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Herausforderungen an Führungskräfte in der digitalen Welt

7. Darstellung der Ergebnisse der qualitativen Foschung

7.1. Herausforderungen an Führungskräfte in der digitalen Welt

Diese Kategorie beschäftigt sich mit den Veränderungen durch die Digitalisierung bzw.

Trends der Zukunft, welche in KMUs auftreten werden. Auch werden künftige Entwicklungslinien in den Bereichen des Bildungsniveaus sowie Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen in unterschiedlichen Unternehmen beleuchtet.

Des Weiteren werden konkrete Herausforderungen für KMUs im Zeitalter der Digitalisierung erörtert. Ziel der Fragestellung ist es, herauszufinden, was KMUs bezüglich der Veränderungen und Trends bereits aktuell unternehmen können, um den digitalen Wandel von morgen innerbetrieblich voranzutreiben. Aus der grafischen Darstellung (Abb. 4) lässt sich ableiten, in welchen Kategorien viele bzw. wenige Segmente der befragten InterviewpartnerInnen zu finden sind.

Abbildung 4: Auswertung „Digitalisierung in der Arbeitswelt“

Quelle: eigene Darstellung

Hinsichtlich der Veränderungen durch die Digitalisierung in der Arbeitswelt sind sich vier ExpertInnen einig, dass die Datenflut in Zukunft enorm zunehmen und der technische Fortschritt sich rasant entwickeln wird. Um dies zu bewältigen, braucht es Fachkräfte, welche diesen Wandel mittragen können. Auch geben zwei Befragte an, dass Digitalisierung grundsätzlich in der Chefabteilung angesiedelt ist. Wird innerhalb dieser der Wandel nicht betrieben, wird auch innerhalb eines Betriebs keine Digitalisierung stattfinden. Von einem/r Befragten wird darauf hingewiesen, dass aufgrund der Digitalisierung vermehrt Unsicherheiten bei MitarbeiterInnen auftreten, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Ein/e ExpertIn gibt an, dass die „Digitalisierung große Beschleunigung mit sich bringt und deshalb ist es schwierig, der Geschwindigkeit standzuhalten.“ (Interview 01, S. 1)

„Die Digitalisierung ist angekommen. Jetzt geht es darum, wie man rechtzeitig auf die Veränderungen reagiert.“ (Interview 02, S. 1)

Bezüglich der Trends der Zukunft in KMUs geben acht InterviewpartnerInnen an, wie auch im theoretischen Teil dieser Arbeit unter Punkt (3.3) bereits beschrieben, dass die Arbeitszeiten bzw. Arbeitsorte zunehmend flexibler werden und neue Formen der Arbeitsorganisation mobiles, flexibles Arbeiten ermöglichen. Auch geben weitere drei Befragte an, dass sich die Berufsfelder stark verändern und in Zukunft durch künstliche Intelligenz unterstützt werden.

„Die Arbeit wird kreativer, Online-Handel ist sicher auch ein Thema und die Internetnutzung im Allgemeinen.“ (Interview 06, S. 2)

Auch sind zwei der ExpertInnen der Meinung, dass, wie im theoretischen Teil dieser Arbeit unter Punkt (3.4) beschrieben, die MitarbeiterInnen über höhere Qualifikationen verfügen und dadurch auch den/die ArbeitgeberIn verstärkt kritischen Beobachtungen unterziehen. Kann ein gewisser Standard nicht geboten werden, sind diese ArbeitgeberInnen nicht interessant für eine/n ArbeitnehmerIn. Eine/r der Befragten kann dazu keine Angaben machen.

Bei der Frage, ob das Bildungsniveau, die Jobprofile bzw. die Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen in Zukunft angepasst werden sollten, sind sich alle ExpertInnen, welche sich dazu geäußert haben, einig. Die Rahmenbedingungen der Berufsausbildung müssen sich verändern, denn zukünftige Aus- und Weiterbildungen stellen ein wesentliches betriebliches Thema in KMUs dar. Insbesondere aufgrund des technischen Fortschritts müssen die MitarbeiterInnen dahingehend gefördert bzw.

gefordert werden. Ein/e ExpertIn ist der Meinung, dass die sich Qualifizierung der Beschäftigten in der Modultechnik darlegen könnte, weil diese sich ständig weiterentwickelt bzw. erneuert. Die Aus- und Fortbildungen der Zukunft werden auch für KMUs von großer Wichtigkeit sein.

„Wenn ich auf KMU, auf Produktion, Volkswirtschaft und professionelle Zusammenhänge gehe, dann brauche ich heute einen CNC-Schweißer, der mit jeder neuen Gerätegeneration mitkann und sich mit jeder Generation weiterentwickelt.“

(Interview 05, S. 2)

Bei der Befragung über die Herausforderungen für KMUs in der digitalen Arbeitswelt geben einige ExpertInnen an, dass ältere MitarbeiterInnen mit den Veränderungen der digitalen Arbeitswelt zunehmend nicht zurechtkommen bzw. überfordert sein werden, sodass es zukünftig notwendig sein wird, gut funktionierende Teams zusammenzustellen. Die Erfahrungen der älteren MitarbeiterInnen sollte mit dem Wissen der jüngeren MitarbeiterInnen zusammengeführt werden. Auch sind zwei InterviewpartnerInnen der Meinung, dass sich die Ausrichtung der Kommunikationskanäle noch wesentlich verändern wird, wodurch eine gesonderte Schulung der MitarbeiterInnen nötig sein wird. Darüber hinaus sind sich einige ExpertInnen einig, dass ein neues Unternehmensleitbild etabliert werden sollte, damit sich MitarbeiterInnen vermehrt wohlfühlen. Insbesondere müssen die Führungsstile den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, da die MitarbeiterInnen eine wesentliche Kernkompetenz in KMUs darstellen. Darüber hinaus sollten Ängste und Leistungsdruck sowie Über- oder Unterforderung der MitarbeiterInnen, ausgelöst durch den digitalen Wandel, erkannt und mit entsprechenden Maßnahmen gegengesteuert

werden. Wie im theoretischen Teil dieser Arbeit im Kapitel (3.5) erwähnt, kann die Flexibilisierung der Arbeit zu psychischen Erkrankungen der ArbeitnehmerInnen führen.

Laut einer Studie konsumiert ein Viertel der Befragten keine Pause oder das Arbeitstempo wurde als zu hoch dargelegt. Auch ergab die Untersuchung, dass 18 Prozent der Befragten an ihre Leistungsgrenze stoßen (vgl. Franken 2016, S. 70).

„Ich denke, die Herausforderungen werden steigen, es wird noch schneller werden und die Frage ist, wie man den sozialen Ausgleich der MitarbeiterInnen schaffen kann.“

(Interview 02, S. 2)

„Ein Arbeitszeitengesetz, das vorsieht, dass man nicht mehr als 10 Stunden am Tag arbeiten darf und auch nicht in der Nacht arbeiten darf, oder nur mit entsprechenden Zuschlägen. Solange die Rahmenbedingungen für die flexiblen Arbeitszeiten nicht gegeben sind, wird sich das auch nicht so schnell durchsetzen. Da muss der Gesetzgeber reagieren.“ (Interview 12, S. 2)

Des Weiteren geben einige ExpertInnen an, dass es nicht nur wesentlich ist, Daten zu sammeln, sondern es sollte vermehrt auf die Interpretation der Daten gesetzt werden.

Eine weitere wesentliche Anforderung der Zukunft wird es sein, Systeme zu programmieren oder auch zu implementieren, da papierlose Büros größtenteils angestrebt werden. Ebenso führt die Digitalisierung zu immer mehr Transparenz. Vor allem für die MitarbeiterInnen wird es relevant sein, wichtigen Informationen korrekt und zeitnah zu erhalten.

Im Hinblick auf die Veränderungen und Trends stellte sich die Frage, was KMUs heute bereits proaktiv unternehmen können, um dem digitalen Wandel zukünftig zu begegnen.

Im Folgenden wird beschrieben, welche Maßnahmen von Unternehmen eingeleitet werden:

„Der Blick in die Zukunft ist das Wichtigste.“ (Interview 08, S. 2)

„Jedes KMU kann viel schneller darauf reagieren als ein Großkonzern. Learning from the Best und Marktbeobachtung sind auch sehr wichtig.“ (Interview 03, S. 2)

„Es wird wichtig sein, zu schauen, wo man Nischen besetzen kann, wo man alleinstehend etwas verkaufen kann, was ein Großkonzern nicht bieten kann.“

(Interview 03, S. 2)

„Es ist das Bewusstsein zu schärfen, dass es am Arbeitsmarkt enger wird und dass es heißt, Mitarbeiter zu gewinnen, zu entwickeln und zu halten.“ (Interview 04, S. 2)

„Als Unternehmer/In sollte man sich darüber im Klaren sein bzw. sollte in Ruhe überlegt werden, wo ich in drei oder vier Jahren stehen will. Man muss über verschiedenste Abläufe im Unternehmen nachdenken und alle Prozesse in Frage stellen. Wesentlich ist, dass man sich auf das Thema Digitalisierung einlässt.“ (Interview 10, S. 2)

„Wenn ich ein Tischler bin – rundherum, Vertrieb, Qualitätskontrollen, Lagerhaltung, Wartung meiner Werkzeuge, in all diesen Punkten kann ich durch Digitalisierung ungeahnte Dinge machen. Warum kann ich nicht gemeinsam mit fünf anderen mein Lager teilen? Auch sollte darauf vermehrt geachtet werden, dass ich Menschen habe, die neben ihrer fachberuflichen Kompetenz eine Lernkompetenz und eine Affinität für das tägliche Leben haben.“ (Interview 05, S. 2)

„Ganz wichtig ist es aber, ein gutes Team zu haben, zu versuchen, die besten Leute zu bekommen.“ (Interview 09, S. 2)

„Schlanke Datenstrukturen zu haben, wird ein entscheidender Faktor der Wettbewerbsfähigkeit sein.“ (Interview 05, S. 3)

Darüber hinaus sehen einige der Befragten, dass Aus- und Weiterbildungen der MitarbeiterInnen entscheidende Maßnahmen sind, um dem Wandel begegnen zu können. Auch kristallisierte sich bei einigen Interviews heraus, dass, wenn die Unternehmenskultur offener bzw. transparenter wird, kann daraus mehr Input generiert werden. Die Voraussetzungen dafür sind gegenseitiges Vertrauen und Verständnis.

Das wiederum basiert auf einer guten Kommunikation, mit welcher der digitale Wandel besser gesteuert werden kann.

Diese Aussagen verdeutlichen, dass Führungskräfte in kleinen und mittelständischen Betrieben den Wandel vorantreiben und MitarbeiterInnen als wichtige Humanressourcen wahrgenommen werden. Ebenso lässt sich daraus ableiten, dass die Befragten die Digitalisierung der Arbeitswelt nicht negativ bewerten, sondern die neue Situation erkennen und die sich daraus ergebenden Chancen klar abwägen.

Wie im theoretischen Teil unter Punkt (3.4) dieser Arbeit beschrieben, ist es entscheidend, dass sich Führungskräfte frühzeitig mit den Herausforderungen im Kontext der Digitalisierung auseinandersetzen und ihr Führungsverhalten dementsprechend anpassen. Damit kann die Überlebensfähigkeit des Unternehmens nachhaltig gewährleistet werden (vgl. Petry 2016, S. 123).