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Das Jahr 1812 und die dritte Generation der Rancks

Im Dokument FORSCHUNGEN ZUR BALTISCHEN GESCHICHTE (Seite 102-105)

Von Simons und Edes Kindern lassen sich die weiteren Lebensläufe der Familien von Simon dem Jüngeren und Jacob am besten verfolgen. Der Sohn Simon heiratete Katharina, geborene Sproge; die Ehe blieb kinderlos.

Nach dem Tod Katharinas heiratete Simon Barbara Hedwig Rengit. Mit ihr bekam er vier Kinder, von denen zwei schon in den ersten Lebensjah-ren starben. In der Familie von Jacob und Anna (geb. Krasting) gab es eine Tochter und drei Söhne. Sie alle wurden in die Arbeit des Fährmannsam-tes einbezogen. Ihr Sohn Georg David war zudem auch im Fischeramt, in

17 Die vom Rigaer Waisengericht durchgeführte Aufteilung des Besitzes vom ver-storbenen Jacob Ranck unter die Erben, Riga, 4.8.1793, in: LVVA, 1380/5/1621, Bl. 7.

18 Eintrag in das Bauprotokollbuch des Rigaer Landvogteigerichts über den Antrag von Jacob Ranck bezüglich den Bau eines neuen Wohnhauses auf dem vom Krasting geerbten Grundstücks, Riga, 28.5.1799, in: LVVA, 1379/1/824, Bl. 210; Eintrag in das Bauprotokollbuch des Rigaer Landvogteigerichts über den Antrag von Johann Heinrich Ranck bezüglich den Bau eines neuen Wohnhauses, Riga, 2.7.1803, in:

LVVA, 1379/1/825, Bl. 249.

das er sich 1791 einkaufte, tätig19 Er heiratete 1791 die Tochter des Fischers Heinrich Rengit, Anna Gertrude.

Simon Ranck gehörte zu den aufstrebenden kleinen Leuten, die schon im 18. Jahrhundert um die Bürgerrechte der Stadt Riga ersuchten. Im August 1798 bat er als Vertreter der Fischer und Fährleute den Rat, den Mitgliedern dieser Ämter das Bürgerrecht zu erteilen. Das Gesuch wurde jedoch vom Rat abgelehnt, woraufhin Ranck den Beschluss vor dem Justizkollegium anfechten ließ. Die Angelegenheit wurde an den Senat weitergeleitet, wo die Bitte jedoch ebenfalls abgelehnt wurde. Als Grund wurden die Vor-schriften angeführt, denen zufolge nur derjenige, der den Kaufmannsbe-ruf bei einem anderen Kaufmann mehrere Jahre lang ausgeübt habe, das Recht in Anspruch nehmen könne, ein Kaufmann der Stadt zu werden.20

Eine gewisse Klarheit über den Besitz der Rancks lässt sich mithilfe der Seelenrevisionslisten und der Schätzung der Häuser gewinnen, die zwi-schen 1810 und 1812 durchgeführt wurde, als sich Riga auf den erwarteten Angriff Napoleons vorbereitete und die Erweiterung der Festungen plan-te.21 Diese Maßnahmen gingen im Wesentlichen auf Kosten der Anwohner der Rigaer Vorstädte, deren Häuser und Gärten zerstört wurden. Im Juli 1810 wurden die Grundstücke besichtigt, die an der Kobronschanze lagen, darunter auch diejenigen, die die Erben von Johann Ranck besaßen. Denn das Gebäude, das in ihrem Besitz war, sollte dringend aus militärischen Gründen abgerissen werden: Es handelte sich dabei um das Wohnhaus, das auf dem Weg zum Ambaren (Ambāra) Querdamm lag. Das Holzgebäude stand im Hof, es war 8 x 5 Achs groß, mit hohem Fundament und Ziegel-dach. Sein Wert betrug 2 110 Taler. Ein anderes Wohnhaus, ebenfalls aus Holz, lag direkt an der Straße. Das Haus war 8 x 4 ½ Achs groß, auch mit einem Ziegeldach versehen, im Wert von 684 Talern. Ein altes Wohnge-bäude aus Holz, 6 x 3 Achs groß und mit Schindeldach, im Wert von 40 Taler, war bereits abgerissen worden. Diese Immobilien sowie zwei Gärten und ein Ackerfeld waren im Besitz von Johann Ranck.22 Eine Inspizierung

19 Eintrag in das Fischeramtsbuch über die Aufnahme neuer Mitglieder, Riga, 1.9.1791, in: LVVA, 4038/2/2150, Bl. 127; Das Einnahmebuch des Fischeramts für die Jahre 1824–1825, sowie Einträge über diejenigen, die aus dem Amt ausgetreten sind, Riga, in: Museum für Geschichte Rigas und der Schiff fahrt (Rīgas vēstures un kuģniecības muzejs, Riga), Inv. Nr. 158 445, Bl. 2, 4.

20 Eintrag in das Protokollbuch des Rigaer Rats für das Jahr 1798 wegen des Ge-suchs von Simon Ranck nach dem Bürgerrecht, Riga, 1798, in: LVVA, 749/6/209, Bl. 311f., 510f.; Kopie vom Senatsukas wegen des Gesuchs von Simon Ranck über die Aufnahme in die Kaufmannschaft Rigas, Riga, 10.9.1800, in: LVVA, 749/6/1320, Bl. 69f.

21 Siehe hierzu Anita Čerpinska: Als 1812 die Rigaer Vorstädte brannten. Ein Rekonstruktionsversuch, in: Forschungen zur baltischen Geschichte 5 (2010), S.

124-142.

22 Taxierung des Eigentums von Johann Ranck, Riga, 21/23.7.1810, in: LVVA, 673/1/799, Bl. 4, 23, 26ff .

und Bewertung der Gebäude von Georg David Ranck, die früher dem Vater Jacob gehört hatten, ergab einen Gesamtwert von 4 571 Talern.23

Im Mai 1812 richtete sich Georg David Ranck an den Kriegsminister.

In seinem Gesuch erklärte er, er habe für das Haus, das ihm und den Kindern, für die er Vormund war, gehörte, und das die Stadt nun für den Festungsbau benötigte, eine Abfi ndung bekommen. Für den gewölbten Keller, den Stall, die Remise und den Zaun, die alle bereits abgerissen und zusammen auf 700 Rubel in Silber geschätzt worden waren, habe er jedoch nichts erhalten. Ebenso warte er noch auf die Abfi ndung für den auf 100 Talern geschätzten Garten und das Wohnhaus Nr. 8 mit Erker (400 Taler). Von Letzterem ragten nur noch zwei Fenster aus dem Boden heraus, es sei nicht mehr bewohnbar.24

Die nach 1811 erstellten Seelenrevisionslisten vermitteln, dass insge-samt elf Männer im jugendlichen und erwachsenen Alter noch außer dem in der Steuerliste registrierten Georg David an der Kobronschanze Nr. 6 wohnten. Somit dürfte dieses Haus zum Zeitpunkt der Registrie-rung noch nicht beschädigt gewesen sein. Der damals 68-jährige Simon Ranck und sein Stiefsohn Johann Georg (fünf Jahre alt) wohnten getrennt von Georg David.25

Während des Krieges von 1812, als die Festungsumgebung von störenden Gebäuden freigeräumt wurde, brannte auch der Großteil des Ranck’schen Grundbesitzes nieder. Dessen Gesamtwert wurde auf 33 920 Rubel (in Bankgelscheinen) geschätzt, ohne dabei den Wert der beweglichen Habe und des Holzmaterials, der 9 075 Rubel betrug, mit einzuberechnen.26 Im Frühjahr 1814 wurde eines der Häuser der Familie durch den Eisgang auf der Düna stark beschädigt. Erwähnt sei, dass Georg David dabei 20 Männer vorm Ertrinken rettete, die sich damals in der Nähe auf einem zerstörten Wachposten der Festung befunden hatten.27

Das Grundstück an der Kobronschanze Nr. 1, wohin die Fährmanns-witwe Barbara Hedwig Ranck samt ihrer vielköpfi gen Familie 1816 laut den Seelenrevisionslisten umgezogen war,28 lag nach einer 1821 erstellten

23 Taxierung des Eigentums von Georg Ranck, Riga, [1810], in: ebenda, Bl. 41, 45. Zur Schätzung im November 1811 siehe ebenda, Bl. 48.

24 Brief des Rigaer Kommandanten Generalmajors Ivan Emme an den Rigaer Rat wegen der Beschwerde von Georg Ranck, Riga, 27.5.1812, in: LVVA, 673/1/799, Bl. 63.

25 Register der Seelenrevision von Arbeitern und der Steuerzahler des Bürger-Oklad für das Jahr 1811, o.D., in: LVVA, 199/2/1, Bl. 75; 199/2/26, Bl. 143.

26 Antrag an die Rigaer Hilfs-Bank wegen des von Simon Ranck hinterlassenen unbeweglichen Eigentums in Th orensberg, Riga, 22.12.1816, in: LVVA, 2265/1/6d, Bl. 8.

27 Brief der Kanzlei des Gouverneurs der Ostseeprovinzen an die Polizeiverwal-tung wegen des Eisgangs im Jahr 1814, 28.2.1818, in: LVVA, 1/5/489, Bl. 3; Ri-gasche Stadtblätter, 21.4.1814, Nr. 16.

28 Seelenrevisionslisten für das Jahr 1816, [Riga, o.D.], in: LVVA, 77/14/21, Bl.

280f.

Landkarte innerhalb der Brückenfestung und war auf den Namen Georg David Ranck registriert. Zuvor hatte dessen Vater Jacob Ranck dieses Haus besessen, doch erst im Dezember 1824 vermachte er das Wohnhaus testa-mentarisch an Georg David. Zwei Jahre später, im März 1826, verkaufte Georg David das Haus an den Gastwirt Joachim Görcken.29

Georg David starb 1836 im Alter von 70 Jahren an einer Lungenentzün-dung.30 Sein Sohn Jacob Andreas war lange Beisitzer im Fährmannsamt, 1840 übernahm er die Pfl ichten des Ältermanns, welche ihn weiter dazu verpfl ichteten, die Interessen des Fährmannsamtes an den gerichtlichen Instanzen der Stadt Riga zu vertreten.31

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