• Keine Ergebnisse gefunden

Jesus Christus – Grund des christlichen Glaubens

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 31-34)

I. Das christliche Bekenntnis zu Jesus Christus

1. Jesus Christus als Ursprung, Grund, Prinzip und Norm des christlichen Glaubens

1.2 Jesus Christus – Grund des christlichen Glaubens

Eng mit der Rede von Jesus Christus als dem Ursprung des christlichen Glaubens hängt die Aussage zusammen, dass Jesus Christus als Ursprung gleichzeitig auch der Grund des christlichen Glaubens ist. Dabei kann der Begriff des „Grundes“

mindestens in einer doppelten Bedeutung verstanden werden. „Grund“ bedeutet zum einen, dass Jesus Christus das Fundament des Christentums22 ist und zum anderen, dass Jesus Christus gewissermaßen das Motiv, der Referenzpol des christlichen Glaubens ist.

Fundament und Grund des Glaubens ist Jesus Christus, weil alles Christliche erst-lich und letzterst-lich auf ihm aufbaut. Seine Lehre und sein Leben (in Menschwer-dung, Leben, Sterben und Auferstehen) können verglichen werden mit dem Fun-dament eines Hauses, ohne dass dieses sofort zusammenbrechen würde. Alles Christliche, die K irche in ihren Sakramenten und ihrer Lehre, das christliche Le-ben in der Liturgie, dem Bekenntnis und der Nachfolge, basieren auf Jesus Chris-tus als einem Grund, der sich selbst trägt, so alles trägt und damit alles gründet und begründet. In der bekennenden Anerkenntnis dieses Grundes besteht die

22 Vg l. WERBICK, Jürgen,Vo m entscheidend und unterscheidend Christlichen. Düsseldorf 1992, 33-48. [= WERBICK, Christlich.]

christliche Identität, die nur solange gewährleistet ist, wie sie sich auf dem Boden ihres Grundes und ihres Fundaments selbst bewegt. Dabei ist die Einsicht ent-scheidend, dass das Christentum seinen eigenen Grund, ebenso wie seinen eige-nen Ursprung, nicht selbst hergestellt hat. Im Gegenteil: Christentum und K irche gründen auf einem Fundament, das nicht sie selbst, sondern Gott selbst in Jesus Christus gelegt hat:

„Darum - so spricht Gott, der Herr: Seht her, ich lege einen Grund-stein in Zion, einen harten und kostbaren EckGrund-stein, ein Fundament, das sicher und fest ist“ (Jes 28,16).

„Denn es heißt in der Schrift: Seht her, ich lege in Zion einen auser-wählten Stein, einen Eckstein, den ich in Ehren halte; wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde. Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre.

Für jene aber, die nicht glauben, ist dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, zum Eckstein geworden, zum Stein, an den man an-stößt, und zum Felsen, an dem man zu Fall kommt“ (1 Petr 2,6f.).

Wenn dem so ist, dann gründet das Christentum auf einem Grund, der ihm selbst vorgegeben und bleibend entzogen ist. Jesus Christus als der Grund des christli-chen Glaubens ist das unmanipulierbare und unveräußerliche Fundament, das al-les Christliche trägt, ohne selbst nochmals vom Gläubigen getragen zu werden.

Christliche Identität trägt sich somit nicht aus sich selbst, sondern ist eine ver-dankte Identität. Als solche verweist sie über sich hinaus auf einen ihr vorauslie-genden Grund, den sie nicht verändern oder gar ersetzen kann. Mit dieser – für das Wesen des Christentums wesenhaften – Selbstbescheidung zugleich verbun-den ist das Bekenntnis zu einem Fundament, das seinen Ursprung nicht in der Welt des Menschen selbst haben kann. Denn alles in der Welt und von der Welt begründete bleibt der Welt selbst „untertan“, bleibt ihrer Manipulation und Ver-änderung ausgesetzt und so letztlich nachträglich marginalisierbar und abschaff-bar. Die im christlichen Bekenntnis artikulierte Erkenntnis und Anerkenntnis ei-nes Grundes, der dem Menschen bleibend entzogen ist, beinhaltet deshalb zu-gleich ein Gottesbekenntnis. Diese nur im Glauben artikulierbare Tatsache kommt deutlich bei Paulus zum Ausdruck:

„Einen anderen Grund als den, der gelegt ist, kann niemand legen: das ist Jesus Christus.“ (1 Kor 3,11)

Hier wird deutlich, dass der Grund (und das Fundament) des christlichen Glau-bens nicht von Menschen, auch nicht vom Menschen Jesus von Nazareth, sondern allein von Gott selbst gelegt ist.

[Deswegen verbietet sich aus der Sicht des Glaubens auch jeder christliche Fun-damentalismus. Denn dieser zeichnet sich dadurch aus, dass er sich selbst in ex-klusiver Form der Fundamente des Glaubens bemächtigt und sich so den Grund zuhanden macht, der ihm bleibend entzogen ist. Fundamentalismus, der das Chris-tentum mit seinem Grund identifiziert, statt das ChrisChris-tentum auf seinen Grund hin zu relativieren, ist von daher Götzendienst. Ein Götzendienst, der an die Stelle Gottes den Menschen stellt, der vergeblich versucht, sich den Grund, den Gott ge-legt hat, anzueignen, statt sich von Gott her begründen zu lassen.]

Die Rede von Jesus Christus als dem Grund des christlichen Glaubens trägt aber noch eine weitere Konnotation [die Grundbedeutung eines Wortes emotional, e x-pressiv oder stilistisch begleitende Vorstellung]. Jesus Christus ist nicht nur der Grundstein, das Fundament des Glaubens, sondern auch das Motiv des Glaubens bzw. der Glaubensgrund selbst. Denn der christliche Glaube richtet sich ja in den Modi von Glaube, Hoffnung und Liebe auf Jesus Christus selbst – ja er ist die Be-ziehung zu Jesus Christus selbst, die sic h in den menschlichen Grundvollzügen von Glaube, Hoffnung und Liebe artikuliert. Auf die Frage nach dem Grund für diese Vollzüge, ja nach dem Grund des Glaubens selbst, kann der Christ daher keine andere Antwort geben als Jesus Christus. Weil Jesus Christus der Offenba-rer und die Offenbarung Gottes ist, weil in Jesus Christus die Menschenfreund-lichkeit Gottes erschienen ist, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, richtet sich alle menschliche Hoffnung auf IHN. Diese WEIL-Dimension des Glaubens, die mit dem Inhalt des Geglaubten zugleich die Sinnhaftigkeit des Ge-glaubten bezeichnet, hat ihren Bezugspunkt in der Menschwerdung, dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi als dem Grund des Glaubens, der den Glau-ben selbst nicht nur gründet, sondern in der Gründung zugleich begründet.

Im ersten Petrusbrief werden die Christen aufgefordert, jedem Antwort zu geben, der nach dem Grund der christlichen Hoffnung fragt:

„Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ (1 Petr 3,15)

Diese Rede und Antwort besteht letztlich in dem Verweis auf Jesus Christus als dem Grund des christlichen Hoffens. Wie diese Rede und Antwort im je konkre-ten Fall aussieht, ist abhängig von den unterschiedlichen zeitlichen, räumlichen, gesellschaftlichen, kulturellen, soziologischen Bedingungen – der Inhalt bleibt aber in jedem Fall derselbe: Jesus Christus.

Nochmals:

„Einen anderen Grund als den, der gelegt ist, kann niemand legen: das ist Jesus Christus.“ (1 Kor 3,11)

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 31-34)