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Aufbau der Arbeit

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1. EINLEITUNG

1.3 Aufbau der Arbeit

In Kapitel 2 werden zunächst Grundbegriffe definiert. Was wird in dieser Arbeit unter Sozialer Arbeit und PraktikerInnen Sozialer Arbeit verstanden? Was unter Politik/Sozialpolitik und politischen EntscheidungsträgerInnen und wie ist der Terminus direkte oder direkt(er)e Kommunikation zu verstehen?

4 Erfahrung aus der eigenen Berufspraxis

In Kapitel 3 werden die Aufgaben von Sozialpolitik und Sozialer Arbeit und die wichtigsten Argumentationslinien zu einem politischen Mandat selbiger beschrieben sowie die Bezugspunkte der beiden Berufs- und Wirkungsfelder als Grundlage für eine direkt(er)e Kommunikation. Im Zuge dessen wird der aktuelle Forschungsstand zum Verhältnis Sozialer Arbeit und Sozialpolitik sowie deren Zusammenhang, Gemeinsamkeiten und Unterschiede dargestellt.

Kapitel 4 hat soziale Organisationen als Arbeitsstätten von PraktikerInnen Sozialer Arbeit zum Thema. Hier werden deren Strukturen, Kommunikationswege, sozialpolitische Einbettung sowie die betriebswirtschaftlichen Anforderungen und deren Auswirkungen auf die Soziale Arbeit erläutert.

Diese Ausführungen bieten den Rahmen für die in Kapitel 5 dargestellten Herausforderungen Sozialer Arbeit in Bezug auf eine direkt(er)e Kommunikation mit politischen EntscheidungsträgerInnen. Hier wird zunächst auf die Spannungsfelder des Managements sozialer Organisationen, zwischen Fachlichkeit, Wirtschaftlichkeit und Verwaltungsinteressen abwägen zu müssen, eingegangen und schließlich die Rolle der Leitung bzw. des Managements in Bezug auf eine direkt(er)e Kommunikation dargestellt.

Da es primär die Aufgabe von Leitungspersonen ist, die Außenkommunikation zu übernehmen, müssen PraktikerInnen Sozialer Arbeit Informationen/Expertise, die sie an politische EntscheidungsträgerInnen weitergeben möchten, zunächst innerhalb der Organisationen über die Hierarchieebenen bis zur Organisationsleitung voranbringen. Die Schwierigkeiten, die sich für PraktikerInnen dabei in der Kommunikation innerhalb der Organisationen ergeben und Auswirkungen auf die Kommunikation mit politischen EntscheidungsträgerInnen haben, werden ebenfalls hier behandelt.

Schließlich werden Fallstricke und Erfolgsfaktoren für eine gelingende Unternehmenskommunikation als Basis für eine gelingende direkt(er)e Kommunikation gemäß dem Thema der Arbeit in Kapitel 6 erörtert.

In Kapitel 7 folgt eine theoretische Auseinandersetzung mit möglichen Potentialen einer direkt(er)en Kommunikation anhand zweier Praxisbeispiele, die eine direkte Einbindung von MitarbeiterInnen mit Expertise in Entscheidungsfindung und Entwicklung nahelegen.

Erstens werden zwei ausgewählte Prinzipien von „High Reliable Organizations“, erörtert,

denen es gelingt, unter extremen Bedingungen weit weniger Unfälle und Störungen aufzuweisen, als statistisch zu erwarten wären5 und zweitens folgt die Darstellung eines Pilotprojektes zur Einbindung weltweit tätiger VertriebsmitarbeiterInnen bei der Produktentwicklung. Diese Erkenntnisse werden auf die direkt(er)e Kommunikation mit PraktikerInnen Sozialer Arbeit umgelegt.

Das Bekenntnis der Wiener Stadtregierung, im Rahmen von Open Government sowohl BürgerInnen als auch Fachleute stärker in die Gestaltung der Stadt einzubeziehen, bietet eine politische Grundlage, die die Weiterentwicklung in Richtung einer direkt(er)en Kommunikation zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen begünstigen kann. Kapitel 8 rundet mit der Beschreibung dieses Ansatzes die theoretische Auseinandersetzung in dieser Arbeit ab.

Im nächsten Abschnitt der Arbeit beginnt die Darstellung der empirischen Untersuchung.

Da es sich beim Gegenstand um ein noch wenig beforschtes Themengebiet handelt, wurde hierfür ein explorativer Zugang mittels qualitativer Forschungsmethodik gewählt.

In Kapitel 9 wird das Forschungsinteresse anhand von drei Forschungsfragen beschrieben und es erfolgt die Darstellung des Forschungsdesigns mit Erhebungsmethode und InterviewpartnerInnen sowie der Methodik der Auswertung.

In Kapitel 10 werden die Ergebnisse der Studie in Form von einzelnen, induktiv aus dem Datenmaterial gebildeten Kategorien dargestellt.

Kapitel 11 widmet sich der Beantwortung der Forschungsfragen anhand der empirischen Ergebnisse.

In Kapitel 12 werden ausgewählte Aspekte der empirischen Ergebnisse mit Erkenntnissen der theoretischen Auseinandersetzung in Verbindung gebracht.

Kapitel 13 bildet den Abschluss vorliegender Arbeit mit einem Resümee der Autorin und einem Ausblick sowie Empfehlungen für die Umsetzung der Potentiale einer direkter(en) Kommunikation und weiterführenden Gedanken.

5 Vgl. Weik/Sutcliffe, 2010, S. 2.

I THEORETISCHER TEIL 2. BEGRIFFSDEFINITIONEN

In diesem Kapitel werden die wesentlichsten Begrifflichkeiten und Definitionen der vorliegenden Arbeit erläutert.

2.1 Soziale Arbeit

Die „Global Definition of the Social Work Profession“ wurde erst im Juli 2014 von der Generalversammlung der International Federation of Social Workers (IFSW) und der International Association of Schools of Social Work (IASSW) erneuert und wie folgt festgelegt:

„Social work is a practice-based profession and an academic discipline that promotes social change and development, social cohesion, and the empowerment and liberation of people. Principles of social justice, human rights, collective responsibility and respect for diversities are central to social work. Underpinned by theories of social work, social sciences, humanities and indigenous knowledge, social work engages people and structures to address life challenges and enhance wellbeing.”6

Soziale Arbeit als Profession und wissenschaftliche Disziplin setzt sich demnach für die Unterstützung von Menschen, deren Stärkung und deren Freiheit, aber auch für die Entwicklung passender sozialer Strukturen ein, um den Herausforderungen des Zusammenlebens zu begegnen und eine gute Lebensqualität zu fördern.

Im Glossar „Soziale Arbeit im öffentlichen Raum“, das im Auftrag der Stadt Wien von WissenschaftlerInnen des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit der FH Campus Wien erstellt wurde, wird Soziale Arbeit wie folgt beschrieben:

„Soziale Arbeit ist definiert als professionelles Handeln ― sowohl in einer sozialpädagogischen als auch sozialarbeiterischen Tradition ― in Form einer Bearbeitung sozialer Probleme, gesellschaftlicher Fragestellungen und Entwicklungstatsachen. Dabei geht es um die Erweiterung individueller und

6 Österreichischer Berufsverband der Sozialen Arbeit, 2014, s.p.

kollektiver Handlungsfähigkeiten, der Gewährung von Hilfen, wie auch um die Gestaltung von sozialem Wandel, der Thematisierung von Ungleichheitsentwicklungen sowie der Umgang mit gesellschaftlicher Heterogenität. Soziale Arbeit wird hierbei von Grundsätzen wie den Menschenrechten angeleitet“7

Zentrale Gedanken für die vorliegende Arbeit sind hierbei, dass sich die Soziale Arbeit von ihrem Selbstverständnis her nicht nur mit den individuellen sozialen Problemen Einzelner oder marginalisierter Gruppen auseinandersetzt, sondern auch mit deren gesellschaftlichen Ursachen und möglichen Lösungen. Soziale Arbeit sieht ihre Aufgabe immer auch darin, relevante Themen zur sozialen Entwicklung (z. B.

Ungleichheitsentwicklungen) aufzugreifen und an der Gestaltung eines sozialen Wandels zur Verbesserung der Lebensumstände im Gemeinwesen insgesamt mitzuwirken.

2.1.1 Zielgruppen Sozialer Arbeit

Von Sozialer Arbeit werden nach dem Berufsverband der Sozialen Arbeit „[…] vor allem Benachteiligte, Diskriminierte und Randgruppen in der Gesellschaft bzw. von dieser Situation Bedrohte“8 adressiert. Die meisten Angebote richten sich im Sinne einer Vermeidung von Stigmatisierung und zur Prävention an alle Gruppen der Gesellschaft.9 2.1.2 PraktikerInnen der Sozialen Arbeit

Laut Duden ist ein Praktiker/eine Praktikerin „jemand, der (auf einem bestimmten Gebiet) praktisch arbeitet“.10 Die Bezeichnung „PraktikerIn der Sozialen Arbeit“ wird in dieser Arbeit für Personen verwendet, die in ihrem Gebiet der Sozialarbeit praktisch tätig sind und dabei aktuell und direkt mit KlientInnen arbeiten – zum Beispiel SozialarbeiterInnen, die auf der Straße direkt mit obdachlosen Menschen arbeiten oder in einem Sozialzentrum direkt von Armut betroffene Menschen beraten.

2.2 Politik

Das Verständnis von Politik in dieser Arbeit lässt sich mit Thomas Meyer wie folgt definieren:

7 Krisch/Stojk et al., 2011, S. 3.

8 Österreichischer Berufsverband der Sozialen Arbeit , 2004, s.p.

9 Vgl. Ebenda.

10 Duden, 2016, s.p.

„Politik ist die Gesamtheit der Aktivitäten zur Vorbereitung und zur Herstellung gesamtgesellschaftlich verbindlicher und/oder am Gemeinwohl orientierter und der ganzen Gemeinschaft zu Gute kommender Entscheidungen.“11

2.2.1 Sozialpolitik

Bellermann versteht unter Sozialpolitik „sowohl institutionelle Regelungen wie auch Bestrebungen, Programme und Konzepte zur Ausgestaltung sozialer Leistungen und des Gesamtgefüges des Systems der sozialen Sicherung.“12 Christoph Badelt und August Österle zufolge zielt Sozialpolitik „[…] darauf ab, die wirtschaftliche und soziale Situation von benachteiligten Personengruppen zu verbessern bzw. den Eintritt einer systematischen Benachteiligung überhaupt zu verhindern.“13

Diese Beschreibung stimmt mit dem Verständnis der Sozialpolitik des Bundes überein. Im Bericht „Sozialschutz in Österreich 2014“ des österreichischen Bundesminisiterums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (kurz: Sozialministerium) heißt es dazu wie folgt:

„Sozialpolitik leistet einen wesentlichen Beitrag zur Vorbeugung und Vermeidung von Armut. Sie schafft die Voraussetzungen für den sozialen Zusammenhalt und trägt zur Bewältigung des sozialen, demografischen und ökonomischen Wandels bei.“14

Zusätzlich wird die Sozialpolitik hier als ein wichtiges Instrument für die Verbesserung von Lebenschancen, zur Linderung von Risiken und der Bewältigung von Krisensituationen gesehen und ihr somit eine hohe Bedeutung beigemessen.15 Sozialpolitik schafft demnach die Rahmenbedingungen, um die soziale Situation von benachteiligten Personengruppen zu verbessern bzw. deren Benachteiligung entgegenzuwirken.

11 Meyer, 2006, S. 41.

12 Bellermann, 2000, S. 690.

13 Badelt/Österle, 2001a, S. 1.

14 Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz, 2014, S. 8.

15 Vgl. Ebenda.

2.2.2 Politische EntscheidungsträgerInnen

Als politische EntscheidungsträgerInnen werden in dieser Arbeit Personen bezeichnet, die politische Entscheidungen mit Einfluss auf die Soziale Arbeit und deren PraktikerInnen sowie KlientInnen treffen. In Wien sind unterschiedliche politische Ressorts und somit unterschiedliche PoltikerInnen für soziale Leistungen zuständig16 (siehe auch Abschnitt 3.2.2.). Laut. Steger sind es aber nicht nur explizit die hochrangigsten PolitikerInnen, die eine wesentliche Rolle in Bezug auf politische Entscheidungen spielen, sondern auch Führungskräfte im Bereich der Verwaltung, da diese durch Beratung und Vorbereitung von Gesetzen und sonstigen Vorhaben einen wesentlichen Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen.17

Im empirischen Teil vorliegender Arbeit wird genauer erschlossen, welche Personengruppen idealerweise die AnsprechpartnerInnen für PraktIkerInnen Sozialer Arbeit in Bezug auf eine direkt(er)e Kommunikation sein sollten.

2.3 Direkte Kommunikation

Wir alle kommunizieren täglich auf vielfältigste Weise, dennoch stellt eine Definition von Kommunikation auch bzw. gerade für die Wissenschaft eine gewisse Herausforderung dar.18 Es erfolgt dennoch der Versuch einer Eingrenzung für das Verständnis von Kommunikation in vorliegender Arbeit.

Nach der Definition von W. J. Patzelt kann Kommunikation als „[…] Austausch von Informationen und Sinndeutungen“ verstanden werden.19 Diese Definition erscheint zunächst passend. Zu beachten ist bei obiger Definition von Kommunikation, dass aus aktueller Sicht der Kommunikationswissenschaft Informationen und Sinndeutungen nicht übertragen, sondern von KommunikationspartnerInnen im Zuge eines kognitiven Prozesses konstruiert werden.20 Auch aus konstruktivistischer Sicht sind es Signale und Reize, die durch Kommunikation übermittelt werden. Informationen und Bedeutungen werden im „Kopf“21 der KommunikationspartnerInnen erzeugt. Dass es dennoch gelingen

16 Vgl. Stadt Wien, Magistratsabteilung 24, S. 20.

17 Vgl. Steger, 2013, S. 175.

18 Beck, 2017, S. 13–15.

19 Patzelt, 2003, S. 45.

20 Vgl. Beck, 2017, S. 32.

21 Beck, 2017, S. 54.

kann, sich innerhalb einer Gesellschaft zu verstehen, ist u. a. durch biologische, kulturelle und soziale Gemeinsamkeiten möglich.22

In vorliegender Arbeit wird demnach Kommunikation als Austausch von Informationen und Sinndeutungen zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen verstanden.

Zusätzlich geht es in vorliegender Arbeit um eine direkte bzw. direkt(er)e Kommunikation.

Mit „direkt“ ist laut Duden, „[…] unmittelbar, ohne Umweg, ohne Vermittlung bzw. ohne Mittelsperson […]“23 gemeint. In diesem Sinne ist ein möglichst unmittelbarer und direkter Austausch zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen zu verstehen.

Beide beschriebenen Aspekte von Kommunikation werden auch im Kommunikationsbegriff von Luhmann deutlich, in dessen Sinne die Kommunikation in dieser Arbeit als „Mitteilungshandeln“ verstanden werden kann: Es wird eine Handlung gesetzt, die zwei Entscheidungen bei jener Person, die diese Handlung ausführt, voraussetzt. Zunächst entscheidet Person A, etwas überhaupt als Information zu betrachten. Dann entscheidet sie sich, diese Information der Person B mitzuteilen – mit der Wahl der Art und Weise, wie dies geschehen soll (mündlich, schriftlich etc.). Ob und wie diese Mitteilung von Person A bei Person B ankommt, hängt wiederum vom Verstehen der Person B ab – dem Erkennen und Wahrnehmen der Information als solche und als Mitteilung an sie.24

In dieser Arbeit geht es zunächst darum, die Potentiale auszuloten, wenn solcherart

„Mitteilungshandlungen“ möglichst unmittelbar, also möglichst direkt, zwischen PraktikerInnen Sozialer Arbeit und politischen EntscheidungsträgerInnen erfolgen.

Folgende umfassende Kommunikationsdefinition scheint hierfür geeignet:

„Menschliche Kommunikation ist derjenige Zeichenprozess, der sich aus dem wechselseitig aufeinander bezogenen (interaktiven) und absichtsvollen

22 Vgl. Beck, 2017, S. 54.

23 Duden, 2017a, s.p.

24 Vgl. Krause, 2001, S. 153.

(doppelte Intention) kommunikativen Handeln von mindestens zwei Menschen (Kommunikanten) entwickeln kann.“25

Zur Kommunikation werden Medien als Kommunikationskanäle26 genutzt. Zum Beispiel bedienen wir uns des Mediums Sprache bei der Face-to-Face-Kommunikation oder technischer Medien zur Überwindung zeitlicher sowie räumlicher Distanzen, wie etwa Telekommunikations- oder Netzmedien.27

Für eine direkt(er)e Kommunikation im Verständnis dieser Arbeit können all diese Kommunikationskanäle bzw. Medien genutzt werden – die Direktheit der Kommunikation ergibt sich nicht über die Art des Mediums, sondern dadurch, dass möglichst wenige Personen zwischen den beiden AkteurInnen „geschaltet“ sind – also eine direkt(er)e Kommunikation möglich wird.

25 Beck, 2017, S. 33.

26 Vgl. Ebenda, S. 95.

27 Vgl. Ebenda, S. 87.

3. SOZIALE ARBEIT UND POLITIK

Im folgenden Kapitel werden die Aufgaben und Spezifika der beiden Berufsfelder Soziale Arbeit und Politik beschrieben und miteinander in Bezug gesetzt. Zum Verhältnis der beiden Bereiche wird der aktuelle Forschungsstand dargelegt und davon ausgehend auf Zusammenhänge, Gemeinsamkeiten und Unterschiede eingegangen.

3.1 Soziale Arbeit

Nachdem „Soziale Arbeit“ in Kapitel 2 definiert wurde, werden nun die Spezifika der Sozialen Arbeit, deren Tätigkeitsfelder, Aufgaben und Funktionen in der Gesellschaft erläutert, um anschließend eine Auseinandersetzung mit dem genuinen Politikbezug der Sozialen Arbeit zu ermöglichen.

3.1.1 Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit

PraktikerInnen Sozialer Arbeit sind in verschiedenen Einrichtungen aktiv. Einen Überblick darüber gibt beispielsweise der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge:

„SozialarbeiterInnen und SozialpädagogInnen arbeiten in Fach-, Ehe-, Familien-, Lebens- und Altenberatungsstellen, in Gesundheits-, Jugend- und Sozialämtern, in der Jugendgerichtshilfe und im Strafvollzug, in Anstalten, Wohnheimen, Erholungsheimen und Kliniken, in der Suchthilfe, mit Obdachlosen und Straßenkindern, in betreuten Wohngemeinschaften, Tagesgruppen oder stationären Einrichtungen, in Jugendzentren und

-verbänden, in Straßensozialarbeiterteams, in

Berufsqualifikationsprogrammen, in der Schulsozialarbeit, in Horten und Kindergärten, auf Abenteuerspielplätzen […].“28

Die Auflistung veranschaulicht die vielfältigen Tätigkeitsfelder von PraktikerInnen der Sozialen Arbeit 29– ohne Anspruch auf Vollständigkeit, da sich auch die Soziale Arbeit ständig wandelt und weiterentwickelt.

28 Rauschenbach/Züchner, 2007, S. 834.

29 Siehe hierzu das Berufsbild des Österreichischen Berufsverbands der Sozialen Arbeit: Österreichischer Berufsverband der Sozialen Arbeit, 2004.

3.1.2 Funktionen Sozialer Arbeit in der Gesellschaft

Nach Bommes und Scherr kann die Funktion Sozialer Arbeit als „Inklusionsvermittlung, Exklusionsvermeidung bzw. Exklusionsverwaltung“ beschrieben werden.30

Den Aspekt der Inklusion greift auch Rieger auf, indem er Soziale Arbeit als Hilfe zur Re-Inklusion in unterschiedliche gesellschaftliche Funktionssysteme formuliert:31

„Sie erzieht, berät, unterstützt, betreut, interveniert und vertritt Personen, um ihre Inklusionschancen zu erhöhen oder Exklusion erträglicher zu machen Sie tut dies, indem sie die Zugangsmöglichkeiten zu Ressourcen, die in anderen gesellschaftlichen Subsystemen (Wirtschafts-, Bildungs-, Gesundheitssystem, Familie usw.) vergeben werden, verbessert.“32

Soziale Arbeit kann sowohl als direkte als auch als indirekte Form der personenbezogenen Dienstleistung33 betrachtet werden. Sie kümmert sich um Personen mit Hilfsbedarf, versucht aber auch, die sozialen Bedingungen des Lebens zu verändern.

So basiert Soziale Arbeit auf einem Fall- und zugleich auf einem Feldbezug. Sie kann als Bestandteil einer entwickelnden und ausdifferenzierenden Sozialpolitik angesehen werden.34

In der Sozialen Arbeit spricht man von einem „doppelten Mandat“, weil sie sich stetig zwischen zweierlei Ansprüchen und Aufträgen bewegt: Einerseits hat sie Hilfe für die AdressatInnen zu leisten, andererseits muss sie dem Kontrollauftrag gesellschaftlicher Instanzen gerecht werden.35 In Betrachtung ihrer selbst als Profession kann sich die Soziale Arbeit selbst ein drittes Mandat und einen eigenen Auftrag geben. Hierdurch erklärt sich der Begriff des Trippelmandats. Im Rahmen dieses Referenzsystems hat Soziale Arbeit die Legitimationsbasis, über Annahme und Ablehnung von Aufträgen zu entscheiden.36

30 Bommes/Scherr, 2000, S. 107.

31 Vgl. Rieger, 2007, S. 89.

32 Rieger, 2007, S. 89f.

33 Die Bezeichnung von Sozialer Arbeit als Dienstleistung wird in der Fachdiskussion kritisch gesehen, da sie mit der Einführung einer Marktlogik in der Sozialen Arbeit verbunden wird. Fachlichkeit könnte demnach zugunsten von Kosten-Nutzen-Kalkülen an Bedeutung verlieren. Vgl. Müller, 2001, S. 150.

34 Vgl. Rauschenbach/Züchner, 2007, S. 836.

35 Vgl. Böhnisch/Loesch, 1973, nach Staub-Bernasconi, 2008, S. 23.

36 Vgl. Staub-Bernasconi, 2007, S. 13.

3.1.3 Politisches Mandat der Sozialen Arbeit

Beschäftigt man sich mit dem Zusammenhang von Sozialer Arbeit und Politik, kommt man nicht an der Diskussion zum politischen Mandat im Sinne eines politischen Auftrags oder einer Verantwortung der Sozialen Arbeit vorbei. 2001 hat sich Merten in dem Werk

„Hat Soziale Arbeit ein politisches Mandat? Positionen zu einem strittigen Thema“37 über die Zugänge verschiedener AutorInnen der Thematik angenähert. Im Jahr 2000 wurde dazu eine Fachkonferenz in Potsdam geführt, sodass die „Luft brannte“38, wie es Merten formuliert. Seither war für ihn klar, dass das Thema „politisches Mandat“ das grundlegende Selbstverständnis der Sozialen Arbeit berührt und damit die „professionelle Identität der in ihr Tätigen“.39 Was hat es nun mit dem politischen Mandat auf sich und welche Rolle spielt es in der Verbindung zwischen Sozialer Arbeit und Politik?

Die von Merten in seinem Werk gesammelten Positionen sind durchaus kontroversiell.40 Sie reichen von Ansichten, dass Soziale Arbeit jedenfalls ein politisches Mandat habe41, bis hin zu Standpunkten, die es beinahe für dreist halten, ein solches Mandat anzunehmen, da die Frage gestellt wird, wer der Sozialen Arbeit ein solches erteilt habe.42

In den Ausführungen, auch in jenen, in denen ein politisches Mandat der Sozialen Arbeit gänzlich abgesprochen wird, spricht man jedoch meist von einer politischen Verantwortung der Sozialen Arbeit, die aber ebenfalls sehr unterschiedlich ausgelegt wird.43

Einigkeit besteht über den unmittelbaren Zusammenhang von Sozialer Arbeit und Politik.

Politische Maßnahmen hätten Auswirkungen auf die Situationen der AdressatInnen, die vorhandenen Ressourcen und somit auf die Arbeits- und Hilfsmöglichkeiten, mit denen SozialarbeiterInnen ihre Tätigkeiten ausführen.44

In Österreich plädierte Tanja Wehsely45 in einem Artikel mit dem Titel „Wir haben kein Recht, uns nicht einzumischen!“ klar für ein politisches Mandat der Sozialen Arbeit.46 Einzelfallarbeit alleine würde niemandem helfen, sondern gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssten gestaltet und beeinflusst werden, so Wehsely.47 Sozialarbeit müsse Rechte fordern, handeln und verhandeln und dies am besten gemeinsam mit ihren KlientInnen. Denn im Hinblick auf gewisse Personenkreise sei es unerlässlich, sowohl auf der institutionellen als auch auf der sozialpolitischen Ebene zu arbeiten.48

Auch Christian Stark spricht sich für ein politisches Mandat der Sozialen Arbeit aus und argumentiert dies u. a. mit der Erklärung der ethischen Prinzipien der „International Federation of Social Workers“ (IFSW)49:

„Sozialarbeiter/innen haben die Pflicht, ihre Arbeitgeber, Gesetzgeber, Politiker und die Allgemeinheit darauf aufmerksam zu machen, wo Mittel unzulänglich sind oder wo die Verteilung von Mitteln durch Verordnungen und Praxis unterdrückerisch, ungerecht oder schädlich ist.“50

Stark beschreibt die Pflicht, auf Defizite aufmerksam zu machen, als einen mehrerer Kernaufträge professionellen, sozialarbeiterischen Handelns. Demnach müsse Soziale Arbeit versuchen, gesellschaftspolitische Verhältnisse, die die Problemlagen der KlientInnen mitbedingen, zu beeinflussen und Sozialpolitik mitzugestalten.51

Der Begriff politisches Mandat für eine politische Verantwortung der Sozialen Arbeit bzw.

für Aufgaben der Sozialen Arbeit, wie eben von Stark beschrieben, ist vielleicht insofern nicht treffend gewählt, da er zu Missverständnissen führt, da ein solches Mandat nicht durch eine Wahl legitimiert und nicht im juristischen Sinne von den MandantInnen erteilt52 ist. Die Soziale Arbeit ist zwar in einigen Gesetzen mit einem klaren Auftrag

45 Tanja Wehsely ist Sozialarbeiterin und mittlerweile SPÖ-Abgeordnete zum Wiener Landtag sowie Wiener Gemeinderätin.

46 Vgl. Wehsely, 2006, S. 18.

47 Vgl. Ebenda.

48 Vgl. Ebenda.

49 Vgl. Stark, 2006, S. 22.

50 International Federation of Social Workers, 2005, S. 4.

51 Vgl. Stark, 2006, S. 22.

52 Vgl. Müller, 2001, S. 145.

festgeschrieben, sich um die Belange bestimmter Bevölkerungsgruppen zu kümmern – als Beispiel sei das Wiener Kinder- und Jugendhilfegesetz53 erwähnt –, jedoch ist hier der Auftrag klar definiert und nicht durch einen Auftrag zum politischen Handeln ergänzt. Für den Beruf des Sozialarbeiters/der Sozialarbeiterin gibt es bislang kein Gesetz54, das den Aufgabenbereich näher beschreibt und somit auf den politischen Bereich des Handelns oder Nichthandelns Bezug nimmt. Der politische Anspruch der Sozialen Arbeit ergibt sich jedoch aus der Beschäftigung mit den ihr zugrunde liegenden Theorien, die nachstehend erörtert werden.

3.1.4 Politisches Handeln als Teil der Sozialen Arbeit?

Für Günter Rieger ergibt sich ein politischer Anspruch Sozialer Arbeit wie folgt:

„Ob systemisch (Staub Bernasconi 2007), ökosozial (Wendt 2010) oder lebensweltorientiert (Thiersch 2012, Werwein 2008), aus den gängigen

„Ob systemisch (Staub Bernasconi 2007), ökosozial (Wendt 2010) oder lebensweltorientiert (Thiersch 2012, Werwein 2008), aus den gängigen

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