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Warum der historische Jesus der Geschichte interessiert

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 83-91)

II. Der „historische“ Jesus oder: Theo-Praxie in Geschichte Literatur:

1. Warum der historische Jesus der Geschichte interessiert

Die Frage nach dem Jesus von Nazareth als dem Jesus Kyrios, dem Jesus Sohn Gottes, dem Jesus Messias, dem Jesus vere homo, vere deus ist von entsche i-dender, ja essentieller Bedeutung für den christlichen Glauben. In ihr artikuliert sich das christliche Selbstverständnis im Blick auf seinen Offenbarungsgehalt und deren Gestalt, im Blick auf das Heilsverständnis und im Blick auf die ewi-ge Bedeutung der Geschichte und der Geschichte Jesu für unser Gottes-Verhältnis. Der emeritierte Freiburger Fundamentaltheologe Hansjürgen Ver-weyen bringt dies auf den Punkt, wenn er feststellt:

„Der christliche Glaube steht und fällt damit, dass sich in Jesus Christus Gott selbst letztgültig mitgeteilt hat. Darin steckt die Be-hauptung, dass zumindest in einem geschichtlichen Ereignis unsere ansonsten so vielfältig bedingte Welt wirklich transparent für das Unbedingte geworden ist.“83

Worum es hier geht, ist nichts Geringeres als das christliche Bekenntnis zur Menschwerdung Gottes. Dieses Bekenntnis, das Inkarnationsdogma in seiner vertikalen Dimension fasst Verweyen folgendermaßen zusammen:

„Gott hat es vermocht, sein ganzes Wesen ‘im Fleische’ zu offen-baren, d.h. in jener ohnmächtigen Spanne menschlichen Lebens zwischen Empfängnis und Tod, die der Christus mit uns allen ge-mein hat.“84

An anderer Stelle formuliert er:

„Gott hat es vermocht, im ‘Fleische’ eines Menschen endgültig zu Wort zu kommen. Er war fähig, in der Begrenztheit eines Lebens, das mit der Empfängnis beginnt und mit dem Tode endet, voll und ganz zu offenbaren, wie er wirklich ist, nicht nur in unseren Vor-stellungen von göttlicher Herrlichkeit erscheint.“85

83 VERWEYEN,Hansjürgen,Die Sache mit den Ostererscheinungen. In: BROER,Ingo/WERBICK, Jürgen, Hgg., „Der Herr ist wahrhaft auferstanden.“ (Lk 24,34). Biblische und systematische Be iträge zur Entstehung des Osterglaubens. SBS 134. Stuttgart 1988, 63 -80, 65. [= V ER-WEYEN, Sache.] Vg l. auch VERWEYEN, GlW3 344, wo Ve rweyen unterstreicht, wie „zäh“ d ie frühe Kirche am Inkarnationsdogma festgehalten hat.

84 VERWEYEN, GlW3 344.

85 VERWEYEN,Hansjürgen, Auferstehung: ein Wort verstellt d ie Sache. In : DERS.,Hg., Oster-glaube ohne Auferstehung? Diskussion mit Gerd Lüde mann. QD 155. Freiburg i. Br. u.a. 1995, 105-144, 111. [= VERWEYEN, Auferstehung.]

Bei der Frage nach dem tatsächlichen Ergangensein dessen, was im chalkedo-nensischen Bekenntnis affirmiert wird, geht es demnach „um die erkenntnis-theoretische Seite des christologischen Dogmas von der Fleischwerdung des Wortes“86:

„Gott hat sich restlos ‘im Fleische’ dem Menschen übergeben. Das ist das Grunddatum christlicher O ntologie. Die gnoseologische Sei-te dieses Datums aber ist, dass die SelbstmitSei-teilung GotSei-tes mensch-lichen Sinnen wirklich vernehmbar geworden ist. Gott hat sich ganz in jener Lebensspanne zwischen Empfängnis und Tod dem Menschen bekanntgegeben, die Jesus mit allen Menschen gemein-sam ist.“87

Die theologische Schlussfolgerung ist evident: Wenn es geradezu das Wesen des Christlichen auszeichnet, dass Gott die Welt und die menschliche Ge-schichte zu seiner eigenen Wirklichkeit gemacht hat und Gott sich als er selbst in der Welt zu erkennen gegeben und zu lieben gegeben hat, dann hat die Ge-schichte und auch die Historie eine entscheidende Bedeutung für das christli-che Menschristli-chenverständnis, das Gottesverständnis und das Verständnis des Ver-hältnisses zwischen Gott und Mensch. Denn das christliche Bekenntnis geht aus von einer Theo-Praxis88 in der Geschichte, d.h. von einem unmittelbaren Wirken Gottes im historisch-empirischen Zeit-Raum-Kontinuum der Welt.

Diese Theo-Praxis geschieht einmal dadurch, dass Gott selbst zum Teil der Ge-schichte wird, die er zugleich trägt. (Wir nennen dies die ontologische Dimen-sion der Praxie in Jesus Christus.) Zum anderen geschieht diese Theo-Praxis dadurch, dass Gott sich in der Geschichte als er selbst zu erkennen gibt.

(Das wäre die gnoseologische Dimension der Theo-Praxie in Jesus Christus.) Durch die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus verändert sich – so die christliche Glaubensaffirmation – nicht nur das geschichtlich bedingte „Wis-sen“ um und über Gott, sondern die geschichtlichen Strukturen der Welt selbst.

Denn wenn Jesus Christus als der GottMensch wirklich zum Teil der einen Menschheitsgeschichte geworden ist, dann ist diese bleibend qualifiziert und berührt durch diese Gegebenheit.

Die christliche Behauptung lautet also:

86 VERWEYEN,Hansjürgen,Fundamentaltheologie zu m „status quaestionis“. In: ThPh 61 (1986) 321-335, 330. [= VERWEYEN, Fundamentaltheologie – status.]

87 VERWEYEN, Fundamentaltheologie – status 330.

88 Peter Hünermann spricht von eine m eschatologischen „Gottesgesc hehen“. Vgl. HÜNERMANN, Peter, Dogmat ische Prin zip ienlehre. Glaube – Überlie ferung – Theologie als Sprach und Wahrheitsgeschehen. Münster 2003, 75. [= HÜNERMANN, Prinzipienlehre.]

1. Die Geschichte als solche ist entscheidend für unser „Wissen“ um Gott.

Seine Offenbarung ereignet sich in und als Geschichte. Das bedeutet aber:

Nur der erinnernde Blick in die Geschichte zeigt uns, wer Gott ist und wie Gott ist. Unser „Wissen“ von Gott besteht nicht in einer zeitlosen und abs-trakten Lehre, sondern in einem lebendigen und personalen Geschehen, das sich in der Geschichte ereignet hat und sich immerfort weiter ereignet. Die-se personale Geschehensoffenbarung aber ist raum- zeitlich, also geschicht-lich, ja sogar historisch verortbar in dem Menschen Jesus von Nazareth.

2. Daraus ist zu schließen: Christliche Offenbarung ist eben kein erzählter Christus-Mythos, der seinen Ursprung in einem vorzeitlichen, vorgeschicht-lichen Geschehen hätte, sondern die Narration, die Erzählung und die Erin-nerung von und an eine tatsächliche Lebenspraxis, in der Gott als er selbst für uns sichtbar und transparent geworden ist.

3. Die Geschichte als solche ist somit aber entscheidend für unser „Verhältnis“

mit und zu Gott.

Nicht eine abstrakte „Christus-Idee“, nicht eine abstrakte Heils-Lehre oder Heil- Erkenntnis definiert unser Verhältnis zu Gott, sondern eine geschichtli-che Interaktion, die über Jesus Christus vermittelt ist. Dieses Bekenntnis zur Geschichte als Ereignis der Gottes-Praxie ist geradezu das Kriterium des Christlichen, die dieses von jeder Art einer Heils-Lehre, Gnosis genannt, un-terscheidet.

„Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der bekennt, Je-sus Christus sei im Fleisch gekommen, ist aus Gott.“ (1 Joh 4,2) Sehr zutreffend formuliert Lehmann:

„Das christliche Heil ist ‚extra nos’ begründet, es beruht nicht auf unserem intellektuellen Leistungsvermögen, scho n gar nicht auf unserer religiösen oder mythischen Einbildungskraft, sondern ist uns in der Geschichte als unableitbares und unverfügbares Ereignis geschenkt.“89

4. Daraus aber ist zu schließen: Die irdische, historisch greifbare Geschichte Jesu gehört konstitutiv zum Glauben als dessen Ursprungsort und als dessen

89 LEHMANN, Frage 111.

Inhalt. Denn wiederum mit Lehmann ist zu sagen, dass Jesu Auftreten in Wort und Tat in nuce bereits das christliche Kerygma enthalten90.

Dies hat aber gravierende Konsequenzen für d ie Bestimmung des Ursprung-sortes und des Ursprungskontextes des christlichen Bekenntnisses. Weil ein historisches Ereignis, eine geschichtliche Gegebenheit unser Gottesverhält-nis definiert hat, ist jede menschliche Dimension zur Dimension der O ffen-barung Gottes geworden:

„Mit der Historie ist auch die irdische Leiblichkeit als Bereich der Offenbarung gegeben.“91

Karl Rahner schließt daraus, dass „der katholische Glaube und seine Dog-matik (...) unlösbar gebunden [bleiben] nicht nur an die historische Existenz Jesu von Nazareth, sondern auch an geschichtliche Ereignisse dieser Exis-tenz von bestimmter Art.“92 Von hierher verbietet es sich auch, den

„Mensch Jesus (…) gegen seine Gottnatur aus[zuspielen].“93 Sed contra: Bultmann

„Die Verkündigung Jesu gehört zu den Voraussetzungen der Theo-logie des N T und ist nicht ein Teil dieser selbst. Denn die Theolo-gie des NT besteht in der Entfaltung der Gedanken, in denen der christliche Glaube sich seines Gegenstandes, seines Grundes und seiner Konsequenz versichert. Christlichen Glauben gibt es erst, seit es ein christliches Kerygma gibt, d. h. ein Kerygma, das Jesus Christus als Gottes eschatologische Heilstat verkündigt, und zwar Jesus Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Das ge-schieht erst im Kerygma der Urgemeinde, nicht schon in der Ver-kündigung des geschichtlichen Jesus. (...) Erst mit dem Kerygma der Urgemeinde beginnt das theologische Denken, beginnt die Theologie des NT. Zu seinen geschichtlichen Voraussetzungen ge-hört freilich das Auftreten und die Verkündigung Jesu; und in die-sem Sinne muss die Verkündigung Jesu in die Darstellung der ne u-testamentlichen Theologie einbezogen werden.”94

90 Vgl. LEHMANN, Frage 106.

91 LEHMANN,Frage99.

92 RAHNER,Karl, Be me rkungen zur Bedeutung der Geschichte Jesu für die katholische Dog matik.

In: DERS., SzTh X. Einsiedeln u.a. 1972, 215-226, 215. [= RAHNER, Bemerkungen.]

93 LEHMANN, Frage 103.

94 BULTMANN, Rudolf, Theologie des Neuen Testaments. Tübingen 51965, 1f. Vgl. auch ebd. 1-56 [= BULT MANN, Theologie].

Das Eintauchen Gottes in die Welt, die Gottes-Praxie, von der oben bereits die Rede war, hinterlässt auch historisch sichtba re Spuren, die bleibend in das Verhältnis zwischen Gott und Mensch eingeschrieben werden und ein-geschrieben bleiben. Aber: die Historie allein kann die Theo-Praxie nicht er-fassen.

5. Sosehr damit die Bedeutung der Historie und der Geschichte Jesu für den christlichen Glauben manifest wird, so sehr ist gleichzeitig festzuhalten, dass die historische Sichtweise allein keineswegs ausreicht, um das ge-schichtliche Phänomen „Jesus“ zu bestimmen.

Die Tiefendimension dieses Geschehens nämlich ist nicht mit den wissen-schaftlichen Methoden eines Historikers wahrzunehmen und auch nicht mit den verobjektivierenden Mitteln einer (vermeintlich) realitätsgetreuen Re-portage. Denn im Letzten resultiert die christliche O ffenbarung in einem personalen Beziehungsgeschehen, in einem personalen Handlungsgesche-hen, das innerhalb eines historischen Kontextes verortet ist und seinerseits diese historischen Koordinaten seinerseits nachhaltig verändert. Das Er-kenntnismittel ist nicht die alles verobjektivierende Vernunft, sondern die personale Aktualisierung der Vernunft einer anderen Person gegenüber, Glaube und Glauben genannt. Dieser Glaube ist historisch situiert, hat einen historischen Bezugspunkt und transzendiert diesen in einem. Der Akt dieser Transzendenz im Glauben allerdings lässt die Historie nicht hinter sich, sondern integriert sie in den Zusamme nhang des Geglaubten. Diese Dialek-tik ist schlicht auszuhalten. Sie resultiert aus der christlichen Grundannah-me, dass Gott als das schlechthin Andere des Historischen in der Historie bzw. besser an der Historie erkannt wird. Das diesem Erkenntnisort ange-messene Wahrnehmungsmittel ist der geschichtlich vollzogene Glaube, jen-seits von historischem Objektivismus und mythologischer Esoterik:

„Es hat eine hohe theologische Bedeutung, dass die Urchriste nheit bei der Darstellung der Jesusgeschichte nicht von ihrem Glauben abstrahiert, aber auch nicht einen Mythos an die Stelle der Ge-schichte setzt.“95

6. Dass die Bedeutung des Lebens Jesu, ja das Leben Jesu selbst nicht allein mit historischen Kategorien zu fassen und zu beschreiben ist, wird insbe-sondere am Auferstehungsglauben sichtbar, der seinerseits im Auferste-hungsgeschehen gründet.

95 LEHMANN,Karl, Die Frage nach Jesus von Na zaret. In: HFTh2 Bd. 2., 95-114, 99. [= LEHMAN, Frage.]

Insofern Auferstehung ein Geschehen ist, dass die Geschichte und die Histo-rie übersteigt, ja geradezu deren Aufhebung (im hegelschen Sinne) bedeutet, lässt sich die Person Jesus Christus nicht allein mit historischen Methoden erfassen. Gleichwohl bleibt die Bedeutung der Historie Jesus und seiner Ge-schichte gerade durch das Auferstehungsbekenntnis gesichert, insofern in diesem Tod und Auferstehung als eine untrennbare Einheit bekannt werden.

Auferstehung im christlichen Verständnis nämlich bedeutet die bleibende Rettung einer ganz bestimmten menschlichen Person und somit auch die Rettung und Bewahrung (ja Aufbewahrung) dieser individuellen menschli-chen Geschichte auch und gerade in ihrer historismenschli-chen Dimensionierung. In Tod und Auferstehung focussiert sich somit nicht nur das Leben Jesu als dessen Vollendung, sondern auch dessen Bedeutung für den Menschen. In Tod und Auferstehung ereignet sich das Heil des Menschen und offenbart sich dieses zugleich. Deswegen kann erst aus dieser Perspektive – als eine Offenbarungsperspektive in Handlung und Wort – das Gesamt der Jesus Persönlichkeit erschlossen werden, wie sie sich zu Lebzeiten in einem histo-rischen Kontext als seine „Wesensgeschichte“96 erschlossen hat. (Dies be-zieht sich sowohl auf seine menschliche als auch auf seine göttliche D imen-sion.)

„Die leibhaftige Geschichte Jesu ist in dem Hinweis auf seinen Tod zusammengefasst. In der Aussage über die Erhöhung bzw. die Auf-erweckung ist die bleibende Bedeutung in nicht weniger konzen-trierter Weise zum Ausdruck gebracht. Das Bekenntnis über Tod und Auferstehung bildet die Mitte und den Kern vieler weiterer christologischer Aussagen, welche diese Wesensmitte nach rück-wärts (Sendung, Hingabe, Geburt, Präexistenz) und nach vorrück-wärts (Erhöhung, kosmische Bedeutung, Parusie) entfalten. Tod und Auferstehung sind implizit das Ganze des Heilsereignisses, von woher sich Herkunft und Zukunft erhellen.“97

M.a.W.: Endgültig im Geschehen von Lebenshingabe, Tod und Auferstehung wird deutlich: Schon in der Wesensgeschichte Jesu als der Wesensgeschichte Jesus hat sich Gott selbst innerhalb von Welt und Geschichte ereignet (Theo-Praxis). Dass die Wesensgeschichte Jesu solcherart die Geschichte Gottes war, wird allerdings erkennbar erst aus der Perspektive von Tod und Auferstehung.

Von daher ergibt sich folgender zeitlicher Erkenntnisablauf, der nicht identisch ist mit dem „zeitlichen“, „geschichtlichen“ Ablablauf des Jesusereignisses.

96 Vg l. SCHLIER, He inrich, Die Anfänge des christologischen Credo. In: WELTE, Bernhard, Hg., Zur Frühgeschichte der Christologie. Freiburg i. Br. u.a. 1970, 13-58, 47f.

Erkenntnisordnung  Erkenntnisablauf:

Tod und Auferstehung

Herkunft Zukunft

  Sendung

Hingabe Erhöhung

Geburt kosmische Bedeutung Präexistenz Parusie

„Zeit“-ordnung  Seinsordnung:

Präexistenz

 Geburt

 Sendung

Hingabe

Tod und Aufer-stehung

 Erhöhung

97 LEHMANN, Frage 109.

kosmische Bedeutung

 Parusie 7. Fazit

Das hier angesprochene bringt der erste Johannesbrief in kaum zu überbie-tender Klarheit zum Ausdruck:

„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir mit unse-ren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände ange-fasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens.

Denn das Leben wurde offenbart; wir haben gesehen und bezeugen und verkünden euch das ewige Leben, das beim Vater war und uns offenbart wurde.

Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt. Wir aber haben Ge-meinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

Wir schreiben dies, damit unsere F reude vollkommen ist. Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden:

Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.“ (1 Joh 1,1-5)98

Hören und Sehen und Anfassen stehen hier für die Art und Weise, wie die Zeugen der christlichen Botschaft selbst ihre Erfahrung und ihr Wissen mit der O ffenbarung Gottes in Jesus Christus gemacht haben. Es sind gleicher-maßen geistige wie leibliche Akte (mit den O hren hören, mit den Augen se-hen, mit den Händen anfassen), so dass der „Rück-Griff“ auf die Offenba-rung nur in diesen leibgeistigen Dimensionen möglich ist: Die OffenbaOffenba-rung Gottes, Jesus Christus, ist zugänglich geworden durch das Hören seiner Bot-schaft, durch das Sehen seiner Taten und das Begreifen seiner Handlungen.

In dieser geschichtlichen Greifbarkeit, in dieser historisch zu datierenden Si-tuation wird also die Gemeinschaft mit Gott nicht nur abstrakt und begriff-lich angezeigt, sondern in geschichtlicher, hörbarer, sehbarer, begreifbarer Weise realisiert.

98 Vg l. BEINERT, Wolfgang, Kann man dem Glauben trauen? Grundlagen theologischer Erkennt-nis. Regensburg 2004. [= BEINERT,Glauben.]

Was für den Ursprung gilt, das gilt auch für die Weitergabe dieser Kunde einer geschichtlichen Begebenheit: Auch diese Weitergabe geschieht bezeu-gend und verkündend im geschichtlichen Bereich, indem das ursprünglich Gehörte, Gesehene und Begriffene seinerseits hörbar, sehbar und begreifba r wird. Das, was sich damals ereignete, nämlich die Gemeinschaft mit Gott, ereignet sich auf dieser Weise im heute weiter.

Deutlicher aber kann die Bedeutung der Geschichte für das Gottesverhältnis nicht mehr zum Ausdruck gebracht werden: nicht nur die Konstitution die-ses Gemeinschaftsverhältnisdie-ses im geschichtlich greifbaren Jesus Christus, sondern auch dessen Offenkundigkeit ereignet sich geschichtlich. Dieses Gemeinschaftsverhältnis evoziert seinerseits eine neue Gemeinschaft unter den Menschen und so mit Gott, die seinerseits durch die Geschichte hin-durch apräsentiert wird und sich in dieser und hin-durch diese geschichtliche Weitergabe je neu (und alt) ereignet: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkünden wir auch euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt.

Wir aber haben Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“

Wo die Botschaft aber im Raum der Geschichte jeweils neu angenommen wird, da ereignet sich die Theo-Praxie fort.

2. Methodische Vergewisserung der historischen Rückfrage

Im Dokument Jesus, der Christus (Seite 83-91)