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„Die gute alte schwedische Zeit“ im Museum

Im Dokument FORSCHUNGEN ZUR BALTISCHEN GESCHICHTE (Seite 169-179)

Zur Analyse der Präsentation der Schwedenzeit in den Ausstellungen wurde zunächst geklärt, ob der Untersuchungszeitraum deutlich abge-grenzt ist und in welchem Umfang er gezeigt wird. Anschließend wurden Th emenblöcke defi niert, unter denen die Exponate, Informationstafeln, Texte und Ausstellungsensembles eingeordnet werden können. Hierzu zäh-len neben dem zum Aspekt der ‚guten schwedischen Zeit‘ die folgenden Blöcke: ,Die schwedische Herrschaft und die schwedischen Herrscher‘,

‚Kriege‘, ‚Landesaufnahme‘, ‚Bildung, Religion und Sprache‘, ‚Finanzen, Reiches im Ostseeraum. Wahrnehmungen und Transformationen, hrsg. von Mi-chael North, Köln 2008, S. 221-237, hier S. 214; Inachin, Die Geschichte Pom-merns (wie Anm. 2), S. 118.

21 Buchholz, Das schwedische Pommern (wie Anm. 19), S. 177; Ders.: „...so würde es am besten seyn, daß ein jeder in Lieffl and seine Bauren so tractire, dass selbige keine Ursache haben, davon zu gehen und zu entlauff en“. Bauerntum und schwedische Herrschaft in Pommern und in den baltischen Landen im Vergleich, in: Migration und Kulturtransfer im Ostseeraum während der Frühen Neuzeit, hrsg.

von Otfried Czaika und Heinrich Holze, Stockholm 2012 (Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis, 80), S. 201-229.

22 Tiina Kirss: Interstitial Histories. Ene Mihkelson’s Labor of Naming, in: Bal-tic Postcolonialism, hrsg. von Violeta Kelertas (On the Boundary of Two Worlds:

Identity, Freedom, and Moral Imagination in the Baltics, 6), S. 387-407, hier S. 397.

23 Heiko Pääbo: Constructing Historical Space, Estonia’s Transition from the Russian Civilization to the Baltic Sea Region, in: Journal of Baltic Studies 45 (2014), S. 187-205.

24 Ebenda, S. 198ff .

Preise und Kosten‘, ‚Kultur und Religion‘, ‚Kulturkontakte‘, ‚Interieur‘,

‚Schwedische Minderheit‘, ‚Die Gründung der Universität 1632‘, ‚Die all-gemeine Geschichte der Academia Gustaviana und der Academia Gustavo-Carolina‘, ‚Die Wissenschaftler und ihre Lehre‘, ‚Belagerung Stralsunds 1628‘ und ‚Sammlung Axel Graf von Löwen‘.

Estland

Das Estnische Geschichtsmuseum in Tallinn setzt sich aus den Ausstel-lungen im Stammhaus der Großen Gilde in der Altstadt und im Schloss Marienburg (Maarjamäe loss) zusammen. In der Großen Gilde verteilen sich über zwei Etagen in acht Räumen Ausstellungen zu den Th emen: ,Zäh und Beharrlich – 11 000 Jahre estnischer Geschichte‘ (Visa Hing. 11 000 aastat Eesti ajalugu), zu Zahlungsmitteln in der Geschichte, der Geschichte der Großen Gilde, aber auch ‚Beseelte Dinge‘ sowie eine Waff enkammer.25

Die schwedische Herrschaft wird nicht gesondert präsentiert. Auf sie beziehen sich nur Teilaspekte in unterschiedlichen Kontexten. Das rührt daher, dass das Museum sich von einem chronologischen Ausstellungs-konzept verabschiedet hat. Die Schwedenzeit taucht in fast allen Dauer-ausstellungsräumen auf. Th ematisiert werden diesbezüglich ‚Die schwedi-sche Herrschaft und die schwedischwedi-schen Herrschwedi-scher‘, Bildung, Religion und Sprache‘, ‚Kriege‘, ‚Landesaufnahme‘, ‚schwedische Minderheit in Estland‘

sowie ‚Finanzen, Preise und Kosten‘. Es gibt darüber hinaus einige Text-passagen und Objekte, die nur indirekt auf die Schwedenzeit verweisen, z.B. durch die Zuordnung zu einem Jahrhundert. Um diese Informatio-nen der Schwedenzeit zuzuordInformatio-nen, muss der Besucher jedoch bereits über Vorwissen verfügen.

Ein direkter Bezug zur schwedischen Herrschaftszeit begegnet dem Besucher das erste Mal in einem elfminütigen Film zur Geschichte Est-lands im Vorraum des Großen Gildesaals, der kurz auf diese Zeit eingeht.

In der Ausstellung im Großen Gildesaal werden anschließend acht Fra-gen über Estland26 gestellt, wobei der Besucher auf die Frage ,Wie alt ist der estnische Staat?‘ auf einer Informationstafel erfährt, wer wann über Estland regierte. Auf einem Touchscreen auf der gleichen Tafel werden die Herrscher vorgestellt, die über Estland geherrscht haben. Unter der

25 Eesti Ajaloomuuseum: Muuseumi ajalugu [Estnisches Geschichtsmuseum:

Geschichte des Museums], einsehbar unter dem URL: http://www.ajaloomuuseum.

ee/et/muuseum (letzter Zugriff 20.11.2013).

26 Die acht Fragen an Estland lauten: Wie alt ist der estnische Staat? / Wer sind die Esten? / An was glauben die Esten und wen beten sie an? / Wie wurde aus einem Bauern ein Geck? / Ist Estland weltbekannt? / Wie viele Generationen können unter einem Dach leben? / Ist Estnisch einfach? / Ist Estland Nordland? Von diesen acht Fragekomplexen behandeln fünf zumindest einen der Th emenkomplexe zur schwedischen Herrschaftszeit direkt oder indirekt.

Rubrik ‚Schwedische Zeit 1561–1710‘ werden die entsprechenden schwedi-schen Könige (inkl. einer Königin) vorgestellt. Nach dem Verlassen des Gildesaales begegnet der Besucher dieser Zeit wieder im Ausstellungs-raum zu den ,Beseelten Dingen‘27 in der Kategorie ‚Die magische Verbin-dung zum Ursprung‘. In einer Vitrine befi ndet sich ein dreifüßiges Glas, das mit den drei gelben Kronen auf blauem Grund versehen ist und zu Ehren Karls XI. angefertigt wurde. Neben dem Glas liegen noch zwei weiße Lederhandschuhe, die Karl XII. gehört haben sollen. Ebenfalls in einer off ensichtlichen Verbindung mit der Schwedenzeit steht die Aus-stellung zum Th ema ‚Finanzen, Preise und Kosten‘. Der recht umfang-reiche Th emenkomplex ‚Bildung, Religion und Sprache‘ ist ebenfalls über die verschiedenen Bereiche des Museums verteilt. Den einzigen direkten Verweis gibt es im bereits erwähnten Film. In ihm gibt ein gezeichneter Bengt Gottfried Forselius Zusatzinformationen zur schwedischen Herr-schaft. Er berichtet von den Entwicklungen im Bildungswesen, insbeson-dere in Hinblick auf die Volksbildung.

Im weiteren Verlauf der Ausstellung taucht die Th ematik ‚Bildung, Reli-gion und Sprache‘ nur noch indirekt auf, so z.B. im Gildensaal unter den Fragen ,An was glauben die Esten, wen beten sie an?‘ und ,Ist Estnisch einfach?‘ Hier gibt es eine Tafel mit Informationen darüber, für wen Bil-dung zugänglich war. Demzufolge erschienen die ersten gedruckten Werke in estnischer Sprache im 17. Jahrhundert, es wurde viel für die Volksschul-bildung getan und 1632 die Universität in Dorpat gegründet. Ein direkter Bezug zur Schwedenzeit fehlt hier jedoch. Der Komplex ‚Kriege‘ kommt insbesondere in der Waff enkammer vor, in der der Livländische Krieg (1558–1583) und der Große Nordische Krieg (1700–1721) durch zeitgenössi-sche Waff en und eine blau-gelbe Armeeuniform vorgestellt werden. Den Bezug zur Schwedenzeit muss sich der Besucher hier selbst erschließen.

Die „gute alte schwedische Zeit“ taucht weder als eigenes Th ema noch als Schlagwort auf. Nicht einmal positiv besetzte Bereiche aus der Zeit der schwedischen Herrschaft, wie z.B. die Bildungsreformen oder die Univer-sitätsgründung, werden in Verbindung mit der Vormacht gestellt.

Das Geschichtsmuseum der Universität gehört zu den drei Museen der Universität Tartu. Das Stammhaus des Geschichtsmuseums befi n-det sich im mehrfach umgestalteten Chorraum der ehemaligen Dorpater Domkirche auf dem Domberg der Stadt. Zu den Ausstellungsräumlich-keiten zählen der Weiße Saal (Valge saal), die Universitäre Schatzkam-mer (Ülikooli varakamber), der Morgenstern-Saal (Morgensterni saal), das Kabinett des verrückten Wissenschaftlers (Hullu teadlase kabinet) und ein

27 Der Ausstellungsraum ,Beseelte Dinge‘ (Asja hing) kann als eine Art Schatzkammer des Museums angesehen werden. Der Raum teilt sich in vier Kategorien: ,Die Wunder der Menschheit auf Erden‘, ,Schätze der antiken Welt‘, ,Kuriositäten aus Estland‘ und ,Die magische Verbindung zum Ursprung‘.

Sonderausstellungsraum. Die Ausstellungen des Museums sind nicht chro-nologisch aufgebaut, sondern folgen einem thematischen Muster.28

Aus dem thematischen Aufbau ergibt sich, dass sich im Museum keine eigene Ausstellung zur Universität während der Schwedenzeit befi ndet.

Dennoch spiegelt sich der Einfl uss dieser Zeit in relativ wenigen Objekten und Texten sowohl im Weißen Saal als auch in der Schatzkammer wider.

Hier ist die Schwedenzeit mit Hilfe der Th emenblöcke ‚Die Gründung der Universität 1632‘, ‚Die allgemeine Geschichte der Academia Gustaviana und der Academia Gustavo-Carolina‘ und ‚Die Wissenschaftler und ihre Lehre‘

kategorisierbar. Der Besucher erkennt anhand der Ausstellungstexte sofort den Bezug zur schwedischen Herrschaft.

Die Th ematik der Universitätsgründung begegnet dem Besucher zuerst zentral in der Schatzkammer.29 In einer großen Vitrine befi nden sich Kopien der königlichen Insignien aus der Zeit der Academia Gustaviana und der Academia Gustavo-Carolina. Zu sehen ist ebenfalls eine teilweise zerbrochene Kachel, welche die Büste Gustavs II. Adolf abbildet, die aus dem ersten Hauptgebäude der Universität stammt. Zwei Sporen des Denk-mals Gustavs II. Adolf, das die Schwedisch-Estnische Gesellschaft der Universität 1928 geschenkt hatte und das in den 1950er-Jahren demontiert worden ist, sind ebenfalls zu sehen.

Im Weißen Saal wird die Geschichte der Academia Gustaviana 1632–

1665 und der Academia Gustavo-Carolina 1690–1710 thematisiert. Wie jede bedeutsame Phase der Universitätsgeschichte erhält hier auch die Schwe-denzeit ihre eigene Informationstafel mit den wichtigsten Angaben. Bil-der auf Bil-der Tafel zeigen u.a. die Gründungsurkunde und den Gründungs-initiator Johan Skytte.

Der Th emenkomplex ‚Wissenschaftler und ihrer Lehre‘ taucht sowohl in der Schatzkammer als auch im Weißen Saal auf. Insgesamt sind die im Universitätsmuseum aufgegriff enen Aspekte der Schwedenzeit überwie-gend positiv konnotiert, doch wird kein Bezug zur Th ematik der „guten alten schwedischen Zeit“ hergestellt.

Im Vergleich lässt sich feststellen, dass der Schwedenzeit in keinem der beiden Museen ein eigener Abschnitt zugewiesen ist. So gibt es auch keine Festlegung zur Frage, wie diese Zeit zu bewerten ist. Aus Gesprächen mit Experten ging in diesem Zusammenhang hervor, dass keines der beiden Museen über Kooperationen mit anderen schwedischen Einrichtungen verfügt.30 Die Schwedenzeit steht für keins der beiden Museen im Mittel-punkt. Bei der Ausarbeitung der Konzeptionen war man der Auff assung,

28 Terje Lõbu: Die Domkirche zu Tartu, Tartu 2006.

29 Die Schatzkammer gliedert sich in sechs Kategorien: ,Die Jugend‘, ,Die Idee der Universität‘, ,Der Geist der Universität‘, ,Unsterbliche große Männer‘, ,Die Erde und der Himmel‘, ,Genius Loci‘ / ,Geist des Ortes‘.

30 Interview mit Tõnis Liibek, Direktor der Forschungsabteilung am Estnischen Geschichtsmuseum Tallinn, 22.4.2013, S. 8; Interview mit Lea Leppik, Direktorin der Forschungsabteilung am Geschichtsmuseum der Universität, 26.4.2013, S. 26.

dass es in der langen Geschichte Estlands bzw. der Universität wichtigere Epochen gebe.31 Die nur punktuelle Repräsentation dieser Zeit in den Museen ist auch dadurch zu erklären, dass es z.B. aufgrund der Kriege nur noch wenige ausstellungswürdige Objekte gibt.32 Während sich in Tartu die Schwedenzeit nur anhand von rund 10 Exponaten bzw. Infor-mationstexten festmachen lässt, sind es in Tallinn aber doch einige mehr.

Grafi k 1. Subjektiver Wissenszugewinn der Besucher in Tallinn und Tartu33

Und die Besucher? Hier gab es anhand der Fragebögen einen leichten Unterschied darin zu verzeichnen, wie bewusst die Gäste die Schweden-zeit wahrnehmen. In Bezug auf die Tallinner Ausstellung ergab die Aus-wertung der Fragebögen, dass die Besucher diese weniger wahrnahmen. In Tartu wiederum wurden wissensbezogene Fragen überdurchschnittlich gut beantwortet.34 Dies ist eventuell darauf zurückzuführen, dass eine große Anzahl von Besuchern mit Führung durch die Ausstellung ging.35 Besonders interessant ist der von den Besuchern empfundene Wissenszugewinn durch

31 Interview mit Liibek, S. 7f.; Interview mit Leppik, S. 26f.

32 Interview mit Liibek, S. 10; Interview mit Leppik, S. 30.

33 Besucherbefragung: Estnisches Geschichtsmuseum Tallinn, Frageblock 4;

Besucherbefragung: Geschichtsmuseum der Universität Tartu, Frageblock 4.

34 Besucherbefragung: Estnisches Geschichtsmuseum Tallinn, Frageblock 3;

Besucherbefragung: Geschichtsmuseum der Universität Tartu, Frageblock 3.

35 In Tallinn gaben 8,9% und in Tartu 68,9% der Besucher an, eine Führung gehabt zu haben. Vgl. Besucherbefragung Tallinn, Frage 1,7; Besucherbefragung Tartu, Frage 1,6.

den Museumsbesuch.36 In Tallinn empfanden die Besucher eine Wissens-erweiterung um 1,9 Punkte (von 5,9 auf 4,0) hinsichtlich der allgemeinen estnischen Geschichte und um nur 1,2 Punkte (von 5,6 auf 4,4) in Bezug auf die Schwedenzeit. In Tartu wiederum gab es einen Wissenszugewinn von 2,0 Punkten (von 5,3 auf 3,3) hinsichtlich der allgemeinen Universitätsge-schichte und um 1,7 Punkte (von 5,6 auf 3,9) in Bezug auf die Schwedenzeit

Damit war der subjektive Wissenszuwachs zur Schwedenzeit wesentlich geringer als der zur allgemeinen Th ematik der Museen. Immerhin schätz-ten die Besucher auch schon vor dem Besuch ihr Wissen relativ hoch ein.

Diese Ergebnisse spiegeln sehr gut die geringe Präsenz der Schwedenzeit in der Ausstellung sowie die aus den Experteninterviews herauszuhörende geringere Bedeutung dieser Phase wider.

Pommern

Das aus vier Altbauten bestehende Pommersche Landesmuseum37 zählt zu den jüngeren Museen in Mecklenburg-Vorpommern.38 Die Landes-geschichtliche Ausstellung im Pommerschen Landesmuseum ist chrono-logisch aufgebaut, weshalb sich ein gesonderter Abschnitt der gesamten Schwedenzeit von etwa 1628 bis 1815 widmet. Dieser Teil der Ausstellung nimmt gut die Hälfte der Gesamtfl äche im Obergeschoss ein. Er wird durch drei gelbe Kronen auf blauem Grund repräsentiert und teilt sich in die Bereiche: ,Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen‘, ,… unter den drei Kronen ließ sich’s gemächlich wohnen – Die schwedische Herrschaft‘

und ,Unruhige Zeiten‘. Der zweite Bereich ist wiederum in Unterthemen geteilt, von denen jedoch nicht alle in den Untersuchungszeitraum fallen.

So lässt sich die schwedische Herrschaft in die folgenden Th emenblöcke teilen: ‚Die schwedische Herrschaft und die schwedischen Herrscher‘,

‚Landesaufnahme‘, ‚Kriege‘, ‚Kulturkontakte‘, ‚Kultur und Religion‘ sowie die ,gute alte schwedische Zeit‘.

Der Komplex ‚Die schwedische Herrschaft und die schwedischen Herr-scher‘ wird durch zwei große blaue Zwischenwände und einen dahinter lie-genden Raum gestaltet. Auf der rechten Wand wird die Schwedenzeit unter dem Kosegarten-Zitat „... unter den drei Kronen ließ sich’s gemächlich wohnen. – Fast 200 Jahre Schweden“ wertend umrissen und eingeläutet.

36 Der empfundene Wissenszugewinn wurde in Hinblick auf die estnische Geschichte bzw. die Geschichte der Universität Tartu im Allgemeinen sowie die Schwedenzeit auf einer Skala von 1 bis 8 abgefragt. Das Resultat entspricht dem Mittelwert der jeweils 45 in den beiden Museum befragten Besucher.

37 Michael Lissok: Das Gebäude der Gemäldegalerie im Wandel der Zeiten, in:

Gemäldegalerie des Pommerschen Landesmuseums. Galerieführer, hrsg. von Birte Frenssen, Greifswald 2000, S. 18-26.

38 Pommersches Landesmuseum: Ein neues Museum im Ostseeraum, einsehbar unter dem URL: http://www.pommersches-landesmuseum.de/das-museum/die-stiftung/ein-neues-museum-im-ostseeraum.html (letzter Zugriff 13.11.2013).

Die linke Wand beschäftigt sich mit der königlich-schwedischen Regie-rungsform von 1663. An den Wänden hängen lebensgroße zeitgenössi-sche Ganzkörperportraits der schwedizeitgenössi-schen Herrzeitgenössi-scher. Eine erste Wand beschäftigt sich auch intensiver mit Kosegartens Zitat, dessen Kontext hier detailliert beleuchtet wird.

Dem Th ema der Landesvermessung widmet sich die Ausstellung mit einer großen Informationswand und einer -einheit, an der der Besucher die dabei angewandten Methoden selbst nachempfi nden kann.

Unter dem Th emenblock ‚Kriege‘ fallen der Dreißigjährige (1618–1648), der Nordische (1655–1660), der Schwedisch-Brandenburgische (1674–1679) sowie der Große Nordische Krieg (1700–1721). Während die drei letzteren Kriege nacheinander auf vergleichbare Weise repräsentiert werden, widmet sich eine große Wandgrafi k dem Dreißigjährigen Krieg. Diese befasst sich mit der Landung der Schweden in Pommern und den Gründen für deren Ein-greifen in den Krieg. Die anderen Kriege werden in sich aneinanderreihen-den Vitrinen und Informationswänaneinanderreihen-den vorgestellt. Dieser Abschnitt wird im Museum insgesamt unter den Titel ,Unruhige Zeiten‘ zusammengefasst.

Der Th emenblock ‚Kulturkontakte‘ hat in der Ausstellung eine eigene Nische. In der einen Ecke wird die Frage gestellt: ,Wird Pommern schwe-disch?‘ Eine Informationstafel stellt den Einfl uss der Schweden auf die Kultur dar. Die andere Ecke widmet sich der Th ematik ,Geben und Neh-men über die Ostsee‘. Hier werden ein Model des Postschiff es „Hiorten“

und eine Glocke gezeigt. Informationstafeln stellen die Handelswege und die Postschiff route zwischen dem schwedischen Ystad und Wittow/Stral-sund in Schwedisch-Pommern vor. Dieser Bereich nimmt auch Bezug auf Kosegartens Zitat.

Die Ausstellungen des Kulturhistorischen Museums Stralsund sind chro-nologisch aufgebaut, weshalb sich ein Ausstellungsbereich der gesamten Schwedenzeit von 1628 bis 1815 widmet. Dieser macht schätzungsweise 1/6 der Ausstellungsfl äche im Obergeschoss aus. Der Ausstellungsraum selber teilt sich in zwei Bereiche: ,Unter den drei Kronen – Stralsund als Brückenkopf im 17./Anfang 18. Jahrhundert‘ und ,Schwedischer Löwe und Pommerscher Greif – Stralsund als Regierungssitz Schwedisch-Pommerns nach 1720‘. Der hier relevante Abschnitt lässt sich in die Th emenblöcke

‚Die schwedische Herrschaft und die schwedischen Herrscher‘ und ‚Kriege, Marine, Militär und Medaillen‘ teilen. Die Schwedenzeit wird aber direkt oder indirekt auch in anderen Ausstellungsabschnitten behandelt: ‚Bela-gerung Stralsunds 1628‘, ‚Finanzen‘, ‚Interieur‘ und ‚Sammlung Axel Graf von Löwen‘. Dadurch spielt die Schwedenzeit insgesamt auf gut der Hälfte der Ausstellungsfl äche im Obergeschoss eine Rolle. Wie ein roter Faden ziehen sich durch die Ausstellungsräume gelbe Aufkleber auf dem Fuß-böden, auf denen zwei Löwen das Wappen mit den drei Kronen halten.

Die Belagerung Stralsunds 1628 wird in einer eigenen Nische thema-tisiert, an der der schwedische Aspekt einen großen Anteil hat. In einer

Vitrine befi ndet sich eine zeitgenössische Darstellung der Belagerung, Bilder der Konkurrenten Wallenstein und Gustav II. Adolf, verschiedene Waff en, ein Brustharnisch mit dem Wappen Schwedens sowie Gedenkme-daillen. In der gegenüberliegenden Raumhälfte wird Stralsund allgemein als Münzprägungsstätte dargestellt. Hier wird auch der die Schwedenzeit betreff ende Th emenkomplex Finanzen abgehandelt, ohne dass eine direkte Verbindung zur schwedischen Herrschaft hergestellt wird. Das Th ema

‚Interieur‘ ist in den Ausstellungsräumen ,Kleiner & Großer Barockraum‘

zu fi nden. Direkte Verbindungen zur Schwedenzeit werden jedoch auch hier nicht gezogen. Die Räume zeigen das generell für Norddeutschland typische Barockinterieur.

Im Ausstellungsabschnitt ,Unter den drei Kronen‘ sind die Wände blau gestrichen, zu sehen sind viele schwedische Flaggen, und über der Tür hängt die Kopie eines schwedischen Wappens von der Galeone „Wasa“.

Eine Informationstafel führt in die Zeit vom Ende des 17. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts ein. Sie stellt allgemeine und Stralsunder Ereignisse vor sowie die territorialen Gewinne und Verluste in Pommern. Die Tafel nennt ebenfalls die Namen der Königin und Könige, die über Pommern und somit auch über Stralsund zwischen 1654 und 1720 herrschten, und von denen auch Portraits zu sehen sind. Der Th emenkomplex ,Kriege, Marine, Militär und Medaillen‘ wird auch mit Hilfe verschiedener Informationsta-feln und Vitrinen vorgestellt. Die Th ematik der ‚guten alten schwedischen Zeit‘ wird zwar durchaus angesprochen, so auf der ersten Informations-tafel im Abschnitt ,Unter den drei Kronen…‘, doch fi ndet sich hier keine nähere Erläuterung.

Beide Museen thematisieren die Geschichte Pommerns bzw. Stralsunds in ihrer Gesamtheit chronologisch. Proportional zu den übrigen Abtei-lungen ist die Schwedenzeit in beiden Museen in ein ausgeglichenes Ver-hältnis gesetzt worden. Kontakte zu Schweden kann das Pommersche Landesmuseum nach den Informationen des Interviews über Mitglieder im Stiftungs- und Forschungsbeirat sowie mithilfe von Museumskoope-rationen bieten. Stralsund wiederum verfügt über keine derartigen Kon-takte.39 Für beide Museen stellt die Schwedenzeit eine wichtige Epoche dar, was sich in den Ausstellungen widerspiegelt.40

Diese Relevanz der Schwedenzeit fi ndet sich auch in den Besucherbe-fragungen bestätigt: In Stralsund ist der Abschnitt zur Schwedenzeit der beliebteste Teil der Ausstellung. In Greifswald steht der dieser Zeit gewid-mete Abschnitt in seiner Beliebtheit gleichwertig neben den anderen Aus-stellungen zur Landesgeschichte.41 Die Befragungen zeigten darüber

hin-39 Interview mit Stefan Fassbinder, Abteilungsleiter der Landesgeschichte am Pommerschen Landesmuseum Greifswald, am 18.9.2013, S. 36f.; Interview mit Grüger, S. 49.

40 Interview mit Fassbinder, S. 37; Interview mit Grüger, S. 48

41 Besucherbefragung Pommersches Landesmuseum Greifswald, Frageblock 2;

Besucherbefragung Kulturhistorisches Museum Stralsund, Frageblock 2.

aus, dass die Schwedenzeit den Greifswalder Besuchern überaus deutlich bewusst ist und sie die diesbezüglichen Fragen mit großer Mehrheit rich-tig beantworten können. Insgesamt wussten sie zur Schwedenzeit mehr als zur Geschichte Pommerns allgemein.42 In Stralsund hingegen wurden nicht alle Fragen zur Schwedenzeit mehrheitlich richtig beantwortet.43

Aber ist die Beliebtheit der Ausstellungen zur Schwedenzeit der alleinige Grund für die guten Kenntnisse? Wie steht es mit dem Wissenszuwachs,44 den die Besucher durch den Museumsbesuch empfanden? Hier stellte sich heraus, dass die Besucher in Greifswald durch den Museumsbesuch zur allgemeinen pommerschen Geschichte eine Wissenserweiterung um 1,5 Punkte (von 6,0 auf 4,5) und in Bezug auf die Schwedenzeit um 1,3 Punkte (von 5,5 auf 4,2) empfanden. In Stralsund zeigte sich, dass die Besucher nach dem Museumsbesuch einen Wissenszugewinn zur Geschichte Stral-sunds von 1,7 Punkten (von 6,1 auf 4,4) und für die Schwedenzeit von nur

Aber ist die Beliebtheit der Ausstellungen zur Schwedenzeit der alleinige Grund für die guten Kenntnisse? Wie steht es mit dem Wissenszuwachs,44 den die Besucher durch den Museumsbesuch empfanden? Hier stellte sich heraus, dass die Besucher in Greifswald durch den Museumsbesuch zur allgemeinen pommerschen Geschichte eine Wissenserweiterung um 1,5 Punkte (von 6,0 auf 4,5) und in Bezug auf die Schwedenzeit um 1,3 Punkte (von 5,5 auf 4,2) empfanden. In Stralsund zeigte sich, dass die Besucher nach dem Museumsbesuch einen Wissenszugewinn zur Geschichte Stral-sunds von 1,7 Punkten (von 6,1 auf 4,4) und für die Schwedenzeit von nur

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