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Narrationsanalyse nach Fritz Schütze:

Kategorie 4 Freizeitbeschäftigung/Sport

„ich bin halt, ich hab viel Kampfsport gemacht und das haben viele halt gesehen, so „wow er kann kämpfen“ und so. Wieso nicht mit ihm herumgehen und so“

Erzählt von seinem Hobby, dem Kampfsport und seinem Ansehen dadurch.

„Unser Alltag war auch sehr viel Training. Also wir durften nicht faul sein, so jeder musste trainieren. Man muss schon achten, wenn man sich jetzt mit einem radikalen fetzt, der hat schon was drauf, also. (...)“

Pedro trainierte sehr viel. Die Gruppe durfte nicht faul sein. Jeder musste trainieren, denn radikale Jugendliche müssen „brutal“ sein.

„Schon, wir haben trainiert, ich kann mich noch erinnern, dann hat unser Schech (unv.) halt damals, nicht Abu-Hadad sondern ein anderer, der ist schon weg. Der hat damals, er hat nie darüber geredet. Ich hab noch nie ein einziges Mal irgendwas darüber gehört. Auf einmal wir dehnen uns „Habt ihr gehört, Brüder haben erobert“ also wieder was erobert, oder haben

91 wieder eine Stadt erobert oder haben soviele Kämpfer bekommen. Das wurde halt in

Aktivitäten gemischt. Wir haben Fußball gespielt.“

Erzählt davon, dass Themen über den IS in Sportaktivitäten wie beispielsweise Fußball gemischt wurden. Zwar sehr geheim immer noch aber es kam vor, dass der „Schech“

während dem Dehnen über den IS redete.

„Bruder, machst du Training, dies das? Komm wir machen Fitness zusammen“. Dann okay, wir haben uns im Fitnesscenter irgendwo im Zehnten [Bezirk] angemeldet, wo keine Frauen sind. Nur Männer und so halt, alle Bärtigen. Gleich mal Vertrauen aufgebaut, mit jeden und so“

Pedro erzählt von einer neuen Bekanntschaft zu der er Vertrauen gewonnen hat. Die beiden melden sich zusammen in einem Fitnesscenter im 10. Bezirk an, indem keine Frauen, sondern nur bärtige Männer trainieren.

„die meisten unserer Prediger haben Kampfsport gemacht. Es waren wirklich viele Trainer und so“

Viele Prediger finden sich auch in der Kampfsportszene und trainieren dort.

Pedros Hobbys beschränken sich zu großen Teilen auf Kampfsport. Der Kampfsport spielt in Pedros Geschichte eine zentrale Rolle. Pedros Leben ist geprägt von vielen Kämpfen um Anerkennung. In den Milieus in denen sich Pedro aufhält, ist Kampfsport eine gute Art um Anerkennung zu gewinnen. Er boxt sich nicht nur im Boxklub

sondern auch häufiger auf der Straße was ihm unter anderem Zugang zur islamistisch radikalen Szene verschafft. Durch sein Hobby lernt er Leute und neue Freunde

kennen. Hier findet eine Überschneidung der Kampfsportszene und der islamistisch radikalen Szene statt, denn viele Prediger oder Anhänger der Szene betreiben

ebenfalls Kampfsport. Neben dem Kampfsport erwähnt Pedro auch das Fußballspielen im Park. Sport ist ein großer Bestandteil seiner Freizeitbeschäftigung allerdings geht es Pedro in erster Linie um Kampfsport.

Kategorie 5 Moschee

„bin zur Moschee gegangen öfters mit denen im 21. nein, im 21. genau. Und da hat man schon den Kreis gesehen, okay, wir kommen rein, wir haben uns für die ärgsten Muslime auf der Straße gehalten und dann sieht man auf einmal Leute mit solchen Bärten [zeigt die Länge an seinem Kinn]. So dacht man, okay, man ist nichts halt im Gegensatz zu denen“

Pedro erzählt von den Besuchen in der Moschee im 21. Bezirk. Obwohl er sich schon für einen strengen Muslim hält, trifft er dort auf Leute, die seiner Meinung nach noch religiöser sind.

„Schön dich in der Moschee zu sehen und so. Komm mal öfters zu Vorträgen vorbei (...) also das war halt eher so diese ausschlaggebende, komm öfters zu diesen Vorträgen vorbei“

Pedro wird eingeladen öfters in die Moschee zu kommen und an Vorträgen teilzunehmen.

„also hab ich angefangen, zu Vorträgen zu gehen. Ich bin im 21. zu Moschee gegangen, hab mir von afghanischen Kreisen angehört, was sie zu sagen haben“

Pedro beginnt auch auf Vorträge zu gehen und informiert sich im afghanischen Kreis über deren Auffassung des Islam.

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„es ging halt über Jahre lang so, jeden Tag das Gleiche, ich hab, (...) wir waren in der

Moschee und haben nichts gemacht, nur Koran gelesen. (...) Wir haben uns geprügelt öfters, wir waren radikal, wir waren, von unseren Kreisen kannte man sehr viel“

Spricht über seine alltäglichen religiösen Praxen. Die Anerkennung kam auch durch Prügeleien und der Kreis in dem sich Pedro befand, war mittlerweile bekannt.

„nach dem dieser eine Freund nach Syrien gegangen sind, sind sehr viele gegangen. Viele sind auch, haben Vertrauen zu mir geweckt, in der Moschee. Ich hab halt Kontakt

bekommen, so mit, mit älteren Leuten und so“

Nachdem ein Freund von Pedro nach Syrien gegangen ist, vertrauen Pedro viele Leute in der Moschee, vor allem Ältere.

„wie gesagt, dann eines Tages, wir sahsen in der Moschee. Alle anderen Moscheen waren schon zugesperrt. Im 2. Bezirk hatten wir eine Moschee, die wurde schon zugesperrt.“

Pedro erzählt von vielen Moscheen die bereits zugesperrt wurden. Beispielsweise die Moschee in der Venediger Au im 2. Bezirk.

„er hat einen Auftrag von der Moschee bekommen, die haben zu ihm gesagt, schau wir haben hier diese Sachen, du kannst die verkaufen und die Hälfte gehört dir. Die Hälfte lässt du der Moschee.“

Berichtet von der Moschee als Auftraggeber für Verkaufen von Fanartikeln des IS.

„viele haben sich in den Moscheen gehalten“

Viele Freunde von Pedro haben sich nur noch in der Moschee aufgehalten.

„. Wir haben, in der Moschee haben wir uns ausgegeben als würden wir nicht für den „IS“

sein“

In der Moschee gibt Pedro und sein Kreis sich so aus, als würden sie keiner radikalen Terrororganisation unterstützen.

„Egal in welche Moschee man kam, die meisten wussten schon wer wir sind. Dann wurde gesagt „Ohh, die radikalen sind da, die „Muqatil“, die Kämpfer sind da“

Die Gruppe war mittlerweile in vielen Moscheen bekannt und es wurde über sie geredet. Sie wurden als Kämpfer betitelt.

„wir haben eh ganz normal so Moschee Beten, diese Sachen, gespendet, was ein Moslem so macht. Neue-Donau-Moschee sind wir auch gegangen. Wir haben zum Beispiel nicht hinter Leuten gebetet, bei denen wir uns nicht sicher waren ob er jetzt für „ISIS“ ist oder nicht. Zum Beispiel wenn wir jetzt Neue-Donau-Mosche gegangen sind, haben wir gewartet bis alle zu Ende gebetet haben in der Gemeinschaft, dann haben wir selber gebetet.

I: Okay

B: Mit einem Vorbeter von uns halt. Weil man sagt, wenn einer Vorbeter ist, der nicht Moslem ist, desen Gebete werden nicht angenommen.“

Erzählt von immer strengeren und abgekapselteren religiösen Praxen die die Gruppe

ausführt. Die Gruppe hatte nun schon einen anderen Vorbeter, da die Gruppe dem offiziellen Vorbeter nicht mehr vertraut hat.

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„Und in der Moschee hat man mich dann gefeiert. „Ohh das ist der, der einfach dem Richter sagt er steht nicht auf und so“

Gewinnt an Ansehen in der Moschee, da er sich der österreichischen Rechtsstaatlichkeit widersetzt.

„Von Moschee zu Moschee bin ich gesprungen...und hab halt den geguckt wo ich mich am besten wohlfühle. Und das war dann halt dort in den Kreisen wo man mich eh schon kannte und warte ich mach dir das (dreht Zigarette fertig). In den Kreisen halt da war es dann halt so, eher so dieser Fall, ich hab mich wie zuhause gefühlt. Das war meine Familie. Abu-Hadad’s älterer Bruder war sehr oft für mich“

Spricht vom Wohlfühlen in der Moschee und bezeichnet seine Gruppe als Familie.

Mittlerweile ist Pedro bekannt in den Kreisen.

„Beide Hände waren vergipst und so. Ich bin zur Moschee gegangen und alle anderen „was ist los?“ Gesicht okay, aber deine Hände. „was ist passiert?“ Ich hab geschlagen, gekämpft dies das. Ich war damals recht dünn, recht klein, schmächtig (lacht). Und die haben dann gesagt, „okay, egal, wir klären das Bruder“

Nach einer Schlägerei kommt Pedro verletzt in die Moschee. Er bekommt sofort Unterstützung von seiner Gruppe und das Problem wird für ihn „geregelt“.

„Aber ganze Moschee ist mitgefahren. So wir waren zwei Autos voll und wir sind hingefahren“

Mit zwei Autos fährt die Gruppe los um Pedros Problem zu regeln.

„Und dann nächster Tag in der Moschee, jeder kannte mich schon. „Ah Bruder alles okay, dies das, komm gehen wir was Essen, machen wir das und dies das“ und ja, es war halt nicht so ganz Vertrauen aber dann, eines Tages sahs ich halt alleine in der Moschee und dann hab ich die ganzen Älteren gesehen, weil die anderen in meinem Alter gab es halt nicht mehr. Die sind nicht mehr so oft gekommen zur Moschee“

Erzählt von immer mehr Zugewinn an Anerkennung in der Moschee. Zudem vertrauen ihm immer mehr die Älteren. Pedro ist mittlerweile der einzige in seinem Alter. Die anderen sind alle nicht mehr so häufig in die Moschee gekommen.

„Weißt du wir hatten „Beef“ [Ärger] mit anderen Moscheen gehabt. 16. [Bezirk], 2. Bezirk Moschee war am Anfang, unser Standort war 21. [Bezirk] und 2. [Bezirk]. Die zwei Moscheen wurden zugesperrt, dann sind wir in 20. gegangen. Bengalische Moschee, da waren nur Bengalen, die konnten kein Wort, kein Wörtchen deutsch, aber die wussten wir sind religiös und haben uns trotzdem aufgenommen. Und wir haben hinterrucks...“

Auch unter den Moscheen kommt es zu Streits. Nachdem die Moscheen im 21. und 2. Bezirk geschlossen wurden, geht die Gruppe in den 20. Bezirk in die bengalische Moschee. Dort wurden sie aufgenommen.

„Genau, im 20. [Bezirk] hatten sie dann nur noch so, die Moschee war dann nur noch während der Gebetszeit offen. Wir durften uns nicht außerhalb der Gebetszeiten innerhalb der Moschee aufhalten. Weil die Moschee schon so streng überwacht war, wegen uns. Dann haben wir gesagt „egal, wir müssen uns verziehen“. Dann sind wir zum 10. Bezirk gegangen, da war diese deutsche Vorträge. Das war viel besser, angenehmer für uns.“

Nachdem auch die Moschee im 20. Bezirk überwacht wurde und nur noch während der Gebetszeiten geöffnet war, wechselte die Gruppe erneut die Moschee in den 10. Bezirk.

94 Die Moschee als sozialer Raum, spielt in Pedros Geschichte eine besondere Rolle.

Pedro besucht die Moschee im 21. Bezirk und hält sich auf der Straße schon für einen gläubigen Muslim. IN der Moschee sieht er allerdings andere Muslime die seiner Meinung nach viel strenger religiös sind. In der Moschee entsteht eine Art Community und Pedro wird eingeladen öfters zu kommen und auch an Vorträgen teilzunehmen.

Pedro nimmt dieses Angebot war und geht häufiger in die Moschee und auf Vorträge.

Seine Lebensweise ändert sich und er führt ein immer streng gläubigeres Leben.

Pedros Lebensinhalt wird ziemlich schnell die Moschee bzw. die religiösen Praxen.

Durch das Boxen gewinnt er Anerkennung auch in der Moschee. Nachdem der Verfassungsschutz mehrere Moscheen zugesperrt hatte, hielt sich die Gruppe in unterschiedlichen Moscheen in Wien auf. Die Gruppe war mittlerweile in Wien bekannt und wurde von anderen Muslimen als radikal eingestuft. Sie wurden auch als

„Muqatil“ [die Kämpfer] bezeichnet. Pedro kann durch seine regelmäßigen Kämpfe auf der Straße weiterhin an Anerkennung in der Moschee gewinnen und ist zudem ein sehr religiös praktizierender Jugendlicher. Der Kontakt zu anderen Menschen der islamistisch radikalen Szene wächst und vor allem lernt Pedro die älteren Mitglieder dieser Szene kennen. Nachdem immer mehr Moscheen schließen wechselt auch die Gruppe immer häufiger die Moscheen. Pedro findet Freunde in der Moschee und merkt plötzlich, dass er der jüngste in seiner Gruppe ist. Die anderen gleichaltrigen Jugendlichen sind nicht mehr gekommen. Pedro hält sich von nun an mit den Älteren auf.