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AUS MODELLPROJEKTEN FRÜHER HILFEN

Im Dokument DOKUMENTATION GEMEINSAM. (Seite 42-46)

Nachdem Herr Dr. Eickhorst fünf Thesen zur praktischen Umsetzung und Frau Prof. Dr.

Jungmann fünf Thesen zu Forschungsbedarfen vorgestellt hatten, wurde in fünf Arbeitsgrup-pen je eine Praxis- und eine Forschungsthese diskutiert. Die GrupArbeitsgrup-pen stellten ihre Ergebnisse danach dem Forum vor.

ERGEBNISSE DER DISKUSSIONSRUNDEN

Arbeitsgruppe 1: Zugänge zu Familien finden – Erkenntnisse über die Reichweite Früher Hilfen gewinnen

Es wurde diskutiert, wie eine bessere Vernetzung, insbesondere mit den Akteuren aus dem Gesundheitswesen, erreicht werden könne. Des Weiteren setzte sich die Arbeitsgruppe damit auseinander, wie mehr Erkenntnisse über die charakter-istischen Bedarfe von Familien gewonnen werden können, die nach dem Erstkontakt die Hilfe ablehnen oder gar nicht erreicht werden.

Für eine bessere Vernetzung sollten wegen seiner hohen Akzeptanz in der Bevölkerung sowohl der öffentliche Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, als auch Sprechstundenhelferinnen und Arzthelferinnen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte stärker einbezogen werden. Letz-tere verfügten eher über Zugänge auf Augenhöhe zu den Patienten und seien weniger von dem Aspekt der Abrechenbarkeit einzelner Leistungen betroffen. Diese Gruppen müssten gezielt für eine bessere Kooperation qualifiziert werden. Für eine Prävalenzstudie zu Hilfebedarfen – auch in den bislang nicht erreichten Gruppen – könnten Zugänge über die ARGE oder die Leistungserbringung nach dem SGB XII, die Erwachsenenpsychiatrie oder Gehstrukturen wie

„fahrbare Praxen“, genutzt werden.

Arbeitsgruppe 2: Effektivität Früher Hilfen und Praktikabilität der Screening-Instrumente Die zweite Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der relativen Effektivität der jeweiligen Modelle Früher Hilfen in verschiedenen Subgruppen sowie der Anwendbarkeit und Akzep-tanz der Screening-Instrumente in der Praxis. Es stellte sich heraus, dass es nicht eine einzi-ge ideale Wirkungsforschung für alle Frühen Hilfen einzi-geben kann, da die Programme sehr unterschiedlich seien und viele Faktoren die individuelle Wirksamkeit beeinflussten. Anhand experimenteller Studien könnten aber gezielt bestimmte Programme überprüft werden,

ERFOLGREICH HELFEN –

ERGEBNISSE AUS MODELLPROJEKTEN FRÜHER HILFEN

z.B. im Hinblick auf Selbstwirksamkeit. Im Sinne einer pragmatischen Wirkungsforschung könnte die Wirkung auch über die Klientinnen- und Klientenzufriedenheit gemessen wer-den. Bezüglich des Screenings gestalte sich die Vereinheitlichung der Verfahren schwierig, da bereits zu viele verschiedene Instrumente in der Praxis verankert seien. Das Screening sollte zielgerichtet als Orientierungshilfe erfolgen und ein passgenaues Angebot nach sich ziehen.

Ein Screening mache vor allem frühzeitig Sinn – z.B. in den Geburtskliniken –und nicht erst dann, wenn der die Klientin oder der Klient bereits in einem konkreten Angebot Früher Hilfen „angekommen“ ist.

Arbeitsgruppe 3: Aufbau von Netzwerken, Systematische und Objektive Risikoerkennung Wie Netzwerke sinnvoll ausgestaltet und Risiken systematisch und objektiviert erkannt wer-den können, war Gegenstand der Diskussion in Arbeitsgruppe 3. Um wer-den Hilfebedarf von Familien zutreffender einschätzen zu können, sollten nicht nur die Risiken, sondern auch die Ressourcen von Familien berücksichtigt werden. Werden Screening-Instrumente zur Risiko-einschätzung verwendet, müssten die Verfahren berufsgruppentauglich und für die Praxis versteh- und damit anwendbar sein. Hier bestehe noch Schulungsbedarf. Bei der Gestaltung der Netzwerkarbeit bedürfe es zudem einer zentralen Koordinierung. Außerdem sollte zwi-schen Kooperationsarbeit und Netzwerkarbeit differenziert werden. Um die Beteiligung an Netzwerken zu fördern, sei nicht nur eine Finanzierung gefragt, sondern auch eine stärkere Anerkennung der Teilnahme. Hier sollte über Anreize zur Teilnahme, z.B. durch die Vergabe von Punkten, nachgedacht werden. Die Netzwerke sollten nicht zu groß werden. Dem Netz-werkziel entsprechend sollten nur ausgewählte Personen daran beteiligt werden.

Arbeitsgruppe 4: Wirkmodelle entwickeln und Frühe Hilfen in das Regelsystem überführen Arbeitsgruppe 4 beschäftigte sich damit, wie die Überführung der Frühen Hilfen in das Regel-system gestaltet werden kann. Außerdem beschäftigte sie sich mit der längerfristigen Entwick-lung von Wirkmodellen. Hierzu wurde untersucht, wie anhand von Informationen zur Umsetzungsqualität der Frühen Hilfen erkannt werden kann, warum eine konkrete Wirkung erzielt oder nicht erzielt wird. Die Überprüfung der Umsetzungsqualität erfordere klare Kon-zepte dessen, was überprüft wird. Es müsse klar sein, ob das Hilfesystem, z.B. die Arbeit und die Qualifikation der Fachkräfte oder die Effekte bei der Zielgruppe (Kinder und Eltern) über-prüft werden. Im Hinblick auf die Begleitung der Überführung in das Regelsystem müsse zunächst definiert sein, wie das Regelsystem definiert ist – finanziell, ideell und administrativ.

Arbeitsgruppe 5: Nutzen von Kooperation/Vernetzung untersuchen und Herausforderun-gen angehen

Mit dem Nutzen von Kooperation und Vernetzung sowie der Ähnlichkeit der Herausforde-rungen der Modellprojekte setzte sich die fünfte Arbeitsgruppe auseinander. Hierbei fanden die Qualitätsdimensionen trotz unterschiedlicher Ansätze Beachtung. Die Teilnehmenden stimmten darin überein, dass es bislang wenig Wissen über die Wirksamkeit und den Erfolg FORUM 2

von Vernetzungsstrategien in Bezug auf die Ebene der Familien und der Kinder gibt. Ver-netzungsstrategien können nicht ohne weiteres auf andere örtliche Gegebenheiten übertra-gen werden. Aus den nun vorhandenen Studien und Datensätzen zu Vernetzungsmodellen sollte herausdestilliert werden, was den Kindern und Familien wirklich nützt und welche allgemeinen Erkenntnisse aus den erhobenen Daten gewonnen werden können. Nachdem sich vergleichbare Ergebnisse zu den Qualitätsdimensionen aus den unterschiedlichen Modellprojekten herauskristallisieren, komme es nun darauf an, die bestehenden Heraus-forderungen – z.B. in der Kooperation mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten – detail-liert zu benennen und zu betrachten, in welchen Modellen und warum etwas dort beson-ders gut funktioniert hat. So könne versucht werden, Lösungen weiterzureichen und Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Außerdem sei es wichtig, verlässliche Strukturen für die Helfenden und für die Familien zu schaffen, so dass auch bei einem Umzug eine funktionierende Hilfe weitergeführt werden kann.

Zusammenfassung

Aus den Modellprojekten liegen zahlreiche Erkenntnisse und Informationen vor, die nun intensiv genutzt und ausgewertet werden müssen. Jetzt kommt es darauf an, den Blick zu schärfen, denn viele Fragen können jetzt detailliert beantwortet werden.

DIE BOTSCHAFTEN

Bei der Verarbeitung der Ergebnisse muss berücksichtigt werden, mit welchem Ziel und für wen die Projekte und die wissenschaftliche Begleitung durchgeführt worden sind.

Diese Erkenntnisse müssen auch in die Praxis übertragen werden.

Dazu muss die Fachsprache verständlich angepasst werden – aber auch die verwendeten Instrumente sind zu überprüfen und im Hin-blick auf ihre Tauglichkeit für die Praxis grundlegend zu hinterfragen.

Für den gesamten Prozess ist ein durchgängiger und kontinuierlicher Informationsfluss zwischen dem NZFH, dem Bund, Ländern und Kommunen unerlässlich.

VONEINANDER WISSEN – MITEINANDER VERNETZT HILFEN ANBIETEN

Referentinnen:

Dr. Lilith König Projektkoordination Modellprojekt “Guter Start ins Kinderleben”, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie des Universitätsklinikums Ulm

Alexandra SannWissenschaftliche Referentin des DJI im NZFH Moderation:

Dr. Mike SeckingerWissenschaftlicher Referent im DJI

Herr Dr. Seckinger vom Deutschen Jugendinstitut begrüßte die 27 interdisziplinären Teilnehmenden und betonte dabei den Auftrag des Bundeskongresses: „Von Anfang an. Gemeinsam.“ Mit Verweis auf seine langjährige Forschungserfahrung am DJI zum Thema interdisziplinäre Kooperation, betonte Herr Seckinger, dass der Bundeskon-gress des NZFH den Teilnehmenden aus der Praxis die Chance biete, gemeinsam Bot-schaften an die auf der Tagung anwesenden Verantwortlichen aller Institutionen sowie an die Politik zu formulieren.

Die Fachvorträge zur bundesweiten Entwicklung der interdisziplinären Kooperation im Feld der Frühen Hilfen und zu Empfehlungen für die Arbeit in Netzwerken Früher Hilfen aus dem Modellprojekt „Guter Start ins Kinderleben“ legten die inhaltlichen Grundlagen für die anschließende Gruppenarbeit.

KOOPERATIONSFORMEN IM BEREICH FRÜHER HILFEN Vortrag von Alexandra Sann

Alexandra Sannvom NZFH präsentierte Teilergebnisse aus der bundesweiten Bestandsauf-nahme zu Kooperationsformen im Bereich Früher Hilfen1, mit der das Deutsche Institut für Urbanistik beauftragt worden war. Die Befragung aller Jugend- und Gesundheitsämter sollte

1Download: http://www.fruehehilfen.de/netzwerk/bestandsaufnahme-zu-kooperationsformen-im-bereich-fruehe-hilfen/

Alexandra Sann, Wissen-schaftliche Referentin des DJI im NZFH

FORUM 3

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VONEINANDER WISSEN – MITEINANDER

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