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Gesellschaften des Frisch- und Feuchtgrünlandes sowie deren Brachestadien

V.1 Biotoptypen und Pflanzengesellschaften

V.1.2 Kurzcharakteristika der in den Kernzonen der Untersuchungsgebiete nachgewiesenen

V.1.2.8 Gesellschaften des Frisch- und Feuchtgrünlandes sowie deren Brachestadien

Arrhenatheretum elatioris BRAUN 1915 (Glatthafer-Wiese, Vegetationstabelle 7, lfd. Nr. 1-11, Ab-schnitt VI.1.7)

Beschreibung: Die Glatthaferwiese ist die verbreitetste Pflanzengesellschaft des mitteleuropäischen Wirtschaftsgrünlandes. Dabei handelt es sich um eine durch Obergräser geprägte, gut nährstoff- und wasserversorgte Grünlandgesellschaft, die im Gebiet mit Arrhenatherum elatius (Glatthafer) und Ga-lium album (Wiesen-Labkraut) als durchgehend vorhandenen Assoziations-/Verbandskennarten sowie daneben mit geringer Stetigkeit durch Campanula patula (Wiesenglockenblume) als weiterer Charak-terart gekennzeichnet ist. Die typische Ausbildung (Vegetationstabelle 7, lfd. Nr. 7-11) mit Artenzah-len von etwa 25 bis 30 je Aufnahmefläche (25 m²) beherbergt eine Reihe von Magerkeitszeigern, wie

z. B. Luzula campestris, Ranunculus bulbosus, Campanula rotundifolia, Rhinanthus minor, Dianthus deltoides sowie die Untergräser Agrostis capillaris und Festuca rubra. Auffällig ist die geringe Stetig-keit von Anthoxanthum odoratum (Ruchgras) in den Wiesen des Gebietes. Die Ausbildung mit Betoni-ca officinalis (Vegetationstabelle 7 lfd. Nr. 2-6) besiedelt etwas wechselfeuchte Standorte. Die Arten-zahl dieser Ausbildung liegt mit etwa 30 Arten leicht höher; Differenzialarten gegenüber dem Ar-rhenatheretum typicum sind Betonica officinalis (Heilziest), Sanguisorba officinalis (Großer Wiesen-knopf) und Filipendula vulgaris (Knollenspierstaude); die Magerkeitszeiger erreichen hier höhere Stetigkeiten als in der typischen Ausbildung. In Waldrandnähe gibt es vielfach lückige Ausbildungen, in denen der Glatthafer stark zurücktritt und Therophyten der Sandrasen auftauchen; diese Ausbildun-gen traAusbildun-gen ebenso wie Übergänge zu den Borstgrasrasen mit Arten wie z. B. Viola canina (Hundsveil-chen) und Dreizahn (Danthonia decumbens) zu der besonderen floristischen und physiognomischen Vielfalt dieser Wiesen im Gebiet bei. Im Gegensatz dazu steht eine, vermutlich infolge extremer Nähr-stoffzufuhr und/oder durch nicht sachgerechte Pflege entstandene, floristisch stark verarmte Ausbil-dung (Vegetationstabelle 7, lfd. Nr. 1), die meist alleinig durch die Dominanz des Glatthafers charak-terisiert ist. Oft finden sich in ihr auch erhöhte Anteile des Nährstoffzeigers Alopecurus pratensis (Wiesenfuchsschwanz). Magerkeitszeiger sowie selbst die verbreiteten Ordnungscharakterarten der Glatthaferwiese fehlen weitgehend, so dass zumindest einige dieser Wiesen strenggenommen nur noch als Arrhenatherum elatius-Bestände deklariert werden können.

Standortansprüche: Mäßig nährstoffreiche, frische Standorte, die dauerhaft und regelmäßig durch Mahd genutzt werden.

Gefährdung und Schutzstatus: Vorwarnliste Deutschlands; FFH-LRT (6510).

Gefährdungsursachen: Nutzungsintensivierung, Umwandlung in Ackerland.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Kleinflächig in den zur Kernzone Schwanheim gehörenden Teilen des Kelsterbacher Mittelfeldes (Biotopkomplex 2).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: Nur in den Gundbachwiesen am nordwestlichen Ortsrand von Walldorf (östlichster Teil von Komplex 10 „Mönchbruch“); außerhalb der Kernzone auch im Süden im großflächigen Grünland des Mönchbruchs. Floristisch verarmte Bestände finden sich lediglich im Bereich der Gundbachwiesen südlich des Gundbaches.

Festuca rubra-Agrostis capillaris-Gesellschaft (Rotschwingel-Rotstraußgras-Gesellschaft, Vegetati-onstabelle 7, lfd. Nr. 12-14, Abschnitt, VI.1.7)

Beschreibung: Niedrigwüchsige, meist vergleichsweise artenarme, durch Untergräser geprägte Grün-landgesellschaft; Hauptgräser sind Rotschwingel, der den Frühjahrsaspekt beherrscht, und Rotes Straußgras, das im Sommer aspektbildend ist; teilweise relativ arten- und kräuterarm, teilweise aber auch artenreich und mit vielen krautigen Magerkeitszeigern; durch zumindest einige Arrhenathereta-lia-Arten ist pflanzensoziologisch der Anschluss bei den Frischwiesen gegeben, der Übergang zu den Sand- und Magerrasen ist fließend.

Standortansprüche: Wenig wüchsige Standorte über Silikatböden, im Gebiet auf armen, sauren San-den; in der Regel ungedüngt; die artenarmen Bestände unterliegen oft keiner Nutzung mehr oder wer-den nur spät im Jahr gemulcht, die artenreicheren werwer-den meist ein- oder zweischürig genutzt.

Gefährdung und Schutzstatus: Rote Liste der Pflanzengesellschaften Deutschlands 3.

Gefährdungsursachen: Nutzungsintensivierung, Aufgabe der Nutzung.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Kleinflächig in den zur Kernzone Schwanheim gehörenden Teilen des Kelsterbacher Mittelfeldes (Biotopkomplex 2).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Kleinflächig auf Brachflächen in der Feldflur Kel-sterbach (Biotopkomplex 2).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: Vereinzelt auf sandigen Rücken in den Gundbach-wiesen (Osten von Komplex 10), ansonsten häufiger auf dem Gelände der Startbahn 18-West (Kom-plex 5 „Flughafengelände“) und auf der RWE-Freileitungstrasse (Kom(Kom-plex 7 „Heide“); selten auch auf einigen Waldwiesen.

Crepis capillaris-Festuca rubra-Gesellschaft (Kleinkopfpippau-Rotschwingel-Parkrasen, Vegeta-tionstabelle 7, lfd. Nr.15, Abschnitt VI.1.7)

Beschreibung: Durch Festuca rubra (Rotschwingel) und Poa angustifolia (Schmalblättriges Wiesen-rispengras) sowie schnittunempfindliche Kräuter geprägte Grünflächen; zu den niedrigwüchsigen oder gegen Schnitt unempfindlichen Arten dieser Rasengesellschaft zählen z. B. Trifolium repens (Weiß-Klee), Crepis capillaris (Grüner Pippau), Leontodon autumnalis (Herbst-Löwenzahn) und Geranium molle (Weicher Storchschnabel).

Standortansprüche: Häufig gemähte Grünflächen und Parkrasen.

Gefährdung und Schutzstatus: Keine Gefährdung.

Gefährdungsursachen: Keine.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Auf Verkehrs- und Grünflächen nördlich des Flughafens.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Im Kelsterbacher Südpark (Biotopkomplex 2).

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: Stellenweise im Osten des Untersuchungsgebietes in Ortsrandlage von Walldorf.

Phalaris arundinacea-Bestand (Rohrglanzgras-Bestand, Vegetationstabelle 6, lfd. Nr. 9, Abschnitt VI.1.6)

Beschreibung: Zweischürige Mähwiese mit Rohrglanzgras-Dominanz und hohen Anteilen von Brenn-nessel (Urtica dioica) und Gemeinem Rispengras (Poa trivialis) sowie mit Wiesenfuchsschwanz (Alo-pecurus pratensis); teilweise lückig mit Störungszeigern, aber sehr hochwüchsig.

Standortansprüche: Wechselfeuchter Standort über zersetztem Niedermoortorf; gestörter Wasserhaus-halt und hohe Nährstoffmobilisation durch Torfzersetzung.

Gefährdung und Schutzstatus: Keine Gefährdung.

Gefährdungsursachen: Keine.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: Nur im Bereich tiefliegender Senken in den Gund-bachwiesen nördlich Walldorf, dort vor allem südlich des Gundbaches (östlicher Teil des Komplexes 10 „Mönchbruch“).

Molinia caerulea (s. l.)-Juncus acutiflorus-Gesellschaft (Vergesellschaftung von Pfeifengras und Spitzblütiger Binse, Einzelaufnahme Nr. 72)

Beschreibung: Die so bezeichnete Gesellschaft ist ein durch gelegentliche Mahd offengehaltener Pflanzenbestand, der von den beiden namengebenden Arten dominiert wird. Die nur einmal im Be-reich des Untersuchungsgebietes „Mörfelden“ festgestellte Pflanzengesellschaft ist sehr artenarm; von ihrer Struktur entsprach sie im Frühjahr 2001 aber eher einer genutzten Wiese als einer Brache: Sie war sehr niedrigwüchsig und trotz der dominanten Horstpflanzen überhaupt nicht bultig. Vermutlich ist die Fläche im vorhergehenden Herbst/Winter gemäht worden. Neben den beiden namengebenden Arten spielt vor allem noch das Heidekraut mit hohen Deckungen eine Rolle im Bestand. Die folgende Aufnahme dokumentiert diese Gesellschaft:

Aufnahme-Nr. 72

Datum: 28. August 2001, Aufnahmegröße: 25 m², Gesamtdeckung: 75 %, Moosschicht: 15 %, Offener Bo-den: 3 %, Exposition: eben, Bearbeiter: BÖGER, Kartenblatt: 6440-4, Artenzahl (ohne Moose): 12

Molinia caerulea s. l. 3, Juncus acutiflorus 3, Calluna vulgaris 2a, Juncus conglomeratus 1, Agrostis canina 1, Potentilla erecta 1, Carex spec. +, Calamagrostis spec. +, Veronica officinalis +, Holcus mollis +, Betula pen-dula (juv.) +, Pinus sylvestris (juv.) +

Moosarten nicht erfasst

Standortansprüche: Stark wechselfeuchte, nährstoff- und basenarme Offenlandbereiche, die nur gele-gentlich gemäht werden.

Gefährdung und Schutzstatus: Bestand könnte durch regelmäßige Nutzung/Pflege in eine hoch schutzwürdige Feuchtwiese überführt werden; Schutz nach § 15d HENatG.

Gefährdungsursachen: Keine.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: Nur auf der RWE-Freileitungstrasse (Komplex 7

„Heide“).

Arrhenatherum elatius-Carex acutiformis-Gesellschaft (Glatthafer-Sumpfseggen-Gesellschaft, Ein-zelaufnahme Nr. 73)

Beschreibung: Neben dem Vorkommen des Glatthafers und des Wiesenlabkrautes als Kennarten der Glatthaferwiesen finden sich in solchen Beständen reichlich Sumpfsegge (Carex acutiformis) und andere Zeiger gestörter, wechselfeuchter Verhältnisse, wie z. B. Carex hirta, Glechoma hederacea, Urtica dioica oder Deschampsia cespitosa. Die Bestände sind vergleichsweise artenarm und weisen kaum Ordnungscharakterarten der Arrhenatheretalia auf. Sie sind daher pflanzensoziologisch schwer in das hierarchische System einzuordnen. In der Biotopklassifizierung wurden sie dem Biotoptyp 754 (Stark degradiertes Intensivgrünland) angeschlossen.

Aufnahme-Nr. 73

Datum: 11. September 2001, Aufnahmegröße: 25 m², Gesamtdeckung: 80 %, Moosschicht: unbedeutend, Be-standshöhe: 40 cm, Exposition: eben, Bearbeiter: BÖGER, Kartenblatt: 6840-3, Artenzahl (ohne Moose): 20 AV (Arrhenatherion)

Arrhenatherum elatius 1, Galium album 1 O/K (Arrhentheretalia/Molinio-Arrhenatheretea)

Festuca rubra 2a, Trisetum flavescens 1, Holcus lanatus 1, Vicia cracca +, Alopecurus pratensis +, Poa trivia-lis +, Stellaria graminea +, Taraxacum Sectio Ruderale +

Sonstige

Glechoma hederacea 3, Carex acutiformis 2b, Linaria vulgaris 2a, Carex hirta 1, Urtica dioica 1, Deschampsia cespitosa +, Veronica chamaedrys +, Cirsium arvense +, Galium verum r, Calamagrostis epigejos r.

Standortansprüche: Stark gestörte Grünlandbestände über zersetztem Niedermoortorf; durch Torfzer-setzung und Nährstoffmineralisation stark gestörter Wasserhaushalt und hohes Stickstoffangebot.

Gefährdung und Schutzstatus: Keine Gefährdung.

Gefährdungsursachen: Keine.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Schwanheim: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Kelsterbach: Kein Nachweis.

Vorkommen im Untersuchungsgebiet Mörfelden: In den Gundbachwiesen südlich des Gundbaches (östlicher Ausläufer des Komplexes 10 „Mönchbruch“).