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José Fernández

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 157-162)

Stichworte

Sensibilisierung, Empowerment, Aktivismus, Geschichte/Erinnerung, Biografie, Rassismus, Bild(sprache) // Abschluss des Themas

Zielgruppe Ab 12 Jahren Gruppengröße Bis zu 30 Teilnehmende

Dauer 135 Minuten Material

• Blätter im Format A3 für jede Kleingruppe

• Bastelmaterial (Schere, Kleber, Buntstifte, Zeitschriften zum Ausschneiden von Bildern etc.)

• Kreppband

• Ausgedruckte Beschreibung der historischen Ereignisse für die Kleingruppen (siehe Materialanhang)

Opre

Rom*nja!

Ziel der Methode

Inspiriert ist diese Methode einerseits durch den Black History Month der afroamerika-nischen Community in den Vereinigten Staaten, durch den seit 1926 auf die Schwar-ze Geschichte aufmerksam gemacht wird und andererseits durch den Gypsy, Roma, Traveller History Month in Großbritannien. Die hier vorgestellte Methode ist an das his-torische Vorbild angelehnt, aber auf die Geschichte der Rom*nja ausgerichtet. Diesen Ansatz setzen auch andere real existierende History Months um. So findet seit 2016 der Romnja* Power Month in Berlin statt, organisiert von IniRromnja und dem RomaniPhen Archiv und der History Month des Rom*nja Zentrums Bibija in Serbien.

Durch die Methode sollen außerdem stereotype und rassistische Erzählungen seitens der Mehrheitsgesellschaft hinterfragt werden. Durch das Anfertigen einer Ausstellung können Rom*nja und Sinti*ze über ihre Kultur/en lernen und reflektieren. Es wird ein Raum geboten, in dem Widerstand und Aktivismus als konstituierende Elemente der Community reflektiert werden können. Darüber werden ebenso das Wirken und der Einfluss der Vorfahr*innen gewürdigt. Die Teilnehmenden werden durch das Aufzeigen dieses Aktivismus in ihrer Identität als Rom*nja bestärkt.

Hintergrund

Da Rom*nja von der Dominanzgesellschaft als unbeteiligt wahrgenommen und dar-gestellt werden, finden auch ihre kulturellen und politischen Errungenschaften keine gesellschaftliche Beachtung. Doch im Gegensatz dazu ist der politische Widerstand ein bedeutendes Element in der Geschichte und Kultur von Rom*nja. Dies steht im Zusam-menhang damit, dass Rom*nja sich wieder und wieder gegen rassistische Rechtsvor-schriften, Übergriffe und den Genozid wehren mussten, um zu überleben. Abseits da-von blieb die Beteiligung da-von Rom*nja an großen gesellschaftlichen Bewegungen, wie beispielsweise ihr Mitwirken in antifaschistischen Partisan*innengruppen, unbeachtet.

Durch die Methode sollen diese vergessenen Geschichten und Erzählungen sichtbar gemacht werden. Dadurch wird nicht zuletzt die Geschichte der Rom*nja abseits eines Opferstatus‘ gezeigt und als identitätsstiftendes und -stärkendes Element hervorgeho-ben. Die Ausstellung schafft einen Beitrag zur Vergangenheitsaufarbeitung, Erinnerung und der politischen Diskussion über gesellschaftliche Beteiligung und Aktivismus.

Ablauf der Methode

Einführung (10 Minuten) – Input (20 Minuten) – Kleingruppenarbeit (60 Minuten) – Präsentation (30 Minuten) – Auswertung (15 Minuten)

Einführung und Erklärung der Methode (10 Minuten)

Die teamende Person erklärt den Teilnehmenden, dass sie sich vorstellen sollen, ein Roma History Month würde bald an der Schule/im Jugendclub/im Verein organisiert.

Dies ist ein Monat voller Aktivitäten, bei denen über verschiedene Aspekte der Ge-schichte, Identität und Kultur der Rom*nja und Sinti*ze gelernt werden kann. Der Grup-pe wird erklärt, dass sie eine kleine Ausstellung über den Widerstand der Rom*nja und Sinti*ze erstellen sollen. Diese Ausstellung soll während des Rom*nja History Month gezeigt werden.

Input (20 Minuten)

Zunächst erklärt die teamende Person, welche Arten von Widerstand es gibt. Hierzu er-läutert sie verschiedene historische Beispiele:

• Partisan*innen im Zweiten Weltkrieg

• Die Weiße Rose

• Persönliche Haltungen (zum Beispiel den Wehrdienst verweigern, verfolgte Menschen verstecken)

Kleingruppenarbeit (60 Minuten)

Im Anschluss teilt die teamende Person die Teilnehmenden in Kleingruppen ein. In jeder Kleingruppe sind maximal sechs Teilnehmende. Sie erhalten Bastelmaterial, um damit Plakate über die historischen Ereignisse zu erstellen. Jede Kleingruppe bekommt die Zu-sammenfassung eines Ereignisses, bei dem Rom*nja beziehungsweise Sinti*ze Wider-stand geleistet haben. Folgende Ereignisse bieten sich dafür an:

• Aufstand der Rom*nja und Sinti*ze im Konzentrationslager Auschwitz am 16.

Mai 1944

• Widerstand der Rom*nja während der Generalfahndung und Inhaftierung 1749 in Spanien („la gran redada“)

• Bürger*innenrechtsbewegung der deutschen Sinti*ze und Rom*nja nach dem Zweiten Weltkrieg

• Individueller Widerstand (Alfreda Markowska, Johann Rukeli Trollmann, die Familie Rose, Helios Gómez, Katarina Taikon, Josef Serinek etc.)

Die Teilnehmenden sollen nun passend zu dem Ereignis, welches sie erhalten haben, ein Ausstellungsplakat mit allen wichtigen Informationen und künstlerischen Reflexio-nen basteln. Dafür haben sie 60 Minuten Zeit. Zum leichteren Einstieg und Verständnis kann die teamende Person den Teilnehmenden zuvor das Beispiel des Plakats zum 16.

Mai zeigen, welches von Aktivist*innen erstellt wurde. Das Bild befindet sich im Mate-rialanhang.

Präsentation (30 Minuten)

Die teamende Person sammelt nun die fertigen Poster ein. Gemeinsam mit den Teilneh-menden hängt sie die Poster mithilfe von Kreppband im Raum auf. Die Poster sollten an Orten aufgehängt werden, wo sie optisch und räumlich gut hinpassen. Sobald alle Plakate verteilt sind, präsentiert jede Kleingruppe nacheinander ihr Poster. Zu Beginn bestimmt jede Gruppe eine Person, welche die Zusammenfassung des dargestellten his-torischen Ereignisses vorliest. Danach erklärt die Gruppe ihr angefertigtes Poster. Hier-für hat jede Kleingruppe fünf Minuten Zeit. Im Anschluss fragt die teamende Person, ob die Kleingruppe noch weitere Informationen zum historischen Ereignis teilen möchte.

Falls nicht, kann die teamende Person weitere Informationen zu den historischen Ge-schehnissen ergänzen.

Auswertung (15 Minuten)

Nach den Präsentationen kommen alle Teilnehmenden im Stuhlkreis zur Auswertung zusammen. Die folgenden Fragen bieten sich dafür an, die Methode zu reflektieren:

• Wie fühlt ihr euch?

• Was bedeutet Widerstand für euch?

• Warum ist es wichtig, über Widerstand zu reden und Wissen darüber zu erfor-schen und zu verbreiten?

• Habt ihr Beispiele, wie ihr in eurem Leben schon einmal Widerstand geleistet habt?

• Fallen euch aktuelle Beispiele von Widerstand ein?

Tipps

Es ist wichtig, dass die teamende Person eine intensive Recherche zur Geschichte und zu Widerstandsbewegungen der Rom*nja und Sinti*ze durchführt, um die Methode an-gemessen vorzubereiten. Die teamende Person wählt die Ereignisse aus, die die Teilneh-menden für die Ausstellung verwenden sollen. Außerdem bietet es sich an, eine Vorlage zu gestalten oder zu verwenden, an der sich die Teilnehmenden orientieren können. Ab-seits der bekannten historischen Ereignisse können die Teilnehmenden auch dazu er-mutigt werden, Geschehnisse zu beleuchten, die aktueller sind oder zu denen sie einen engeren persönlichen Bezug haben.

Abgewandelte Version

Sollte es Zugänge zu Computern, Bildbearbeitungsprogrammen und Druckern geben, können die Kleingruppen ihre Poster auch digital erstellen.

Quellen

Informationen zur Widerstandsbewegung:

Gedenkstätte Deutscher Widerstand: Widerstand von Sinti und Roma. https://www.

gdw-berlin.de/de/vertiefung/themen/172-widerstand-von-sinti-und-roma/

RomArchive: Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma. https://www.romarchive.eu/

de/roma-civil-rights-movement/

Informationen zu real existierenden Initiativen:

RomaniPhen: Romnja* Power Month.

http://www.romnja-power.de/romnja-power-month/

Romski ženski centar BIBIJA:

http://www.bibija.org.rs/projekti/kampanje/31-mesec-romskog-zenskog-aktiviza Rromani resistance: http://rromani-resistance.com/

Travellers times: Gypsy, Roma and Traveller History Month.

https://www.travellerstimes.org.uk/heritage/gypsy-roma-and-traveller-history-month (abgerufen am 16.10.2019)

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 157-162)