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5   Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von

5.6   Interpretation und Diskussion der Ergebnisse

In diesem Kapitel erfolgt eine abschließende Interpretation und Diskussion der Untersuchungs-ergebnisse. Dafür werden die im Rahmen der Literaturstudie gewonnenen Erkenntnisse (vgl.

Kapitel 4) über die Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsprojekten mit den Ergeb-nissen der empirischen Untersuchung zusammengeführt. Basierend auf dieser Zusammenfüh-rung werden die in Kapitel 4.3 beschriebenen Kriterien für die Identifikation und Bewertung des Mobilisierungspotenzials von Geschäftsprozessen angepasst und erweitert.

Das Mobilisierungspotenzial von Geschäftsprozessen bzw. Aktivitäten wird einerseits von den Verbesserungspotenzialen, die durch die Nutzung mobiler Technologie erreicht werden kön-nen, und andererseits von den Herausforderungen der Nutzung mobiler Technologie beeinflusst (vgl. Kapitel 4.3). Auf Basis einer umfassenden Literaturanalyse zu den Zielen und Herausfor-derungen bei der Nutzung mobiler Technologie zur Unterstützung von Unternehmensabläufen wurden bereits 22 Kriterien definiert, welche die Identifikation von Aktivitäten mit Mobilisie-rungspotenzial unterstützen (vgl. Kapitel 4.3). Im Rahmen der durchgeführten empirischen Stu-die wurden weitere 15 Kriterien definiert, Stu-die zum Teil mit den aus der Literatur abgeleiteten Kriterien übereinstimmen, in vielen Fällen diese jedoch verfeinern und ergänzen.

Tabelle 37 zeigt die aus der Literatur und im Rahmen der empirischen Untersuchung identifi-zierten Prozessschwachstellen, die durch den Einsatz mobiler Technologie aufgelöst werden

5.6 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse 161 können. Darauf aufbauend wurden die Kriterien zur Identifikation von Geschäftsprozessen mit Mobilisierungspotenzial zu einer konsolidierten Menge zusammengefasst, die in der Spalte

„Kriterien konsolidiert“ enthalten sind. Im Falle, dass ein Kriterium nicht aus der Literatur ab-geleitet wurde, sondern aus den Erkenntnissen der empirischen Untersuchung, wurde in der Spalte „Schwachstellen Literatur“ kein Eintrag gemacht.

Ziel Kriterien

K1: Medienbrüche - Medienbrüche

- Prozessunterbrechung

- Fehlende Transparenz über Aktivitäten, die jenseits stationärer

- Ineffiziente, analoge Tätigkeiten K7: Händefreiheit - Aktivität kann nicht mit

einer Hand ausgeführt und Effektivität von Planungsprozessen

- Daten aus verschiede-nen Quellen könverschiede-nen

162 5 Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsvorhaben

- Keine unmittelbaren

K13: Wartezeiten - Keine produktive Nutzung von Wartezeiten

- Keine produktive Nutzung von der Schnittstelle zu Kunden/Lieferanten

-

K15: Wegeoptimie-rung

- Mitarbeiter muss ins Büro fahren, um Arbeit fortzuführen/abzu-schließen

-

K16: Unnötige Rei-sen ins Büro

- Unfallgefahr steigt mit steigender

- Verschiedene Geräte werden für die Aktivitätsausführung benötigt und werden von den Mitarbeitern mitgeführt

- Unterbrechungen des Informationsflusses Interaktionsmög-lichkeit mit anderen Prozessbeteiligten

- Keine Interaktions-möglichkeit mit anderen Prozessbe-teiligten

Tabelle 37: Kriterien zur Identifikation von Aktivitäten mit Mobilisierungspotenzial Quelle: Eigene Darstellung

5.6 Interpretation und Diskussion der Ergebnisse 163 Tabelle 38 zeigt die aus der Literatur und im Rahmen der empirischen Untersuchung identifi-zierten Herausforderungen bei der Einführung mobiler Technologien in Unternehmen. Darauf aufbauend wurden die Kriterien zur Bewertung des Mobilisierungspotenzials von Geschäfts-prozessen zu einer konsolidierten Menge zusammengefasst, die in der Spalte „Kriterien konso-lidiert“ enthalten sind. Im Falle, dass ein Kriterium nicht aus der Literatur abgeleitet wurde, sondern aus den Erkenntnissen der empirischen Untersuchung, wurde in der Spalte „Schwach-stellen Literatur“ kein Eintrag gemacht.

Kriterien konsolidiert Herausforderungen Empirie nicht alle Aktivitäten sinnvoll durch mobile Technologie unterstützt werden

-

K22: Sensitive Daten/

Sicherheitsbedenken

- Sensitive Daten können durch Verlust des mobilen Endge-räts in die Hände von Dritten gelangen Performanz der mobilen Unternehmensanwendung

- Heterogene IT-Landschaft:

schlechte Daten-volumen, Roaming etc.)

- Kosten für die Nutzung

- Offline-Fähigkeit ist sehr teuer - nicht alle Funktionen bzw. Anwendungen sol-len/können eine Offline-Fä-higkeit besitzen

-

164 5 Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsvorhaben K28: Notwendigkeit einer

zeitnahen Datensynchro-nisation

- Synchronisation aufgrund Netzverlust, aufgrund paralleler Datenzugriffe - Synchronisation großer Datenmengen ist teuer, ressourcenintensiv

-

K29: Notwendigkeit einer versions- und geräteunab-hängigen Nutzung

- Viele verschiedene Geräte in unterschiedlichen Versionen im Umlauf

-

K30: Anzahl mobiler Anwendungen, die auf einem Gerät laufen

- Mehrere mobile Anwendun-gen nutzen die gleichen Daten

-

K31: Quantitative

Prozessleistungserfassung

- Bewertung der Prozessleis-tung ist nicht erwünscht, kein Soll/Ist Vergleich möglich Prozessdoku-mentation ist nicht erwünscht

-

K33: Normkonforme Aktivitätsausführung

- Normen (z.B. DIN, VDA) verhindern Anpassung der Aktivitätsausführung durch

- Nutzung von Lokalisierungs-diensten, automatische

- Betriebsrätliche Hürden verhindern, dass die Arbeitsleistung einzelner Mitarbeiter messbar wird

-

K36: Mitarbeiterziel-gruppe

- Nutzungsschwierigkeiten bei älteren Mitarbeitern: kleine

- Ständige Erreichbarkeit der Mitarbeiter, ständiger Zugriff auf unternehmensinterne Informationssysteme

-

Tabelle 38: Kriterien, die das Mobilisierungspotenzial einschränken Quelle: Eigene Darstellung

5.7 Zusammenfassung 165 Die Analyse der konsolidierten Erkenntnisse über die Ziele der Mobilisierung aus der Litera-turanalyse und der empirischen Untersuchung zeigt, dass die Mobilisierungsziele in Literatur und Empirie unterschiedlich gewichtet werden. Es ist beispielsweise auffallend, dass die Stei-gerung der Mitarbeiterzufriedenheit in der Literatur als wichtiges Ziel bei Einführung mobiler Technologie in Unternehmen gewertet wird (Basole et al. 2012, 131f.). Im Rahmen der durch-geführten Untersuchung wurde die Mitarbeiterzufriedenheit jedoch von keinem der befragten Experten als Treiber für die Mobilisierung genannt, sondern wurde eher als ein positiver Ne-beneffekt der Produktivitäts- und Effizienzsteigerung der Aktivitätsausführung angesehen.

Darüber hinaus wurden in der Untersuchung auch Ziele identifiziert, die in der Literatur nicht diskutiert wurden. Beispiele dafür sind die Realisierung von Kostenersparnissen durch die Ver-kürzung von Arbeitswegen und die damit sinkende Unfallwahrscheinlichkeit auf dem Weg ins Büro oder die Auflösung stationärer Arbeitsplätze und die Einsparung von Bürokosten. Neben dem obersten Ziel der Effizienzverbesserung in Unternehmen deutet die Analyse der Untersu-chungsergebnisse auch auf folgende allgemeine Aspekte, die bei der Mobilisierung aus Sicht der Praxis von großer Bedeutung sind:

- Flexibilisierung der Arbeitsplätze

- Erhöhung des Mehrwerts von ERP Investitionen - Mobilisierung als Teil der Digitalisierungsstrategie

In Bezug auf die Herausforderungen bei der Mobilisierung von Geschäftsprozessen wird deut-lich, dass die größten Herausforderungen aus Sicht der Praxis mit organisatorischen Themen, Mitarbeiterakzeptanz und der Konzeption mobiler Unternehmensanwendungen zusammenhän-gen. Technische Einschränkungen stellen aus Sicht der Praxis schon Herausforderungen dar, diese gelten aber in den meisten Fällen als überwindbar.

5.7 Zusammenfassung

In diesem Kapitel wurden das methodische Vorgehen und die Ergebnisse einer empirischen Studie vorgestellt, welche darauf abgezielt hat, die Ziele, Herausforderungen und das Vorgehen von Mobilisierungsprojekten aus Sicht der Praxis zu beleuchten. Durch einen Vergleich der Untersuchungsergebnisse mit den Ergebnissen der in Kapitel 4.3 beschriebenen Literaturana-lyse wurden zusätzliche Erkenntnisse über die Identifikation und Bewertung des Mobilisie-rungspotenzials von Geschäftsprozessen gewonnen. Als Ergebnis wurden die aus der Literatur abgeleiteten Ziele und Herausforderungen bei der Einführung mobiler Technologie in Unter-nehmen erweitert und zusätzliche Kriterien für die Identifikation und Bewertung von Ge-schäftsprozessen mit Mobilisierungspotenzial definiert.