• Keine Ergebnisse gefunden

FRÜHE INTERVENTIONEN FÜR FAMILIEN (PFIFF)

Im Dokument DOKUMENTATION GEMEINSAM. (Seite 92-95)

Saarländisches Ministerium für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport

hessenstiftung – familie hat zukunft

Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie

Finanzierung

Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur des Saarlands, hessenstiftung sowie die Modellstandorte. In Hessen übernehmen die Krankenkassen einen Großteil der Kosten für das Elternseminar.

WISSENSCHAFTLICHE BEGLEITUNG

FRÜHE INTERVENTIONEN FÜR FAMILIEN (PFIFF)

Die Evaluationsstudie „Frühe Interventionen für Familien – PFIFF“

untersucht die Wirksamkeit der im Praxisprojekt durchgeführten In-terventionen bei Risikofamilien. In der Studie soll überprüft werden, ob die Maßnahmen mit Elternschule und zusätzlichen Hausbesuchen durch die Familienhebammen über ein Jahr einen signifi kanten Effekt zeigen. Die kontrollierte Studie wird unter naturalistischen Bedingun-gen durchgeführt.

Träger

Saarländisches Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur

Hessisches Sozialministerium

Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie

Finanzierung

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rah-men des Aktionsprogramms „Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Soziale Frühwarnsysteme“. Die Mittelvergabe erfolgt über das NZFH.

HESSEN | SAARLAND

KEINER FÄLLT DURCHS NETZ (KFDN) –

FRÜHE INTERVENTIONEN FÜR FAMILIEN (PFIFF)

HESSEN | SAARLAND

AUSGANGSLAGE

Ausgehend von sowohl internationalen als auch kontrollierten deutschsprachigen Studien zu Risikofamilien besteht allgemeiner Konsens darüber, dass Kinder, die in solche Familien geboren werden, besonders unterstützt werden müssen, um angemessene Umgebungs- und Reifungsbedingungen zu erhalten.

Der hohe Kostenaufwand für die Implementierung von „Keiner fällt durchs Netz“

in mehreren bundesdeutschen Regionen erscheint allerdings nur dann gerechtfer-tigt, wenn dieses Vorhaben von einer evaluativen Begleitforschung fl ankiert wird.

Nur über eine solche kann geklärt werden, ob sich dieses Frühförderprogramm (KFDN) sowohl auf die Eltern als auch die Kinder positiv auswirkt und dabei in Deutschland mit seiner vergleichsweise guten sozialstaatlichen Grundversorgung positive Effekte erzielt. Am Institut für Familientherapie wird die Begleitstudie in Form des Projekts „Frühe Interventionen für Familien – PFIFF“ durchgeführt.

Durch die Durchführung des Projektes erhoffen wir uns Aussagen darüber treffen zu können, was im Einzelnen zum Erfolg der Frühförderung beiträgt und welche Maßnahmen weniger zu empfehlen sind. Unsere umfangreiche Begleitforschung, die als kontrollierte Studie unter naturalistischen Bedingungen konzipiert ist, setzt sich dementsprechend aus einer Prozess- und einer Ergebnisevaluation zu-sammen. Im Rahmen unserer Prozessevaluation sollen die einzelnen Abläufe im Projektverlauf evaluiert werden. In der Ergebnisevaluation soll die Wirksamkeit der Interventionsangebote bewertet werden, welche sich nach drei Bereichen (El-tern, Kinder und Eltern-Kind-Interaktion) untergliedern lassen.

FRAGEN ...

Die zentrale Forschungsfragestellung betrifft die Wirksamkeit von „Keiner fällt durchs Netz“. Nach einer Intervention über ein Jahr wird im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ein signifi kanter Effekt in den folgenden Bereichen erwartet:

angemessener Entwicklungsstand der Säuglinge, vor allem in den Bereichen der sozialen Entwicklung und der Kommunikation,

niedrigeres Risiko der Kindeswohlgefährdung,

niedrigeres Risiko der mütterlichen Stressbelastung,

niedrigere Ausprägungen der depressiven Symptomatik,

größere elterliche Kompetenz.

... UND WEGE ZU DEN ANTWORTEN

INSTRUMENTE

Entwicklungsstand des Kindes: Ages & Stages Questionnaire (ASQ, Squires et al. 1999)

Risiko für eine Gefährdung des Kindeswohls: Eltern-Belastungs-Screening zur Kindeswohlgefährdung (EBSK, Deegener et al. 2009)

Elterliche Stressbelastung: Parenting Stress Index Kurzversion (PSI-SF, Abidin, 1995)

Postpartale depressive Symptomatik: Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS, Cox et al., 1987)

STICHPROBE

Vergleich der Interventionsgruppe (IG) mit der Kontrollgruppe (KG)

Stichprobe Interventionsgruppe t1: N=284, zu t3: N=137.

Alter der Kinder t1: 19 Wochen, zu t3 12 Monate

Alter der Mütter t1: im Durchschnitt 26,5 Jahre

Familienstand t1: 38% der Mütter ledig (69% geben jedoch eine Partnerschaft mit dem Vater des Kindes an)

Bildungsstand t1: 13% kein Schulabschluss – 47% Hauptschulabschluss

Einkommen t1: Bei 49% der Haushalte betrug das Monatseinkommen unter 1000 Euro

AUSGEWÄHLTE ERGEBNISSE

ASQ Skala „Soziale Entwicklung“: T-Test zu t3 erbrachte einen signifi kanten Effekt (t=2.4, p=.018) zugunsten der IG (M=48.6, SD=11.1) im Vgl. zu KG (M=43.6, SD=13.1), die Effektstärke betrug d=0.40. 7.5% der Kinder in der IG l agen unter dem cut-off-Wert im Vgl. zu 16.7% der Kinder in der KG. Andere ASQ-Skalen: n. s.

EBKS: T-Test des Risikos für eine Kindeswohlgefähr-dung zu t3 erbrachte keinen signifi kanten Effekt. Die IG erzielte vergleichbare Risi-kowerte (M=173, SD=46) wie KG (M=167, SD=30.6).

Über dem cut-off-Wert 207 (sehr starke Belastung) la-gen in der Gesamtstichprobe 11,5% der Mütter.

PSI-SF: Eine ANOVA für die elter liche Stressbelastung mit Messwiederholung (t1 und t3) und der Gruppe als Faktor erbrachte einen signifi kanten F-Wert für den Inter-aktionseffekt zwischen Zeit und Gruppe [F(1, 116)=6.5, p=.012] und für den Haupteffekt der Zeit [(F(1, 116)=5.7, p=.018]. Mittelwertunterschied zu t3 (M=1.9 in IG vs. M=2.4 in KG), Effektstärke d=0.72 .

Abbildung1: Mittelwerte der elterlichen Stressbelastung (PSI-SF) zum Messzeitpunkt t1 und t3 für Interventions- und Kontrollgruppe

Mittelwert

2,5 2,4 2,3 2,2 2,1 2,0 1,9

T1 (4 Monate) T3 (12 Monate) Zeit

Intervention IG Kontroll KG

POSTER HESSEN | SAARLAND

EINSCHRÄNKUNGEN

Die Daten zu t3 sind noch nicht vollständig erhoben, es handelt sich lediglich um Zwischenergebnisse.

Die EBKS in vorliegenden Ergebnissen schätzt das Risiko für eine Kindeswohl-gefährdung eher konservativ ein, d.h. das Risiko wird vermutlich unterschätzt.

Darüber hinaus liegen keine Daten für Risiken der Kindeswohlgefährdungen zu t1 vor.

Die Einschätzung des Entwicklungsstandes der Kinder (ASQ) basiert auf den Auskünften der Eltern.

Die Ergebnisse zum Hauptkriterium der Wirksamkeit von KFDN, der mütter-lichen Sensitivität, liegen noch nicht vor.

FAZIT

Unsere bisherigen Ergebnisse weisen auf die Wirksamkeit von KFDN in be-stimmten Bereichen hin im Bezug auf die Belastung der Mütter und auf den Entwicklungsstand der Kinder. Die Effektstärken zugunsten der Interventions-gruppe im Querschnittvergleich (Post-Erhebung) liegen im schwachen bis mittleren Bereich.

Ein besonders ausgepräg-ter Effekt der Inausgepräg-terven- Interven-tion (d=0.72) wurde im Bereich der elterlichen Stressbelastung (PSI) er-zielt. In der Interventions-gruppe ist die empfunde-ne Stressbelastung nach der Beendigung der Inter-vention zurückgegangen, während sie in der Kont-rollgruppe gleich geblie-ben ist.

Die depressive

Symptoma-tik ist in der Interventionsgruppe nach der Beendigung der Intervention zu-rückgegangen, während sie in der Kontrollgruppe gestiegen ist.

Bezüglich des Entwicklungsstandes des Kindes wurden, wie erwartet, vor allem in dem Bereich der sozialen Entwicklung bessere Werte in der Interventions-gruppe erzielt, während sich die Kommunikation in den beiden Gruppen nicht voneinander unterschied. Generell ist anzumerken, dass die Kinder in unserer Stichprobe insgesamt gut entwickelt waren. Die Anzahl der Kinder, die unter dem bedenklichen cut-off liegen, variiert je nach Skala von 0% bis 13%, wobei die besten Werte bei den Skalen Fein- und Grobmotorik erzielt wurden. Litera-turkonform (Squires et al., 1999) ist dennoch davon auszugehen, dass der nega-tive Einfl uss eines belasteten Umfeldes auf die kindliche Entwicklung erst ab dem Kindergartenalter (ab 3 Jahre) feststellbar wird. Ähnlich ist zu vermuten, dass weitere positive Effekte der Intervention in der 1-Jahres-Katamnese nach-weisbar werden.

Innerhalb des erfassten Zeitraumes lassen sich keine Effekte auf das Risiko für eine Kindeswohlgefährdung innerhalb der Interventionsgruppe nachweisen.

Leitung:

Prof. Dr. Manfred Cierpka

Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie

Mitarbeiter/-innen:

Dr. Anna Sidor, Dr. Andreas Eickhorst, Dr. Elisabeth Kunz, Dr. Daniel Schweyer Universitätsklinikum Heidelberg, Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie

Abbildung 2: Mittelwerte der mütterlichen postpartalen Symptomatik (EPDS) zum Messzeitpunkt t1 und t3 für Interventions- und Kontrollgruppe

Mittelwert

8,7 8,4 8,1 7,8 7,5 7,2 6,9

T1 (4 Monate) T3 (12 Monate) Zeit

Intervention IG Kontroll KG

Im Dokument DOKUMENTATION GEMEINSAM. (Seite 92-95)