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1   Einführung

1.3   Forschungsmethodisches Design

Betriebliche Informationssysteme und deren Umfeld zählen zu den zentralen Forschungsobjek-ten der Wirtschaftsinformatik (Becker et al. 2003, 11). In Bezug auf diese Forschungsobjekte lässt sich zwischen Erkenntnis- und Gestaltungszielsetzungen unterscheiden (Becker et al.

2003, 11). Der Fokus von Erkenntniszielen liegt auf dem Verstehen gegebener Sachverhalte, wie beispielsweise dem Verständnis von Funktionsweisen und Anwendungsbereichen betrieb-licher Informationssysteme (Becker et al. 2003, 11). Gestaltungsziele hingegen betreffen die Gestaltung neuer bzw. die Veränderung bestehender Sachverhalte (Becker et al. 2003, 11). Der Fokus gestaltungsorientierter Forschung liegt auf der Konstruktion von Artefakten zur Lösung bestehender oder zukünftiger praxisrelevanter Problemstellungen (Bichler 2006, 133). Diese Artefakte werden in Konstrukte (Vokabulare und Symbole), Modelle (Abstraktionen und Re-präsentationen), Methoden (Algorithmen und Praktiken) und Instanziierungen (implementierte und prototypische Systeme) unterteilt (Hevner et al. 2004, 77). Neben der eigentlichen Ent-wicklung von Lösungsansätzen hat die Konstruktion von Artefakten auch das Ziel, verallge-meinerbare Erkenntnisse durch das Artefakt oder dessen Entwicklungsprozess zu gewinnen (Gregor 2006, 629).

1.3 Forschungsmethodisches Design 5 Abbildung 1 stellt den Zusammenhang zwischen der dieser Arbeit zugrundeliegenden For-schungslücke und dem Artefakt, das zur Schließung dieser ForFor-schungslücke konstruiert wird, dar.

Abbildung 1: Zusammenhang: Realweltproblem-Forschungslücke-Artefakt Quelle: Eigene Darstellung

Betrachtet man das zentrale Forschungsziel dieser Arbeit – die Entwicklung einer Methode – so stellt dies ein Gestaltungsziel dar. Die Teilziele dieser Arbeit beinhalten jedoch auch Er-kenntnisziele, nämlich die Gewinnung von Erkenntnissen über die Faktoren, die das Mobilisie-rungspotenzial von Geschäftsprozessen beeinflussen und über die Möglichkeiten, deren Ein-fluss durch Anpassung der zu mobilisierenden Geschäftsprozesse zu verändern.

Die gestaltungsorientierte Motivation dieser Arbeit bedarf eines entsprechenden Forschungs-ansatzes (March/Smith 1995, 255). Für die Gestaltung dieses ForschungsForschungs-ansatzes ist die Ab-grenzung zwischen Gestaltungsgegenstand und Gestaltungsziel notwendig (Chmielewicz 1979, 13).

Der Gestaltungsgegenstand dieser Arbeit ist die Entwicklung einer Methode, welche die Iden-tifikation und Anpassung von Geschäftsprozessen für die Unterstützung durch mobile Techno-logien ermöglicht. Die Gestaltung, Konstruktion und Anpassung von Methoden und Techniken für die Entwicklung von Informationssystemen sind Gegenstand des Method Engineering, einer Teildisziplin der Wirtschaftsinformatik (Brinkkemper 1996, 276). Die Grundlagen und Tech-niken des Method Engineering werden in Kapitel 6.1.2 erläutert.

Das Gestaltungsziel der vorliegenden Arbeit ist, die Methodenelemente so zu gestalten, dass die Methode IT-Entscheidungsträger im Rahmen von Mobilisierungsprojekten darin unter-stützt, Unternehmensabläufe, die am meisten von der Unterstützung durch mobile Technolo-gien profitieren würden, zu identifizieren bzw. bestehende Hindernisse bei der Mobilisierung durch Anpassung der Prozesse zu überwinden.

Da das zentrale Forschungsziel der vorliegenden Arbeit ein Gestaltungsziel ist, ist diese in den Bereich der gestaltungsorientierten Wirtschaftsinformatik einzuordnen. Dabei wird, ausgehend von einer konkreten Problemstellung (die Identifikation geeigneter Geschäftsprozesse für die Unterstützung mit Hilfe mobiler Technologien) ein innovatives Artefakt (Methode) entwickelt, das den Problemlösungsprozess, unter Verwendung von Algorithmen, Praktiken und informel-len Beschreibungen von Best-Practice-Lösungen (Bichler 2006, 133), darstellt.

Realweltproblem Wie können Geschäftsprozesse für die Mobilisierung identifiziert, priorisiertund angepasstwerden?

Forschungslücke

Artefakt

Was sind Faktoren, die das Mobilisierungspotenzial von Geschäftsprozessen beeinflussen und wie kann ihr Einfluss

bewertetund verändertwerden?

Was sind Elemente und Inhalte einer Methodezur Identifikation, Bewertung und Anpassung von

Geschäftsprozessen für die Mobilisierung?

Erkenntnisziel

Gestaltungsziel

6 1 Einführung Die zentralen Anforderungen gestaltungsorientierter Forschungsarbeiten sind in dem von Hevner et al. (2004) entwickelten Rahmenkonzept für Design-Science-Forschung beschrieben.

Demnach erfordert gestaltungsorientierte Forschung ein stringentes Forschungsvorgehen. Da-bei soll neben der Adressierung praxisrelevanter Problemstellungen auch die existierende Wis-sensbasis berücksichtigt und um die aus den Forschungsaktivitäten gewonnen Erkenntnisse er-weitert werden. Neben der Entwicklung von Artefakten zur Lösung relevanter Problemstellun-gen sollen diese im Rahmen mehrerer Evaluationsphasen bewertet und weiterentwickelt wer-den (Hevner 2007, 90f.). Dabei werwer-den die sich abwechselnwer-den Entwicklungs- und darauffol-genden Evaluationsphasen als Design-Zyklen bezeichnet (Hevner 2007, 90f.)

In der Literatur finden sich einige Vorgehensmodelle zur Durchführung gestaltungsorientierter Forschung (z.B. Peffers et al. 2007; Takeda et al. 1990; Nunamaker/Chen 1990). Das im Rah-men dieser Arbeit gewählte Forschungsdesign orientiert sich an dem von Takeda et al. (1990, 12f.) vorgeschlagenen Vorgehensmodell, welches folgende Phasen umfasst:

1. Wahrnehmung des Problems: Der erste Schritt umfasst den Verständnisaufbau für das bestehende Problem, das durch die Forschungsaktivitäten zu lösen ist. Das Ergebnis dieser Phase ist die formale oder informale Beschreibung des Problems, welche den Forschungsbedarf begründet.

2. Vorschlag: Im zweiten Schritt wird basierend auf die davor erarbeitete Wissensbasis ein vorläufiger Lösungsvorschlag erstellt. Dieser umfasst die Beschreibung der Architektur des zu entwickelnden Artefakts.

3. Entwicklung: Im Rahmen dieser Phase findet die Konstruktion des Artefakts statt, das den zuvor erarbeiteten Lösungsvorschlag umsetzt.

4. Evaluation: Während dieser Phase wird bewertet, wie gut das entwickelte Artefakt zur Lösung des in Phase 1 definierten Problems geeignet ist.

5. Schlussfolgerung: Die letzte Phase umfasst die Beschreibung und kritische Reflektion der im Rahmen der Entwicklung und Anwendung des Artefakts gewonnenen Erkennt-nisse.

Das dieser Arbeit zugrundeliegende forschungsmethodische Design ist in Abbildung 2 darge-stellt.

1.3 Forschungsmethodisches Design 7

Abbildung 2: Forschungsdesign Quelle: Eigene Darstellung

Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage soll zunächst den Stand der Wissenschaft und Praxis im Bereich der Verbesserung betrieblicher Unternehmensabläufe durch den Einsatz in-novativer Informations- und Kommunikationstechnik betrachtet werden. Methodisch wird die-ser Schritt durch die Durchführung einer umfassenden Betrachtung der bestehenden Literatur umgesetzt. Um zusätzlich den Stand der Praxis zu ermitteln, werden bei dieser Analyse auch praxisbezogene Literaturquellen einbezogen. Dabei wird der Fokus auf den Einsatz mobiler Technologien zur Unterstützung unternehmensinterner Geschäftsabläufe gelegt, speziell auf die Ziele und Herausforderungen der Mobilisierung. Basierend auf den Ergebnissen der Literatur-analyse werden erste Kriterien für die Identifikation und Bewertung von Geschäftsprozessen für die Mobilisierung formuliert.

Im nächsten Schritt werden die Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsprojekten im Rahmen einer empirischen Studie untersucht. Dabei werden die aus der Literatur abgeleiteten Bewertungskriterien für das Mobilisierungspotenzial verifiziert, konkretisiert und erweitert.

Darüber hinaus werden Erkenntnisse über den Umgang mit Herausforderungen der Mobilisie-rung sowie über die Anpassung von Geschäftsprozessen für die mobile AusfühMobilisie-rung gesammelt.

Schließlich werden aus den insgesamt gewonnenen Erkenntnissen Anforderungen an die zu konzipierende Methode abgeleitet.

Basierend auf den definierten Anforderungen wird ein vorläufiges Design für die zu entwi-ckelnde Methode vorgeschlagen, das die Beschreibung der Methodenarchitektur umfasst. Wäh-rend der Entwicklungsphase findet, basieWäh-rend auf der vorgeschlagenen Methodenarchitektur, die Methodenentwicklung statt. Die Entwicklung orientiert sich an dem Vorgehensmodell des situativen Method Engineering nach Harmsen et al. (1994).

Während der Evaluationsphase wird die entwickelte Methode in Bezug auf Güte- und Leis-tungsmaße bewertet. Das Ziel dabei ist zu klären, wie gut das Artefakt zur Lösung des

vorhan-Entwicklung und Anwendung einer Methode zur

Identifikation, Bewertung und Anpassung von Geschäftsprozessen für die Mobilisierung

Kriterien für die Bewertung Stand der Wissenschaft und Praxis

Literaturanalyse/

8 1 Einführung denen Realweltproblems geeignet ist. Für die Evaluation wird die Methode bereits in einer frü-hen Entwicklungsphase im Rahmen einer Fallstudie im Unternehmenskontext angewendet. Die aus der praktischen Anwendung gewonnenen Erkenntnisse werden im Rahmen einer zusätzli-chen Designiteration berücksichtigt. Die nach der Anpassung weitestgehend fertiggestellte Me-thode wird hinsichtlich ihrer Verständlichkeit, Klarheit, Wirtschaftlichkeit und ihrem systema-tischen Aufbau von Experten evaluiert und anschließend, im Rahmen einer zweiten Fallstudie, im Unternehmensumfeld angewendet. Abschließend wird überprüft, in wie fern die Methode die in Forschungsfrage 1 formulierten Anforderungen erfüllt. Im letzten Schritt werden die aus der Entwicklung und Anwendung der Methode gewonnenen Erkenntnisse beschrieben und dis-kutiert.

1.4 Aufbau der Arbeit