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Narrationsanalyse nach Fritz Schütze:

Kategorie 8 Freundeskreis/ Gruppe

„Ich hab nicht soviel mit (...) halt so Jugendlichen wie aus meinen Ecken zutun hat, also ich hatte nichts mit Afghanern zu tun oder so. Eher viel mit Österreichern“

Pedro hat zu Beginn mehr mit österreichischen Jugendlichen zutun.

„Und bis dann irgendein Freund halt in unserer Gruppe war, der hatte sehr viel Einfluss, er war sehr witzig, er war, wirklich, er hatte was im Kopf. (...) Der hat gesagt es ist Ramadan“

Über einen Freund, der sehr viel Einfluss auf der Straße hatte, fastet Pedro zum ersten Mal an Ramadan.

„die waren schon in der Moschee und haben viel gemacht. Ich hab mich nicht so viel interessiert dran“.

Viele Freunde waren schon in der Moschee. Pedro zeigt dafür noch kein Interesse.

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„wir sind weiterhin in den Gruppen geblieben, wir haben uns gegenseitig halt so gepuscht halt und (...) es war schon von Anfang an herauszusehen, dass die meisten nur religiöser werden wollten, und nach Syrien abhauen wollten.“

Der Zusammenhalt der Gruppe wird gefördert und die Gruppe puscht sich untereinander.

Viele der Gruppe wollen nach Syrien reisen.

„ich hatte sehr viel Kontakt zu Mädchen und man kannte mich so auch auf der Straße. Es hat nichts an mir gefehlt, sagt man so. Und ja, ich hab halt mit jedem von ein auf den anderen Tag Kontakt abgebrochen. Ich hab gesagt, ich möchte nichts mehr mit euch zu tun haben, ihr seid Mädchen“

Obwohl Pedro viel Kontakt zu Mädchen hatte und ein beliebter Jugendlicher war, bricht er von einem auf den anderen Tag den Kontakt zu seinem Umfeld ab.

„ich hatte dann auch mehr Kontakt zu diesen muslimischen Mädchen, auch zu den radikalen Mädchen. Wir kannten uns alle untereinander, über Netzwerke, unser Netzwerk war rießen groß“

Der Kontakt zu radikalem Mädchen wurde enger und die Kontakte verfestigten sich. Das Netzwerk war sehr groß.

„Wenn einer von uns „Eins-gegen-Eins“ gemacht hat, waren dann zehn von uns dabei. Also haben wir den einen verprügelt. Wir haben nie zugelassen, dass einer von uns alleine kämpft. Immer zusammengehalten. Und das hat die Gruppe stark gemacht. Wir dachten wir können gegen Wände rennen. Alles Mögliche. Wirklich, ohne Spaß, wir haben uns so klug gefühlt.“

Pedro beschreibt die Gruppendynamik und den Zusammenhalt in der Gruppe. Die Gruppe hat immer zusammen gehalten und das Selbstbewusstsein stieg.

„Ich hab sehr viele meiner Freunde verloren, also sehr viele enge Freunde sind nach Syrien gegangen, sehr viele gute Freunde wo ich mir dachte, ich könnte eigentlich den aufhalten und so.“

Viele Freunde von Pedro sind nach Syrien ausgereist. Auch Freunde, bei denen sich Pedro dachte, er könnte Sie eigentlich aufhalten.

„Ich war zuerst mit dem Kreis mit Jugendlichen die radikal waren hatte ich sehr viel zu tun so mit 19 und 17 Jährigen. Und dann nach einer Zeit hab ich dann diese 28, 30 und 40 Jährigen kennengelernt mit denen ich nur unterwegs war“

Der Freundeskreis von Pedro ändert sich massiv. Zuerst war Pedro nur mit jüngeren

radikalen Jugendlichen unterwegs. Später dann ausschließlich mit Leuten die teilweise mehr als doppelt so alt waren wie er.

„Mein Freundeskreis war eher so in der radikalen Zeit, wie soll ich sagen, die meisten waren so wie ich, keine gute Beziehung mit der Familie gehabt. Die die älter waren hatten es sehr gut. Die waren schon ausgezogen, aber hatten auch in der Zeit wo sie konvertiert sind oder angefangen haben zu praktizieren sehr viele Probleme. Wir hatten Ägypter, wir waren Multikulti“

Viele der radikalen Freunde hatten ebenfalls keine gute Beziehung zur Familie. Die älteren Freunde waren alle schon ausgezogen, die meisten hatten aber sehr viele Probleme in der Zeit als sie konvertiert sind. Die Gruppe war multikulti.

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„Freundeskreis, wie ging es weiter, wir waren jeder Zeit zusammen. Zusammenhalt war bei uns ein Muss. So, wenn wir jemand gesehen haben der Probleme hatte, wir mussten ihm sofort helfen. Egal ob Geld oder so, ich kann mich erinnern, ich hab Geld gebraucht, ich hab Geld bekommen. Geld gespendet bekommen, von Leuten die ich nicht gekannt hab“

Beschreibt den Zusammenhalt im Freundeskreis. Es wurde immer geholfen auch bei finanziellen Problemen. Auch Pedro hat viel Geld gespendet bekommen.

„es war halt so schwer für mich so ohne Familie und so und dann dacht ich mir nur meine Brüder sind da für mich und ja, das waren sie auch“

Ohne Familie war es für Pedro schwer. Nur seine Brüder waren für ihn da.

„Ich ruf lieber einen Freund an, der hat eine eigene Wohnung, halt 20 Quadratmeter

Wohnung, aber hat Frau und Kind sogar auch noch. Ich hab bei ihm gepennt. Es waren viel mehr (unv.) aber ich sag dir ehrlich, wo ich bei ihm war, es war komplett anders. Ich dachte mir „bam“, wie eine zweite Familie aber trotzdem, das ging nicht, ich hab ich hatte einfach keine Familie, hab ich gesagt, dann hab ich gesagt „ich bin meine eigene Familie.“

Nach dem Streit mit seinem Bruder, will Pedro bei einem Freund unterkommen, der schon eine eigene Familie hat und mit dieser zusammenwohnt. Pedro fühlt sich aufgenommen und als Teil der Familie. Er stellt fest, dass er keine richtige Familie mehr hat und sagt „Ich bin meine eigene Familie“.

„Von Moschee zu Moschee bin ich gesprungen...und hab halt den geguckt wo ich mich am besten wohlfühle. Und das war dann halt dort in den Kreisen wo man mich eh schon kannte und warte ich mach dir das (dreht Zigarette fertig). In den Kreisen halt da war es dann halt so, eher so dieser Fall, ich hab mich wie zuhause gefühlt. Das war meine Familie. Abu-Hadad’s älterer Bruder war sehr oft für mich“

Spricht vom Wohlfühlen in der Moschee und bezeichnet seine Gruppe als Familie.

Mittlerweile ist Pedro bekannt in den Kreisen.

„weil es gab nicht mehr so viele Afghaner die so radikal waren wie ich. Die meisten sind gegangen und ich war der einzige noch, der Jüngste eigentlich gewesen, weil ich kannte halt die Älteren und die haben mich halt nicht so ernst genommen aber die haben schon mit mir halt oft geredet und haben mir Vertrauen geschenkt“

In Wien gab es nicht mehr viele afghanische Judendliche die so radikal waren wie Pedro. Die meisten sind schon gegangen. Pedro war der Jüngste und wurde von den älteren noch nicht so ernst genommen. Das Vertrauen wuchs aber langsam.

„es war halt so beschämend, dass einer von uns schwach ist. Wir haben halt immer geschaut, dass jeder von uns stark genug ist. Das er auf sich aufpassen kann“

Die Gruppe machte jedes Mitglied stark. Es war beschämend, wenn einer schwach war.

„dann hab ich sie, vor ganzer Moschee, zwei dieser Afghanen geschlagen. Das haben sie auch so gefeiert „Wow, er braucht gar keine Hilfe, er kann das ja schon alleine und so. Der gehört in unseren Kreis auf jedenfall, stabiler Bruder, dies das“. (hustet) Es war schwerer für mich auszutreten als wie einzutreten“

Durch eine Schlägerei gewinnt Pedro abermals Anerkennung und wird in den Kreis aufgenommen. In diesen Kreis einzutreten war nicht so schwer wie auszutreten.

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„Es war schon immer eine gleiche Gruppe, wir waren Tschetschener, paar, es waren übermäßig Tschetschener“

Die Gruppe bestand aus den selben Menschen. Übermäßig viele Tschetschener waren in der Gruppe.

„Die Freunde sagen „hearst [hörst] du Wappler [Idiot] was geht da ab?“ wir reden halt wie Freunde reden.“

Mittlerweile sprechen die Freunde wieder normal miteinander, scherzen über sich und können darüber lachen.

Pedros Freundeskreis muss differenziert betrachtet werden, denn er setzt sich aus mehreren Teilen zusammen. Es gibt den Freundeskreis mit AnhängerInnen der

islamistisch radikalen Szene und einen Teil ohne religiösen Hintergrund. Pedro ist ein beliebter Jugendlicher und findet in den unterschiedlichen Milieus immer sehr schnell Anschluss. Dies gilt sowohl auf dem Gymnasium als auch in der Moschee oder auf der Straße. Auch im Freundeskreis ist Anerkennung ein großes Thema. Der

Höhepunkt ist der Freundeskreis in der islamistisch radikalen Gruppe. Pedro bricht von einem auf den anderen Tag den Kontakt zu Freunden die nicht in der islamistisch radikalen Szene sind ab. Er hält sich fast nur noch mit Leuten der Szene auf und es formiert sich eine Gruppe. Diese Gruppe stärkt sich gegenseitig und legt extrem großen Wert auf Zusammenhalt. Die Gruppe fühlt sich mächtig und unbesiegbar.

Innerhalb der Gruppe unterstützen sich die Mitglieder immer und helfen sich auch in finanziellen Notlagen aus. Viele Mitglieder der Gruppe haben ähnlich wie Pedro viele Konflikte innerhalb der Familie und finden in der islamistisch radikalen Szene eine Art

„Ersatzfamilie“. Durch Anerkennungskämpfe gelingt es der Gruppe sich einen Namen in Wien zu machen und geachtet und geschätzt zu werden. Dennoch verliert Pedro auch viele gute Freunde, die nach Syrien ausreisen.