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Die außerbiblische Jesusbezeugung Literatur:

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 105-109)

II. Der „historische“ Jesus oder: Theo-Praxie in Geschichte Literatur:

3. Der „historische“ Jesus – Einzelaspekte

3.2 Die außerbiblische Jesusbezeugung Literatur:

3.2 Die außerbiblische Jesusbezeugung

Dieser Text ist schon von Origenes als Äußerung des Josephus bekannt: Contra Celsum 1, 47; 2, 13; In Mt tom. X, 17.

Nicht dagegen kennt Origenes das sogenannte „Testimonium Flavianum”; Fla-vius Josephus, Antiquitates 18, 63-64, mit seiner positiven Würdigung Jesu als eines Menschen „voll Weisheit, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nen-nen kann (...)”. Dieser Text gilt, vor allem weil Origenes ihn nicht kennt, als Interpolation127, bzw. als christlich überarbeitet128. Zuerst wird dieser Text be-zeugt bei Eusebius, Kirchengeschichte I 11,7.

Das Jesusbild des Flavius Josephus ist anerkennend neutral. Die Erwähnung Jesu eine Selbstverständlichkeit, aber nicht mehr.

b) Mara Bar Sarapion

Das wohl älteste pagane Zeugnis über Jesus ist kaum bekannt. Es stammt aus dem Brief eines syrischen Stoikers und schaut bereits auf den römisch-jüdischen Krieg (66-74 n. Chr.) im Jahr 73 n. Chr. zurück:

„(…) was hatten die Athener für einen Nutzen davon, dass sie Sok-rates töteten, was ihnen mit Hungersnot und Pest vergolten wurde?

oder die Samarier von der Verbrennung des Pythagoras, da ihr gan-zes Land in einem Augenblick vom Sand verschüttet wurde? oder die Juden on der Hinrichtung ihres weisen Königs, da ihnen von jener Zeit an das Reich weggenommen war? Denn gerechterweise nahm Gott Rache für jene drei Weisen: die Athener starbe n Hun-gers, die Samarier wurden vom Meere bedeckt, die Juden umge-bracht und aus ihrem Reiche vertrieben, leben allenthalben in der Zerstreuung. Sokrates ist nicht tot: wegen Platon, noch Pythagoras wegen der Herastatue, noch der Weise König: wegen der neuen Gesetze, die er gegeben hat.“129

Der Verfasser ist weder Christ noch Jude, weil er unbefangen von den Göttern spricht. Allerdings steht er dem Christentum aufgeschlossen gegenüber. Auch wenn seine Aussagen von christlicher Tradition abhängen (König, Zerstörung Jerusalems als Strafe, Todesverantwortung allein bei den Juden), bleibt seine Außenperspektive deutlich: Er stellt Jesus in eine Reihe besonderer Menschen,

127 Vg l. BEILNER, Wolfgang, De r Weg zu Jesus. Der Verkündiger und der Ve rkündigte. In : PAUS, Ansger, Hg., Die Frage nach Jesus. Gra z, Wien, Kö ln 1973, 69 -149, 70. 124f (An m. 7-11) [=

BEILNER, Weg].

128 Vgl. NIEMANN,Jesus 27.

129 Zitiert bei THEIßEN/MERZ, Jesus 84.

ohne dabei einen christlich-religiösen Kontext vorauszusetzen haben und er schweigt von der Auferstehung.

c) Tacitus (ca. 55-120 n. Chr.) Annales, geschrieben ca. 115/117 n. Chr.

„Der römische Schriftsteller Tacitus stellt in den Hauptwerken ‘Historiae’ und

‘Annales’ die Geschichte der römischen Kaiserzeit dar. Dabei berichtet er auch über den Brand Roms, den Nero den Christen in die Schuhe schob. Tacitus weiß, dass a) der Name dieses ‘unheilvollen Aberglaubens’ sich herleitet von

‘Christus’: Dieses Wort, ursprünglich Titel (der Gesalbte, Messias), schon von Paulus als Eigenname verwendet, gebraucht a uch Tacitus nur als Eigennamen, den Namen Jesus nennt er nicht. Tacitus weiß, dass b) Christus zum Tode ver-urteilt wurde, und zwar c) von Pontius Pilatus unter der Regierung des Kaisers Tiberius, und dass d) der Ursprung des Christentums in Judäa lag. Die Äuße-rungen von Tacitus und Sueton über Christus/ Chrestos sind ungefähr zur glei-chen Zeit entstanden. Die Frage der literarisglei-chen Beziehung und der Quellen der beiden Historiker ist in der Forschung umstritten.“130

Annales 15,44,2f.:

„Aber nicht durch menschliche Hilfeleistung, nicht durch die Spenden des Kaisers oder die Maßnahmen zur Beschwichtigung der Götter ließ sich das böse Gerücht unterdrücken, man glaubte vielmehr fest daran: befohlen worden sei der Brand. Daher schob Nero, um dem Gerede ein Ende zu machen, andere als Schuldige vor und belegte die mit den ausgesuchtesten Strafen, die, wegen ih-rer Schandtaten verhasst, vom Volke Chrestianer genannt wurden.

Der Mann, von dem sich der Name herleitet, Christus, war unter der Herrschaft des Tiberius auf Veranlassung des Prokurators Pon-tius Pilatus hingerichtet worden; und für den Augenblick unter-drückt, brach der unheilvolle Aberglaube wieder hervor, nicht nur in Judäa, dem Ursprungsland dieses Übels, sondern auch in Rom, wo aus der ganzen Welt alle Greuel und Scheußlichkeit zusammen-strömen und gefeiert werden.“

Tacitus, Annales XV 44: „(...) auctor nominis eius Christus Tiberio imperatore per procuratorem Pontium Pilatum supplicio affectus erat (...)”.

130 NIEMANN, Jesus 33f.

d) Plinius d. J. (ca. 62-113 n. Chr.), Brief an Kaiser Trajan, geschrieben ca.

112/113

Plinius d. J. an Trajan bezeugt die Existenz von Christen in Kleinasien, die Christus als ihren Gott verehren: „(...) carmenque Christo quasi deo dicere (...)“ (Ep. XCVI,7).

Der Text im Kontext (deutsch):

„Mir wurde eine anonyme Klageschrift mit zahlreichen Namen eingereicht. Diejenigen, die leugneten, Christen zu sein oder gewe-sen zu sein, glaubte ich freilasgewe-sen zu müsgewe-sen, da sie nach einer von mir vorgesprochenen Formel unsere Götter anriefen und vor Dei-nem Bilde, das ich zu diesem Zweck zusammen mit den Statuen der Götter hatte bringen lassen, mit Weihrauch und Wein opferten, außerdem Christus fluchten, lauter Dinge, zu denen wirkliche Christen sich angeblich nicht zwingen lassen.

Andre, die der Denunziant genannt hatte, gaben zunächst zu, Chris-ten zu sein, widerriefen es dann aber; sie seien es zwar gewesen, hätten es dann aber aufgegeben, manche vor drei Jahren, manche vor noch längerer Zeit, hin und wieder vor zwanzig Jahren. Auch diese alle bezeugten Deinem Bild und den Götterstatuen ihre Ver-ehrung und fluchten Christus. Sie versicherten jedoch, ihre ganze Schuld oder ihr ganzer Irrtum habe darin bestanden, dass sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus als ihrem Gott [oder: Christus wie einem Gott]

einen Wechselgesang zu singen und sich durch Eid nicht etwa zu irgendwelchen Verbrechen zu verpflichten, sondern keinen Dieb-stahl, Raubüberfall oder Ehebruch zu begehen, ein gegebenes Wort nicht zu brechen, eine angemahnte Schuld nicht abzuleugnen.“131

e) Unsicher ist die Angabe des Sueton (ca. 70-130 n. Chr.) Das Leben des Claudius, geschrieben vor 122 n. Chr.

Anlass der Erwähnung ist die Vertreibung der Juden aus Rom unter Claudi-us im Jahr 49 n. Chr., die auch in der Apostelgeschichte erwähnt wird.

Vita Claudii XXV: „Judaeos impulsore Chresto assidue tumultuan-tis ([tes]. vgl. Apg 18,2) Roma expulit.”

131 Zitiert nach NIEMANN, Jesus 32f.

„Die Juden, die, von Chrestus aufgehetzt, fortwährend Unruhe stif-teten, vertrieb er aus Rom.“

Das Ergebnis lässt sich so zusammenfassen:

1. Die außerchristlichen Quellen belegen die Historizität Jesu: „Gegner wie neutrale oder sympathisierende Beobachter des Christentums setzen die Ge-schichtlichkeit Jesu voraus und lassen nicht die Spur eines Zweifels daran er-kennen.“132

2. Die außerbiblischen Quellen decken sich exakt mit dem Wissen von Jesus, das wir aus den Evangelien schöpfen.

3. Kai Sander fasst als Ergebnis zusammen: „er hat gelebt, er hatte einen ‚Bru-der’ namens Jakobus, erregte öffentliches Aufsehen, sammelte Jünger, wirkte im Rahmen der jüdischen Religion und alsbald darüber hinaus, starb einen ge-waltsamen Tod aufgrund von Verurteilung durch die (römische und jüdische Obrigkeit).“133

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 105-109)