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Welche Faktoren begünstigen, welche Faktoren behindern eine

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11. BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGEN

11.1 Welche Faktoren begünstigen, welche Faktoren behindern eine

Ausgehend vom Status quo der Kommunikation zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen – die indirekt, gefiltert und abhängig vom persönlichen Willen Einzelner erlebt wird und bei der es oftmals unklar ist, ob und wie sie stattfindet – können auf folgenden fünf Ebenen förderliche als auch hinderliche Faktoren für eine direkt(er)e Kommunikation festgestellt werden:

1. Im Bereich der Haltungen und Zugänge 2. Im Bereich der Rahmenbedingungen 3. Im Bereich der Art der Kommunikation

4. Im Bereich der Auslegung der Aufgabe und des politischen Auftrags Sozialer Arbeit

5. Im Bereich des Zusammenhanges sowie der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Berufsgruppen

In diesem Unterkapitel werden sowohl die hinderlichen als auch die förderlichen Faktoren aller fünf Bereiche zur Beantwortung der Forschungsfrage zusammenfassend beschrieben.

11.1.1 Im Bereich der Haltungen und Zugänge

Als hinderlicher Faktor hat sich gezeigt, dass die Kommunikation sehr stark vom Erkennen der Notwendigkeit des Kommunizierens, der Motivation und dem Willen von Einzelpersonen wie Führungskräften, politischen MitarbeiterInnen und von politischen EntscheidungsträgerInnen abhängig ist. Hinderlich sind weiters gegenseitige Vorurteile bzw. die jeweilige Annahme über Vorurteile der anderen Berufsgruppe sowie spezielle Ängste der Gruppen. Ängste spielen auf beiden Seiten eine große Rolle: PolitikerInnen haben Angst vor übermäßigen Forderungen der Sozialen Arbeit und Einzelfällen, die vorgebracht werden könnten und dann von der Opposition oder medial instrumentalisiert werden. PraktikerInnen Sozialer Arbeit haben wiederum Ängste vor disziplinären Konsequenzen bis zu Jobverlust bei kritischer Meinungsäußerung.

Eine Haltung, in der Kritik per se unerwünscht ist, behindert die direkte Kommunikation.

Im Rahmen der Studie wurde hierzu in der Stadt Wien ein Manko im Umgang mit Kritik, speziell von Führungskräften, festgestellt.

Bei politischen EntscheidungsträgerInnen wird eine Orientierung an Macht im Gegensatz zur Orientierung an der „Sache“ als hinderlich wahrgenommen, bei PraktikerInnen der Sozialen Arbeit ein Mangel an Objektivierung in Zusammenhang mit den Bedürfnissen ihrer Klientel.

Als förderlich haben sich in diesem Bereich Mut, sich auf direkte Kommunikationsprozesse persönlich einzulassen, sowie Mut zur „Wahrheit“, Offenheit und Ehrlichkeit sowie Interesse und Verständnis für die Gegebenheiten und beruflichen Realitäten der jeweils anderen Gruppe herausgestellt. Vertrauensaufbau ist hierfür Voraussetzung.

Fazit

Als begünstigend für eine direkt(er)e Kommunikation kann demnach alles betrachtet werden, was positive Haltungen wie Vertrauen und Verständnis füreinander fördert bzw.

behindernde Faktoren wie Vorurteile, Ängste und Abneigung gegenüber Kritik abbaut.

11.1.2 Im Bereich der Rahmenbedingungen

Im derzeitigen Kommunikationssystem sind die oftmals hierarchischen Strukturen im sozialen Bereich hinderlich. Kommunikationswege sind vorgegeben und haben über den Dienstweg, also über die nächsthöhere Hierarchieebene, zu erfolgen. Kommunikation quer über die Hierarchieebenen gibt es kaum und somit auch wenige Möglichkeiten für PraktikerInnen Sozialer Arbeit, mit politischen EntscheidungsträgerInnen direkt zu kommunizieren. In der Kommunikation zwischen den beiden Berufsgruppen ist eine Reihe von Personen zwischengeschaltet. Hierdurch ist nicht klar, ob und welche Informationen weitergegeben werden, wodurch wiederum Raum für Unsicherheit und Misstrauen entsteht. Informationsflüsse sind intransparent und durch die Kommunikationsstruktur automatisch gefiltert.

Bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen PolitikerInnen und PraktikerInnen z. B. bei Eröffnungen von Einrichtungen direkt und persönlich zusammentreffen, gibt es

vorgefertigte und abgesprochene Texte. Die Kommunikation wird demnach nicht nur durch die hierarchischen Strukturen gefiltert, sondern auch im direkten Austausch. Es herrscht gegenüber den politischen EntscheidungsträgerInnen als RepräsentantInnen der Stadt und als GeldgeberInnen Vorsicht in Bezug auf Inhalte, die kommuniziert werden.

Offensichtlich gibt es diesbezüglich auch seitens der Leitungspersonen Ängste.

Es braucht daher für alle Beteiligten einen „sicheren“ Rahmen für die direkt(er)e Kommunikation, in dem offen kommuniziert werden kann, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen.

Ebenso behindernd für eine direkt(er)e Kommunikation ist, dass es für PraktikerInnen Sozialer Arbeit oftmals intransparent ist, welche Führungsebene (Geschäftsführung, Abteilungsleitung, Magistrat, Stadtrat/Stadträtin) für welche Entscheidung verantwortlich ist, wie die politische Willensbildung tatsächlich erfolgt bzw. auf welcher Ebene welche Entscheidungen getroffen werden. Somit ist nicht klar, wer die passenden AnsprechpartnerInnen sind. Als weiterer hinderlicher Faktor zeigt sich eine mangelnde Rückkopplung. Einerseits wird kaum bei den PraktikerInnen nach ihrer Expertise rückgefragt, wodurch der Eindruck entsteht, dass es dafür kein Interesse gibt.

Andererseits fehlt es oftmals an Rückmeldung, was mit weitergegebenen Informationen geschieht, wodurch weder die Motivation der PraktikerInnen noch ein weiterer Austausch gefördert wird.

Förderlich wird von Seiten der Politik angesehen, wenn PraktikerInnen auf verschiedenen Hierarchieebenen UnterstützerInnen für ihre Anliegen suchen, z. B. bei BezirkspolitikerInnen, auch wenn diese nicht direkt Entscheidungen treffen.

Fazit

Im Bereich der Rahmenbedingungen stellen sich vornehmlich hinderliche Faktoren heraus. Zur Einbindung der Expertise von PraktikerInnen Sozialer Arbeit scheint es keine verankerte Kultur, Struktur und Verbindlichkeit zu geben. Begünstigend könnten demnach alle Bestrebungen wirken, die eine Entwicklung dieser Parameter möglich machen.

11.1.3 Im Bereich der Art der Kommunikation

Die empirische Studie hat eine Reihe begünstigender Faktoren gezeigt, die sich auf die Art und Weise einer direkt(er)en Kommunikation beziehen:

Förderlich für direkte Kommunikation ist, wenn VertreterInnen der politischen EntscheidungsträgerInnen auf die Expertise von PraktikerInnen hören und deren Themen aufgreifen.

PraktikerInnen Sozialer Arbeit könnten politische EntscheidungsträgerInnen mehr proaktiv und nicht erst im Problemfall informieren, aber auch Informationen in Hinblick auf die knappen Zeitressourcen von politischen EntscheidungsträgerInnen entsprechend aufbereiten und objektivieren (Pro und Kontra, Nutzen, Hintergründe).

Als begünstigend für eine direkt(er)e Kommunikation haben sich sowohl ein partnerschaftlicher Umgang, eine adäquate Konflikt- und Streitkultur und eine konstruktive Art, Kritik zu üben, herausgestellt. Diese Faktoren betreffen beide Gruppen gleichermaßen.

Fazit

Es hat sich gezeigt, dass Zuhören auf der einen Seite und Informationen adäquat aufzubereiten auf der anderen Seite sowie eine partnerschaftliche und konstruktive Art der Kommunikation auch im Falle von Diskursen hilfreich für eine direkt(er)e Kommunikation sind. Als förderlich können demnach alle Maßnahmen betrachtet werden, die diese Tendenzen fördern.

11.1.4 Im Bereich der Auslegung der Aufgabe und des politischen Auftrags Sozialer Arbeit

Eine politische Verantwortung von PraktikerInnen Sozialer Arbeit und ihren VertreterInnen ist weitgehend unbestritten. Welcher Art und Ausprägung jedoch diese politische Verantwortung ist, darüber bestehen recht unterschiedliche Betrachtungen. So ist die Einigkeit über die politische Verantwortung begünstigend für eine direkt(er)e Kommunikation, die Uneinigkeit über deren Ausgestaltung zugleich wieder ein hinderlicher Faktor.

Fazit

Begünstigend könnte demnach die Klärung und Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses Sozialer Arbeit und deren politischer Aufgabe/politischen Auftrags sein.

11.1.5 Im Bereich des Zusammenhanges sowie der Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Berufsgruppen

Im Rahmen der Studie konnte ein starker Zusammenhang beider Berufsgruppen insofern festgestellt werden, als beide Gruppen durch deren Zuständigkeiten aufeinander angewiesen sind. Politische EntscheidungsträgerInnen benötigen PraktikerInnen Sozialer Arbeit für die Umsetzung ihrer Vorhaben in der Praxis. PraktikerInnen Sozialer Arbeit sind auf politische EntscheidungsträgerInnen als Auftrag- und GeldgeberInnen angewiesen.

Gemeinsamkeiten wurden im Bereich der Aufgaben, der Interessen und der Anspruchsgruppen festgestellt.

Gemeinsam ist beiden Gruppen die Aufgabe, Probleme zu lösen, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen. Sowohl PraktikerInnen Sozialer Arbeit als auch politische EntscheidungsträgerInnen sollen für Menschen da sein, diese wertschätzen und ihnen Sicherheit geben. Beide Gruppen sollen Extremsituationen, die den sozialen Zusammenhalt gefährden, verhindern. Gemeinsame Interessen ergeben sich dort, wo es um die Definition von Leistungsansprüchen oder um die Auswirkungen von politischen Entscheidungen geht. Soziale Themen sind sowohl Anliegen von KlientInnen Sozialer Arbeit als auch von WählerInnen.

Fazit

Ein starker Zusammenhang sowie gemeinsame Interessen und Aufgaben können einerseits ein Potential für eine direkt(er)e Kommunikation darstellen und sind andererseits eine förderliche Grundlage für den Austausch beider Gruppen.

Die Unterschiede, die sich zwischen den beiden Gruppen herausgestellt haben, scheinen einander zu bedingen – Unterschiede in den Aufgaben ergeben zum Beispiel Unterschiede in den Perspektiven. PolitikerInnen geben Rahmenbedingungen und die Richtung vor, PraktikerInnen hingegen sind für Details und die Umsetzung politischer Aufträge verantwortlich. Von politischen EntscheidungsträgerInnen wird seitens der

PraktikerInnen angenommen, dass sie „globaler“ denken und Konsequenzen für das Gesamtsystem im Fokus haben. PraktikerInnen hingegen wird ein Fokus auf Einzelfälle und genaues Wissen über soziale Härtefälle zugedacht.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich aus der Verantwortung bzw. Zuständigkeit für Menschengruppen. So müssten sich PolitikerInnen um alle Gruppen in der Bevölkerung kümmern und PraktikerInnen Sozialer Arbeit nur um bestimmte. Zudem hätten die KlientInnen der Sozialen Arbeit gegenüber politischen EntscheidungsträgerInnen eine andere Rolle (WählerInnen). Die Unterschiede, die sich im Zuge der Studie ergeben haben, spiegeln einerseits die Hierarchie zwischen den beiden Gruppen wider und zeigen andererseits, welche unterschiedlichen Perspektiven die beiden Gruppen haben.

Die Unterschiede der beiden Gruppen in den Aufgaben, im Fokus und Denken sowie in den unterschiedlichen Rollen der Zielgruppen können je nach Fokus sowohl hinderliche als auch förderliche Faktoren für eine direkt(er)e Kommunikation darstellen. Hinderlich sind sie, wenn der Fokus auf die trennenden Elemente fällt. Förderlich könnte sein, durch unterschiedliche Perspektiven, z. B. auf die Zielgruppen, ein ganzheitlicheres Bild von deren Bedarfen zu erhalten. Die Unterschiede könnten somit auch als Potential betrachtet werden, das durch eine direkt(er)e Kommunikation zum Ausdruck käme.

11.2 Welche konkreten Ausbau- und Verbesserungsmöglichkeiten

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