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4. Die Rezeption der vier apokalyptischen Reiter in der Serie Supernatural

4.1 Analyse

4.1.2 Filmanalyse

4.1.2.1 Krieg

Handlungsanalyse204

Sequenz in Staffelfolge 5.02

08: Die Überlebenden im Kirchenkeller 13: Vorbereitung der Überlebenden

19: Exorzismus an Sam

21: Gespräch Krieg/Sam

22 Spaltung der Überlebenden

30: Sieg über den Krieg

Folge 5.02 Good God, Y’all erscheint zunächst als klassische „Monster of the week“- Folge und bietet damit eine Nebenhandlung des Gesamthandlungsbogens der Serie. Ganz gemäß der klassischen aristotelischen Dramastruktur folgt die Problementfaltung in der ersten Phase. Die Brüder erreicht ein Hilferuf eines befreundeten Jägers, der in der Kleinstadt „River Pass, Colorado“ einigen noch unbenannten Omen nachgehen wollte. Die Handlung spitzt sich in der zweiten Phase zu, als die Brüder dort ankommen. Denn die Brücke über den namensgebenden Fluss ist zerstört, das Funknetz nicht mehr vorhanden. Mit

204 Vgl. Faulstich, Grundkurs, 65-87

Erreichen der Stadt eröffnet sich das Bild eines Kriegsschauplatzes. Menschen sind zunächst keine zu sehen, nur die Folgen von wortwörtlichem Schlachten. Erst die Einführung eines weiteren, bereits bekannten Charakters bringt Aufklärung.

Dämonen haben die Stadtbewohner scheinbar besetzt und begonnen, alle zu töten. Die letzten Überlebenden harren im Keller einer Kirche aus. Hier zeigt sich auch das wiederkehrende Motiv der Hoffnung in Form eines ungeborenen Kindes.

Unter den Überlebenden ist neben dem Gegenmotiv des gebrochenen Witwers auch ein junges Paar, das ein Kind erwartet. Das klassische Motiv der Rettung der Überlebenden beginnt. Die Menschen werden vorbereitet, letzte Erkundungen werden durchgeführt. Diese Erkundungen leiten die dritte Phase ein. Sam wird von den vermeintlichen Dämonen gefangen genommen. Die Krise beginnt.

Erstaunlicherweise versuchen genau jene Dämonen, ihn zu exorzieren. Im Hintergrund ist für einen Moment der gebrochene Witwer zu sehen. Der Umschwung tritt ein. Zeitgleich erkennen die Überlebenden im Kirchenkeller, dass die vermeintlichen Dämonen keine Dämonen sein können. Der wahre Verursacher des Kriegsschauplatzes ist für den Zuschauer gefunden. Doch gemäß der vierten Phase des Schemas wird die Auflösung noch verzögert, denn der Reiter wirkt auf die Überlebenden ein und hetzt sie zum Endkampf gegeneinander auf. Erst als es beinahe zur Katastrophe kommt, können die Brüder den Reiter besiegen und seine Macht brechen. Die fünfte Phase tritt hiermit ein. Die Überlebenden erkennen einander als Menschen und geben den Kampf auf.

Doch in dieser in sich geschlossenen Nebenhandlung verbergen sich auch Anklänge an zwei Haupthandlungen. Recht offen ist der sich zuspitzende Konflikt zwischen den beiden Brüdern, der sich schon seit Beginn der vierten Staffel entwickelt. Somit mischt sich auch eine Konfliktgeschichte in den Handlungsbogen. Die Brüder werden programmatisch schon durch die Handlungsentwicklung getrennt, da sie sich jeweils bei einer Gruppe von Überlebenden aufhalten. Nach dem Sieg über den Reiter des Krieges gehen sie getrennter Wege und machen den Sieg über den Krieg damit fraglich. Denn am Ende ist das Schlachten zwar beendet, aber der Bruch zwischen den beiden Brüdern ist vollzogen.

Die zweite Haupthandlung ist erst im Nachhinein betrachtet zu erkennen. Denn was in dieser Folge real erfahrbar wird, die Apokalypse und die Möglichkeit zur Abwendung des Weltendes, entfaltet sich erst rückblickend. Schon hier erhalten die Brüder den Ring des ersten Reiters. Dass dieser am Ende den Sieg über Luzifer erst ermöglicht, ist hier noch nicht zu sehen.

Figurenanalyse205

„Dean: And wich one rides the red horse?

Pater: War.

Dean: That cherry Mustang parked on main?

Pater: You can’t think that a car is- Dean: It’s the way I’d roll.“206

(Abbildung 13: Das „Pferd“ des ersten Reiters Krieg)

Auch wenn das „Pferd“ des Reiters schon zu Beginn der Handlung kurz in den Blick kommt und in der Mitte der Handlung, am Wendepunkt der Ereignisse, als Pferd des Reiters erkannt wird, ist der Reiter damit noch nicht identifiziert. Er erscheint am Anfang noch als gebrochener Witwer, ein Überlebender unter einer Handvoll weiterer. Nichts hebt ihn von den anderen ab. Er erscheint unsicher, schicksalsergeben, deutlich ängstlich. Er charakterisiert sich selbst als ungeschickten, unsicheren Mann, der genau das macht, was ihm gesagt wird und bei handwerklichen Dingen, insbesondere beim Laden der Waffen, auf Hilfe

205 Vgl. Faulstich, Grundkurs, 99-116

206 Supernatural 5.02 Good God, Y‘all

angewiesen ist. Die Menschen in seinem Umfeld reagieren genau in diesem Sinne auf ihn. Niemand erkennt in ihm eine Bedrohung, vielmehr eilt ihm jeder zur Hilfe.

Das Aussehen des Schauspielers unterstützt diesen Eindruck. Er wirkt wie ein durchschnittlicher Mann im mittleren Alter, im Anzug, mit loser Krawatte, der vielleicht in einem Büro als Steuerberater gearbeitet hat. Umso überraschender ist dann sein Auftauchen im Haus der vermeintlichen Dämonen, in dem Sam festgehalten wird. Auch jene vermeintlichen Dämonen, die jedoch ebenfalls Menschen sind, scheinen ihn als einen der Ihren zu kennen. Dort zeigt er, kaum allein mit Sam, sein wahres Gesicht.

(Abbildung 14: Sam und Dean stellen den Reiter Krieg)

0:26:00 Sam sieht zu Roger/Krieg auf.

Sam: So who are you? Großaufnahme: Sam 0:26:02 Roger/Krieg setzt sich

betont entspannt und Middle East. I was in Darfur when my beeper went off. waiting to hook up with my siblings.

0:26:22 Sam nickt langsam. Sam: I know who you are. Nahaufnahme: Sam 0:26:26 Roger/Krieg hebt die Hand

mit einem gönnerhaften

Nahaufnahme: Roger/Krieg

Grinsen und klopft sich

Hier zeigt sich sein wahrer Plan. Und er genießt es, ihn endlich offen zu legen, sich wirklich zeigen zu könne, sich selbst zu inszenieren. Jede seiner Erklärungen unterstreicht er mit großen Gebärden. Dämonen gibt es nicht in dieser Kleinstadt.

Es sind nur Menschen, die sich aufgrund seines Handelns gegenseitig abschlachten. Er verachtet die Menschen und das macht er in diesem kurzen Gespräch mit Sam deutlich: „Frankly, you are really vicious animal, Sam.“207 Während genau jene Menschen, in deren Mitte er sich bewegt, die er zu diesen Bluttaten animiert, ihn als einen harmlosen, gebrochenen Witwer sehen, bezeichnet er sich als den „Partyclown“, der die Dinge nur ins Rollen bringt. Selbst, als er von den Brüdern gestellt wird, scheint er die ganze Situation bis zuletzt nicht

207 Supernatural 5.02 Good God, Y‘all

richtig ernst zu nehmen. Er lässt sich damit in der Tat in den Typus seiner selbstgewählten Bezeichnung, des Witzboldes einordnen. Doch er zeigt sich zudem auch als überragender Manipulator.

Durch kurze, gut gewählte Einwürfe bringt er die Menschen dazu, sich gegenseitig anzugreifen und selbst jene für Feinde zu halten, die den letzten Ausweg aus dem gegenseitigen Schlachten darstellen. Deutlich ist bei jeder Manipulation zu sehen, wie er im Verborgenen das Chaos genießt, das seinem Handeln folgt.

Von der ersten Szene an sieht man ihn laufend mit einem Finger an seinem Ring.

Was zu Beginn wie die Geste eines trauernden Witwers wirkt, entpuppt sich im Laufe der Handlung als Nutzung seiner Ermächtigung. Mit diesem Ring manipuliert er die Realität der Menschen und lässt sie Dinge sehen, die nicht vorhanden sind.

Durch diesen Ring entzweit er Nachbarn, Freunde, selbst Mutter und Tochter. Es handelt sich dabei nicht um einen Ehering, sondern um die Insignie des Reiters, durch die er seine Ermächtigung erhält. Als die Brüder ihm den Ring abnehmen, verschwindet er spurlos. Seine Macht ist gebrochen.

4.1.2.2 Hunger Handlungsanalyse

Sequenz in Staffelfolge 5.14

15: Ankunft vor dem Diner 19: Der Hunger im Diner

29: Gespräch Hunger/Dean

31: Sieg über den Hunger

Auch der Handlungsverlauf um den zweiten Reiter erscheint als Nebenhandlung, als „Monster of the week“- Folge, als zwei frisch Verliebte ihren sprichwörtlichen Hunger aufeinander an die Spitze treiben. Auch ein weiteres Liebespaar landet in der Leichenhalle, nach dem Entschluss zum gemeinsamen Selbstmord. Die zweite Phase tritt mit der Ankunft der (wiedervereinten) Brüder ein und gemäß der Dramastruktur spitzt sich die die Handlung zu, durch weitere Tode, die nichts mit romantischem Verlangen und Begierde zu tun haben. Die Wendung tritt mit dem Engel Castiel ein, der erkennt, dass es sich hier um den Reiter Hunger handeln muss. Der Anschein einer Nebenhandlung bleibt zunächst bestehen. In der vierten Phase geht die Suche nach dem zweiten Reiter entgegen allen Widrigkeiten vor

sich, bis er schließlich besiegt werden kann. Auch hier bleibt der Ring des Reiters zurück, selbst wenn die Brüder (und der Zuseher) noch nicht erkennen, wie wichtig dieser Ring noch sein wird. Unter der allgemeinen Nennung von Omen wie meteorologischen und politischen Katastrophen, die die Apokalypse begleiten, fällt das Auftreten des Reiters nicht als etwas Wichtiges aus dem apokalyptischen Gesamtbild.

Was sich hier jedoch weiterspannt, ist die Konflikt- und Beziehungsgeschichte der beiden Brüder. Ausgelöst durch den Reiter Hunger bricht die noch immer nicht ganz überstandene Sucht des jüngeren Bruders wieder hervor. Jene Sucht, die der Grund für das Zerwürfnis der Brüder war. Zwar kann er durch das Ausüben genau jener Sucht den Reiter besiegen, doch am Ende bleibt nur der kalte Entzug. Der ältere Bruder findet sich als Gegenbild frei von jeder Sucht und jeder Lebensfreude alleine am Schrottplatz wieder und bittet jenen Himmel, von dem er kein Heil erwartet, verzweifelt um Hilfe.

In der ganzen Handlung um den Reiter Hunger ist die Kritik am Konsumverhalten der Gesellschaft nicht zu verkennen. So mischt sich hier auch eine politische Aussage in die Erzählung. Alkoholismus, die verzweifelte Suche nach irgendeiner Liebe, Verschwendung von Essen und Habgier werden offen als Ursache für den Niedergang des Individuums gezeigt. Selbst die Drogensucht wird anhand der Sucht nach der Macht, die Sam durch das Dämonenblut erlangen kann, klar thematisiert.

Figurenanalyse

Während der erste Reiter Krieg zunächst verborgen eingeführt wird, agiert der zweite Reiter Hunger von Anfang an offen. Im Vergleich zu seinem Bruder, wie der Krieg sich selbst bezeichnet, erscheint er zudem mit einer ganzen Entourage an Pflegern und Begleitern, die seine Pläne für ihn durchführen. Denn ganz entgegen der Macht, die die Wagenkolonne und die Entourage ausstrahlen, erscheint der Reiter selbst zuerst machtlos. Sein „Pferd“ ist ein schwarzer Cadillac Escalade, den jedoch nicht er selbst fährt, sondern seine Begleiter. Er zeigt sich als schwächlicher Mann am Ende seiner Lebensspanne, der allein nicht einmal in seinen Rollstuhl

kann. Er muss von einem seiner Begleiter getragen werden, eine Nasensonde wird ihm angelegt, um ihm das Atmen zu erleichtern. Somit kann auch der Rollstuhl als sein Pferd gesehen werden.

(Abbildung 15: Das „Pferd“ des zweiten Reiters Hunger)

Minute Handlung Dialog Geräusche/Musik Kamera

0:20:48 Ein schwarzer Cadillac Escalade fährt bei

0:21:04 Jemand legt dem alten

Mann eine

Ringfinger zu 0:21:28 Der Dinergast beginnt

sein Essen wie

0:21:29 Ein anderer Gast stopft sich sein Essen in den

(Abbildung 16: Der zweite Reiter Hunger)

Im Gegensatz zu seiner körperlichen Gebrechlichkeit wird die Auswirkung seiner Anwesenheit umso deutlicher. Auch in dieser Auswirkung zeigt sich eine Steigerung im Gegensatz zum ersten Reiter. Musste der erste Reiter noch seinen

Ring berühren, reicht hier die pure Anwesenheit des Reiters schon aus, um in den Menschen Hunger auszulösen, der bis zur Selbstzerstörung führt. Untermalt wird dieses Geschehen von der Stimme des Engels Castiel, der aus dem Off aus der Offenbarung des Johannes zitiert. Die Auswirkungen erreichen auch den Engel selbst, der im Verlauf der Handlung immer mehr Nahrung zu sich nimmt, zu Ende wortwörtlich in sich stopft, ausgelöst durch den Hunger auf Fleisch, den seine menschliche Hülle verspürt.

„Dean: And when did you start eating?

Cas: Exactly. My hunger. It’s a clue, actually.

Sam: For what?

Dean: For what?

Cas: This town isn’t suffering from some love-gone-wrong effect. It’s suffering from hunger. Starvation, to be exact. Specifically, Famine. (…) Everyone seems to be starving for something: Sex, attention, drugs, love. (…) And then will come Famine, riding on a black steed…“208

Doch der Reiter ist bei weitem nicht so machtlos, wie es zunächst erscheint. Wie schon beim ersten Reiter zeigt sich seine Macht erst im Verlauf der Handlung in ihrer vollen Größe, auch wenn er dabei gebrechlich und in seinen Rollstuhl gefesselt bleibt. Seine Macht ist keine körperliche, muss keine körperliche sein.

Seine Macht setzt an der Schwäche derer an, die in seinen Wirkungsbereich geraten. Er zeigt dieselbe Verachtung für Menschen wie seine Brüder Krieg und Pest.

„Dean: So this is your big trick? Making people chukoo for Cocoa Puffs.

Hunger: Doesn’t take that much. Hardly a push. Oh, America. All you can eat, all off the time. Consume, consume. A swarm of locusts in stretch pants and yet you’re all still starving.“209

Dabei macht er jedoch keinen Unterschied zwischen Menschen, Dämonen und selbst Engeln. Die Seelen der Menschen, die sich durch Hunger selbst zugrunde richten, verinnerlicht er, ebenso wie die Dämonen, die aus ihren menschlichen Hüllen vertrieben werden, den Engel bezeichnet er als „Deans Hund“. Für diesen Reiter ist letztlich alles „Nahrung“, die er nach dem jeweiligen Tod in sich aufnehmen kann. In dieser Hinsicht zeigt sich der zweite Reiter, im Gegensatz zu

208 Supernatural 5.14 Bloody Valentine

209 Supernatural 5.14 Bloody Valentine

den anderen, als vollkommen eindimensionaler Charakter, der lediglich als Gegner dient. Nur in einem kleinen Punkt weicht er von diesem Schema ab. Denn er ist es, der Dean mit seiner inneren Leere konfrontiert und damit die Charakterentwicklung des Protagonisten zum Punkt bringt.

„Hunger: Have you wondered why that is? How you could even walk in my presence? (…) You’re not hungry, Dean because inside, you’re already dead.“210 4.1.2.3 Pest

Handlungsanalyse

Sequenz in Staffelfolge 5.19

34: Die Pest im Drug Store Sequenz in

Staffelfolge 5.21

02: Die Pest als Dr. Green

10: Die Pest verhöhnt Sam und Dean 11: Sieg über die Pest?

Mit dem Handlungsstrang um den dritten Reiter wendet sich der Anschein von Nebenhandlungen. Der Handlungsbogen erstreckt sich über drei Staffelfolgen, auch wenn der Reiter selbst schon in der ersten Folge der Staffel angedeutet wird.

Eine Nachrichtensprecherin berichtet vom Ausbruch der Schweinepest, Zeitungsartikel, die (zufällig) ins Bild kommen, mahnen zuhause zu bleiben und auf den Impfstoff zu warten. Hier zeigt sich das in Kapitel 3.2.2 erwähnte semantische Motiv der Zerstörung, in diesem Fall durch ein Virus, das zudem weltweit in Erscheinung tritt, wie auch schon die ständigen Erwähnungen von meteorologischen und politischen Katastrophen. In Zeitungen ist von Erdbeben und stadtweiten Stromausfällen zu lesen, Nachrichtensprecher berichten von neuerlichen Atombombentests. Was bisher aber immer nur am Rande erwähnt wurde, tritt am Ende von Folge 5.19 Hammer oft he Gods in deutlichster Weise in Erscheinung. In einer kurzen Sequenz, die oberflächlich vollkommen von der eigentlichen Handlung losgelöst erscheint, wird dem Zuseher die Krankheit auf die deutlichste Art und Weise vor Augen geführt. Die Verbindung zur Haupthandlung ergibt sich aus dem Handlungszeitpunkt, an dem die Sequenz eintritt. Der von

210 Supernatural 5.14 Bloody Valentine

Luzifer gerade getötete Erzengel Gabriel überbringt den Brüdern durch eine zuvor aufgezeichnete Nachricht die Botschaft, dass Luzifer nicht getötet werden muss.

Mit den Ringen der vier Reiter lässt sich sein Käfig öffnen, womit er wieder eingesperrt werden kann. Die Nebenhandlungen um die Reiter Krieg und Hunger schließen sich damit an die Haupthandlung an, die den Rest der Staffel bestimmt.

Rückblickend werden sie somit zu einem Teil der Haupthandlung.

An dieser Stelle tritt der Reiter Pest zum ersten Mal gestaltlich auf. Auch wenn er in der nächsten Folge nicht zu sehen ist, bestimmt er weiterhin den Handlungsbogen. Die globale Ebene der Ereignisse wird durch diesen Reiter erst richtig begreifbar. Hat sich die Macht und die Handlungen der ersten beiden Reiter nur auf jeweils eine Kleinstadt erstreckt, steigert sich die Bedrohung hier. Die Schweinepest grassiert zumindest amerikaweit, der Impfstoff wird in einem irrwitzigen Tempo entwickelt, das selbst die Mitarbeiter des Pharmakonzerns verstört. In einem Gespräch mit dem Konzernleiter wird das ganze Ausmaß erkennbar: Der Konzern arbeitet für den Reiter Pest und in dem Vakzin, das landesweit in einem Großprojekt ausgeliefert werden soll, steckt eine noch viel schlimmere Seuche. Der Reiter selbst zieht, wie schon seit Beginn der apokalyptischen Ereignisse, mit seinem Wagen durch das Land und verteilt die Schweinegrippe. Das zeigt sich spätestens, als er wieder gestaltlich in Erscheinung tritt und seine erfolgreiche „Tour“ erwähnt. Was hier wieder wie eine klassische Staffelfolge nach der bekannten Dramastruktur erzählt wird, birgt aber noch eine weitere Ebene in sich. Denn hier wird die Angst vor künstlich erschaffenen Krankheiten thematisiert. Nicht Gott (oder die von ihm erschaffene Natur) ist Schöpfer dieser Krankheiten, sondern der Reiter. Der Sieg über ihn erscheint dabei wie beim ersten Reiter als kein wirklicher. Denn die Krankheit ist verbreitet. Mit seinen Worten: „It’s too late.“211

Figurenanalyse

0:36:18 Ein fleckiger, grünbrauner AMC Hornet fährt auf einen kleinen Drug Store zu und hält.

Totale, Schwenk nach rechts in die Halbtotale 0:36:25 Die Tür öffnet sich, jemand

steigt aus.

Detailaufnahme:

Vorderreifen der Fahrerseite

211 Supernatural 5.21 Two minutes to midnight

0:36:27 Ein Zeitungsartikel fordert die weiterer Artikel spricht von Erdbeben in Kalifornien. 0:36:30 Die Fliege zieht ihren Kreis vor

dem Gesicht des Verkäufers. 0:36:34 Der Verkäufer hebt die Hand

mit einer Fliegenklatsche, zugeht. Zwei weitere Fliegen erheben sich in die Luft.

0:36:42 Der kranke Mann fasst sich an die Nase, um ein Niesen zu unterdrücken.

Großaufnahme:

Pest 0:36:44 Der Verkäufer beobachtet

den kranken Mann und folgt ihm mit seinem Blick.

Großaufnahme:

Verkäufer 0:36:47 Der kranke Mann geht durch

die Regale und setzt zu einem Niesen an.

0:36:49 Der Verkäufer beobachtet den kranken Mann angeekelt und wedelt die sich mehrenden Fliegen weg.

Nahaufnahme:

Verkäufer, Fliegen

0:36:50 Der kranke Mann streicht mit seinen nassen Händen suchend über die Gegenstände in den Regalen und hinterlässt seine Spuren dabei auf den Waren.

0:36:55 Der kranke Mann sieht sich Fliegen zu verscheuchen und sieht den kranken Mann

0:36:59 Der kranke Mann wendet sich um und presst seine Lippen

0:37:01 Der kranke Mann nimmt eine orange Packung „Flu Arrest“. 0:37:17 Der kranke Mann tritt an die

Kasse. 0:37:19 Sekret trifft in das Gesicht des

Verkäufers. Er verzieht das Gesicht angeekelt und greift an seine verschmutzte Brille, um sie abzunehmen.

Großaufnahme:

Verkäufer

0:37:22 Der kranke Mann verzieht das Gesicht unter den ohne die Hand vor den Mund zu nehmen. Fliegen

Fliegen summen im Hintergrund.

Großaufnahme:

Pest

umschwirren ihn. Er zieht die Nase geräuschvoll hoch.

0:37:30 Der kranke Mann verlässt den Laden und atmet einmal

(Abbildung 17: Das „Pferd“ des dritten Reiters Pest)

Das Erste, das der Zuseher von der Pest sieht, ist sein „Pferd“. Entgegen den glänzenden, teuren Pferden, die die bisherigen Reiter geritten haben, ist es ein AMC Hornet aus dem Jahre 1972.212 Dieser Wagen zeichnete sich seinerzeit durch den sehr niedrigen Anschaffungspreis aus. Zudem ist der Wagen sichtlich keine Neuanschaffung. Der Lack ist fleckig, die Farbe bestenfalls als ein verblichenes Grün zu bezeichnen. In einer späteren Einstellung sieht man Käfer und eine

212 Thomson, Ranked

Fliegenwolke im Innenraum. Der Wagen orientiert sich unter anderem am Design von Ponycars wie dem Ford Mustang oder dem Chevrolet Camaro. Im Unterschied zu den klassischen Muscle Cars zeigen sich bei Pony Cars überdurchschnittlich hohe Motorleistungen.213 Mit dem dritten Reiter werden also, schon bevor er auftritt, bestimmte Attribute verbunden. Zum einen ist er nicht glänzend oder mächtig wie die vorherigen Reiter, sondern im Gegensatz heruntergekommen und

Fliegenwolke im Innenraum. Der Wagen orientiert sich unter anderem am Design von Ponycars wie dem Ford Mustang oder dem Chevrolet Camaro. Im Unterschied zu den klassischen Muscle Cars zeigen sich bei Pony Cars überdurchschnittlich hohe Motorleistungen.213 Mit dem dritten Reiter werden also, schon bevor er auftritt, bestimmte Attribute verbunden. Zum einen ist er nicht glänzend oder mächtig wie die vorherigen Reiter, sondern im Gegensatz heruntergekommen und