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Hajdi Barz

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 101-106)

Stichworte

Sensibilisierung, Empowerment, Diskriminierung, Rassismus, Aktivismus //

Einstieg ins Thema, Vertiefung ins Thema

Zielgruppe

Ab 14 Jahren. Für alle Gruppenzusammensetzungen geeignet Gruppengröße

6 bis 30 Teilnehmende

Dauer

Vorbereitung mindestens 30 Minuten, Durchführung 135 Minuten Material

• Drucker/Kopierer, um Vorlage zu erstellen/zu kopieren

• Laptop/Computerarbeitsplatz/Tablet/Smartphone

• Stifte

Ziel der Methode

Ziel der Methode ist es, die Rassismusdefinition von Maisha-Maureen Auma zu ver-stehen und in der Lage zu sein, diese auf historische und lebensgeschichtliche Beispiele anzuwenden. Die Teilnehmenden lernen unterschiedliche Ebenen des Rassismus ken-nen. Sie üben, ihre eigene Position zu reflektieren und ihre Erfahrungen mit dem gesell-schaftlichen Kontext zu verbinden.

Hintergrund

Rom*nja und andere People of Color erleben Rassismus tagtäglich, oftmals fehlen aber Worte oder Konzepte, um diese Erfahrungen gesellschaftlich einzuordnen. Möglicher-weise sind den Teilnehmenden die Begrifflichkeiten, welche in dieser Methode

vermit-telt werden, noch unbekannt. Dadurch, dass sie diese kennenlernen, können sie ihre Erfahrungen besser benennen und als Teil einer gesellschaftlichen Struktur verstehen.

Rassismus kann somit als Quelle vieler eigener Probleme benannt werden. Für Jugend-liche ohne Rassismuserfahrungen gehört Rassismus ebenso zur erlebten Realität. Auch bei ihnen ist davon auszugehen, dass sie eher selten verstehen, was Rassismus bedeutet und wie sich Rassismus vollzieht.

Oft geht der Prozess, Rassismus zu erkennen und zu verstehen, damit einher, dass bei Personen ohne eigene Rassismuserfahrungen Schuldgefühle aufkommen. Die teamen-de Person sollte ihnen zu verstehen geben, dass das normal ist, aber keine konstrukti-ve Haltung darstellt. Zudem kann es für Menschen mit und ohne Rassismuserfahrung schmerzhaft sein, anzuerkennen, dass gesellschaftliche Ungleichheit existiert. Dadurch kommt es mitunter zu Abwehr, die in Form von Individualisierung oder Relativierung von Rassismus auftritt. Hier sollte die teamende Person entschieden und dem entge-genwirkend reagieren. Um die Methode anleiten zu können, sollte sich die teamende Person bereits intensiv mit Rassismus, Ansätzen der critical race theory und Inter-sektionalität auseinandergesetzt haben.

Ablauf der Methode

Vorbereitung (mindestens 30 Minuten) – Thematische Einführung (30 Minuten) – Kleingruppenarbeit (60 Minuten) – Vorstellung der Ergebnisse und Diskussion (45 Mi-nuten)

Vorbereitung (mindestens 30 Minuten)

Die teamende Person arbeitet sich zunächst in die Rassismusdefinition nach Mais-ha-Maureen Auma und in die Kopiervorlage Rassismus erkennen ein, die sie mit den Teilnehmenden anwenden wird. Das Arbeitsblatt zur Rassismusdefinition nach Maisha Maureen-Auma und die Kopiervorlage Rassismus erkennen befinden sich im Material-anhang. Sie werden entsprechend der Anzahl aller Teilnehmenden ausgedruckt.

Durchführung

Thematische Einführung (30 Minuten)

Die teamende Person teilt die Kopiervorlage Rassismus erkennen und alle Arbeitsblätter aus, die danach von den Teilnehmenden zu bearbeiten sind. Den Teilnehmenden wird erklärt, dass sie zunächst darüber sprechen werden, was Rassismus ist und wie er funk-tioniert und dass danach die Arbeit in Kleingruppen stattfinden wird.

Zu Beginn gibt die teamende Person einen kurzen Input zur Funktionsweise von Ras-sismus, der sich nach Maisha-Maureen Auma in vier Stufen äußert: 1. Rassifizierte Mar-kierung, 2. Naturalisierung, 3. Hierarchisierung, 4. Ausgrenzung. Nachdem dieser Ansatz

besprochen wurde, erklärt die teamende Person den Teilnehmenden die drei Ebenen, auf denen sich Rassismus vollziehen kann. Die Teilnehmenden können durch Nachfra-gen Unklarheiten beseitiNachfra-gen, sodass alle ein erstes Verständnis von Maisha-Maureen Aumas Ansatz sowie einen Überblick über institutionellen/strukturellen, personellen und internalisierten Rassismus bekommen. Sofern in der Gruppe ein Vertrauensver-hältnis und ein angenehmes Lernklima herrscht, können die Teilnehmenden nach wei-teren Beispielen gefragt werden, die sie den vier Stufen nach Maisha-Maureen Auma zuordnen sollen.

Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass sich alle Teilnehmenden bereits inten-siv und über wissenschaftliche Zugänge mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt haben, kann es zu Diskussionen kommen. Die teamende Person sollte deshalb Klarheit schaffen, in welchen Fällen es sich (nicht) um Rassismus, beziehungsweise um eine an-dere Unterdrückungsform (Sexismus, Heterosexismus, Ageism oder Ableism etc.) handelt.

Nun wird gemeinsam das Zeitleistenereignis „Kopftuchverbot an Schulen” von 2003 bearbeitet, welches sich auf allen Kopiervorlagen und unter folgendem Link befindet:

https://reimaginebelonging.de/ereignisse/deutschland/kopftuch-verbot-an-schulen Es ist ratsam, sich das Ereignis gemeinsam durchzulesen und eventuell Begriffe zu klä-ren. Im Anschluss bestimmen die Teilnehmenden, um welche Ebene(n) des Rassismus es sich handelt und welche Schritte aus der Kopiervorlage Rassismus erkennen zu be-nennen sind.

Kleingruppenarbeit (60 Minuten)

Die Teilnehmenden werden gebeten, sich in Kleingruppen zu drei bis fünf Personen zu-sammenzufinden. Entsprechend der Anzahl der Teilnehmenden sollen bis zu vier Grup-pen gebildet werden. Es ist wichtig, dass es sich hierbei um selbstgewählte GrupGrup-pen handelt. Mit einem Laptop/Computerarbeitsplatz/Tablet/Smartphone pro Gruppe aus-gestattet, sollen sie eine der vier Kopiervorlagen Rassismus erkennen bearbeiten, wofür sie eine Stunde Zeit haben.

Im Vorfeld weist die teamende Person darauf hin, dass es mitunter schwer festzustel-len ist, auf welcher Ebene sich Rassismus in den Beispiefestzustel-len vollzieht. Es geht in der Übung aber mehr um die Begründung der jeweiligen Analyse durch die Teilnehmenden.

Die teamende Person erklärt ihnen, dass weder immer alle vier Schritte, die Rassismus ausmachen, erkennbar sind, noch, dass es immer eindeutig nur eine Ebene ist, auf der Rassismus geschieht. Oftmals bewirkt struktureller Rassismus sowohl internalisierten als auch personellen Rassismus. In diesem Fall können auch alle drei Ebenen genannt werden. Die Teilnehmenden bringen möglicherweise auch spezifische Formen des

Ras-sismus ein, die nicht auf der Kopiervorlage angegeben sind, wie beispielsweise anti-muslimischen Rassismus. Die teamende Person sollte dies begrüßen, da es zur Wis-senserweiterung aller Teilnehmenden beiträgt. Wird die Methode im Schulunterricht angewendet, kann diese Aufgabe auch als Hausarbeit vergeben werden. Das bietet sich besonders an, wenn Computerarbeitsplätze in der Schule fehlen, aber im Privatbereich vorhanden sind.

Vorstellung der Ergebnisse und Diskussion (45 Minuten)

Nach einer Stunde kommen alle Teilnehmenden im Plenum zusammen. In jeweils fünf Minuten stellen die Kleingruppen nacheinander ihre Ergebnisse vor. Dadurch erhalten alle Teilnehmenden die Möglichkeit, auch die nicht selbst erarbeiteten Videos und Zeit-leisteneinträge zu begreifen. Die teamende Person ergänzt fehlende Informationen, da-mit alle den gleichen Wissensstand haben. Zur gemeinsamen Reflexion der Übung kann eine Diskussion mit den folgenden Fragen angeleitet werden:

Hat euch etwas überrascht oder schockiert?

• Gibt es Situationen, in denen ihr euer neu erlangtes Wissen einsetzen könnt?

• Ihr kennt nun verschiedene Ebenen von Rassismus. Inwiefern sind diese Ebe-nen miteinander verschränkt?

• Gibt es eine Ebene von Rassismus, die ihr als besonders schlimm empfindet?

Warum?

• Welche Rolle spielt Rassismus in eurem Leben? (Diese Frage eignet sich eher für Gruppen, in denen ein sehr respektvoller Umgang miteinander herrscht.

Ebenso kann es sich anbieten für Gruppen, in denen alle Teilnehmenden Ras-sismuserfahrungen haben und darüber vertraulich sprechen können.)

Tipps

Sollten die genutzten Texte zu viele unbekannte Begriffe enthalten, können sie mit an-deren Videos der Seite reimaginebelonging.de ausgetauscht werden.

Abgewandelte Version

Wenn mit Gruppen gearbeitet wird, in denen die Teilnehmenden Rassismus erfahren haben, können auch diese Erfahrungen analysiert werden. Dies muss allerdings sehr behutsam geschehen und nur, wenn die Teilnehmenden von sich aus davon erzählen und ihre Erfahrung mit der Gruppe teilen und analysieren wollen. Es ist zu vermeiden, Teilnehmende in gemischten Gruppen explizit danach zu fragen. Rassismuserfahrungen sind intim und oftmals schmerzhaft, außerdem haben sie das Potenzial, andere Perso-nen zu retraumatisieren. Daher sollte diese Version nur mit Gruppen angewendet wer-den, in denen alle Jugendlichen, und auch die teamende Person, Rassismuserfahrungen haben beziehungsweise in Gruppen, in denen die Teilnehmenden einen vertrauensvol-len Umgang miteinander haben und bereits über persönliche Themen gesprochen ha-ben.

Quellen

With Wings and Roots (Hg.) (2016): Handreichung: Reimagine Belonging. Pädagogisches Begleitmaterial zu den Themen Migration, Rassismus, Zugehörigkeit und Identität. S.

85-96.

© Jule Roehr

PortrÄt

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