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Eindringlich wird der Aufruf zur Friedensförderung durch internationale Gerech- Gerech-tigkeit und Solidarität im Dokument Justitia in Mundo" der Römischen

Im Dokument Die Friedenslehre (Seite 133-137)

Bischofs-synode 1971 sowie in PT erhoben.

Von besonderem politischen Interesse dürfte eine Auslassung der US-Bischöfe sein. Sie berichten ihre Erfahrung als Seelsorger, daß in der amerikanischen Be-völkerung „guter Wille und große Spendenfreudigkeit vorherrschen. Der Geist der Großzügigkeit, der den Marshallplan bestimmte, ist in der amerikanischen Öffent-lichkeit noch lebendig." (8.1,99) Diese Opferbereitschaft der Bevölkerung kon-trastiere mit der Politik:

„Keine der

beiden Supermächte tut sich in diesen Bereichen mit Initiativen gegen die ,absolute Armut' hervor, in der Millionen Menschen heute leben." Doch die politischen Spielräume wären vorhanden: „Aus unserer Sicht und Erfahrung als Bischöfe glauben wir, daß in den Köpfen und Herzen der amerikanischen Bürger ein viel größeres Verständnis für diese Fragen vorhanden ist, als in der Politik der Vereinigten Staaten zum Ausdruck kommt."

Doch die Bischöfe bleiben nicht bei einem Lamento stehen, sondern beziehen sich wiederum auf Johannes Paul II., der 1979 bei seinem Besuch der USA in diesem reichen Land auf die „Armut der Welt" Bezug nahm: Der Papst warnte vor sim-plifizierenden Erklärungen, die mehr ideologisch als wissenschaftlich sind — Er-klärungen, die versuchen, ein komplexes Übel auf eine einzige Ursache zurückzu-führen". Doch Entmutigung sei nicht angebracht:

_Aber ihr werdet nicht vor Reformen zurückschrecken, Reformen der inneren Einstellung und der Strukturen, die sich als notwendig erweisen könnten, um im-mer aufs Neue die Bedingungen zu schaffen, die die Benachteiligten brauchen, wenn sie eine neue Chance im harten Lebenskampf erhalten sollen. Die Armen in den Vereinigten Staaten und in der Welt sind eure Brüder und Schwestern in Christo."

Von daher sehen die US-Bischöfe die Armut in der Welt als eine

_intellektuelle, moralische und politische Herausforderung für die Vereinigten Staaten. Die intellektuelle Herausforderung besteht in der Notwendigkeit, die Be-deutung des nationalen Interesses in einer interdependenten Welt neu zu durch-denken. Die moralische Herausforderung besteht in der Notwendigkeit, auf dem Geist der Freigiebigkeit aufzubauen, der in der amerikanischen Öffentlichkeit vor-handen ist, und ihn auf eine systematischere Antwort auf die großen Probleme zu richten, die die Armen der Welt betreffen. Die politische Herausforderung besteht in der Notwendigkeit politischer Maßnahmen der Vereinigten Staaten, die die tief-greifenden Strukturreformen vorantreiben, zu denen die neueren päpstlichen Lehräußerungen auffordern." (8.1,990

Es wird deutlich, daß Kirche sich hier nicht in Politik „einmischt", vielmehr aus dem Zentrum ihrer Botschaft universaler Würde und•Solidarität/Liebe spricht und Politik ermöglichen will.

2.73.3 Ein für Christen entscheidendes Mittel der Friedensförderung ist das Gebet:

— Das Gebet um den Frieden ist unerläßlich, da Frieden Gabe Gottes ist:

„Darüber hinaus oder mehr noch im Kern dieser notwendigen Bemühungen, die vor allem als eine Angelegenheit der Menschen erscheinen könnten, ist der Frieden aber vor allem ein Geschenk Gottes — das darf man niemals vergessen — und muß deshalb stets von seiner Barmherzigkeit erbeten werden. Eine solche Überzeugung scheint die Menschen in allen Kulturen beseelt zu haben, welche dem Frieden in ihren Gebeten den ersten Rang eingeräumt haben. Man findet dies in allen Reli-gionen ... Heute, da die Gefahren durch ihr Ausmaß und ihren grundsätzlichen Charakter eine einzigartige Schwere annehmen, da die Schwierigkeiten für die Verwirklichung des Friedens sich in einer neuen, oft unlösbaren Weise stellen, können viele Menschen, sogar solche, die mit dem Gebet wenig vertraut sind, spontan den Zugang dazu finden." (10.15,835)

- Im Gebet erfahren die Christen jene Veränderung, die sie selbst im Sinne einer theologischen wie einer moralischen Tugend - friedensfähig macht:

„Entdecken wir wieder neu die Macht des Gebetes: Beten heißt, mit dem in Ein-klang zu treten, den wir anrufen, dem wir begegnen, der uns das Leben schenkt.

Die Erfahrung des Gebetes machen, bedeutet, die Gnade anzunehmen, die uns verwandelt; der Heilige Geist, der sich mit unserem Geist verbindet, veranlaßt uns, unser Leben nach dem Wort Gottes zu gestalten. Beten besagt, am Einwirken Gottes auf die Geschichte teilzunehmen: Der souveräne Herr der Geschichte. er hat die Menschen zu seinen Mitarbeitern machen wollen." (10.17,873)

„Wir vor allem, ehrwürdige Brüder und geliebte Söhne, haben eine einzigartige Waffe für den Frieden zu unserer Verfügung: das Gebet mit seinen wunderbaren Kraftquellen auf moralischer Ebene und der Einwirkung übernatürlicher Faktoren geistlicher und politischer Erneuerung." (10.1,26)

„Wir alle, die an Gott glauben, sind überzeugt. daß diese harmonische Ordnung, nach der sich alle Völker sehnen, nicht allein durch menschliche Anstrengungen kommen kann, so notwendig diese auch sind. Dieser Friede — der persönliche Friede mit sich selbst und der Friede mit den anderen — muß gleichzeitig in Gebet und Meditation gesucht werden." (10.20,19)

In Assisi „... haben Vertreter der hauptsächlichen Religionsgemeinschaften der ganzen Welt gemeinsam ihrer Überzeugung Ausdruck geben wollen, daß der Friede ein Geschenk des Himmels ist; sie wollten ihre Verpflichtung, diesen Frie-den zu erbitten, ihn anzunehmen und fruchtbar zu machen, in konkreten Entschei-dungen für Achtung, Solidarität und Brüderlichkeit tatkräftig bekunden."

(10.21,1f)

„Wir haben sein Beispiel und wir fühlen die Verpflichtung, die Christus aus unse-rem Munde entgegennimmt, wenn wir die vertrauten Gebetsworte an Gottvater richten: ,und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldi-gern'. Dieses ‚Wie' macht uns zittern. Es legt eine Gleichung fest, die uns, wenn wir ihr entsprechend handeln, zum Segen in der Heilsordnung wird. Handeln wir ihr entgegen, dann wird sie uns zum Gericht (vgl. Mt 18,21-35)." (10.3,63)

"Wahrhafte Frömmigkeit führt notwendig zum wahren Frieden. Indem die öffent-liche Gewalt die Religionsfreiheit pflichtgemäß anerkennt, fördert sie zugleich die Entfaltung der Friedensgesinnung in der Tiefe der Herzen sowie in den von den Gläubigen geschaffenen Erziehungseinrichtungen." (10.12,206)

„Paulus sagt uns von Christus: ,Er selbst ist unser Friede. Er vereinigte Juden und Heiden und riß durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder' (Eph 2,14). Wir wissen, welche Macht des Erbarmens uns im Sakrament der Ver-söhnung verwandelt. Es schenkt sie uns in reicher Fülle." (10.17.873)

2.73.4 Friedensförderung wird durch nur rhetorische Friedenspropaganda bedroht.

Das Engagement für den Frieden sieht sich der Gefahr ausgesetzt, von einer nur propagandistischen Friedenshuldigung mißbraucht zu werden:

„Eines muß jedoch in Erinnerung gebracht werden: der Friede kann sich nicht auf die Unechtheit wortreicher Rhetorik gründen. Sie findet zwar immer Anklang. da sie auf die geheimsten und ursprünglichsten menschlichsten Bestrebungen Antwort zu geben scheint, sie kann aber auch nur dazu dienen — und in der Vergangenheit hat sie es leider manchmal getan — gähnende Leere dort zu verbergen, wo echter Geist und wirkliche Bemühungen um den Frieden fehlen, oder, um gewalttätige Gedanken und Handlungen und egoistische Interessen zu bemänteln. Man kann nicht legitimerweise vom Frieden reden, wenn das bewährte Fundament des Frie-dens nicht anerkannt und geachtet wird. d.h. die Aufrichtigkeit, nämlich die Ge-rechtigkeit und die Liebe in den Beziehungen zwischen den Staaten. bzw. im Be-reich jeder Nation." (10.1,23)

„Und gegen die auflebenden Vorboten des Krieges (nationalistische Bestrebungen, Rüstungen, Herausforderung zum Umsturz, Rassenhaß, Rachsucht usw.) und ge-gen die Bedrohung eines taktischen Pazifismus, der den zu vernichtenden Gegner einzuschläfern sucht oder aber in den Geistern den Sinn für Gerechtigkeit, für Pflicht und Opfer ertötet, muß man bei den Menschen unserer Zeit und bei den kommenden Geschlechtern den Sinn und die Liebe für den Frieden wecken, der in der Wahrheit begründet ist, in der Gerechtigkeit, in der Freiheit und in der Liebe (vgl. Johannes XXIII., Pacem in terris)." (10.1,25)

„Und allzu oft ist die Kraft von Friedensgesten viel zu gering, um den Lauf der Dinge zu beeinflussen, es sei denn, daß die herrschende Logik der Ausbeutung und Gewalt sich ihrer bemächtigt und sie in ihren Dienst nimmt." (10.12,197)

Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, manche FriedeRsrede richtig einzuschätzen:

„Und doch hat man in fast allen öffentlichen Ansprachen auf der Ebene der einzel-nen Natioeinzel-nen oder internationalen Gremien selten so viel vom Frieden gesprochen, von Entspannung, von Verständigung, von vernünftigen und gerechten Lösungen für Konflikte. Der Friede ist zum Schlagwort geworden. das beruhigt oder verfüh-ren will." (10.12,198)

„Gewiß, ein solches Herz wird zugleich wachsam und hellsichtig bleiben, um die Lügen und Manipulationen aufzudecken und mit Umsicht voranzugehen. Aber es wagt. unaufhörlich jenen Dialog zu raren und wieder aufzunehmen, der das Thema meiner Botschaft im vergangenen Jahr gewesen ist." (10.17,871)

In jedem Fall ist solide sachliche Information erforderlich:

"Ebenso richte ich einen besonderen Aufruf an euch, die ihr in den Massenmedien arbeitet! Die schmerzlichen Ereignisse. die die Welt in der letzten Zeit erlebt hat, haben die Bedeutung einer gutorientierten öffentlichen Meinung dafür bekräftigt.

daß ein Konflikt nicht in einen Krieg ausartet. Denn die öffentliche Meinung kann kriegerische Bestrebungen bändigen oder im Gegenteil diese bis zur Verblendung steigern." (10.16,674)

2.74 Völkerrecht und internationale Institutionen sind entscheidende Faktoren einer Weltfriedensordnung. Daraus ergeben sich bereits heute wichtige friedens-politische Aufgaben.

Niemand verfügt heute schon über das Modell einer Weltfriedensordnung. So auch nicht die Friedenslehre der katholischen Kirche. Sehr wohl aber kann man schon jetzt Elemente nennen, ohne die eine solche Weltfriedensordnung selbst nicht möglich sein wird und ohne die der Prozeß zu ihr nicht in dem Maße voran-getrieben wird, wie es heute möglich und notwendig wäre. In der kirchlichen Lehre liegt dabei ein starker Akzent auf der Entwicklung eines Völkerrechtskon-senses und auf dem Ausbau internationaler Institutionen.

2.74.1 Schon für Pius XII. war die Entwicklung des Völkerrechts ein wesentliches Element des Weltfriedens. In der Weihnachtsbotschaft 1939 forderte er, von dem Grundsatz abzukehren, „daß Nützlichkeit die Grundlage und Maßregel des Rech-tes sei" (23,3589). Dies prägte fortan die Lehre:

— Der Zusammenhang zwischen Frieden und Recht wird zunächst als ein Faktum

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