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Bewertung mit Hilfe der Produktlebenszyklusrechnung

4 Entwicklung von Nutzenangeboten

4.5 Bewertung mit Hilfe der Produktlebenszyklusrechnung

Die Produktlebenszyklusrechnung soll zur wirtschaftlichen Beurteilung der Nutzen-angebote eingesetzt werden. Zunächst werden die Eingangsgrößen Produkt, Zeit und Zahlungsgrößen der Produktlebenszyklusrechnung betrachtet.

Zum Produkt gehören alle Komponenten, die zur Bereitstellung des Nutzens benötigt werden. Je nach Präferenz des Nutzers kommen unterschiedliche Komponenten zum Einsatz. Die einzelnen Komponenten wiederum weisen unterschiedliche Lebenszyklen auf. Sie unterliegen Abnutzungen. Anpassungsprozesse verändern die Komponenten während der Nutzungsdauer. Beispielsweise kann durch den Wandel der Nutzung eine Zu- oder Abfuhr von Komponenten erforderlich werden.

Komponenten, die bei einem Nutzer nicht mehr benötigt werden, können bei einem

anderen erneut zum Einsatz kommen. Dies führt zu Abgrenzungsproblemen des Produktes und des Zeithorizontes. Für das Angebot sind daher Art und zeitliche Verfügbarkeit von Funktionen festzulegen. Dabei werden bestimmte Funktionen in allen Nutzenangeboten vorhanden sein, während andere optional, je nach Bedarf des Kunden, in das Angebot aufgenommen werden. Die Funktionen können sich über die Zeit verändern. Funktionen, die zu Beginn zum Leistungsumfang gehörten, können im Laufe der Zeit aus dem Programm genommen werden. Das Lebensende für Nutzenangebote sollte an den Funktionen orientiert werden, die Bestandteil in allen Nutzenangeboten sind. Das Lebensende des Nutzenangebotes ist mit Lebens-ende der Komponenten dieser Funktionen erreicht.

Es ist nicht zwingend, daß auch die Komponenten der anderen Funktionen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr wieder- oder weiterverwendet werden können. Die erneute Verwendung dieser Komponenten geht als Erlös in das Nutzenangebot ein.

Bild 4-2 stellt den Umfang eines Nutzenangebotes mit seinen Abnutzungen und dem Lebensende beispielhaft am Büronutzens dar. Damit werden sowohl die Produkt-grenze als auch der Zeithorizont des Nutzenangebotes verdeutlicht. Die Funktionen Drucken, Faxen, Kopieren und Aufbewahren von Akten werden hier als optional definiert. Die anderen Funktionen sind in jedem Angebot vertreten.

Ende des Nutzenangebotes W - Warten

I - Instandsetzen A - Aufarbeiten M - Modernisieren R - Reduzieren E - Erweitern V - Vergrößern

Umfang des Nutzenangebotes:

Anpassungszeitpunkt

Bild 4-2: Abnutzungen und Lebensende eines Nutzenangebotes am Beispiel Büro

Für einen Vergleich von Produkt- und Nutzenverkauf sind neben der Produktgrenze und dem Zeithorizont, die Zahlungsgrößen der Markt- und Nachsorgephase von Interesse. Grundlage bildet dabei die Erlös- und Kostenstruktur aus Kapitel 2.2.3.

In der Marktphase steht die Produktion der Güter zur Nutzenbereitstellung und der Verkauf des Nutzens im Vordergrund. Erlöse werden aus den Zahlungen des Kunden für den bereitgestellten Nutzen erzielt. Dies wird meist über Miet- und Leasingverträge erfolgen [Wei-96]. Bei der Festlegung der Miet- bzw. Leasingsätze ist zu beachten, daß die Summe der Miet- bzw. Leasingzahlungen für den Kunden einen finanziellen Anreiz im Vergleich zum Produktkauf mit zusätzlichen Dienst-leistungen bieten müssen.

In die Nachsorgephase fallen Prozesse, die sich aus den in dieser Arbeit definierten Anpassungsprozessen und der Entsorgung ergeben. Durch den Nutzenverkauf fallen diese Prozesse in den Verantwortungsbereich des Nutzenverkäufers. Sämtli-che Leistungen aus der Nachsorgephase sind meist in den Miet- oder Leasingsätzen enthalten und werden damit vorgezogen abgegolten. Das Interesse des Nutzenver-käufers besteht darin, diese zeitliche Spanne zwischen der Erhebung der Nachsor-geerlöse und dem Anfall der Nachsorgeleistungen zu nutzen. Den NachsorNachsor-geerlösen sollten möglichst zeitlich groß versetzte und geringe Nachsorgekosten gegenüber-stehen, so daß der Nachsorgeerfolg maximiert wird. Weitere Erlöse können sich durch Rückführung von Materialien, Produkten und Komponenten in den Kreislauf ergeben.

Die Erlösstruktur des Nutzenverkaufs weist im Vergleich zum Produktverkauf wesentliche Unterschiede auf. So zahlt der Kunde statt eines einmaligen Kaufpreises für den Erwerb des Produktes, für die Zeit und tatsächlich in Anspruch genommenen Menge der Nutzung. Während die Erlöse für die Bereitstellung der Produkte zeitlich verzögert erfolgt, können Erlöse für Nachsorgeleistungen zeitlich vor der Leistungs-erbringung fließen.

Die Kosten in der Marktphase entstehen hauptsächlich aus der Produktion und dem Vertrieb [Sie-95]. Gegenüber dem Produktverkauf sollten sich die Produktionskosten

nach einer gewissen Anlaufphase reduzieren, wenn beispielsweise auf aufgearbeite-te Produktkomponenaufgearbeite-ten zurückgegriffen werden kann.

In der Nachsorgephase fallen die Kosten aus der Nutzung, den damit verbundenen Betriebs- und Anpassungsprozessen sowie der Entsorgung an. Inwieweit die Betriebskosten tatsächlich vom Nutzer auf den Verkäufer übergehen, ist im Einzelfall zu untersuchen. Teilweise werden diese weiterhin beim Nutzer verbleiben, wie z.B.

die Benzinkosten beim Autoverleih oder die Stromkosten elektrisch angetriebener Güter, die beim Nutzer zum Einsatz kommen.

Beim Nutzenverkauf treten im wesentlichen die gleichen Kostenpositionen auf, wie beim Produktverkauf (vgl. Bild 2-13). Eine zusätzliche Kostenposition kann bei der Übernahme von Betriebskosten entstehen. Die Höhe der einzelnen Kostenpositionen unterscheidet sich jedoch. So kann es durch zusätzliche Transporte für die Bereit-stellung des Nutzens oder die Durchführung von Anpassungsprozessen zu höheren Logistikkosten kommen. Höherer Aufwand kann auch durch erforderliche Informa-tions- und Kommunikationsstrukturen entstehen. Jedoch besteht auch die Möglich-keit, einzelne Kostenpositionen zu reduzieren. Potentiale werden vor allem in einer verringerten Anzahl an Produkten zur Nutzenbereitstellung und der erneuten Verwendung gebrauchter Komponenten gesehen. Aus dem Verfügungsrecht des Verkäufers ergibt sich die Chance, mehr Nutzen pro Ressource zu erzielen, während beim Produktverkauf der Kunde in Fällen des Stillstandes des Produktes Leerkosten zu tragen hätte, wird der Nutzenverkäufer bestrebt sein, für die Leerkapazitäten andere Kunden zu finden. Die Reduzierung der Leerkosten muß dabei größer sein, als der Aufwand für die Informations- und Kommunikationsstrukturen sowie die Logistik. Da beim Nutzenverkauf die Servicefunktion stark in den Vordergrund tritt, sollte auch geprüft werden, inwieweit Vertriebs- und Servicestrukturen zu-sammengelegt werden können.

Während beim Produktverkauf den Kostenpositionen fast äquivalente Erlös-positionen in den jeweiligen Perioden gegenüberstehen, ergeben sich beim Nutzen-verkauf zeitliche Verschiebungen, die zu Finanzierungsrisiken führen können.