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geht aber auch über sie hinaus:

Im Dokument Die Friedenslehre (Seite 101-104)

„Der feste Wille, die Wissenschaft auf die Förderung der Gerechtigkeit und des Friedens hin auszurichten, fordert eine große Liebe zur Menschheit. Jede mensch-liche Tugend ist eine Form der Liebe. Das ist besonders der Fall bei der Gerech-tigkeit, die Liebe zum Nächsten zu den einzelnen und den Völkern ist. Nur wer liebt, will, daß dem anderen Gerechtigkeit widerfahrt. Wer nicht liebt, sucht nur Gerechtigkeit für sich selbst zu finden.- (3,1195)

Es ist die „Liebe, die über das hinausgeht, was die Gerechtigkeit zu leisten ver-mag". (11.1, Nr.78)

Und worin besteht dieses Mehr? Der entscheidende Begriff ist _Brüderlichkeit":

_Der feste Wille, andere Menschen und Völker und ihre Würde zu achten, gepaart mit einsatzbereiter und tätiger Brüderlichkeit — das sind unerläßliche Vorausset-zungen für den Aufbau des Friedens."

Zur Achtung vor der Personwürde muß also noch die tätige Brüderlichkeit hinzu-kommen — in der Tradition gewöhnlich so entfaltet, daß der Liebende die Interes-sen des anderen wie seine eigenen respektiert und insofern auch dann noch teilt und gewährt, wenn keine Rechtsansprüche mehr bestehen. So kann GS fortfahren.

daß der irdische Friede „seinen Ursprung in der Liebe zum Nächsten hat". Inso-fern ist Friede „auch Abbild und Wirkung des Friedens, den Christus gebracht hat und der von Gott dem Vater ausgeht". Hier wird das Mehr der Liebe gegenüber der Gerechtigkeit nochmals deutlich:

Es ist ein Mehr der Vergebung und der Barmherzigkeit:

„Wahrer Friede ist nicht nur Gerechtigkeit, die ein wesentliches Element in den Beziehungen zwischen Gesellschaften und Personen darstellt, sondern ist auch et-was, das hervortritt, wenn die im Evangelium gezeigte Vergebung und barmherzi-ge Liebe in unser Leben barmherzi-gebracht werden. Die Verbarmherzi-gebung macht deutlich, daß es eine Liebe in der Welt gibt. die stärker als die Sünde ist und die Grundlage zur Versöhnung bildet, nicht nur zwischen Gott und den Menschen, sondern auch zwi-schen den Menzwi-schen untereinander." (8.8,234)

Es ist ein Mehr des Verzeihens und der Versöhnung:

„Die Verkündigung der Frohbotschaft der Vergebung erscheint in der menschli-chen Politik als etwas Widersinniges, denn in der natürlimenschli-chen Ordnung läßt die Ge-rechtigkeit oft kein Verzeihen zu. In der christlichen, d.h. der übernatürlichen Heilsordnung ist das Verzeihen nichts Widersinniges. Es ist schwierig, aber nicht widersinnig ... In der vergänglichen und zornigen Auseinandersetzung der Ge-genwart, die von Menschen geführt wird, die durch Leidenschaften. Stolz und Groll in ihrem Handeln bestimmt werden, erscheint der Friede, der einen Konflikt beschließt, gewöhnlich als eine Auflage, als eine Überwältigung, als ein Joch. das der schwächere und unterlegene Partner einfach hinnehmen muß. Oft ist es nur ein Aufschub bis zu einem neuen Aufstand. Man nimmt ein protokollarisches Statut an, hinter dem man heuchlerisch die immer noch feindselige Gesinnung verbirgt.

Diesem Frieden, der unbeständig ist und allzu oft nur vorgetäuscht wird, fehlt ein-fach die endgültige Lösung des Konfliktes, die Vergebung, der Verzicht des Sie-gers auf die erlangten Vorteile. die den Besiegten erniedrigen und ihn hoffnungs-los unglücklich machen. Dem Besiegten fehlt hingegen die Kraft zur Versöhnung ... Der eine wie der andere Partner muß sich an jene höhere Gerechtigkeit wenden.

die die Vergebung ist. Sie allein löst die unlösbar erscheinenden Prestigefragen und ermöglicht eine neue Freundschaft." (10.3,64)

— Es ist ein Mehr praktizierter Feindesliebe:

„Vor allem hat Christus durch seine Botschaft und sein Beispiel neue friedensstif-tende Verhaltensweisen angeregt. Er hat die Friedensethik hoch über die gängigen Auffassungen von Gerechtigkeit und Anstand erhoben. Schon gleich am Anfang seiner Sendung ruft er aus: ,Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden' (Mt 5,19). Er sendet seine Jünger aus, den Frieden von Haus zu Haus, von Ort zu Ort zu tragen (ebd. 10,11-13). Er ermahnt sie, den Frie-den jeder Art von Rache, selbst gewissen legitimen Ansprüchen, vorzuziehen, wo-durch er die Wurzel der Aggressivität aus den Herzen der Menschen reißen möchte (ebd. 5,38-42). Er fordert, jene zu lieben, die durch Barrieren verschiedenster Art zu Feinden geworden sind (ebd. 5,43-48). Er führt als Beispiel Fremde an, die man gewöhnlich verachtet, so die Samariter (vgl. Lk 10,33; 17,16). Er lädt ein, stets demütig zu sein und grenzenlos zu verzeihen (vgl. Mt 18,21-22). Die Bereitschaft, mit denen, die nicht einmal das Lebensnotwendige haben, zu teilen - was er zur Schlüsselfrage des Jüngsten Gerichts gemacht hat -, muß auf radikale Weise dazu beitragen, brüderliche Beziehungen untereinander herzustellen ... Diese Glau-benssicht stützt das Wirken der Christen für den Frieden.” (10.15,8311)

„Das neue Herz ist schließlich dasjenige, das sich von der Liebe inspirieren läßt.

Schon Pius XI. hat gesagt, daß es ,keinen wahren äußeren Frieden unter den Men-schen und Völkern geben kann, wo nicht der Geist des Friedens den Verstand und die Herzen beseelt ...; den Verstand, um die Forderungen der Gerechtigkeit zu er-kennen und zu achten; die Herzen, damit sich zur Gerechtigkeit die Liebe gesellt und diese sogar die Gerechtigkeit übersteigt. Denn wenn der Frieden das Werk und die Frucht der Gerechtigkeit ist ..., ist er doch mehr der Liebe als der Gerechtig-keit zuzuschreiben' (Ansprache vom 24. Dezember 1930, AAS 1930, S. 535)."

(10.17,871)

So mündet diese Bestimmung der Wesenselemente des Friedens in einer trinitari-schen Vertiefung: in der Versöhnung „aller Mentrinitari-schen" mit Gott, in der Wieder-herstellung der Einheit „aller" in einem Volk und in der Geistausgießung „in die Herzen der Menschen". Darum an die Christen gerichtet der Aufruf, „,die Wahr-heit in Liebe zu tun' (Eph 4,15)" (11.1, Nr.78), aber auch die Weisung, „sich mit allen wahrhaft friedliebenden Menschen zu vereinen, um den Frieden zu erbeten und aufzubauen".

Spezielle Erwähnung und Anerkennung finden hier die Gewaltlosen, jene, "die bei der Wahrung ihrer Rechte darauf verzichten, Gewalt anzuwenden, sich vielmehr auf Verteidigungsmittel beschränken, so wie sie auch den Schwächeren zur Ver-fügung stehen". Diese Anerkennung - in offiziellen kirchlichen Texten bis dahin selten - steht auf dem Hintergrund gemeinsamer Friedensarbeit und stellt das komplementäre Miteinander vor das entzweiende Gegeneinander. Von hier her haben christliche Pazifisten die Aufgabe, ihren Friedensbeitrag zu definieren und einzubringen. Allerdings ist dieses an eine Voraussetzung geknüpft: „... voraus-gesetzt, daß dies ohne Verletzung der Rechte und Pflichten anderer oder der Ge-meinschaft möglich ist". Kooperation unterschiedlicher Positionen innerhalb der Kirche zum Nutzen des Friedens steht voran.

„Wesentlich” ist also bei der Bestimmung des Friedens eine Dynamik. die heute in die Freiheit der Menschen gelegt ist:

"Insofern

die Menschen Sünder sind ..."

bzw.

„Soweit

aber die Menschen sich in Liebe vereinen und so die Sünde überwinden Ersteres läßt Krieg

immer wieder drohen, letzteres eröffnet einen unbegrenzten

Weg zur Überwindung kriegerischer Gewalt „bis sich einmal die Worte erfüllen:

Im Dokument Die Friedenslehre (Seite 101-104)

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