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Éva Ádám und RomaniPhen e.V

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 136-140)

Stichworte

Sensibilisierung, Biografie, Geschichte/Erinnerung, Aktivismus, Rassismus, Gender //

Vertiefung des Themas Zielgruppe

Ab 16 Jahren. Die Methode richtet sich insbesondere an (junge) Frauen

Gruppengröße 5 bis 15 Teilnehmende Dauer

Vorbereitung 90 Minuten, Durchführung 120 Minuten

Material

• Stühle entsprechend der Anzahl aller Teilnehmenden

• Flipchart(-papier)

• Ausgedruckte und laminierte Biografien ausgewählter Romnja und Sintize (zu finden im Materialanhang)

• Laminierte Fotografien oder Zitate dieser Frauen

• Briefumschläge entsprechend der Anzahl der einzelnen Biografien

• Klebeband, Filzstifte, Marker

Opre

Rom*nja!

Ziel der Methode

In dieser Methode, die von RomaniPhen e.V. entwickelt worden ist und für Workshops angeboten wird, beschäftigen sich die Teilnehmenden mit der Verfolgung von und dem Genozid an Rom*nja und Sinti*ze im Nationalsozialismus. Ausgangspunkt sind Biogra-fien von Romnja und Sintize, also Frauen aus den romani Communities, die Zwangsar-beit und nationalsozialistische Verfolgung überlebt haben. Die intensive Beschäftigung mit diesen Biografien und ihre Einordnung in den historischen Kontext ermöglicht eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Porajmos. Biografien von überlebenden Romnja und Sintize werden sichtbar gemacht.

Hintergrund

Die Verfolgung und der Genozid von Rom*nja und Sinti*ze im Nationalsozialismus sind fast nie Thema im Schulunterricht oder anderen Lernkontexten. Dabei sind die Ge-schichten von Frauen besonders wenig präsent. Das wenige Wissen über die Verfol-gungsgeschichte von Rom*nja und Sinti*ze ist eine Ursache dafür, dass viele Menschen wenig über die heutige Situation von Rom*nja und Sinti*ze wissen. Feindliche Einstel-lungen gegen Rom*nja und Sinti*ze bleiben dadurch oft unhinterfragt.

Die Auseinandersetzung mit dem Porajmos anhand der Biografien überlebender Frauen ermöglicht einen emotionalen Zugang zum Thema. Dies erhöht die Empathie gegenüber der Verfolgungsgeschichte und ermöglicht ein besseres Verständnis der gegenwärtigen Situation. Dadurch, dass die Lebensgeschichten von Frauen in den Mittelpunkt der Me-thode gerückt werden, werden geschlechtsspezifische Mechanismen des Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*ze sichtbar.

Ablauf der Methode

Vorbereitung (60 Minuten) – Vorbereitung Raum (30 Minuten) – Durchführung (120 Minuten)

Vorbereitung – Material erstellen (60 Minuten)

Vor der Durchführung der Methode muss die teamende Person die Biografien und die dazugehörigen Bilder der Frauen ausdrucken. Die Biografien finden sich im Materi-alanhang. Die Bilder der Frauen müssen im Internet recherchiert werden. Die Frauen sind unter anderem Ceija Stojka, Anna Mettbach, Else Baker, Philomena Franz, Amalie Schaich Reinhardt, Krystina Gil, Erna Lauenburger, Angela Reinhardt und Rosa Winter.

Die Biografien der Frauen müssen entsprechend der einzelnen Ereignisse in einzelne Abschnitte zerschnitten werden. Pro Biografie wird ein Briefumschlag angelegt. In den Briefumschlag werden alle Ereignisse der Biografie der jeweiligen Romni/Sintiza ge-steckt und mit ihrem Namen beschriftet.

Raum vorbereiten (30 Minuten)

Für die Durchführung der Methode braucht man einen Raum, in dem man die Porträt-bilder der Frauen an die Wand kleben kann. Bevor die Teilnehmenden den Raum betre-ten, sind die Porträtbilder an der Wand zu befestigen.

Durchführung

Einleitung und Auswahl der Biografien (10 Minuten)

Zu Beginn der Methode erklärt die teamende Person, dass sich die Teilnehmenden in den nächsten 90 Minuten mit den Biografien von Romnja und Sintize beschäftigen werden. Die teamende Person erzählt, dass diese Frauen im Nationalsozialismus ver-folgt und zum Teil auch ermordet wurden, nur weil sie eine Romni oder eine Sintiza waren. Die Teilnehmenden erfahren, dass sie mittels der Biografien mehr über den Po-rajmos lernen werden.

Nach der Einleitung bittet die teamende Person die Teilnehmenden, sich im Raum zu bewegen und die Porträts der Frauen anzuschauen. Die Teilnehmenden lassen die Bilder in etwa fünf Minuten auf sich wirken. Dann werden sie gebeten, sich eine Person aus-zusuchen, mit deren Leben sie sich näher beschäftigen wollen. Sie sollen sich zu dem Bild der Frau stellen.

Einzelarbeit (50 Minuten)

Haben alle Teilnehmenden eine Romni beziehungsweise Sintiza ausgewählt, erhalten sie von der teamenden Person den Briefumschlag mit den Biografieteilen der jeweiligen Frau. Die Teilnehmenden sollen in den nächsten 20 Minuten die einzelnen Biografie-teile lesen und sie danach chronologisch zusammenstellen. Im Anschluss erhalten die Teilnehmenden weitere Bilder und Zitate der ausgewählten Frauen. Die teamende Per-son verteilt Flipchartpapier, Marker, Klebeband und Filzstifte. Die Teilnehmenden haben nun 30 Minuten Zeit, ein Plakat über die Frau zu gestalten, mit der sie sich näher be-fassen. Hierfür können sie zum Beispiel die Biografie der Frau auf Flipchartpapier auf-schreiben, malen, Bilder und Zitate aufkleben und so weiter.

Abschlusspräsentation (45 Minuten)

Die Abschlusspräsentation findet in Form einer Ausstellung statt. Hierfür werden die von den Teilnehmenden gestalteten Plakate im Raum aufgehängt. Die Teilnehmenden erhalten 15 Minuten Zeit, sich die Ausstellung anzusehen. Im Anschluss daran stellt je-de*r Teilnehmende die Romni beziehungsweise Sintiza, mit der sich beschäftigt wurde, den anderen kurz (!) vor.

Auswertung (15 Minuten)

Zum Abschluss der Übung setzen sich alle Teilnehmenden in einen Stuhlkreis. Sie tau-schen ihre Eindrücke miteinander aus. Die teamende Person moderiert das Abschluss-gespräch entlang folgender Fragen:

• Was hast du Neues über die Geschichte von Rom*nja und Sinti*ze gelernt?

• Was würdest du sagen: Wie kam es zum Porajmos?

• Warum hast du die Frau, zu der du gearbeitet hast, gewählt?

• Wie hast du dich gefühlt, als du dich mit ihrem Leben beschäftigt hast?

• Was denkt ihr, warum haben wir uns nur mit Frauen während des Porajmos beschäftigt?

Tipps

Diese Methode kann emotional sehr aufwühlend sein – besonders für Teilnehmende, deren Familien ebenfalls im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Die teamende Person sollte mit emotionalen Situationen sensibel umgehen können. Er*Sie sollte auch dar-auf achten, dass zwischen den ausgewählten Frauen auch eine Romni beziehungsweise Sintiza ist, die noch lebt. Außerdem sollten nicht nur Frauen ausgewählt werden, die in Deutschland geboren sind. Die teamende Person kann nach der Präsentation der Bio-grafien durch die Teilnehmenden mehr Informationen zu den Frauen ergänzen.

Abgewandelte Version

Die Methode lässt sich auch ohne die Ausstellung umsetzen. Die Teilnehmenden sollten in diesem Fall die von ihnen untersuchten Biografien (chronologisch) vorstellen und da-nach die Abschlussdiskussion miteinander führen.

Quellen

RomaniPhen e.V.: http://www.romnja-power.de/

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 136-140)