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Anna Friedrich

Im Dokument Dikhen amen! Seht uns! (Seite 168-174)

• Anschauliches Material der Interessenvertretungen

• Vier Tische und genügend Stühle für alle Teilnehmenden

• Café-Dekoration: Tischdecken, Geschirr

• Getränke oder Snacks, die zum Verweilen an den einzelnen Stationen einladen (je nach finanziellen Rahmenbedingungen)

• Vier Pinnwände oder Platz für Wandzeitungen

• Nadeln oder Kreppband, Moderationskarten, Stifte Ziel der Methode

Die Teilnehmenden lernen unterschiedliche Handlungsfelder von Selbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*ze kennen. Dies geschieht anhand von Selbstbeschreibungen verschiedener Interessenvertretungen. Die Teilnehmenden erfahren mehr über deren politische Aktivitäten und setzen sich mit den verschiedenen inhaltlichen Forderungen der Organisationen auseinander. Die Teilnehmenden kommen mit Erzählungen von An-gehörigen verschiedener Communities in Berührung und lernen sie als politisch aktive Menschen kennen.

Hintergrund

Selbstdarstellungen und Aussagen von Rom*nja und Sinti*ze fehlen meist in öffent-lichen Debatten. Oft werden sie nur als passive Opfer dargestellt. Es wird fast immer über sie gesprochen, aber nicht mit ihnen. Dabei gibt es zahlreiche Organisationen von Rom*nja und Sinti*ze in ganz Deutschland. Die Positionen und politischen Forderun-gen dieser Initiativen sind Forderun-genauso vielfältig wie die Lebensgeschichten der einzelnen Mitglieder. Für die Sensibilisierungsarbeit mit Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft sind die Perspektiven von Rom*nja und Sinti*ze unerlässlich.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden hier beispielhaft vier Organisationen aus-gewählt, die verschiedene Schwerpunkte setzen und bundesweit aktiv sind. Die ausge-wählten Organisationen sind:

• Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma (Heidelberg)

• IniRromnja (Berlin)

• Roma Center Göttingen e.V.

• Amaro Drom e.V. (Berlin)

Es empfiehlt sich, die Auswahl der Interessenvertretungen durch lokale oder regionale Initiativen zu ergänzen oder zu ersetzen. Idealerweise sind die Interessenvertretungen aus der Stadt/Region, in der die Aktivität durchgeführt wird. Bei den Landesverbänden für Sinti und Roma in den jeweiligen Bundesländern finden sich weitere Informationen zu lokalen Organisationen.

Ablauf der Methode

Aufgabenverteilung und Materialbestellung im Vorfeld – Recherchephase – Umbau des Raumes (15 Minuten) – Inhaltliche und methodische Einführung (5 Minuten) – tausch im Café (60 Minuten) – Zusammentragen der Ergebnisse (10 Minuten) – Aus-wertung (20 Minuten)

Vorbereitung (120-380 Minuten)

Zur Vorbereitung erhalten vier Teilnehmende im Vorfeld die Aufgabe, sich mit der Arbeit jeweils einer Selbstorganisation von Rom*nja und Sinti*ze zu befassen. Wird die Me-thode im Rahmen des Schulunterrichts angewendet, eignet sich die Rechercheaufgabe hervorragend als Hausaufgabe. Im Materialanhang sind kurze Zusammenfassungen der Aktivitäten der Organisationen und knapp gehaltenes Zusatzmaterial vorhanden. Diese sind als erste Anregung gedacht. Die meisten Informationen lassen sich aber vor allem über die Homepages der Initiativen, eigene Recherchen im Internet (wie Broschüren, Bücher, YouTube-Videos etc.) oder Informationsmaterial der Organisationen finden.

Hierfür sollten mindestens zwei Stunden Zeit eingeplant werden.

Leitfragen für die Recherche sind:

• Welche inhaltlichen Schwerpunkte und zentralen Anliegen verfolgen die Inter-essenvertretungen mit ihrer Arbeit?

• Was macht die Organisation konkret? Welches sind ihre Aktivitäten und aktu-ellen Projekte?

• Welche politischen Forderungen stellen die jeweiligen Interessenvertretungen?

• An welche Zielgruppen richten sich die Organisationen?

Ziel der Vorbereitung ist, dass die Recherchierenden die jeweilige Organisation während der Durchführung der Methode in maximal 10 Minuten vorstellen können. Begleitend dazu sollen sie eine Pinnwand oder eine Wandzeitung mit den eigenen Rechercheer-gebnissen gestalten.

Durchführung

Vorbereitung und Einführung (20 Minuten)

Der Gruppenraum wird zu einem Café umfunktioniert. Dafür baut die teamende Per-son mithilfe der Teilnehmenden vier Stationen auf. Diese können zum Beispiel aus ei-nem Tisch mit mehreren Stühlen bestehen. Jede recherchierende Person präsentiert an jeweils einer Station eine Organisation. Jede Station wird so beschriftet, dass ersicht-lich wird, welche Organisation dort vorgestellt wird. Dazu liegen Informationsmaterial und ausgewählte Produkte der Initiative vor. Wichtig ist, dass sich an jeder Station eine Pinnwand oder ähnliches befindet.

Sind alle Stationen vorbereitet, beginnt die Einführung in Inhalt und Ablauf des Aktivis-mus-Cafés. Die Teilnehmenden werden im Café von der teamenden Person begrüßt. Ih-nen wird erklärt, dass sie in der folgenden Stunde die Aktivitäten von jeweils drei Orga-nisationen besser kennenlernen können. Pro Organisation haben sie jeweils 20 Minuten Zeit. Nach den ersten 20 Minuten wechseln sie zur nächsten Station und nach weiteren 20 Minuten können sie eine dritte Station besuchen. Sie müssen sich also im Laufe der Durchführung für drei der vier Stationen entscheiden.

Im Anschluss an die Einführung stellen die jeweiligen Verantwortlichen für eine In-teressenvertretung deren Arbeit in zwei Sätzen kurz vor. Damit können sich die Teil-nehmenden ein erstes Bild von den Stationen machen. Anschließend werden den Teilnehmenden die auf Flipchart visualisierten Leitfragen vorgestellt, nach denen die Recherche erfolgte.

Austausch im Café (60 Minuten)

Nun beginnt das Aktivismus-Café: Die Teilnehmenden verteilen sich je nach Interesse auf die Stationen. Die Stationsverantwortlichen stellen in maximal 10 Minuten die je-weilige Organisation vor. Die Besuchenden der Station bekommen die Gelegenheit zum Nachfragen und gegenseitigen Austausch. Die gemeinsame Kleingruppenarbeit besteht darin, die eingangs vorgestellten Leitfragen gemeinsam zu erörtern und auf Grundla-ge der vorhandenen Informationen über die jeweiliGrundla-ge Organisation zu diskutieren. Die Diskussionsergebnisse sollen festgehalten werden. Dies kann in Form von Notizen auf Moderationskärtchen geschehen. Dabei könnten die Antworten auf eine Leitfrage auf einer bestimmten Farbkarte notiert werden. Das sollten alle Gruppen gleich machen (zum Beispiel politische Forderungen auf grüne Moderationskärtchen, Zielgruppe und Aktivitäten auf gelbe Moderationskärtchen etc.). Die Moderationskärtchen sollten über-sichtlich an die jeweilige Pinnwand der Station geheftet werden.

Nach jeweils 20 Minuten gibt die teamende Person ein Signal für den Stationswech-sel. Bei jedem Wechsel entscheidet jede Person individuell, zu welcher Station sie als nächstes gehen möchte. Die Gruppe, die sich an einer Station gefunden hat, muss für die nächste Station nicht zusammenbleiben.

Das Aktivismus-Café sollte durch die teamende Person begleitet werden, die gegebe-nenfalls einspringt, wenn an den Tischen Fragen auftauchen, die die jeweils präsen-tierende Person nicht beantworten kann. Dazu ist es notwendig, herumzugehen und bei den einzelnen Präsentationen hinein zu lauschen. Nach 60 Minuten endet die Ca-fé-Phase.

Diskussion und Auswertung (30-40 Minuten)

Die ganze Gruppe kommt im Plenum zusammen. Die teamende Person bittet die Sta-tionsverantwortlichen, die gesammelten Diskussionsergebnisse zu den Leitfragen aus der Kleingruppenarbeit vorzustellen. Hierfür haben sie drei Minuten Zeit.

Sind alle Interessenvertretungen im Plenum vorgestellt, werden neue Diskussionsfra-gen eingeführt:

• Wo ähneln sich die Aktivitäten und Forderungen der vier Organisationen?

• In welchen Punkten unterscheiden sie sich?

• Was verändert sich an der gesellschaftlichen Situation, wenn Rom*nja und Sinti*ze um ihre Rechte kämpfen?

• Welche Organisationen kennt ihr noch? Welche gibt es bei uns in der Region?

• Wie könntest du dich engagieren? Welche Möglichkeiten hast du dafür?

Die Auswertungsfragen stellen an die teamende Person die Anforderung, dass sie sich selbst im Vorfeld ausführlich mit diesen Fragen beschäftigt hat. Zusätzlich ist die Aus-einandersetzung mit Selbstzeugnissen von Rom*nja und Sinti*ze zu empfehlen. Ausge-wählte Literaturhinweise finden sich am Ende der Handreichung.

Tipps

Es empfiehlt sich, dass an einer Station höchstens sechs Teilnehmende sind. Gibt es mehr Teilnehmende an einer Station, bittet die teamende Person sie, zunächst an eine andere Station zu wechseln und in der nächsten Runde wiederzukommen.

Zur Ergänzung der Methode können Aktive von Selbstorganisationen eingeladen wer-den. Sie können am besten berichten, welche Geschichten und Anliegen hinter dem je-weiligen Aktivismus stecken. In der Regel freuen sich viele Selbstorganisationen über interessierte Anfragen. Aufgrund der generellen Arbeitsbelastung der meisten Orga-nisationen ist es jedoch wichtig, Honorare zur Verfügung zu stellen. Außerdem gibt es immer wieder lokale Ausstellungen/Theaterstücke/Filmvorführungen von

Selbstorga-nisationen beziehungsweise Einzelpersonen, über die sich mehr über deren politische Anliegen erfahren lässt.

Hürde

Die Methode eignet sich für Gruppen, die über einen längeren Zeitraum miteinander arbeiten (beispielsweise Schulklassen oder auf Gruppenfahrten). Denn die Teilnehmen-den, die sich intensiv mit der Arbeit einer der Interessenvertretungen beschäftigen, brauchen genügend Zeit, um sich für die Präsentation vorzubereiten. Um die Aktivität und die Auswertung kompetent moderieren zu können, muss die teamende Person über die Aktivitäten der Interessenvertretungen gut informiert sein.

Quelle

Für das Aktivismus-Café wurde die Methode des „World-Cafés“ adaptiert. Siehe dazu grundsätzlich: Brown, Juanita/Isaacs, David (2007): Das World Café. Kreative Zukunfts-gestaltung in Organisationen und Gesellschaft. Heidelberg.

PortrÄt

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