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Im folgenden Kapitel werden die konkret angewandten Forschungs- und Auswertungsmethoden sowie das Sampling dargestellt. Ferner wird der Forschungsprozess genauer beschrieben. Einerseits wird der Fokus auf die Auswahl der Interviewpartner*innen gelegt, andererseits die eigene Rolle als Forscherin reflektiert. Da das Verfassen der Masterarbeit genau in die Zeit der Ausgangsbeschränkungen wegen COVID-19 und die Zeit danach fiel, wird hier darauf eingegangen, wie sich diese Veränderungen und Einschränkungen im Leben aller auf den Prozess und Verlauf der Forschung auswirkte.

4.1 Forschungsmethode

Für die geplante Masterarbeit wurde die Methode des qualitativen Forschens angewandt, da es von vorrangigem Interesse war, zu erheben, welche unterschiedlichen Haltungen, Herangehensweisen und Denkmuster zu den Themen der Kooperation, des Kindeswohls sowie der notwendigen Veränderungen zur Erhöhung der Chancengleichheit für wohnungslose Kinder in den verschiedenen Organisationen vorliegen. Gleichzeitig boten qualitative Interviews die Möglichkeit, die für die Interviewpartner*innen relevanten Themen zu erheben, da die Gesprächsführung bei dieser Methode den Interviewten den Raum gibt, gewisse Fragenstellungen nach eigener Relevanz zu beantworten. (vgl.

Froschauer, Lueger 2003: 16)

Als Erhebungsinstrument wurden leitfadengestützte Expert*inneninterviews mit den Leitungen und Mitarbeiter*innen der verschiedenen Organisationen eingesetzt.

Als Expert*innen werden in der Fachliteratur jene Interviewpartner*innen bezeichnet, welche auf Grund ihrer Ausbildung, Funktion und Stellung in einem Unternehmen über praxisnahes Wissen in einem bestimmten Kontext verfügen. (vgl. Bogner, Littig, Menz 2009: 64-65)

Von Interesse war hier einerseits das „technische“ Wissen der Expert*innen, aber auch vor allem „Prozesswissen“, welches die Interviewpartner*innen vorrangig aus ihrer Tätigkeit haben und weniger auf Grund ihrer Ausbildung. Ferner kann bei Expert*inneninterviews das

„Deutungswissen“ wichtig sein, bei welchem Ideen und Ideologien zu dem Thema artikuliert werden. (vgl. Bogner, Littig, Menz 2009: 71)

4.1.1 Erhebungsmethode

Das Sampling der Interviewpartner*innen sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Expert*innen aus allen Organisationen, die im Rahmen des Winterpakets mit Fokus auf die Kinder kooperieren, haben. Dies waren im Fall der vorliegenden Masterarbeit Mitarbeiter*innen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe sowie der Sozial- und Rückkehrberatung der Caritas und der jeweiligen Organisationen, die im Herbst/Winter 2019/2020 Notquartierplätze im Rahmen des Winterpakets für Familien bereitstellten.

Die genannten Organisationen kooperieren bereits seit einigen Jahren im Rahmen des Winterpakets miteinander. Es wurden im Laufe der Zeit viele Erfahrungen gesammelt, die aber bisher lediglich als Fachwissen in den einzelnen Organisationen von der jeweiligen Leitung sowie den Mitarbeiter*innen angewandt wurden. Durch die Auswahl der Interviewpartner*innen aus unterschiedlichen Organisationen sollte erreicht werden, dass die verschiedenen Sichtweisen, die in der jeweiligen Arbeitssituation entstehen, aufgezeigt werden, damit aus diesen die kollektiven sowie die gegensätzlichen Schwerpunkte herausgearbeitet werden konnten.

Die Auswahl der Expert*innen erfolgte im Rahmen dieser Masterarbeit nicht nach statistischen Kriterien, sondern orientierte sich an der thematischen Bedeutung für die Forschungsfrage. (vgl. Froschauer, Lueger 2003: 55)

Als Interviewpartner*innen wurden also Personen ausgewählt, welche einerseits in den Notquartieren des Winterpakets beschäftigt sind, andererseits in der Beratungsstelle, die die Platzvermittlung von wohnungslosen Familien im Rahmen des Winterpakets innehat.

Weiters wurden Interviews mit zwei Mitarbeiter*innen der Wiener Kinder- und Jugendhilfe geführt.

Die Anfragen wurden bei den Organisationen des Winterpakets an die Leitungen gestellt, welche dann entschieden, welche Personen sich für ein Interview zur Verfügung stellen würden. In einem Fall war dies ein/e sehr erfahrene/r Mitarbeiter*in, in den anderen beiden Fällen jeweils die Leitung selbst.

Bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe wurden die Mitarbeiter*innen direkt angesprochen und danach ausgewählt, wer im Team die meiste Erfahrung in der Arbeit mit wohnungslosen Familien mitbrachte.

Die Auswahl wurde deshalb auf diese Weise getroffen, weil es für die Beforschung der Kooperation der beiden unterschiedlichen Bereiche wichtig erschien, beide Seiten zu hören und zu befragen. Um das Gleichgewicht zu wahren, wurde darauf geachtet, dass in etwa gleich viele Personen von den beiden Bereichen zu Wort kamen.

Der Interviewleitfaden wurde so gestaltet, dass einerseits mit Fragen zur Situation der Kinder in der Wohnungslosigkeit, zur Definition von Kindeswohl und zu fehlenden Ressourcen eine Einschätzung über gemeinsame Ziele und Bewertungen getroffen werden konnte.

Andererseits konzentrierten sich die Fragen auf die persönliche Wahrnehmung der Expert*innen zur aktuellen Kooperation und Zusammenarbeit der unterschiedlichen Organisationen.

4.1.2 Auswertungsmethode

Die Auswertung der Interviews ist mittels Themenanalyse nach Froschauer/Lueger erfolgt.

Die Themenanalyse wird angewandt, wenn es darum gehen soll, den Kern der Expertise und nicht die Herkunft des Wissens zu analysieren. (vgl. Froschauer, Lueger 2003: 107) Wichtig für aussagekräftige Ergebnisse waren für die vorliegende Masterarbeit vorrangig die Inhalte der Aussagen der Interviewpartner*innen und weniger die Hintergründe derselben. (vgl.

Froschauer, Lueger 2003: 91)

Diese Methode schien geeignet, da im Rahmen der Expert*inneninterviews speziell die unterschiedlichen Meinungen zum Thema von Interesse waren und diese für die Ergebnisse und Antworten der Forschungsfrage strukturiert werden konnten. (vgl. ebd.: 158)

„(…) weil im Zentrum des Interesses das formulierbare explizite Wissen über ein spezifisches System, soziale Systeme allgemein, oder deren Kontext steht. (…) Folglich ist es im Zuge der Analyse angebracht, die manifest angesprochenen Inhalte zusammenzufassen, deren Strukturiertheit auszuarbeiten, und in einen systemischen Zusammenhang zu stellen“ (Froschauer, Lueger 2003: 92)

Mit dem Textreduktionsverfahren konnte eine große Breite an Themen, die von den Interviewpartner*innen genannt und aufgeworfen wurden, zusammengefasst und systematisiert werden. Es wurde bei der Auswertung einerseits darauf geachtet, in welchem Zusammenhang die Themen angesprochen wurden und andererseits, ob sie im Rahmen der Interviews explizit gefragt wurden oder ob es sich um Themen handelte, die der/dem Expert*in besonders wichtig und erwähnenswert erschienen. In weiterer Folge wurde analysiert, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten die Antworten der Interviewpartner*innen zu einzelnen Themenbereichen aufzeigten, um diese dann mit der Forschungsfrage zu verknüpfen.

Das von Froschauer und Lueger erwähnte notwendige inhaltliche Verständnis für diese Methode war in diesem Fall gegeben, da die Forscherin selbst in dem beforschten Arbeitsfeld tätig ist. Das Textreduktionsverfahren bot sich zusätzlich an, da auf Grund der aktuellen beruflichen Tätigkeit der Forscherin die Gefahr bestand, dass eigene Meinungen zu dem Thema einfließen könnten. Diese Methode der Auswertung schränkt auf Grund ihrer Konzentration auf den signifikanten Textgehalt die Interpretationsmöglichkeiten ein und verringert das Risiko einer Einfärbung der Inhalte durch die eigene Meinung. (vgl.

Froschauer, Lueger 2003: 159)

4.2 Forschungsprozess

Die gedankliche Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema der vorliegenden Masterarbeit begann während der ersten Veranstaltungen zu Forschungsmethoden im zweiten Semester des Studiums. Nachdem das Thema fixiert war, wurde relativ rasch mit der Literaturrecherche begonnen und die gewählten Publikationen gelesen und ausgearbeitet. Da das Feld der Forschung im vorliegenden Fall ein sehr kleines ist, war es nicht immer einfach, passende Literatur zu diesem sehr eingeschränkten Bereich zu finden.

Da die Abgabe der Masterarbeit für August 2020 geplant war, waren für März 2020 bereits drei Interviewtermine mit Mitarbeiter*innen der Organisationen des Winterpakets vereinbart, welche aber alle auf Grund der Ausgangsbeschränkungen abgesagt, beziehungsweise verschoben werden mussten.

Nachdem unter anderem auf Grund dieser zeitlichen Verschiebungen der Abgabetermin für

Interviews geführt werden, drei davon via Skype, zwei mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, persönlich.

Die Interviews wurden danach transkribiert und ausgewertet, hier stellte sich heraus, dass aus Sicht der Forscherin die theoretische Sättigung erfüllt war und ausreichend Ergebnisse aus den Interviews generiert werden konnten.

Im Folgenden wurden die Ergebnisse aus den Expert*inneninterviews mit der Literatur und eigenen Überlegungen in Relation gesetzt, um so zu Schlussfolgerungen und somit Endergebnissen der vorliegenden Arbeit zu gelangen.

4.2.1 Reflexion

Da die Forscherin selbst bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe in der Regionalstelle 6/7/8/9 beschäftigt ist, wurde im Vorfeld darauf geachtet, dass im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit keine Fälle von Familien bearbeitet und betreut wurden, die während des Forschungszeitraums im Rahmen des Winterpakets in einem der beiden Notquartiere untergebracht waren. Dies stellte sicher, dass die Interviewpartner*innen der Notquartiere frei über ihre Erfahrungen im Rahmen der Kooperation berichten konnten.

Allerdings war die Tatsache, dass die Forscherin über fundierte Fachkenntnisse in dem Bereich verfügt, im Rahmen des Forschungsprozesses gerade während der Interviews äußerst hilfreich. Diese gestalteten sich als Fachgespräche und es konnten für die Forschungsarbeit wichtige Nachfragen während der Gespräche mit den Expert*innen unmittelbar gestellt werden.

Interviews via Skype zu führen war zu Beginn für alle Beteiligten eine sehr ungewohnte und neue Erfahrung. Es kamen aber trotz der Einschränkung, sich nicht persönlich treffen zu können, informative Gespräche zustande.

Insgesamt gestaltete sich die Arbeit an der Masterarbeit während dieser sowohl organisatorisch als auch emotional belastenden Monate sehr Kräfte raubend. Da durch Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen ohnehin sehr viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbracht wurde, brauchte es besondere Motivation, um auch die wissenschaftliche Arbeit zu Hause parallel zu erledigen. Zusätzlich gestaltete sich die nötige zeitliche Verschiebung der Forschung als äußerst schwierig, da sie im Herbst 2020 mit anderen beruflichen Aufgaben kollidierte.