weibliche (79,9 %), die dafür häufiger zu den gelegentlichen Zeitungslesern gehör-ten. Auch der frühere Beruf hatte offenbar Auswirkungen auf das Leseverhalten: Während Be-amte mit 95,3 % besonders oft zu den regelmäßigen Zeitungslesern gehörten (gefolgt von Selbstständigen, Angestellten und Hausfrauen), traf dies auf Arbeiter mit 81,9 % deutlich seltener zu. Weniger Einfluss hatte das Alter der Probanden auf ihre Lesegewohnheiten (Abb. 4.9). Erst bei den Hochbetagten verringerte sich der Anteil der regelmäßigen und auch der gelegentlichen Zeitungsleser zugunsten derer, die nie die Tageszeitung lesen (7,4 % der 80-Jährigen und Älteren gegenüber nur 4,4 % bei den jüngeren Probanden).258 Unterschiede im Leseverhalten ergaben sich ferner zwischen den Peiner und den Braunschweiger Seniorenkreisbesuchern, von denen Erstere zu 82,7 % (gegenüber 79,1 %) regelmäßig die jeweilige Tageszeitung lasen.259

256 vgl. FELSCHER u. a. 1995, S. 45, Übersicht 4.6

257 vgl. BpB 1998, S. 4; BLASCHKE u. a. 1982c, S. 118; Stat. Bundesamt 1995c, S. 34

258 Ähnliche Zahlen über die Nutzer von Tageszeitungen werden auch vom Institut für Demoskopie Allensbach (1993, S. 43) angegeben.

259 vgl. Stadt BS 1986a, S. 69

Im Vergleich zu den 1986 im Altenplan der Stadt Braunschweig angegebenen Prozentsätzen haben sich die dort bei dieser Erhebung ermittelten nur geringfügig verändert, während die örtliche Tageszeitung 1971 in Braunschweig noch von mehr älteren Menschen regelmäßig gelesen wurde.

4.8.3 Bildungsveranstaltungen

Das intensiv betriebene Studium der Tageszeitung lässt ein gewisses Bildungsinteresse älterer Menschen erkennen. Allerdings ist das Interesse an Bildungsangeboten wie Vorträgen und kurso-rischen Veranstaltungen bei Senioren meist recht gering, erst recht, wenn die Grenze zur Hochalt-rigkeit überschritten wurde.260 Dennoch sind Bildungsangebote u. a. in Hinblick auf die Erhal-tung der geistigen LeisErhal-tungsfähigkeit und der Stärkung der Fähigkeit älterer Menschen zur gesellschaftlichen und politischen Teilhabe von Bedeutung und können auch von Senioren durchaus noch in Anspruch genommen werden, da ältere Menschen nicht schlechter, sondern le-diglich anders lernen. So sollten zwar prinzipiell alle Veranstaltungen der Erwachsenenbildung ältere Menschen nicht ausschließen, zumal dort auch generationsübergreifende Kontakte ge-knüpft werden können; besonders geeignet sind jedoch spezifische Angebote, die dem veränder-ten Lernverhalveränder-ten alter Menschen durch ihnen angemessene Methoden Rechnung tragen. Anbie-ter solcher Bildungsveranstaltungen sind somit sowohl Träger der Erwachsenenbildung wie Bildungswerke und Volkshochschulen als auch Einrichtungen der Altenhilfe wie Altentagesstät-ten oder Seniorenkreise, oft findet auch eine Zusammenarbeit zwischen diesen statt.261

Obwohl gegenwärtig nur eine Minderheit der älteren Menschen zu den Nutzern von Bildungs -angeboten zählt, kann hieraus jedoch nicht auf ein generelles Desinteresse geschlossen werden.

Da sich die in früheren Lebensjahren erworbenen Bildung auf die Motivation für Weiterbildung im Alter auswirkt und das Schul- und Ausbildungsniveau seit der Jahrhundertwende deutlich ge-stiegen ist (vor allem die weibliche Bevölkerung hat eine zunehmend bessere Ausbildung genos-sen), ist zukünftig mit einer steigenden Nachfrage nach Bildungsangeboten durch ältere Men-schen zu rechnen.262

4.8.4 Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen

Der Besuch von kulturellen und unterhaltenden Veranstaltungen wie Theatervorstellungen, Konzerten oder Kinovorführungen spielt bei der (alltäglichen) Freizeitgestaltung nicht nur älterer Menschen eine eher untergeordnete Rolle. Wird dennoch derartigen Freizeitaktivitäten nachge-gangen, so tun dies in erster Linie jüngere Senioren, von den Betagten und Hochbetagten besu-chen nicht einmal halb so viele solche Veranstaltungen.263 Dabei wird der Besuch von Kulturver-anstaltungen selten von älteren Menschen alleine unternommen, sondern meist mit der Pflege (wichtiger) Sozialkontakte verbunden.264

Ein Hindernis für die Realisierung derartiger Aktivitäten stellt vielfach die Erreichbarkeit der Veranstaltungsorte dar, die meist in den Innenstädten der Mittel- und Oberzentren gelegen sind.

Schon am Stadtrand wohnenden älteren Menschen ist es somit nur schwer möglich, zu den Ver-anstaltungsorten zu gelangen. Dies gilt erst recht für mobilitätsbehinderte Senioren und die älte-ren Bewohner peripherer ländlicher Gebiete, die angesichts einer oft unzureichenden Anbindung an den ÖPNV (siehe 5.6.2) auf einen privaten Pkw angewiesen sind.265

260 vgl. BALTES u. a. 1996, S. 532, Tab. 4; Stat. Bundesamt 1992, S. 169

261 vgl. Nomenklatur der Altenhilfe, S. 22f.; Stadt BS 1986b, S. 63f.; BAUER-SÖLLNER 1994, S. 71ff.; SCHULERI -HARTJE 1992, S. 57; LOHMANN 1991, S. 19

Seniorenkreise eigenen sich recht gut als Ort für Bildungsveranstaltungen, da sich die gewohnte Umgebung entlastend auf die Lernsituation auswirkt und ältere Menschen im Rahmen einer bestimmten Sicherheit Neues besser bewältigen können (vgl. ROSENMAYR u. a. 1978, S. 151).

262 vgl. BMFSFJ 1998, S. 27; BAUER-SÖLLNER 1994, S. 70; Ressourcen älterer und alter Menschen, S. 53;

SCHULERI-HARTJE 1992, S. 27f.; Deutscher Bundestag 1994, S. 474

263 vgl. SCHULERI-HARTJE 1992, S. 44; BpB 1998, S. 4; BALTES u. a. 1996, S. 532, Tab. 4; IES 1994, S. 29

264 vgl. SCHMITZ-SCHERZER 1975, S. 38

265 vgl. GRÜßEN u. a. 1992, S. 38; NESTMANN 1988, S. 86; KOCH 1976, S. 45; IES 1994, S. 130; BRETTSCHNEIDER u. a. 1988, S. 101

Der große Einfluss, den die Erreichbarkeit auf diese Freizeitaktivitäten ausübt, spiegelt sich auch in den Ergebnissen dieser Erhebung wieder, da die Besitzer eines eigenen Autos weit häufi-ger solche Veranstaltungen besuchten als nicht motorisierte Probanden; bei diesen wirkte sich wiederum die Existenz einer Fahrgelegenheit positiv aus. Aufgrund der besseren Erreichbarkeit der Veranstaltungsorte handelte es sich zudem bei den Besuchern von Konzerten oder Kinos vor -wiegend um Braunschweiger Probanden. Dies scheint auch in Anbetracht der in Braunschweig mit 29,5 Theater- und Kinoplätzen je 1.000 Einwohner deutlich über dem Peiner Wert mit nur 10,6 Plätzen liegenden Ausstattungspotenzial nicht ungewöhnlich.266 Trotzdem bildete hier das Theater eine Ausnahme, da es von den Peiner Seniorenkreisbesuchern öfter als von den Braun-schweigern genutzt wurde. Ausschlaggebend hierfür sind die Angebote des 1976 gegründeten Peiner Kulturrings, der im Peiner Stadttheater eine Seniorenreihe veranstaltet, deren Programm der Leitung der Seniorenkreise regelmäßig zugesandt wird. Die Beliebtheit dieser Veranstaltun-gen, die meist in den von Senioren bevorzugten Nachmittagsstunden stattfinden (siehe 4.6), be-ruht nach Ansicht des Kulturringes zum einen auf der Vielfalt des Gebotenen, zum anderen da-rauf, dass der umfangreiche Buseinsatz einen bequemen Ausflug in die Kreisstadt ermöglicht, wobei der moderate Eintrittspreis bereits alle Kosten für die Busfahrt und auch die Garderobe enthält.267

Ebenfalls zum Bereich Kultur zu rechnen ist der Besuch eines Museums. Die gesamte Region Braunschweig ist mit derartigen Einrichtungen, die von dem international bedeutendem Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig bis hin zu diversen Stadt- und Heimatmuseen reichen, recht gut ausgestattet. Gleichwohl werden Museen von den Peiner Probanden noch seltener auf-gesucht als dies die Braunschweiger tun. Während Letztere zu immerhin 19,3 % angaben, über-haupt in ein Museum zu gehen, taten dies nur 9,4 % der Peiner Probanden.

4.8.5 Reisen und Ausflüge

Eine weitere beliebte Freizeitaktivität, die allerdings im Alltag älterer wie jüngerer Menschen weniger von Belang ist, ist das Reisen, das neben Abwechslung und Erholung auch Sozialkon-takte bietet und in seiner Bedeutung auch für ältere Menschen nicht zu unterschätzen ist.268 An-ders als jüngere Altersgruppen bevorzugen ältere Menschen kürzere Inlandsreisen und verreisen statt dessen lieber öfter im Jahr. Die Reiseintensität der Senioren liegt niedriger als in der Gesamtbevölkerung, und nur relativ wenige verreisen länger als fünf Tage. Wie schon bei den ande -ren Freizeitaktivitäten ist auch beim Reisen mit dem Alter eine deutliche Abnahme sowohl in Bezug auf die Dauer als auch die Häufigkeit der Unternehmungen zu erkennen.269 Als Begrün-dung für das Unterlassen von Reisen geben ältere Menschen vor allem gesundheitliche Gründe an, während bei jüngeren Altersgruppen finanzielle Gründe überwiegen. Spezielle Seniorenreise-angebote wie (gegebenenfalls ärztlich betreute) Seniorengruppenreisen, können dann dazu bei-tragen, über gesundheitliche Einschränkungen hinwegzuhelfen. Mehrtägigen Gruppenreisen mit dem Seniorenkreis kommt daher eine besondere Bedeutung zu, da bei Altenfahrten auch diejeni-gen angesprochen werden, die Hemmundiejeni-gen haben, sich unbekannten Gruppen anzuschließen.270

266 vgl. BfLR 1995, S. 175ff.

In Niedersachsen kommen Ende 1991 insgesamt 10,8 Plätze auf 1.000 Einwohner.

267 Vor der Gründung des Peiner Kulturringes fuhren beispielsweise die Seniorenkreise aus Wendeburg ab und zu zum Theaterbesuch nach Braunschweig. Da das Braunschweiger Programm mit zahlreichen Opern jedoch nicht immer auf breites Interesse bei den Senioren gestoßen ist, waren die relativen Kosten für die Busfahrt nach Braunschweig oft zu hoch. Das Programm des Kulturringes, das aus Gastspielen besteht, enthält mehr Operetten und trifft somit mehr eher den Geschmack der Wendeburger Senioren.

268 vgl. LOHMANN 1991, S. 19; TOKARSKI 1991, S. 166; BAUER-SÖLLNER 1994, S. 77; SCHULERI-HARTJE 1992, S.44

269 vgl. OPASCHOWSKI 1989, S. 165; Stat. Bundesamt 1992, S. 163; Institut für Demoskopie Allensbach 1993, S. 38 u. S. 43; SCHMITZ-SCHERZER 1988, S. 155 (nach SCHULERI-HARTJE 1992, S. 44); LOHMANN 1988 (nachSAUP

Ähnliche Funktionen wie Reisen erfüllen Tagesausflüge, da auch sie Abwechslung und Ge-selligkeit bieten. Dabei handelt es sich vorwiegend um organisierte Omnibusfahrten, die sich zwar an alle Altersgruppen richten, jedoch überwiegend von Senioren genutzt werden. Diese kommerziellen Angebote haben den Vorteil, dass die Teilnahme nicht mit dem Eingeständnis, zu

Ähnliche Funktionen wie Reisen erfüllen Tagesausflüge, da auch sie Abwechslung und Ge-selligkeit bieten. Dabei handelt es sich vorwiegend um organisierte Omnibusfahrten, die sich zwar an alle Altersgruppen richten, jedoch überwiegend von Senioren genutzt werden. Diese kommerziellen Angebote haben den Vorteil, dass die Teilnahme nicht mit dem Eingeständnis, zu