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Förderliche Faktoren für eine direkt(er)e Kommunikation

Im Dokument Lösungen gemeinsam finden (Seite 88-91)

10. DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE

10.5 Förderliche Faktoren für eine direkt(er)e Kommunikation

Als förderliche Faktoren für eine direkt(er)e Kommunikation zeigen sich im Rahmen vorliegender Studie vor allem hilfreiche Haltungen und Zugänge sowie Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, aber auch konkrete Beschreibungen, auf welche Art und Weise eine solche Kommunikation stattfinden sollte.

Haltungen und Zugänge

Als grundsätzlich förderlich wird z. B. Mut angegeben. Einerseits „Mut zur Wahrheit“265 und andererseits Mut, sich auf direkte Kommunikationsprozesse persönlich einzulassen.

Hierbei wird vor allem auf politische EntscheidungsträgerInnen Bezug genommen. Diese sollten möglichst direkt beteiligt sein und sich nicht vertreten lassen – auch dann nicht, wenn kein mediales Interesse zu erwarten sei. Als weitere hilfreiche Haltungen werden Offenheit und Ehrlichkeit genannt sowie einander mit Empathie zu begegnen.

Es wird als förderlich erachtet, wenn beide Gruppen sowohl fachlich als auch ideologisch aufeinander zugehen und auch bereit sind, diesbezüglich Kompromisse einzugehen.

SozialarbeiterInnen sollten zum Beispiel vermehrt objektivieren, wenn es um die Belange ihrer KlientInnen geht, und politische EntscheidungsträgerInnen sollten sich vermehrt von fachlicher Expertise leiten lassen, auch wenn dies unter Umständen entgegen der Meinung ihrer politischen Anhängerschaft sein sollte.

Das Bewusstsein, einander ein/e wichtige/r PartnerIn zu sein, aber auch gegenseitiges Verständnis für die jeweiligen Rahmenbedingungen der anderen Berufsgruppe, werden als förderliche Zugänge angegeben. Von Vorteil wäre es, wenn PraktikerInnen Sozialer Arbeit z. B. über die Kompetenzverteilung zwischen Bund und Ländern, Zuständigkeiten, etc. Bescheid wüssten. Es gäbe im politischen Alltag vorgegebene Abläufe und Zeiten, die eingehalten werden müssten. Themen müssten zeitgerecht im richtigen Gremium vorliegen, um sie im Landtag bzw. Gemeinderat behandeln zu können. Es erfordere eine ziemlich intensive Einarbeitung, um das politische System zu verstehen und die

265 IP 1, 2015, Z. 102.

Hintergrundinformationen zu kennen, die von Seiten der Politik genannt werden. Es bestehen von dieser Seite Zweifel, ob PraktikerInnen der Sozialen Arbeit die Notwendigkeit erkennen würden, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.

Förderlich für eine direkt(er)e Kommunikation stelt sich auch ein Vertrauensaufbau zwischen den beiden Gruppen heraus, Interesse an den jeweilig anderen Aktivitäten – zumindest der Wille dazu, vor allem seitens politischer EntscheidungsträgerInnen.

Insgesamt wird von Seiten der Politik allen Beteiligten geraten, mehr Zeit in konstruktive gemeinsame Arbeit als in Vorurteile und Ärger zu investieren.

Rahmenbedingungen

PraktikerInnen würden sich eine gewisse Sicherheit im Zuge einer direkt(er)en Kommunikation wünschen, etwa dass Kritik nicht zu negativen Konsequenzen für die Einbringenden führt und die Informationen vertraulich behandelt werden. Gewerkschaft, Berufsverband oder NGOs sollten PraktikerInnen in ihrer freien Meinungsäußerung stützen – so wie die sozialen Einrichtungen für die KlientInnen der Sozialen Arbeit Schutz bieten.

Von Seiten der Politik wird PraktikerInnen empfohlen, sich dort AnsprechpartnerInnen zu suchen, wo Interessierte Personen vermutet werden – und zwar unabhängig von der Hierarchieebene bzw. von der unmittelbaren Entscheidungskompetenz (z. B.

BezirkspolitikerInnen). Auch VertreterInnen der Politik regelmäßig und proaktiv zu informieren, könnte förderlich sein, anstatt erst in Kontakt zu treten, „[…] wenn der Hut brennt.“266

Politischen EntscheidungsträgerInnen wird aus ihrem Bereich empfohlen, sich ein BeraterInnenteam aus ExpertInnen zusammenzustellen und für die Auswahl der MitarbeiterInnen in den politischen Büros darauf zu achten, dass es Fachleute sind und diese aus verschiedenen Abteilungen kommen, nicht aus dem Parteiapparat.

266 IP 6, 2015, Z. 391–392.

Art der Kommunikation

Für die Art der Kommunikation werden ein vertrauensvoller, partnerschaftlicher Umgang, Kritik möglichst konstruktiv zu formulieren und eine „diskussionsbedingte Streitkultur“267 als förderlich angegeben. Von einer/einem InterviewpartnerIn aus dem Bereich der Politik wird dies als eine zentrale Voraussetzung für alle Beteiligten betont, denn „[…] niemand lässt sich gern sagen, dass er unfähig ist.“268

Aus dem Feld der Politik wird es für politische EntscheidungsträgerInnen als förderlich erachtet, wenn diese zuhören und Themen aufgreifen. Für die PraktikerInnen Sozialer Arbeit wird es aus dem Feld der Politik als förderlich angesehen, sich nicht nur zu beschweren, sondern sich auch die Mühe zu machen, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und schriftlich vorzulegen – „[…] wo man eine Zustimmung dafür haben will, braucht man eine Lösung.“269

Als eine gute Form der Aufbereitung auch in Hinblick auf die mangelnden zeitlichen Ressourcen der Politik wird eine Aufstellung wie folgt genannt:

• Pro und Kontra

• Nutzen

• Inhalt und Hintergrund

Die Möglichkeit, sich als PraktikerIn mittels wissenschaftlicher Daten ausdrücken zu können, könnte aus Sicht der Praxis die Aussagekraft gegenüber politischen EntscheidungsträgerInnen erhöhen. Dazu könne eine wissenschaftliche Qualifikation der KollegInnen beitragen.

Für PraktikerInnen ist jedenfalls die Zusammenarbeit beim Erarbeiten von Lösungen zentral. Im „Hinterkammerl“270 etwas auszuarbeiten und dann Aufträge zu erteilen, sei nicht mehr zeitgemäß.

267 IP 4, 2015, Z. 402.

268 IP 6, 2015, Z. 351.

269 Ebenda, Z. 337.

270 IP 3, 2015, Z. 381.

Fazit

Es zeigt sich, dass der prinzipielle Wille zur Zusammenarbeit sowie gegenseitiges Vertrauen und Aufeinander-Zugehen zentral sind, um direkte Kommunikation zu fördern.

Hierzu benötigt es nicht zuletzt Wissen über die Gegebenheiten und Berufsrealitäten der jeweils anderen Berufsgruppe. Förderlich ist es, diese Gegebenheiten im Rahmen einer direkt(er)en Kommunikation zu berücksichtigen, um diese konstruktiv gestalten zu können.

Politischen EntscheidungsträgerInnen geht es vor allem darum, auf welche Weise kommuniziert wird. Für sie ist es relevant und förderlich, nicht nur Missstände und Forderungen, sondern auch Lösungsmöglichkeiten von PraktikerInnen Sozialer Arbeit zu erfahren sowie – geeignet für eine ressourcenabhängige kurze Aufmerksamkeitsspanne – entsprechend aufbereitete Informationen zu erhalten.

PraktikerInnen Sozialer Arbeit geht es mehr um grundsätzliche Rahmenbedingungen – um die Möglichkeit, sich zu äußern und „Gehör“ zu finden und um Sicherheit, dadurch keine negativen Konsequenzen zu erfahren.

Im Dokument Lösungen gemeinsam finden (Seite 88-91)