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Ideen und Lösungsmöglichkeiten

Im Dokument Lösungen gemeinsam finden (Seite 94-98)

10. DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE

10.7 Ideen und Lösungsmöglichkeiten

Im Rahmen der Interviews wurden zwölf Ideen und Lösungsmöglichkeiten zur Umsetzung einer direkt(er)en Kommunikation zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen generiert, auf die im Folgenden eingegangen wird.

Gleichzeitig wurden Möglichkeiten der verstärkten Zusammenarbeit erörtert, die aus einer direkt(er)en Kommunikation resultieren könnten bzw. darin ihre Grundlage haben.

10.7.1 Einrichtung einer Online-Plattform

Es könnte eine Online-Plattform eingerichtet werden, auf der PraktikerInnen Sozialer Arbeit und PolitikerInnen Informationen austauschen. Diese Idee wird auch als Möglichkeit zur Umsetzung des Open-Government-Ansatzes betrachtet (vgl. Kapitel 8.).

10.7.2 Besuche in sozialen Einrichtungen

273 IP 1, 2015, Z. 62.

274 Ebenda, Z. 63.

Durch Besuche in sozialen Einrichtungen könnten sich PolitikerInnen ein realistischeres Bild von Problemlagen machen. Von Seiten der Politik wird den eigenen KollegInnen geraten, spontan und unangekündigt in Teambesprechungen sozialer MitarbeiterInnen zu gehen, um dort direkt und ungefiltert Informationen und vielleicht Lösungsvorschläge aus der Praxis zu bekommen, die man dann gemeinsam umsetzen könnte.

10.7.3 Einbindung von PraktikerInnen in politische Gremien

PraktikerInnen könnten in politische Gremien eingebunden werden, um ihre Expertise zu äußern. In Ermangelung von Zeitressourcen und um Doppelgleisigkeiten zu vermeiden, wenn neue Gremien installiert werden, müssten dafür bestehende Gremienstrukturen hinsichtlich möglicher Adaptierungen ausgelotet werden. Einsatzmöglichkeiten sieht man beispielsweise bei „großen Entscheidungen“ oder Gesetzesnovellen. Eine Überlegung dazu ist, dass man so zum Beispiel die Möglichkeit hätte, Veränderungen zunächst in der Praxis zu erproben und nach Evaluierung ihrer Entwicklung auf ganz Wien auszudehnen.

Für die Umsetzung einer solchen Einbindung in bestehende politische Ausschüsse bräuchte es eine Änderung der Geschäftsordnung, die hierfür besteht und von Seiten der Politik zu bestimmen wäre.

Schwierig stellt man sich im Rahmen der Umsetzung die Auswahl der TeilnehmerInnen vor. Weiters besteht die Sorge, den PraktikerInnen durch die Mitarbeit in Gremien Ressourcen für ihre praktische Arbeit zu entziehen. Als Vorteil wird die Möglichkeit zur unmittelbaren Kommunikation und somit für Ad-hoc-Rückfragen gesehen.

10.7.4 Kommunikation rund um öffentliche Auftritte

Für die direkte Kommunikation mit politischen EntscheidungsträgerInnen wird PraktikerInnen die Teilnahme an öffentlichen Auftritten von PolitikerInnen empfohlen, z. B. bei Eröffnungen von sozialen Einrichtungen. Diese würden sich auch deswegen eignen, weil im Vorfeld die MitarbeiterInnen von politischen Büros Informationen für die politischen EntscheidungsträgerInnen zusammentragen würden und sich somit die Gelegenheit ergebe, bei ihnen Themen platzieren zu können.

10.7.5 Foren an Fachhochschulen

Eine andere Variante für die Umsetzung einer direkt(er)en Kommunikation wird darin gesehen, zunächst vermehrt Bewusstseinsbildung an den Fachhochschulen (Ausbildungsstätten für PraktikerInnen Sozialer Arbeit) für die sozialen Dysfunktionalitäten in der Gesellschaft zu fördern und dort Proteste und Foren zu organisieren, zu denen politische EntscheidungsträgerInnen eingeladen werden. Im direkten Austausch könnten politische EntscheidungsträgerInnen Themen aufgreifen und Handlungsbedarfe erheben.

10.7.6 Arbeitsgruppen innerhalb sozialer Einrichtungen

Eine weitere Möglichkeit zur Verbesserung/Umsetzung einer direkt(er)en Kommunikation ist z. B., wenn AbteilungsleiterInnen einer Magistratsabteilung Arbeitsgruppen von PraktikerInnen in Auftrag geben, Informationen/Meinungen zusammenzutragen, und dadurch gemeinsame Papiere entstehen. Diese Themen könnten zunächst mit der Abteilungsleitung/Einrichtungsleitung diskutiert werden und in einem weiteren Schritt könnten die gesammelten Ergebnisse mit politischen EntscheidungsträgerInnen besprochen werden.

10.7.7 Gemeinsame Bildungsvorhaben

PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politische EntscheidungsträgerInnen könnten gemeinsame Bildungsvorhaben gestalten und umsetzen, z. B. für die VertreterInnen beider Gruppen in Form von gemeinsamen Vorlesungen oder Seminaren. So könnten die TeilnehmerInnen die Erkenntnis gewinnen, dass beide Gruppen „vielleicht unterschiedliche Sichtweisen, aber gemeinsame Aufgaben haben“.275

10.7.8 Ideen über Grassroot-Initiativen entwickeln und fördern

Nach dem Motto „Ist mir schon klar, dass nicht acht Millionen Österreicher im Parlament sitzen können […]“276 könnten – nach dem Vorbild der UNO – im Austausch mit der Politik lokale Grassroot-Initiativen entwickelt werden. PraktikerInnen Sozialer Arbeit sind nahe an den Menschen und sehen bestehende Mängel. Sie könnten Betroffene darin bestärken, sich gemeinsam stark zu machen und derlei Initiativen zu begleiten. Das

275 IP 4, 2015, Z. 393.

276 IP 1, 2015, Z. 65f.

wären z. B. Alphabetisierungskurse für StraßenzeitungsverkäuferInnen. Eine Rolle der politischen EntscheidungsträgerInnen wäre es, die Arbeit an solchen Initiativen zu ermöglichen und weiter zu fördern.

10.7.9 Einsatz von PraktikerInnen als GutachterInnen

Eine Möglichkeit zur direkt(er)en Kommunikation, die ebenfalls bereits in Richtung Zusammenarbeit geht, ist die Idee einer GutachterInnenfunktion von PraktikerInnen Sozialer Arbeit. Die Vorstellung des Einsatzes der Expertise von PraktikerInnen Sozialer Arbeit wäre hier im Rahmen sozialer Planung in Kooperation mit StadtplanerInnen, wie z. B. UmweltexpertInnen im Rahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen zu Rate gezogen werden. Einsatzmöglichkeiten wären z. B. bei der Schaffung neuer Einrichtungen oder bei der Gesetzeswerdung – sowohl in Einzelfällen, aber auch bei größeren gesellschaftlichen Veränderungen. Bislang werden in diesen Bereichen eher ManagerInnen oder JuristInnen nach ihrer Expertise gefragt. Diese Idee sei nicht neu, müsse aber von Seiten der Politik angenommen werden – PraktikerInnen erhoffen sich dadurch eine höhere Verbindlichkeit ihrer Expertise von Seiten der Politik.

10.7.10 Bestehende Kommunikationsmöglichkeiten ausschöpfen

Von Seiten der Polititik wird es als zielführend erachtet, zunächst vorhandene Kommunikationswege auszuschöpfen. Aus bestehenden Möglichkeiten würde sich immer wieder etwas Neues entwickeln lassen. Als Beispiele werden Vernetzungsplattformen für Regionen, Jugend, Frauen und Gewaltschutz genannt, die zur Kommunikation mit der übergeordneten Ebene der Verwaltung und Politik geeignet wären. Weiters werden Kommunikationskanäle von Vereinen sowie magistratsinterne Kommunikationskanäle genannt, die seitens der Politik als mannigfaltig bezeichnet werden. Sollte es diese Wege nicht geben, so sollten sie vorgeschlagen werden – von MitarbeiterInnen, TeamleiterInnen oder BetriebsrätInnen – im Rahmen des Vorschlagswesens der Stadt Wien oder in Teamsitzungen über die TeamleiterInnen in Einrichtungen. Weiters wird den PraktikerInnen Sozialer Arbeit geraten, sich Termine bei BezirksvorsteherInnen oder bei Abgeordneten auszumachen oder diese zu Terminen einzuladen.

10.7.11 Kontaktpflege

PraktikerInnen Sozialer Arbeit wird empfohlen, eine Stakeholderanalyse zu machen, um sich zu informieren, welche Themen im Bereich der Politik von welchen Personen

bearbeitet werden. Anschließend sollen PraktikerInnen mit allen Kontakt aufnehmen, die in Entscheidungen eingebunden oder mit den Themen betraut sind, und den Kontakt zu diesem politischen Umfeld halten, z. B. zu FachreferentInnen in politischen Büros oder zu MitarbeiterInnen der Verwaltung.

10.7.12 Wechsel des Berufsfeldes

Von Seiten einer befragten Person aus dem Bereich der Politik wird es als Möglichkeit für PraktikerInnen erachtet, mittels eines Wechsel des Berufsfeldes – von der Praxis in die Entwicklung (d. h. Polititk bzw. besagtes politisches Umfeld) – einzubringen. So könne man das Verständnis für die Soziale Arbeit, den Zugang in die Entwicklung von Lösungen und das Vorantreiben von Themen einbringen.

Es wurden von allen Befragten Verbesserungsvorschläge unterbreitet – ein diesbezüglicher Bedarf wurde von niemandem dementiert. Welche von den genannten realisierbar und effektiv sind, müsste idealerweise im direkten Austausch der beiden Gruppen besprochen werden.

10.8 Relevantes Wissen und Informationen für die jeweils andere

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