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Indikator „Ermitteln, Bewerten und Ausschöpfen von präventiven Potenzialen für Sicherheit und Gesundheit in

Im Dokument Indikatoren und Parameter (Seite 104-109)

arbeitsschutzrelevanter Prozesse in Organisationen

5.2.1 Indikator „Ermitteln, Bewerten und Ausschöpfen von präventiven Potenzialen für Sicherheit und Gesundheit

5.2.1.2 Indikator „Ermitteln, Bewerten und Ausschöpfen von präventiven Potenzialen für Sicherheit und Gesundheit in

Produktentstehungs-prozessen“ und zugehörige Parameter

Der Produktentstehungsprozess beinhaltet die Produktentwicklung mit den Schritten Planen, Konzipieren, Entwerfen, Ausarbeiten und die Schnittstellen zur Arbeitsvorbe-reitung und Herstellung.

Durch die Eigenschaften von Produkten wird der Stand von Sicherheit und Gesund-heit in Arbeitssystemen wesentlich geprägt. Neue Produkte – ob sie nun gänzlich neu entstehen oder ob sie Weiterentwicklungen bestehender Produkte sind – müs-sen dem Stand der Technik entsprechen und sollten unter dem Gesichtpunkt der Prävention darüber hinaus einen Beitrag zur Verbesserung des arbeitsschutzbezo-genen Standes der Technik aufweisen. Zahlreiche Anforderungen sind bei der Ent-wicklung von technischen Produkten zu berücksichtigen. Dabei können Anforderun-gen des Arbeitsschutzes einen wesentlichen Beitrag zur Produktoptimierung leisten (vgl. HÖHN U. A. 1999; BARTH 1999).

Die Chancen der Entwicklung von sicheren und gesundheitsgerechten Produkten liegen in der Berücksichtigung der entsprechenden Anforderungen bereits bei der Er-arbeitung von Teillösungen. Prävention wird dadurch deutlich, dass die Anforderun-gen des Arbeitsschutzes nicht erst am Ende des Entwicklungsprozesses abgeprüft werden, sondern ihre Integration kontinuierlich in den einzelnen Schritten erfolgt.

Vorgehensweisen/Regelungen sollen die Integration der Arbeitsschutzbelange in die Produktentstehungsprozesse sicherstellen. Zur Bewertung können die in Tab. 5.1 nach Prozessschritten zusammengestellten Beurteilungskriterien genutzt werden.

Tab. 5.1 Beurteilungskriterien

für die wesentlichen Prozessschritte im Produktentstehungsprozess

Prozessschritte Beurteilungskriterien für die einzelnen Prozessschritte

Planen r Beurteilen der Produktideen auf mögliche Gefahren für Leben und Gesundheit

r Einordnen der Produktideen nach Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschriften

r Gestaltungsanforderungen zu Sicherheit und Gesundheitsschutz

r Formale Pflichten nach Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschrif-ten

Konzipieren r Liste der Gesundheitsgefahren

r Abgeleitete Gestaltungsanforderungen

r Maßnahmenansätze für sichere und gesundheitsgerechte Gestaltung

r Einordnen der Lösungsvariante nach Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschriften

Entwerfen r Maßnahmenliste für sichere und gesundheitsgerechte Gestaltung

r Liste anzuwendender Normen

r Ermitteln von Risiken für Leben und Gesundheit (detaillierte Gefahrenanalyse)

r Einordnen des Produktentwurfs nach Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschriften

r Abgeleitete Gestaltungsanforderungen

Ausarbeiten r Umfassender Maßnahmenkatalog für sichere und gesundheitsgerechte Ge-staltung

r Vervollständigen der Liste angewendeter Normen

r Verbleibende Risiken für Leben und Gesundheit (detaillierte Gefahrenanalyse)

r Betriebsanleitung mit Gestaltungsanforderungen für den sicheren und gesund-heitsgerechten Betrieb

r Einordnen des technischen Arbeitsmittels nach Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschriften

r Konformitätsprüfung entsprechend Gerätesicherheitsgesetz und anderen Rechtsvorschriften

r Zusammenstellen der technischen Dokumentation

Arbeitsvorberei-tung

r Konzepte für den sicheren und gesundheitsgerechten Produktionsablauf

r Fertigungsunterlagen, Arbeitanweisungen und Unterweisungsunterlagen für si-chere und gesundheitsgerechte Fertigung mit Gefahrenhinweisen

r Gestaltungsanforderungen an die CE- und Sicherheitskennzeichnung Herstellen r Konzepte für den sicheren und gesundheitsgerechten Montageablauf

r Anbringen der CE- sowie Sicherheits-Kennzeichnung

r Abschließende Überprüfung: Neue und verbliebene Gefahren für Leben und Gesundheit beim Umgang mit dem technischen Arbeitsmittel und sich daraus ergebender Handlungsbedarf

r Abschließende Beurteilung: Ist das technische Arbeitsmittel sicher und gesund-heitsgerecht?

Zur qualitativen Bewertung von Parametern und Beurteilungskriterien dieses Indika-tors wird hier auf die grundlegenden Ausführungen in der Einführung zu Abschnitt 5.2 verwiesen.

5.2.1.3 Indikator „Ermitteln, Bewerten und Ausschöpfen von präventiven Potenzialen für Sicherheit und Gesundheit in Arbeitsvorbereitungs-prozessen“ und zugehörige Parameter

Der Prozess der Arbeitsvorbereitung umfasst die Arbeitsplanung und Arbeitssteue-rung.

l In der Arbeitsplanung erfolgen zentrale Vorentscheidungen und Festlegungen zu Arbeitsgegenständen (Materialien, Stoffen), Arbeitsmitteln, Fertigungsverfahren und Technologie sowie zu Vorgabezeiten. Die Ergebnisse der Arbeitsplanung werden in der Regel in Arbeitsplänen zusammengefasst.

l In der Arbeitssteuerung sind alle Maßnahmen enthalten, die für eine der Arbeits-planung entsprechende Auftragsabwicklung erforderlich sind, wie die Kapazitäts-und Terminplanung, die Auftrags- Kapazitäts-und Arbeitsverteilung sowie die Fertigungs-überwachung.

Die in der Arbeitsvorbereitung getroffenen Festlegungen haben erheblichen Einfluss auf die arbeitsschutzgerechte Gestaltung der Arbeitssysteme und damit auf die Ar-beitsbedingungen. Entsprechend bestehen hier erhebliche präventive Potenziale, die im Prozess der Arbeitsvorbereitung ermittelt, bewertet und ausgeschöpft werden sollen. Arbeitsschutzbelange sind in die Arbeitsvorbereitungsprozesse zu integrieren.

Hierzu ist zu klären, welche Entscheidungen zur Gestaltung der Arbeitssysteme in der Arbeitsplanung und -steuerung getroffen werden und welche Auswirkungen sich daraus auf die zu gestaltenden Arbeitssysteme ergeben können. Auf dieser Basis ist abzuleiten, welche gefährdungs- und belastungsrelevanten Informationen bereitzu-stellen sind, um Arbeitsschutz als Kriterium in die Entscheidungsprozesse der Ar-beitsvorbereitung einzubeziehen (vgl. HÖHN U. A. 2000; EHRHARDT 2000).

Mit der Einbeziehung des Arbeitsschutzes in die Arbeitsvorbereitung ist die Realisie-rung präventiven Handelns möglich, da Aspekte der arbeitsschutzgerechten Ausges-taltung bereits in der Planung berücksichtigt werden.

Durch Vorgehensweisen/Regelungen soll die Integration der Arbeitsschutzbelange in die Arbeitsvorbereitungsprozesse sichergestellt werden. Zur Bewertung sind die in Tab. 5.1 nach Prozessschritten zusammengestellten Beurteilungskriterien zu nutzen.

Tab. 5.1 Beurteilungskriterien

für die wesentlichen Prozessschritte im Arbeitsvorbereitungsprozess

Prozessschritte Beurteilungskriterien für die einzelnen Prozessschritte Prüfen der Unterlagen r Bereitstellen von Arbeitsschutzinformationen zu benötigten

Stoffen und Rohmaterialien

r Beschreiben von Arbeitsschutzanforderungen an die Pro-duktherstellung (z. B. Verhalten des Materials bei be-stimmten Fertigungsverfahren)

r Verweis auf Vorschriften und Informationsmaterialien zu Arbeitsschutzaspekten

r Berücksichtigen von herstellspezifischen Arbeits-schutzaspekten bei der Konstruktion

r Ermitteln der Probleme, die sich in Bezug auf den Arbeits-schutz durch das Produkt ergeben. Ermitteln der Anforde-rungen, die sich für die Herstellung ergeben

r Ermitteln von arbeitsschutzbezogenen Problemen mit ähn-lichen oder vergleichbaren Produkten

r Prüfen, ob Produkt unter Berücksichtigung der Arbeits-schutzanforderungen wirtschaftlich herzustellen ist Rohmaterialbestimmung

und Verfahrensauswahl ü Herstellverfahren bestimmen ü Durcharbeitung Herstellablauf ü Materialfestlegung

Arbeitsschutzrelevante Informationen vorhanden zu

r Herstellverfahren

r Hauptstoffen und Hilfsstoffen

r Grundanforderungen an die Arbeits- und Betriebsmittel

r Ablauforganisation

r Grundanforderungen an die Mitarbeiter Festlegung technologischer

Her-stellablauf

ü Gegenüberstellung Fertigungs-zustand/Ausgangszustand ü Suche alternativer Verfahren ü Festlegung Arbeitsvorgänge und

Reihenfolge

Festlegen des technologischen Herstellablaufs unter Berück-sichtigung der

r Gefahren der einzelnen Arbeitsvorgänge

r Gefahren der Verkettung dieser einzelnen Arbeitsvorgänge

Produktionsmittelzuordnung ü Ermittlung möglicher Arbeits- und

Betriebsmittel, Arbeitsplätze ü Zuordnung Betriebsmittel –

Arbeitsvorgänge

ü Festlegung von Vorrichtungen, Werkzeugen, Messeinrichtungen ü Hilfs- und Betriebsstoffe

Ermitteln von Arbeitsschutzaspekten unter Berücksichtigung der

r Arbeits- und Betriebsmittel

r Verkettung einzelner Arbeits- und Betriebsmittel

r Querschnittsfunktionen

r Schnittstellen zu anderen Bereichen

Ermittlung Vorgabezeiten ü Arbeitsteilvorgangsbestimmung ü Zeitstudien: Ermittlung von

Haupt-, Neben-, Auftrags-, Belegungszeiten

ü Arbeitswertbestimmung ü Lohngruppenbestimmung

Arbeitsschutzrelevante Informationen vorhanden zu

r einzelnen Arbeitsteilvorgängen und Tätigkeiten

r Verknüpfungen von Arbeitsteilvorgängen und Tätigkeiten

r Überlastung, Unterforderung bei bestimmten Tätigkeits-kombinationen

r Arbeitszeit- und Pausengestaltung

r Anforderungen an Schnittstellen zu anderen Bereichen

Erstellung Arbeitsplan

ü Rüst- und Stückzeiten ü Lohngruppe

ü Einstelldaten Maschine ü Hinweise auf spezielle

Erfordernisse

Berücksichtigen von Arbeitsschutzaspekten zu Problemen, die nicht beseitigt werden können durch

r Auswahl des Rohmaterials

r Herstellverfahren

r einzelne Arbeitsvorgänge und deren Reihenfolge

Kapazitäts- und Transportplanung ü Durchlaufterminierung

ü Kapazitätsanpassung ü Belastungsabgleich, Abbau

von Spitzenbelastungen

Festlegen von Arbeitsschutzaspekten bei der Kapazitäts- und Transportplanung, die sich ergeben durch

r Anforderungen an die Ablauforganisation

r Querschnittsfunktionen und Schnittstellen zu anderen Be-reichen

r Anforderungen an die Qualifikation und Verfügbarkeit der Mitarbeiter

Auftrags- und Arbeitsverteilung ü Verwalten des freigegebenen

Auftragsbestandes

ü Auslösung der Materialbereit-stellung einschließlich Transport ü Zuordnung der einzelnen

vorgänge zu einzelnen Arbeits-plätzen

ü Ausgabe von Arbeitspapieren (Belegerstellung)

ü Reaktion auf kurzfristige Störun-gen, z. B. durch kurzfristigen Ma-schinen- oder Personalausfall

r Berücksichtigen mitarbeiterbezogener

Arbeits-schutzaspekte, wie z. B. persönliche Beanspruchungs- und Belastungskonstellationen

r Bereitstellen von arbeitsschutzrelevanten Informationen zur Arbeitsaufgabengestaltung

r Berücksichtigen von Arbeitsschutzaspekten bei der Ände-rungsplanung

r Rückmeldung an den laufenden Prozess

r Erkenntnissammlung für die zukünftigen Planungsaufga-ben

Zur qualitativen Bewertung von Parametern und Beurteilungskriterien dieses Indika-tors wird hier auf die grundlegenden Ausführungen in der Einführung zu Abschnitt 5.2 verwiesen.

5.2.1.4 Indikator „Ermitteln, Bewerten und Ausschöpfen von präventiven

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