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FOG wird als kurze, episodenhafte Abwesenheit oder erhebliche Reduktion der Vorw¨arts-bewegung der F ¨uße, trotz der Absicht zu gehen, definiert [25, 88]. Hierbei berichten die Patienten, dass sie w¨ahrend des Gehens pl ¨otzlich nicht mehr in der Lage sind einen Fuß vor den anderen zu setzen, so als w ¨urden die F ¨uße am Fußboden festkleben. FOG tritt da-bei da-bei 50% der Patienten mit IPS f ¨unf Jahre nach Diagnosestellung auf. Dieser Prozentsatz nimmt mit fortschreitender Erkrankung noch weiter zu [17, 92, 144]. FOG in Kombinati-on mit anderen Gangst ¨orungen f ¨uhrt subjektiv zu einer erheblichen Einschr¨ankung der Lebensqualit¨at der Parkinsonpatienten [30, 122, 159, 198]. FOG f ¨uhrt h¨aufig zu St ¨urzen [126, 137] und schwere Verletzungen sowie Hospitalisierung k ¨onnen die Folge sein [25, 122, 151, 159, 198]. FOG verursacht in ausgepr¨agten Stadien die Abh¨angigkeit vom Roll-stuhl und die Pflegebed ¨urftigkeit [90]. Zusammengefasst betrifft FOG einen Großteil der Parkinsonpatienten und hat erhebliche Auswirkungen auf deren Lebensqualit¨at [92, 122].

Zum besseren Verst¨andnis dieses Symptoms werden nun verschiedene Aspekte des Freezings erl¨autert. Freezing ist assoziiert mit l¨angerer Erkrankungsdauer und fortge-schrittenen Erkrankungsstadien [144]. Freezing ist h¨aufiger bei M¨annern zu beobachten und bei Patienten, die Dopaminagonisten zus¨atzlich zu ihrer L-Dopa Medikation einneh-men [144]. Es lassen sich f ¨unf FOG Subtypen abgrenzen. Das Festfrieren tritt besonders zur 1) Bewegungsinitiierung, 2) bei Drehungen, 3) in Engstellen, 4) in freien Passagen und 5) vor dem Erreichen eines Zieles auf (Abbildung 2.1) [40, 41, 94, 210, 227]. Ebenfalls wird Freezing durch den ¨Ubergang einer Bewegung in eine andere Bewegung, z. B. beim Beginn des Treppensteigens, ausgel ¨ost [182]. Zus¨atzliche kognitive Belastung, wie Gehen und gleichzeitiges Subtrahieren von Zahlen, provoziert FOG ebenfalls [9, 86, 169, 225, 227].

Kurz vor einer FOG-Episode sind Ver¨anderungen des Gangbildes zu beobachten. Dies bezeichnet man als

”Sequenzeffekt“, d. h. die Schrittl¨age wird jeden folgenden Schritt k ¨urzer, bis der Bewegungsablauf in Form einer Freezingepisode zusammenbricht. Gleich-zeitig nimmt die Schrittfrequenz (Kadenz) zu [37, 115] und es kommt zu einer erh ¨ohten Variabilit¨at des Schritttaktes und der Schrittl¨ange [182]. Kurz vor einer Freezingepisode ist eine St ¨orung der zeitlichen Koordination der Muskulatur der Unterschenkel im EMG zu beobachten [178].

Nun folgen einige Ver¨anderungen, die w¨ahrend der Episoden auftreten. Sie treten

Abbildung 2.1: FOG Subtypen

FOG Subtypen: Darstellung der FOG Subtypen, welche auftreten bei: A) Bewegungsinitiierung, B) bei Drehungen, C) in Engstellen, z.B. in T ¨urrahmen D) in freien Passagen und E) vor dem

Erreichen eines Zieles.

pl ¨otzlich und unerwartet auf und sind somit schwierig zu messen [48, 178, 88]. Sie k ¨onnen wenige Sekunden bis Minuten andauern. Innerhalb der Subtypen lassen sich drei Muster differenzieren: 1) komplette Akinese, 2) das Zittern der Beine auf einer Stelle mit einer Frequenz von 3-8Hz [160] und 3) als kleine Schritte vorw¨arts, ohne Produktion eines effektiven Schreitens (Abbildung 2.2) [210]. Es kommt zu einer unkoordinierten Aktivit¨at im Elektromyogramm (EMG) der agonistischen und antagonistischen Muskulatur der Beine [182, 267]. Es treten w¨ahrend der Episoden St ¨urze auf [137, 126]. Patienten vom akinetisch-rigiden Typ zeigen h¨aufiger FOG als Patienten vom tremor-dominanten Typ [133, 144]. Dies k ¨onnte zum Teil an erh ¨ohter Atrophie der grauen Substanz in spezifi-schen motorispezifi-schen Arealen und verminderter Konnektivit¨at verschiedener Regionen bei Patienten vom akinetisch-rigiden im Vergleich zum tremor-dominanten Typ liegen [206].

Abbildung 2.2: FOG Muster

FOG Muster:

Darstellung der FOG Muster, welche in drei Formen auftreten: A) komplette Akinesie, B) Zittern der Beine auf der Stelle und C) als kleine Schritte vorw¨arts.

Zus¨atzlich konnten Gangver¨anderungen zwischen den Freezingepisoden (interiktal) nachgewiesen werden. Diese sind bei Freezern ausgepr¨agter als bei Parkinsonpatienten ohne FOG. So sind zwischen den Episoden die Schrittl¨ange und –zeit k ¨urzer und die Variabilit¨at dieser ist ebenfalls vergr ¨oßert [103, 129, 195, 192]. Versuche auf Ergometern haben gezeigt, dass die Bein- und Armsynchronisation bei Freezern verringert ist [173].

Bei Drehungen zeigen Freezer eine h ¨ohere Kadenz als Nicht-Freezer oder gesunde Kon-trollen [227, 260]. Folglich gibt es eine Reihe von Ver¨anderungen, welche die Patienten mit FOG auszeichnen. Der BegriffFreezing ist dabei allerdings kritisch zu betrachten, da das Festfrieren, abh¨angig vom Typ, keine wirkliche Akinese darstellt, sondern in einem Teil der Freezingepisoden noch eine geringe Vorw¨artsbewegung zu beobachten ist. Eben-falls muss Freezing von Festination unterschieden werden. Dies ist nicht in allen F¨allen einfach. Bei der Festination handelt es sich um das Auftreten kurzer Schritte mit einer hohen Kadenz, wobei der K ¨orperschwerpunkt vor die F ¨uße der Patienten f¨allt. Um einen Sturz zu vermeiden, zieht dies den Patienten im Ausgleich nach vorn [93]. Im Gegensatz zum Freezing k ¨onnen die Patienten bei der Festination das Gehen nicht einstellen. Aller-dings gibt es hier auch ¨Ahnlichkeiten im Bewegungsmuster, wie die kurze Schrittl¨ange, eine erh ¨ohte Schrittfrequenz und -variabilit¨at [25, 48, 93]. Teilweise sind die ¨Uberg¨ange zwischen Festination und vom FOG-Typ kleine Schritte vorw¨arts fließend.

Ein kognitiver Einfluss auf FOG konnte nachgewiesen werden. So gibt es einen

Zu-sammenhang zwischen frontaler und exekutiver Dysfunktion [58, 86, 169, 174, 182, 252], Aufmerksamkeits- und Ged¨achtnisfunktionen und FOG [9, 90, 252]. Patienten mit FOG zeigen einen frontalen Hypometabolismus [155], was die frontalen Dysfunktionen erkl¨art.

In verschiedenen Studien zeigte sich bei Freezern eine verminderte Aktivit¨at in einem Netzwerk, welches wichtig f ¨ur kognitive Kontrolle ist, wie die anteriore Inselregion, das ventrale Striatum und der supplement¨ar motorische Kortex [218]. Es ergeben sich folg-lich Hinweise auf St ¨orungen f ¨ur die Bewegungsplanung und -ausf ¨uhrung bei Freezern, welche zu dem Symptom f ¨uhren k ¨onnten.

FOG ist nicht mit den Kardinalsymtomen des Morbus Parkinson assoziiert [17, 92], sondern mit Defiziten der Kognition [8], exekutiven Funktionen [9, 90, 169], Sprache [92, 190], Demenz [87] sowie mit Depression [87] und der posturalen Instabilit¨at [70, 92].

Somit nimmt FOG eine Sonderstellung unter den motorischen Symptomen des Morbus Parkinson ein. Dies deutet auf einen m ¨oglichen anderen neuropathologischen Prozess in der Freezingentstehung im Verlgeich zu der Pathophysiologie der Kardinalsymptome hin.