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5   Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von

5.3   Ziele der Mobilisierung

5.3.7   Geschäftsprozesse mit Mobilisierungspotenzial

Basierend auf den Erkenntnissen aus den Experteninterviews über die Ziele, die durch die Ein-führung mobiler Technologie in Unternehmen angestrebt werden sowie die Möglichkeiten zur Erreichung dieser Ziele, werden im Folgenden Kriterien für die Identifikation von Geschäfts-prozessen und Aktivitäten mit Mobilisierungspotenzial abgeleitet.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Ziele, die Unternehmen durch die Einfüh-rung mobiler Technologie verfolgen, auf die OptimieEinfüh-rung der Material- und Informationsflüsse im Unternehmen ausgerichtet sind. Dabei zählt die Sicherstellung der Materialverfügbarkeit in der richtigen Menge, im richtigen Zustand und am richtigen Ort zu den Hauptaufgaben der Materiallogistik (Osterhage 2014, 22). Die zeitgerechte Bereitstellung von Informationen, die für die Ausführung eines Geschäftsprozesses bzw. einer Aktivität notwendig sind, sowie die zeitnahe Rückmeldung von Veränderungen entlang der logistischen Kette, gehören zu den Auf-gaben der Informationslogistik (Osterhage 2014, 23). Um eine effiziente Organisation der un-ternehmerischen Wertschöpfungskette zu gewährleisten, müssen die Informationslogistik und die Materiallogistik aufeinander abgestimmt sein - die alleinige Optimierung der Material- oder der Informationsflüsse reicht dabei nicht aus.

140 5 Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsvorhaben Tabelle 29 bietet eine Übersicht über die im Rahmen der empirischen Untersuchung identifi-zieren Geschäftsprozesse und Aktivitäten mit einem Mobilisierungspotenzial.

Geschäftsprozess Aktivitäten mit Mobilisierungspotenzial 1. Kundenauftragsbearbeitung - Erstellung von Kundenaufträgen

- Verfügbarkeitsprüfung - Bestandsreservierung

2. Bestandsführung - Erfassung von Materialnummern, Produktverwaltung, Inventur

- Erfassung von Wareneingang, Warenausgang 3. Einkauf - Erfassung von Informationen über neue

Pro-dukte/Lieferanten

- Integrierte Nutzung digitaler Informationen aus verschiedenen Quellen (Fotos, Notizen)

4. Finanzbuchhaltung - Rechnungserstellung basierend auf aktueller, digitaler Daten

5. Fertigung - Verfügbarkeitsprüfung

- Buchung von Materialentnahmen 6. Instandhaltung und

Instandsetzung

- Ablesen von Messwerten, Maschinenleistungen und -zuständen

- Reparaturaktivitäten

- Integrierte Nutzung digitaler Informationen aus verschiedenen Quellen (Fotos, Zeichnungen, Videoanleitungen, Notizen)

- Längere Reparaturaktivitäten, die durch mehrere Mitarbeiter parallel durchgeführt werden

- Rundgangprüfungen - Auditierung

- Verfügbarkeitsprüfung

- Koordination und Verteilung von Serviceaufträgen - Dokumentation der erbrachten

Serviceleis-tung/Zeiterfassung, automatisches Antriggern der Rechnungserstellung

Unterstützende Tätigkeiten - Nutzung von Wartezeiten für produktive Tätigkeiten

- Zeitnahe Zeiterfassung - Urlaubsplanung - Krankmeldung - Kommunikation

Tabelle 29: Geschäftsprozesse mit Mobilisierungspotenzial Quelle: Eigene Darstellung

Tabelle 30 stellt eine Übersicht über die im Rahmen der Interviews genannten Schwachstellen dar und deren Zuordnung zu den in Tabelle 29 dargestellten Geschäftsprozessen (die Nummern in der Spalte „Geschäftsprozess“ korrespondieren mit den Nummern aus Tabelle 29). Dafür wurden die Schwachstellen, die zur Erreichung eines jeweiligen Ziels von den befragten Ex-perten genannt wurden, inhaltlich zusammengeführt. Die meisten der aufgezählten Schwach-stellen sind zusammenhängend und daher führt die Auflösung einzelner SchwachSchwach-stellen zur Auflösung weiterer, zusammenhängender Schwachstellen.

5.3 Ziele der Mobilisierung 141

Schwachstelle Geschäftsprozess

1 2 3 4 5 6

Prozessunterbrechung bzw. -verzögerung x x x x x x

Fehlende Transparenz über Aktivitätsfortschritt - - - - x x Schlechte Koordination und Verteilung von Arbeitspaketen x - - - x x Manuelle, analoge, nicht-wertschöpfende Tätigkeiten x x x x x x

Unnötige Arbeitsaufteilung, Doppelarbeit x x x - x x

Übertragungsfehler, unvollständige Daten x x x x - x

Aktualität der Daten kann nicht sichergestellt werden x x - - x x Fehlende Integration von Daten aus verschiedenen Quellen - - x - x x Keine Informationen über Materialverfügbarkeiten x - - - x x Keine Nutzung unterstützender Informationen in digitaler Form x - x - x x

Keine produktive Nutzung von Wartezeiten x - x - - x

Einsatz verschiedener Geräte zur Aktivitätsausführung - x x - - x

Tabelle 30: Auflösung von Prozessschwachstellen durch den Einsatz mobiler Technologie Quelle: Eigene Darstellung

Neben der Auflösung der genannten Schwachstellen wurden im Rahmen der Untersuchung auch zusätzliche Mehrwerte identifiziert, die erst durch die Nutzung mobiler Technologie er-möglicht werden:

- Integrierte Nutzung und Speicherung strukturierter und unstrukturierter Daten, z.B. Zu-sammenführung von Fotos, Zeichnungen, Notizen

- Integrierte Nutzung von Informationssystemen, Sensordaten, sozialen Netzwerken und aller online verfügbaren Informationen

- Mediale Unterstützung der Aktivitätsausführung, z.B. durch Videoanleitungen, interak-tive Bilder, 3D-Visualisierungen, X-Ray Darstellungen, halb-transparente Oberflächen

- Digitalisierung durch Handschrifterkennung

- Integrierte Nutzung verschiedener Anwendungen zur Selbstorganisation und Kommu-nikation

Im folgenden Kapitel werden die Erkenntnisse aus der empirischen Untersuchung beschrieben, die sich auf die Herausforderungen der Mobilisierung aus Sicht der Praxis beziehen.

142 5 Empirische Untersuchung: Ziele und Herausforderungen von Mobilisierungsvorhaben 5.4 Herausforderungen der Mobilisierung

Das Mobilisierungspotenzial von Geschäftsprozessen wird positiv von den möglichen Verbes-serungen beeinflusst, die mit Hilfe mobiler Technologie erreicht werden können, wird aber auch gleichzeitig durch verschiedene – technische und organisatorische – Einschränkungen be-einträchtigt. Im Folgenden werden die Untersuchungsergebnisse präsentiert, welche die zweite Untersuchungsfrage „Was sind typische Herausforderungen, die im Rahmen von Mobilisie-rungsprojekten auftreten und wie wird damit umgegangen?“, adressieren.

Im Rahmen der empirischen Untersuchung wurden sechs zentrale Herausforderungen identifi-ziert: vorhandene IT-Infrastruktur, Mitarbeiterakzeptanz, mobile Daten, mobile Technologie, Konzeption mobiler Unternehmensanwendungen und organisatorische Themen. Interessanter-weise wurden die Herausforderungen aus den Kategorien Mitarbeiterakzeptanz und organisa-torische Themen von den Experten am häufigsten genannt (alle dreizehn Experten haben Her-ausforderungen beschrieben, die diesen Kategorien zuzuordnen sind). Diesen beiden Katego-rien wird folglich im Rahmen von Mobilisierungsprojekten eine hohe Relevanz zugewiesen.

Sie umfassen auch die meisten Herausforderungen, für die die befragten Experten keine wirk-samen Lösungsansätze genannt haben. Eine weitere Kategorie, unter der viele der genannten Herausforderungen zusammengefasst werden, ist die Kategorie Konzeption mobiler Unterneh-mensanwendungen. Entgegen der Erwartungen haben nur die Hälfte der befragten Experten Herausforderungen beschrieben, die aus den Einschränkungen mobiler Technologie stammen.

Die im Rahmen dieser Untersuchung genannten Herausforderungen, die während Mobilisie-rungsprojekten auftreten, sind in Abbildung 17 dargestellt.

Abbildung 17: Herausforderungen bei der Einführung mobiler Technologie Quelle: Eigene Darstellung

Im Folgenden werden die einzelnen Herausforderungen genauer beschrieben. Falls im Rahmen der Interviews auch mögliche Lösungsvorschläge für den Umgang mit den Herausforderungen genannt wurden, werden diese ebenfalls erörtert.

0 2 4 6 8 10 12 14

IT Infrastruktur Einschränkungen mobiler Technologie

Konzeption mobiler Unternehmensanwendungen Organisatorische Herausforderungen Mitarbeiterakzeptanz

Anzahl Nennungen (N=13)

Herausforderungen

5.4 Herausforderungen der Mobilisierung 143