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Anforderungen an Führungskräfte in KMUs und deren Führungsstile

7. Darstellung der Ergebnisse der qualitativen Foschung

7.3. Anforderungen an Führungskräfte in KMUs und deren Führungsstile

Dieser Themenblock erörtert die Führung im Kontext der Digitalisierung. Daraus wurden Fragen abgeleitet, inwieweit klassische Führungsstile in der digitalen Arbeitswelt überhaupt noch anwendbar sind. Des Weiteren wurden die ExpertInnen zu den Aufgaben einer Führungskraft befragt, sowie welche Arbeiten auf die Führungskräfte im Kontext der Digitalisierung maßgeblich zukommen werden. Bezüglich der dynamischen Veränderungen, welche sich durch die Digitalisierung ergeben, wurde die Erfolgswirksamkeit sowohl der theoretischen klassischen Führungsstile als auch der neueren agilen Führungsstile in unterschiedlichsten Branchen der KMUs erfragt. In Kapitel (4) dieser Arbeit wurde diese Gegenüberstellung bereits theoretisch abgehandelt.

Aus der grafischen Darstellung (Abb. 6) lässt sich ableiten, in welchen Kategorien viele bzw. wenige Segmente der befragten InterviewpartnerInnen zu finden sind.

Abbildung 6: Auswertung „Führung im Rahmen der Digitalisierung“

Quelle: eigene Darstellung

Die Auswertung der Interviews ergab, dass acht der befragten Personen der Meinung sind, dass Führung sich im Kontext der Digitalisierung verändern wird. Führungskräfte müssen verstärkt auf das Vertrauen der MitarbeiterInnen bauen. Auch wird es wichtig sein, soziale Bedürfnisse zu erkennen und dementsprechend zu agieren. Eine Führungskraft muss in der Lage sein, zu erkennen, dass die Menschen, und somit MitarbeiterInnen der Zukunft, nicht mehr so leicht austauschbar sind. Ein/e InterviewpartnerIn gibt an, dass zukünftige Führungskräfte nicht mehr Kontrollorgane sein werden, da die MitarbeiterInnen zunehmend Selbstkontrolle und Freiräume für kreative Gestaltung einfordern werden. Zwei der InterviewpartnerInnen sprechen sich gegen diese Option aus, weil sie der Meinung waren, dass ein selbstständiges Arbeiten nicht möglich sein wird. Ihrer Ansicht nach benötigen MitarbeiterInnen klare, strukturierte Anweisungen. Demnach werden sich die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen in Zukunft nicht verändern, nur die technischen Hilfsmittel werden sich weiterentwickeln.

„Wenn wir einer Aufgabe nicht gewachsen sind, dann sind wir überfordert.

Überforderung verursacht jede Art von Unglück. Ich kann mir in Zukunft eine Überforderung meiner Mitarbeiter nicht mehr leisten.“ (Interview 05, S. 4)

Hinsichtlich der Frage, ob der autoritäre Führungsstil in der digitalen Arbeitswelt noch passend ist, vertreten zwei InterviewpartnerInnen die Auffassung, dass sich die klassischen Führungsstile nicht verändern werden. Folglich ist der Führungsstil stärker an die Persönlichkeit der führenden Person gekoppelt als an äußere Einflüsse wie beispielsweise die Digitalisierung. Des Weiteren gibt ein/e InterviewpartnerIn an, dass Betriebe mit einem autoritären Führungsstil vorwiegend sehr gute MitarbeiterInnen beschäftigen. Außerdem ist eine befragte Person der Meinung, dass ein empathischer Führungsstil in Krisensituationen nicht hilfreich sein wird. Unter solchen Umständen ist es notwendig, autoritär zu führen und dies wird sich auch durch die Digitalisierung nicht verändern.

Einige ExpertInnen sind jedoch der Auffassung, dass autoritäre Führung nicht funktionieren kann, da die MitarbeiterInnen gut qualifiziert sind und keine festen Regeln benötigen. Ebenso gibt ein/e InterviewpartnerIn zur Anmerkung, dass KMUs aufgrund

des immer stärker spürbaren Fachkräftemangels beachten müssen, die MitarbeiterInnen zunehmend ans Unternehmen zu binden. MitarbeiterInnenbindung kann mit autoritärer Führung aber nicht im Einklang stehen.

Diese Aussagen verdeutlichen, dass sich ein Führungsstil nicht klar definieren bzw. von anderen abgrenzen lässt. Vor allem kann in Zukunft situationsbedingt auch der autoritäre Führungsstil angebracht sein. Darüber hinaus steht die Persönlichkeit einer Führungskraft im Vordergrund, welche die individuellen Bedürfnisse der MitarbeiterInnen erkennen und eingehend erfüllen sollten, wie im theoretischen Teil dieser Arbeit unter Punkt (3.5) aufgezeigt wurde.

Im Hinblick auf die Führung im Rahmen der Digitalisierung stellt sich die Frage, welche Aufgaben auf die Führungskräfte zukommen werden und wie der Entwicklung proaktiv entgegengesteuert werden kann. Einige der Befragten geben an, dass die Verfolgung der Unternehmensziele eine Hauptaufgabe einer jeden Führungskraft darstellt.

Außerdem sind Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen und Haltung und Konsequenz zeigen wesentliche Aufgaben in der Führungsebene. Ein/e ExpertIn ist der Meinung, dass Führungskräfte erkennen müssen, dass die MitarbeiterInnen nicht gegen ihren Charakter eingesetzt werden können. Es gibt Extrovertierte und Introvertierte, sowie Motivierte und Minimalisten, demzufolge stehen Input und Output miteinander in Relation.

Im Hinblick auf die Veränderungsprozesse durch die digitale Arbeitswelt geben einige ExpertInnen insbesondere an, dass es wichtig ist, den MitarbeiterInnen Unsicherheiten aufgrund des Wandels zu nehmen. Darüber hinaus müssen die betrieblichen Zusammenhänge erklärt und deren Sinnhaftigkeit den MitarbeiterInnen vermittelt werden. Vor allem ist es wesentlich, die Ziele und Visionen ganz klar und offen zu kommunizieren, sodass sich die MitarbeiterInnen mit dem Unternehmen identifizieren können.

Daraus abgeleitet stellt sich die Frage, was das für den Führungsstil von morgen bedeutet. Zwei der InterviewpartnerInnen lehnen den Laissez-faire-Führungsstil entschieden ab.

„Laissez-faire ist für mich kein Führungsstil.“ (Interview 12, S. 4)

„Laissez-faire wird es nicht sein.“ (Interview 09, S. 4)

Darüber hinaus vertreten acht der Befragten die Meinung, dass durch den digitalen Wandel und den daraus resultierenden betrieblichen Veränderungsprozessen in der Arbeitswelt vermehrt agile Führungsstile in KMUs Einzug finden werden. Zwei ExpertInnen sind der Auffassung, dass es in den Betrieben vor allem flache Hierarchien zu etablieren gilt. Des Weiteren geben vier InterviewpartnerInnen an, dass agile Führungsstile deshalb notwendig werden, weil die MitarbeiterInnen unter anderem über höhere Qualifikationen verfügen und selbstständig entscheiden und arbeiten werden können, wie im theoretischen Teil dieser Arbeit unter Punkt (4.3) erläutert wurde. Dabei ist es vor allem notwendig, die MitarbeiterInnen in betriebliche Entscheidungsprozesse einzubinden, damit wertvolles Know-how nicht verloren gehen kann. Auch geben drei ExpertInnen an, dass vor allem die Wertschätzung und Freiräume am Arbeitsplatz in Zukunft noch einen größeren Stellenwert haben werden.

„Die Mitarbeiter sind jetzt immer besser ausgebildet und da wird sich ein Führungsstil auf Augenhöhe schon herauskristallisieren.“ (Interview 06, S. 4)

„Die Führungskraft der Zukunft wird mehr Herzensbildung brauchen.“ (Interview 11, S.

4)

„Visionär, Helikopterblick – in einem KMU bleibt es an der Führungskraft hängen, wie Kommunikation gestaltet wird.“ (Interview 08, S. 4)

„In Zukunft werden alle Stile der Kommunikation Berechtigung haben.“ (Interview 02, S.

4).

Der agile Führungsstil erfordert hohe Kompetenzen und eine starke Persönlichkeit als Leader.