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Klassifikation der Waschmaschine

5 Anwendung - Waschmaschine

5.1 Klassifikation der Waschmaschine

Der Nutzen einer Waschmaschine liegt in der Befriedigung des Grundbedürfnisses nach sauberer Wäsche. Das Grundbedürfnis ist nur einem geringen Wandel unter-worfen.

Die ersten elektrisch betriebenen und heizbaren Geräte kamen nach dem Ersten Weltkrieg auf den Markt und wurden zunächst in Gemeinschaftswaschanlagen betrieben. In den fünfziger Jahren setzte die Individualisierung in diesem Bereich ein, und der Ausstattungsgrad der Haushalte stieg rasant. Ca 98% der Haushalte in Deutschland sind heute im Besitz einer Waschmaschine [MUV-96].

Beim Kauf von Geräten handelt es sich heute in den meisten Fällen um Ersatzkäufe.

Die Zahl der Haushalte ist zwar leicht steigend, jedoch existiert kein Markt für Zweit-geräte wie beispielsweise beim Fernseher. Die Waschmaschine ist ein Gerät, das im Bereich der Parameter Chemie – Mechanik – Zeit – Temperatur eine Mehrfach-optimierung erbringen muß [BSH-98]. Als Zusatzbedingung ist eine möglichst schonende Behandlung der Textilien zu berücksichtigen. Die Verbrauchswerte aus den Tests der letzten Jahre zeigen, daß die heutigen Geräte wesentlich weniger Strom und Wasser verbrauchen als noch vor einigen Jahren, ohne daß dadurch die Waschleistung abgenommen hat (vgl. Bild 2-9). Zusätzlich konnten Waschmittelein-sparungen bis zu 20 Prozent in den letzten zehn Jahren erreicht werden [Sta-91].

Zur Erfassung der Produkteigenschaften und veränderter Anforderungen wurden eine Befragung der deutschen Waschmaschinenhersteller vorgenommen. Tech-nische Veränderungen, die den Ressourcenverbrauch entscheidend reduziert haben, sind in Tabelle 5-1 zusammengestellt.

Technischer Fortschritt Auswirkungen Einsparung Öko-Klappe, Kugelventil

oder Umflutsystem

Vermeiden des Verkrümeln von Waschmit-tel im Ablaufsystem

Waschmittel Schöpfrippen, Jet-System gleichmäßige Durchflutung der Wäsche Wasser,

Waschmittel, Energie Veränderte Sprüh- und

Schöpfverfahren

reduzierte Lauge benetzt die Wäsche kontinuierlich von oben

Wasser, Waschmittel, Energie Elektronische

Schaum-überwachung

verbessertes Spülergebnis Wasser Mengenautomatik Wasserdosierung nach Wäscheart und –

menge

Wasser Fuzzy Control Trommelbewegungen werden in

Abhängig-keit der Wäschemenge geregelt

Energie

Zwischenschleudergänge verbessertes Spülergebnis Wasser Verlängerte

Waschpro-gramme

kein Nachheizen erforderlich Energie Wasserspeicher Wasser des letzten Spülgangs wird für den

nächsten Waschprozeß genutzt

Wasser

Tabelle 5-1: Beispiele für die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs in der Nutzung einer Waschmaschine

Nach Einschätzung von verschiedenen Herstellern stoßen die konstruktiven Verbesserung an Grenzen der derzeitigen Technologie des Wäschewaschens.

Wesentliche Einsparungen an Wasser, Waschmittel oder Energie werden nicht mehr erwartet. Die Technologie befindet sich daher in der Reifephase. Die Funktionen und Komponenten einer Waschmaschine sind in Tabelle 5-2 dargestellt.

Funktion Komponente Nr. Masse [g]

Materialzusammensetzung Netzanschluß 3 250 Kupfer, PVC Steuerungseinheit 9 1.045 PA, POM, Stahl, Epoxidharz Bedienblende 10 241 Feinblech, ABS, PC, PMMA Thermostat 11 102 PA, Edelstahl, div. Materialien Niveauschalter 12 184 Stahl, Gummi

Kondensator 18 244 Stahlblech, PCB, div. Materialien Steuern und

Regeln

Entstörfilter 19 174 Stahlblech, div. Materialien Zulaufschlauch 2 321 Gummi, Kunststoff, Stahl

Einspülschale 5 600 PP

Wasserführung 14 228 PP, Gummi, Stahl Einspülkasten 15 890 PP Wasserzufuhr und

Laugenherstellung

Magnetventil 21 497 PA, Kupfer, Gummi, div. Materialien Abdeckplatte 4 3.600 Beschichtete Spanplatte, Gummi, ABS,

Feinblech

Vorderwand 6 3.600 Feinblech Türrahmen 7 1.400 Stahlguß

Glas 8 1.521 Borosilikat

Versteifungsblech 13 1.800 Feinblech Laugenbehälter 22 4.200 Chromstahl Befestigung

Laugenbehälter

28 2.600 Chromstahl, Gummi

Trommel 29 8.800 Chromstahl

Wäsche und Lauge aufnehmen und speichern

Gehäuse 30 15.200 Feinblech

Heizung 16 579 Stahl, Gummi, Kupfer

Motor 20 17.800 Stahl, Kupfer, Grauguß, div. Materialien

Federn 23 388 Stahl

Reibungsdämpfer 24 602 Stahl, Gummi, div. Materialien Riemenscheibe 25 485 Aluminium

Trommellagersystem 26 19.000 Grauguß Wäsche bewegen

und Lauge erhitzen

Gewicht 27 15.200 Grauguß

Laugenpumpe 17 1.324 Stahl, Kupfer, PP, Gummi, POM Wäsche spülen

und Wasser

entfernen Ablaufschlauch 1 145 Gummi

Tabelle 5-2: Funktionen und Komponenten einer Waschmaschine mit Gewichts- und Materialangaben am Beispiel einer Miele De Luxe – Electronic W 763 nach [Per-00]

Die heutige Haushaltswaschmaschine ist ein Langzeitprodukt. Bei guter Wartung kann sie 3.000 Waschzyklen erbringen. Sie stellt ein Standardprodukt mit Varianten beispielsweise hinsichtlich Temperaturwahl oder Schleuderdrehzahl dar. Bei der Betrachtung von Waschmaschinen unterschiedlicher Hersteller wird deutlich, daß trotz gleicher Funktionalität die Standardisierung der Komponenten sehr gering ist.

Grundlage der Betrachtungen bildeten ca. 500 Waschmaschinen des monatlichen Rücklaufes eines großen Berliner Entsorgungsunternehmens.

Die Laugenpumpe ist ein Beispiel für eine Komponente mit hohem Standar-disierungspotential. Sie weist neben der Funktion eine identische Leistung unabhän-gig vom Waschmaschinentyp und -hersteller auf. Ihre Anordnung durch Schläuche und Kabel ist flexibel möglich. Untersuchungen zeigen jedoch schon bei den Schnitt-stellen zwischen Pumpenmotor und Pumpenkörper sowie zwischen Pumpenkörper und Wasserabflußsystem eine große Vielfalt (Bild 5-1).

Motor Flansch zur Pumpe

Flansch zum Antrieb

Pumpenkörper mit Schlauchstutzen

Einheitliche Schraubverbindung und Klemmverschluß Bajonettverschluß 4x90°

3x120°

Einheitliche Schraubverbindung

3x120°

4x90°

Einheitliche

Schraubverbindung

3x120°

4x90°

Klemmverschluß

ohne Scharnier mit Scharnier

Bajonettverschluß

3x120°

4x90°

Mit oder ohne Flusensieb - Zuflußdurchmesser:

22mm, 25mm, 35mm - Abflußdurchmesser:

18mm, 20mm, 25mm - Ausrichtung der

Schlauchstutzen:

0°, 45°, 135°

Bild 5-1: Vielfalt der Schnittstellen einer Laugenpumpe

Tabelle 5-3 faßt die Produktbetrachtung der Waschmaschine zusammen. Dabei wird die Produktklassifikation (vgl. Tabelle 3-12) genutzt.

Merkmal Ausprägung

Produktkonzept Standardprodukt mit Varianten Technologiephase Reife

Marktphase Sättigung

Nachfrage kontinuierlich

Kundengruppen segmentiert

Geographische Verteilung national (global) Gebrauchsfunktion Einfunktionsprodukt

Bedürfnisbefriedigung Grundbedürfnis (Leistungsbedürfnis)

Einsatzzweck Standardanwendung

Nutzungsintensität mittel (hoch)

Nutzungsfrequenz (sporadisch) regelmäßig

Nutzungsort stationär

Gebrauchszusammenhang direkt abhängig zu Waschmittel und Textilien, als Einbau-gerät indirekt abhängig zu Schranksystemen

Modularität Mischform

Standardisierung geringfügige oder keine Standardisierung Baustruktur nicht hierarchisch

Bauweise Mischform

Bedienbarkeit einfach

Verhältnis von Dauer des Lebenszyklus einer Produkt-serie zu Innovationszyklus

größer

Ressourcenverbrauch während der Nutzung

aktiv Verhältnis von

Anschaffungs-kosten zu FolgeAnschaffungs-kosten

kleiner

Tabelle 5-3: Klassifizierung der Waschmaschine 5.2 Analyse der Abnutzung

5.2.1 Nutzungsende

Waschmaschinen bleiben häufig 10 Jahre und mehr in Gebrauch. Tabelle 5-4 zeigt die Komponenten, die zum Ausfall der Maschine führen und deren

Häufigkeitsvertei-lung. Daten hierfür lieferte die exemplarische Auswertung von ca. 500 Reparaturbe-richten eines Jahres eines Berliner Waschmaschinenservices.

Komponente Häufigkeit Anteil [%]

Laugenpumpe 49 34,51

Türschalter 21 14,79

Motor 14 9,86

Steuerung 10 7,04

Heizung 10 7,04

Ablaufschlauch 6 4,23

Türdichtung 6 4,23

Magnetventil 5 3,52

Niveauschalter 4 2,82

Thermostat 4 2,82

Einspülkammer 3 2,11

Lager 3 2,11

Kondensator 2 1,41

Netzanschluß 2 1,41

Zulaufschlauch 2 1,41

Glas 1 0,7

Tabelle 5-4: Komponenten, die zum Ausfall von Waschmaschinen führen, mit ihrer Häufigkeitsverteilung

Tabelle 5-5 stellt die Ursachen in Form von veränderten Anforderungen zusammen, die zum Nutzungsende vor Ausfall der Maschine führen können.

Veränderte Anforderung Beispiel

Technischer Fortschritt Energie- und Wassereinsparungen (vgl. Tabelle 5-1) (Der Kauf von Geräten mit geringem Energieverbrauch wird z.T. durch Anreizsysteme unterstützt. So bezu-schussen die Kommunen im Bundesland Hessen den Kauf von Kühlschränken der Energieeffizienzklasse A) Integration eines Trockners (Der Marktanteil stagniert derzeit bei ca. 10%.)

Nutzungswandel

Zusammenlegung zweier Haushalte mit jeweils einem Gerät

Wertewandel Wohnungswechsel mit Neueinrichtung, (gleichzeitig Vermeidung von Transportaufwand)

Tabelle 5-5: Nutzungsende durch veränderte Anforderungen

5.2.2 Physische Veränderungen

Für die detaillierte Ermittlung der physischen Veränderungen (Tabelle 5-6) wurden die Reparaturberichte verschiedener Waschmaschinentypen und Dauertests der Stiftung Warentest [STW-95] ausgewertet sowie Sichtprüfungen vorgenommen. Sie wurden ergänzt durch theoretische Überlegungen, die auf Kenntnissen über die Werkstoffe der Komponenten (vgl. Tabelle 3-5), sowie ihrem Einsatzzweck und Einsatzort beruhen.

Zur Verminderung der physischen Veränderungen wurden bereits folgende konstruk-tive und produktionstechnische Maßnahmen eingeführt:

• Einsatz hochwertiger Materialien und Fertigungsverfahren (z.B. Carboran:

widerstandsfähiger gegenüber thermischer und mechanischer Beanspruchung),

• verbesserter Oberflächenschutz,

• emailliertes Gehäuse,

• vollentlasteter Laugenbehälter,

• bruchsichere Graugußgewichte,

• digital geregelter Gleichstrommotor,

• Reduzierung der dynamischen Beanspruchung durch elektronische Prozeßüber-wachung,

• Minimierung der Toleranzen der Komponenten sowie

• Unwuchtkontrollsystem zur Verbesserung der Laufruhe und Standfestigkeit beim Schleudern.

Die konstruktiven Verbesserungsmöglichkeiten zur Reduzierung der physischen Abnutzungen scheinen nach Herstellereinschätzung ähnlich wie die Maßnahmen zur Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs ausgeschöpft. Weitere Verbesse-rungen würden zu einem unverhältnismäßigen Aufwand in Konstruktion und Produk-tion führen.

Die Abnutzungen sind jedoch auch nutzerabhängig. So werden pro Haushalt zwischen 375-500kg Wäsche pro Jahr gewaschen. Der jährliche Energieverbrauch für das Wäschewaschen in Haushalten unterschied sich um den Faktor 11 und der Waschmittelverbrauch um den Faktor 7 [Gri-96]. Hier spielen Beladung und Dosie-rung eine Rolle. Um die tatsächlichen physischen Abnutzungen einer Maschine zu ermitteln, sind geeignete Meßsysteme zu installieren. Die in der Entwicklung befindli-che Life Cycle Unit für Waschmaschinen mißt beispielsweise den Verschleiß der

Kohlebürsten des Motors, die Lagerbelastung oder den Durchfluß der Pumpe [Sel-98].

Komponente Nr.

Verschleiß Alterung Bruch Korrosion Kriechen Ermüdung Verformung Verschiebung /Verlust Verschmutzung

Netzanschluß 3 x x

Steuerungseinheit 9 x x x

Bedienblende 10 x x x x

Thermostat 11 x x

Niveauschalter 12 x x x

Kondensator 18 x x

Entstörfilter 19 x x

Zulaufschlauch 2 x x x

Einspülschale 5 x x x x x x

Wasserführung 14 x x x

Einspülkasten 15 x x x x x

Magnetventil 21 x x x x x

Abdeckplatte 4 x x x x x

Vorderwand 6 x x x x

Türrahmen 7 x x x x x

Glas 8 x x x

Versteifungsblech 13 x x x

Laugenbehälter 22 x x x x x

Befestigung Laugenbehälter 28 x x x x x

Trommel 29 x x x x x

Gehäuse 30 x x x x x

Heizung 16 x x x

Motor 20 x x

Federn 23 x x x x

Reibungsdämpfer 24 x x x x x x

Riemenscheibe 25 x x x

Trommellagersystem 26 x x

Gewicht 27 x

Laugenpumpe 17 x x x x x

Ablaufschlauch 1 x x x

Tabelle 5-6: Physische Abnutzungen einer Waschmaschine

5.2.3 Veränderte Anforderungen

Für die Ermittlung der veränderten Anforderungen wurden Rückgewinnungs-szenarien entwickelt.

Szenario-Analyse

Die Beziehungen zwischen der Produktklassifikation (vgl. Tabelle 5-3) und den Ein-flußfaktoren (vgl. Anhang II) liefern die folgenden EinEin-flußfaktoren (Tabelle 5-7).

Einflußfaktor

P3 Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz mit Rücknahmeverordnungen P4 Ökoauditierung und Umweltkennzeichen

P5 Energieverbrauchssteuer/CO2-Abgabe-Steuer

P7 Umweltabkommen/Welthandelsabkommen/Globalisierung P8 Europäische Standardisierung

M2 Konzentration und Kooperation der Produzenten M4 Wettbewerbsstrategien und Kundenpolitik M5 Innovationszyklen und –richtungen

M6 Preisentwicklung für die Materialbereitstellung G1 Materieller Lebensstandard

G2 Lebensqualität

G3 Umweltbewußtsein und umweltorientiertes Verhalten G4 Sozialkompetenz

G5 Technikakzeptanz

G6 Verbraucher- und Umweltverbände GÜ1 Standardisierung

GÜ2 Verwendete Materialien GÜ3 Baustrukturen und Bauweisen GÜ4 Nominelle Lebensdauer GÜ5 Nutzungsintensität GÜ6 Nutzungsfrequenz

GÜ8 Wandel der Nutzung/Bedürfnisse GÜ10 Gebrauchszusammenhang

T1 Produktdatenerfassung und –speicherung T2 I&K Infrastruktur

T3 Sammel- und Transportsysteme

T4 Logistische Netzwerke (Beschaffungs- und Absatzstrukturen) T6 Verfügbare Produktrecyclingprozesse und –kapazitäten

Tabelle 5-7: Einflußfaktoren für Rückgewinnungsszenarien von Waschmaschinen

Aus diesen Faktoren wurden mit Hilfe einer Vernetzungsmatrix (Bild 5-2) Schlüssel-faktoren identifiziert. Zur Visualisierung der Wechselwirkungen zwischen den Einflußfaktoren wurden die Ergebnisse aus der Vernetzungsmatrix in einem Systemgrid (Bild 5-3) dargestellt.

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz, Rücknahmeverordnungen Ökoauditierung/ Umweltkennzeichen Energieverbrauchssteuer, CO2-Abgabe-Steuer Umweltabkommen/ Welthandelsabkommen Europäische Standardisierung Nutzungsfrequenz Nutzungsort Wandel der Nutzung/ Bedürfnisse Gebrauchszusammenhang Produktdatenerfassung und -speicherung I&K Infrastruktur Sammel- und Transportsysteme Logistische Netzwerke Verfügbare Materialrecycling- prozesse und -kapazitäten Aktivsumme

P3

Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz,

Rücknahmeverordnungen 1 0 0 1 0 0 0 1 1 0 2 2 1 23 P4

Ökoauditierung/

Umweltkennzeichen 1 1 0 0 0 0 0 0 1 0 0 0 0 17

P5

Energieverbrauchssteuer,

CO2-Abgabe-Steuer 0 1 1 1 0 1 1 1 1 0 0 0 1 24

P7

Umweltabkommen/

Welthandelsabkommen 1 1 1 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 14 P8 Europäische Standardisierung 1 1 1 1 0 0 1 1 1 2 1 1 2 28

GÜ6 Nutzungsfrequenz 0 0 0 0 0 0 0 0 1 1 2 2 1 22

GÜ7 Nutzungsort 1 0 0 0 0 1 0 2 1 2 2 1 1 23

GÜ8

Wandel der

Nutzung/Bedürfnisse 1 0 2 0 0 2 2 1 2 2 2 1 2 31 GÜ10 Gebrauchszusammenhang 2 1 0 0 0 1 1 1 2 2 2 1 2 32 T1

Produktdatenerfassung

und -speicherung 0 0 0 0 0 1 1 0 1 2 1 0 1 18

T2 I&K Infrastruktur 1 0 0 0 1 2 1 0 2 1 2 2 1 24 T3

Sammel- und

Transportsysteme 1 1 0 0 0 2 2 0 0 2 2 0 0 14

T4 Logistische Netzwerke 1 0 0 0 0 2 2 0 0 0 0 1 0 10

T6

Verfügbare

Materialrecyclingprozesse

und -kapazitäten 1 1 0 0 0 0 0 0 0 2 1 2 2 21

13 9 9 5 9 24 19 16 24 31 29 31 20 25 585 Passivsumme

Durch-schnitt

20,17 0: keine Wechselwirkung; 1: geringe Wechselwirkung; 2: starke Wechselwirkung

(Die vollständige Matrix ist Anhang III zu entnehmen.)

Bild 5-2: Vernetzungsmatrix zur Identifikation der Schlüsselfaktoren (Ausschnitt)

M6,

Bild 5-3: Systemgrid zur Identifikation der Schlüsselfaktoren

Von Interesse sind die aktiven Faktoren, da hier die größten Impulse für zukünftige Entwicklungen entstehen. Die davon lenkbaren Faktoren können über entsprechen-de Maßnahmen das Szenario in die vom Unternehmen gewünschte Richtung beeinflussen. Die Entwicklung der Faktoren aus dem ambivalenten Bereich wird von einer hohen Zahl von Wechselwirkungen bestimmt. Damit kann es schnell zu einem Umschlagen der Entwicklung kommen. Entsprechende Maßnahmepläne zur Risiko-absicherung sollten vorliegen. Die Schlüsselfaktoren wurden aus diesen beiden Bereichen ermittelt.

Szenario-Prognostik

Für die identifizierten Schlüsselfaktoren wurden die Istsituation und die zukünftigen Entwicklungen in Form von Projektionen dargestellt. Tabelle 5-8 zeigt dies exempla-risch am Gebrauchszusammenhang.

GÜ10 Gebrauchszusammenhang Istsituation

• Produkte werden gegenwärtig häufig „Stand alone“ produziert und genutzt. Ein Trend zum Systemangebot zeichnet sich ab. Vorherrschend werden hersteller-spezifische Systemlösungen angeboten. Zusammenarbeit verteilt agierender Entwicklungsteams wird organisiert, bleibt aber auf die klassischen Branchen wie Automobil oder Anlagenbau beschränkt. Im Konsumgüterbereich sind vermehrt Parallelentwicklungen sowie geringe Abstimmung zwischen den Geschäftsberei-chen und externen Partnern anzutreffen.

Projektion Begründung

GÜ10A Funktionsmodule im Aufwind

Spezialisierung der Unternehmen nimmt zu und bringt verstärkt Innovationen hervor. Die Suche nach Anwen-dungsgebieten führt zu offenen Systemen und erhöht die Standardisierung. Kooperationen werden über die Branchen hinweg geknüpft. Insbesondere für die Steuerung von Geräten ergeben sich breite Anwen-dungsfelder und standardisierte Module. (z.B. elektro-nisch gesteuerte Dosierung von Waschmittel aus Vorrat entsprechend Verschmutzung, Beladungsmenge und Wäscheart)

GÜ10B Faserinnovation Funktionskleidung setzt sich durch. Beschichtungen führen zu Schmutzunempfindlichkeit bis hinzu Selbst-reinigung. Fasern transportieren schneller Wasser, damit wird das Spülen und Trocknen erleichtert.

GÜ10C Revolution der Waschmittel

Durchsetzung von aktiven Kaltwaschmitteln. Bisher eingesetzte Enzyme arbeiten am besten bei Tempera-turen um 40°C. Enzyme, die in den Alpen und in der Antarktis gesammelt und deren Aktivitäten untersucht wurden, finden nun in Kaltwaschmitteln Einsatz [Rus-98]

Tabelle 5-8: Projektionen für Schlüsselfaktor GÜ10 Gebrauchszusammenhang Die weiteren Projektionen und die Bündelung der Projektionen zu widerspruchsfreien Szenarien sind dem Anhang III zu entnehmen. An dieser Stelle erfolgt nur die Be-schreibung von zwei Projektionsbündeln, die hinsichtlich ihrer Attraktivität für die Rückgewinnung ausgewählt wurden.

Szenario-Bildung

A Kooperation und Selbstorganisation

Die totale Vernetzung der Haushalte steht im Jahr 2015 kurz vor dem Abschluß. Im Bereich der Hausnetze hat sich die Hochfrequenztechnik durchgesetzt.

Haushaltsge-räte können zentral gesteuert werden. Durch integrierte BlueTooth-Sender werden Daten über Funk an eine zentrale Basisstation innerhalb des Haushaltes weiterge-geben. Gleichzeitig erfolgt die Datenübertragung auf den persönlichen Communica-tor. Außerhalb des Hausnetzes erfolgt der Datentransfer überwiegend über Satelliten. In Folge der weltweiten Vernetzung haben sich die Unternehmensstruktu-ren stark gewandelt. Kleine flexible Einheiten arbeiten in dynamischen Netzwerken zusammen. In allen Alterstufen und Bevölkerungsschichten herrscht eine hohe Technikakzeptanz, die sich auch im Ausstattungsgrad mit Haushaltsgeräten wider-spiegelt. Das Interesse an neuen umweltfreundlichen Technologien insbesondere zur Reduzierung des Energieverbrauchs hat enorm zugenommen, da eine verursa-chungsgerechte Besteuerung erfolgt. Die Umsetzung erfolgt schnell durch weltweit verfügbare Informationen und ein Zusammenwachsen der Märkte. Aktive und passive Solarsysteme verdrängen klassische Energiesysteme für Haushalt, Heizung und Geräte. Steigende Arbeitsanforderungen und Freizeitaktivitäten des Einzelnen führen zur verstärkten Nachfrage nach Dienstleistungen. Anforderungen an die Verfügbarkeit und Flexibilität steigen.

B Konzentration und Steuerung

Nachhaltiges Wirtschaften wurde als eine wichtige Herausforderung des neuen Jahrtausends erkannt. Die Sensibilität der Bevölkerung erhöhte sich auf Grund weiterer Umweltkatastrophen. Folgekosten erhöhten den politischen Druck eine verursachungsgerechte Kostenzuweisung vorzunehmen. Im Zuge der europäischen Integration wurden einheitliche Umweltstandards geschaffen. Durch die Partizipation aller Beteiligten liegt eine hohe Akzeptanz und Transparenz für diese Standards vor.

Neben Geschäftsberichten werden Umweltberichte gefordert und einer Prüfung unterzogen. Nachweisbare Ressourceneinsparungen über den gesamten Lebens-zyklus der produzierten Produkte führen zu Steuerentlastungen für Unternehmen.

Ressourcenverbräuche konnten auch über Rücknahmeverpflichtungen reduziert werden. Umweltmanagementsysteme sind etabliert worden und Umweltkriterien sind fester Bestandteil des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses geworden. Im Wett-bewerb auf gesättigten Märkten haben sich wenige global agierende Produzenten durchgesetzt. Der Kostendruck führte in weiten Bereichen zu Plattformkonzepten.

Der Europäische Binnenmarkt förderte die Konzentration und unterstützte die Harmonisierung des Angebotes.

Szenario-Transfer

Für die vorgestellten Szenarien gilt es, Maßnahmepläne zu entwickeln, die unter den beschriebenen Rahmenbedingungen eine attraktive Rückgewinnung von Ressour-cen ermöglichen. Die folgenden Maßnahmen wurden aus der Auswirkungsanalyse (Anhang III) abgeleitet.

Selbständige mobile Fabriken in virtuellen Netzwerken als Antwort auf Koope-ration und Selbstorganisation

Der Kunde bekommt Haushaltsgeräte seiner Wahl zur Nutzung überlassen. Eine jährliche Mitgliedsgebühr beinhaltet die Garantie zur Anpassung während der Nutzungszeit. Die Substitution mechanischer Funktionen durch elektrische oder elektronische sowie die Steuerungsmöglichkeiten über Internet und Handy erlauben eine schnelle Anpassung an veränderte Anforderungen. Life Cycle Units liefern Daten über die Abnutzung. Gleichzeitig erfolgt hierüber die Abrechnung des Nut-zungsentgeltes. Über seinen persönlichen Communicator kann der Kunde den aktuellen Stand jederzeit abfragen, Befehle an die Maschine absetzen oder neue Steuerprogramme installieren.

Die Anpassung der Geräte erfolgt über selbstständige mobile Fabriken, die sich in einem virtuellen Unternehmen organisierten. Grundlage legte der Zusammenschluß von kleinen Reparatur- und Servicefirmen, die ein flächendeckendes System ähnlich dem Allgemeinen Deutschen Automobil Club (ADAC) aufbauten. Diese sogenannten

„Weißen Engel“ decken die gesamte Palette der Hausgeräte ab. Sie übernehmen die Anpassung vor Ort oder bringen die Geräte in dezentrale Basisstationen und liefern sie nach einer Anpassung wieder aus. Bei Bedarf erhält der Kunde ein Ersatzgerät.

Durch die Vernetzung der Geräte übermitteln die Hauszentralen die Aufträge zur Zentrale der angeschlossenen regionalen „Weißen Engel“ (Bild 5-4). Dies läuft nach dem Prinzip von Taxizentralen, Aufträge werden eingebucht. Unternehmen mit freien Kapazitäten übernehmen den Auftrag und melden nach Beendigung wieder ihre freie Kapazität. Sind keine Kapazitäten vorhanden, erfolgt eine Meldung an den Nutzer und die Vergabe von Wartepositionen. Damit obliegt die Logistik vollständig einer Selbstorganisation. Dem Kunden wird ein fachgerechter Service zur gewünschten Zeit garantiert, ohne daß der Kunde die Organisation übernehmen muß. Die „Wei-ßen Engel“ entscheiden in Abhängigkeit von Auftragsvolumen und Auftragsort und dem damit verbundenen Logistikaufwand selbst, ob sie diesen Auftrag übernehmen wollen. Der Kunde konfiguriert selbst, ob und ab welcher Abnutzung eine

automati-sche Meldung an die „Weißen Engel“ erfolgt oder ob die Meldung nur nach einer persönlichen Bestätigung durch ihn abgeschickt wird.

Auftragsabwicklung durch „Weiße Engel“

Hauszentrale

Vernetzte Haushaltsgeräte

Auftrags-zentrale Persönliche

Auftrags-erteilung

Bild 5-4: Der „Weiße Engel“ in Aktion

Die Aufwände für die Serviceorganisation und Logistik sowie die Personalaufwände für die Anpassung sind über die Mitgliedsbeiträge abgegolten. Die Abrechnung mit den „Weißen Engeln“ erfolgt zentral über die eingebuchten Aufträge. Benötigte Ersatzteile werden auftragsspezifisch direkt beim Kunden erhoben. Die Nutzungs-entgelte werden mit dem Hersteller der Haushaltsgeräte abgerechnet.

Autorisierte hybride Fabriken in hierarchischen Netzwerken als Antwort auf Konzentration und Steuerung

Unternehmen produzieren standardisierte Geräte für den europäischen Markt z.B.

Eurowascher. Produktmarken und Bauvarianten werden nur durch unterschiedliche Varianten der Vorderwand hergestellt. Unterschiedlichen Nutzergewohnheiten wird durch freiprogrammierbare Steuerungen Rechnung getragen. Gleichzeitig erfolgt eine Aufzeichnung und Speicherung von Daten über die Nutzungsphase. Die Unternehmen autorisieren Firmen für das Recycling ihrer Geräte, die auf diese Produktdaten zurückgreifen können. Dabei unterhält der Recycler ein überregionales Netz von Demontagefabriken, die standortabhängig die durch den Handel einge-sammelten vorsortierten Geräte annehmen. Durch hybride Demontagesysteme sowie hochflexible Verfahren und Werkzeuge wird es möglich, verschiedene Arten von Haushaltsgroßgeräten zu demontieren. Eine flexible Programmierung erlaubt sowohl einen herstellerspezifischen Ablauf als auch einen produktspezifischen Ablauf. Dabei kommen die Daten der Life Cyle Unit zum Einsatz.

Neue Produktlinien werden aufgebaut, um aus den zurückgewonnenen Komponen-ten Produkte für Zweit- und Drittmärkte zu produzieren. Die produzierKomponen-ten Geräte verlassen die Fabriken zertifiziert mit einer aktualisierten Life Cycle Unit. Die Demon-tagefabriken kooperieren mit regionalen Firmen, die spezielle Aufgaben einer weiterführenden Anpassung von Komponenten durchführen oder auch die Verwer-tung von Materialien vornehmen.

5.3 Nutzenangebot „Weiße Engel“

Grundlage für das Nutzenangebot bildet das Szenario A Kooperation und Selbstor-ganisation. Bereits im Szenariotransfer wurden Maßnahmen für die Gestaltung derartiger Nutzenangebote festgelegt. Die Bereitstellung von Haushaltsgeräten zur freien Nutzung soll unter dem Angebot „Weißer Engel“ offeriert werden. Dabei werden die vom Kunden gewünschten Geräte vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Der Kunde erhält durch den Abschluß einer Mitgliedschaft eine Anpassungs- und Entsorgungsgarantie. Die Mitgliedschaft kann jährlich gekündigt werden. Tabelle 5-9 zeigt die Ausprägung für die spezifischen Gestaltungskriterien des Nutzenangebotes entsprechend der Morphologie aus Tabelle 4-10.

Gestaltungskriterien Ausprägung

Leistungsart Dienstleistung, gebunden an die Bereitstellung materiel-ler Produkte

Funktionsumfang vom Kunden freiwählbare Funktionen

Funktionsträger vom Kunden freiwählbare Fabrikate und Typen Vertragsdauer offene Dauer mit jährlicher Kündigungsfrist Nutzungsart sequentiell

Informationsgewinnung Life Cycle Unit

Anpassungszeitpunkt auf Wunsch regelmäßige Serviceintervalle

Anpassungsumfang W I A U M E R Vkl Vgr

ausführende Unterneh-men

vertragsgebundene Kooperationspartner

Anpassungssystem manuell mechanisiert automatisiert

Anpassungsort dezentral vor Ort

W: Warten, I: Instandsetzen, A: Aufarbeiten, U: Umrüsten, M: Modernisieren, E: Erweitern, R: Reduzieren, Vkl: Verkleinern, Vgr: Vergrößern

Tabelle 5-9: Ausprägung des Nutzenangebotes „Weiße Engel“

Für das entwickelte Nutzenangebot sollen am Beispiel einer Waschmaschine die Voraussetzungen ermittelt werden, die im Vergleich zum Produktverkauf zu einer ähnlichen Rentabilität des Nutzenverkauf führen. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Möglichkeiten zur Reduktion der Kosten und Erhöhung der Erlöse. Grundlage bilden hierfür die Betrachtungen aus den Kapiteln 2.2.3 und 4.5. Untersucht wird

Für das entwickelte Nutzenangebot sollen am Beispiel einer Waschmaschine die Voraussetzungen ermittelt werden, die im Vergleich zum Produktverkauf zu einer ähnlichen Rentabilität des Nutzenverkauf führen. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Möglichkeiten zur Reduktion der Kosten und Erhöhung der Erlöse. Grundlage bilden hierfür die Betrachtungen aus den Kapiteln 2.2.3 und 4.5. Untersucht wird