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2.8 Beschäftigung, Mobilität der Arbeitskräfte

2.8.2 Erwerbstätigkeit

In Bezug auf das Ziel der EUROPA 2020-Strategie, die Erwerbsbeteiligung in der EU weiter zu er-höhen, wurde für Deutschland als Zielmarke festgelegt, dass 77% der Bevölkerung in der Altersgrup-pe 20 bis 64 Jahre erwerbstätig sein sollen.

In Sachsen-Anhalt lag die Erwerbsbeteiligung der Altersgruppe im Jahr 2010 bei 73,6%. Die Quote lag etwas niedriger als im Bundesdurchschnitt (74,9%), aber deutlich höher als im EU27-Durchschnitt (68,5%). Mit Blick auf den Zielwert der EUROPA 2020-Strategie besteht weiterer Aufholbedarf. Aller-dings war bereits in den letzten Jahren in Sachsen-Anhalt ein stetiger und deutlicher Anstieg der Er-werbsbeteiligung zu verzeichnen. Dieser Anstieg betraf Frauen und Männer gleichermaßen. Die ver-bliebene Differenz ("Gender GAP") betrug im Jahr 2010 etwa 4,8 Prozentpunkte.

Tab. 40 Beschäftigungsquoten nach NUTS-2-Regionen (%) 20 bis 64 Jahre insgesamt Beschäftigungsquoten

20 bis 64 Jahre insgesamt 2007 2008 2009 2010

EU27 - Europäische Union 69,9 70,4 69,1 68,5

DE - Deutschland 73,4 74,6 74,8 74,9

DEE - Sachsen-Anhalt 69,4 70,5 71,9 73,6

männlich 2007 2008 2009 2010

EU27 - Europäische Union 77,7 77,9 75,8 75,0

DE - Deutschland 79,2 80,2 79,7 80,1

DEE - Sachsen-Anhalt 72,1 73,5 73,7 75,9

weiblich 2007 2008 2009 2010

EU27 - Europäische Union 62,2 63,0 62,4 62,1

DE - Deutschland 67,5 69,0 69,8 69,6

DEE - Sachsen-Anhalt 66,5 67,3 69,9 71,1

Quelle: Eurostat, Berechnungen isw

In der nationalen Statistik wird der Indikator zur Messung der Erwerbsbeteiligung etwas anders defi-niert. Hier wird i.d.R. auf die Altersgruppe von 15 bis unter 65 Jahren Bezug genommen. Nach diesem Maßstab lag die Erwerbsbeteiligung der sachsen-anhaltischen Bevölkerung im Jahr 2010 mit 71,3% bereits leicht über dem Bundesdurchschnitt (71,1%) und auch über dem Durchschnitt der neu-en Bundesländer einschl. Berlin (70,7%).

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Abb. 73 Erwerbstätigenquote im Vergleich Sachsen-Anhalt, neue Länder, altes Bundesgebiet und Deutschland

Quelle: Arbeitskräfteerhebung, Statistisches Bundesamt/ Statistische Ämter des Bundes und der Län-der, Sozialberichterstattung, Tabelle D.5

(http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/D5erwerbstaetigenquote.html); Darstellung isw

Neben der Relation der Erwerbstätigen zu den Personen im erwerbsfähigen Alter ist es auch sinnvoll, die Entwicklung des Arbeitsvolumens zu betrachten. Für Sachsen-Anhalt zeigt sich im Zeitraum 1999-2005 ein deutlicher Rückgang des Arbeitsvolumens um etwa 14 %. Anschließend blieb das Ni-veau relativ konstant, bevor im Jahr 2009 vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise ein weiterer Rück-gang zu verzeichnen ist. Damit liegt das Arbeitsvolumen im Jahr 2009 insgesamt 16,6 % unter dem Niveau des Jahres 1999. Um etwa den gleichen prozentualen Wert ist zwischen 1999-2009 auch die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter zurückgegangen.

Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass das Arbeitsvolumen eine deutlich ungünstigere Entwick-lung aufweist als die Zahl der Erwerbstätigen, die im betrachteten Zeitraum insgesamt um 6,7 % ab-nahm. Hintergrund dessen ist in erster Linie die Zunahme von teilzeitbasierten Erwerbs- und Beschäf-tigungsmodellen.

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Abb. 74 Entwicklung der Erwerbstätigen, des Arbeitsvolumens und der Personen im erwerbsfähigen Alter 1999-2009 in Sachsen-Anhalt (Index 1999 = 100)

80 85 90 95 100 105

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Erwerbstätige

Erwerbstätige in Vollzeitäquivalenten Arbeitsvolumen

Personen im erwerbsfähigen Alter

Index 1999 = 100

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder (VGR der Länder), Berechnung und Darstellung isw

Erwerbsbeteiligung von Frauen

Der Unterschied zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Erwerbsbeteiligung hat sich in den letzten Jahren in Sachsen-Anhalt im Trend weiter verringert. Im Jahr 2010 lag er bei 6,7 Prozentpunk-ten (Bundesdurchschnitt: 9,9 Prozentpunkte). Die DaProzentpunk-ten der BeschäftigProzentpunk-tenstatistik weisen darauf hin, dass Frauen vor allem in den jüngeren Altersgruppen - offenbar im Zusammenhang mit der Familien-phase - in unterdurchschnittlichem Maße an sv-pflichtiger Beschäftigung beteiligt sind. In den höheren Altersgruppen (ab 35 Jahre) weisen Frauen dagegen einen höheren Beschäftigtenanteil auf als Män-ner.

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Abb. 75 Erwerbstätigenquote in Sachsen-Anhalt nach Geschlecht

Quelle: Arbeitskräfteerhebung, Statistisches Bundesamt/ Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Sozialberichterstattung, Darstellung isw

Abb. 76 Zahl der sv-pflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt nach ausgewählten Merkmalen (Alter, Geschlecht) (Stichtag 30.09.2011)

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; Darstellung isw

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Aktuell liegt der Frauenanteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt bei 49,5 Prozent und damit rund vier Prozent über dem deutschen Durchschnitt. Allerdings ist die hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen in Sachsen-Anhalt nur ein Teil der Wahrheit. Sie geht insbesondere auf einen wachsenden Anteil von Teilzeitstellen zurück. Während die Zahl der vollzeitbeschäftigten Männer im Land zwischen 2005 und 2010 um 4.800 auf 357.000 stieg, ist der Anteil der Frauen um 2.700 auf 249.500 gesunken. Inzwischen sind ein Drittel der Frauen in Teilzeit beschäftigt. Die Hälfte von ihnen jedoch unfreiwillig, weil die gewünschte Vollzeitstelle fehlt.131

Abb. 77 Beschäftigungsquote von Frauen im Vergleich Sachsen-Anhalt - Deutschland (in%)

Datenquelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Statistik der BA © Statistik der Bundesagentur für Arbeit

47,9 48,0 47,8 47,4 47,0 46,7 47,9 49,3 51,4 52,8

Sachsen-Anhalt 53,6

44,4 44,7 44,8 44,2 43,7 43,6 44,0 44,7 46,0 46,8

Deutschland 47,4

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Zudem sind Frauen in Führungspositionen nach wie vor drastisch unterrepräsentiert. Gemessen an ihrem Qualifikationsniveau und ihrem Anteil an den Beschäftigten sind Frauen unterdurchschnittlich häufig mit Führungsaufgaben in den Betrieben Sachsen-Anhalts betraut. Auf der obersten Führungs-ebene (Betriebsinhaber, Vorstände, Geschäftsführer, Filial-, Betriebsleiter) beträgt der Anteil der Frauen an den Personen mit Vorgesetztenfunktionen 32 %. Sachsen-Anhalt belegt damit den Spit-zenplatz unter den neuen Bundesländern (Deutschland 25 %, Ostdeutschland 30 %, Westdeutschland 24 %). Auf der zweiten Führungsebene sind Frauen mit 42 % (Deutschland 35 %, Ostdeutschland 44

%, Westdeutschland 34 %) zwar deutlich stärker vertreten, aber dies ist einer der niedrigsten Anteile unter den neuen Ländern (Angaben für das Jahr 2008).

Der Anteil der Frauen in den Führungsebenen differiert zwischen Branchen, Betriebsgrößen und Ei-gentumsformen (privater und öffentlicher Bereich). Bei der Betrachtung der ersten Führungsebene fällt auf, dass die Betriebe des öffentlichen Bereichs mit einem Frauenanteil von 43 % gegenüber 31 % im privatwirtschaftlichen Bereich deutlich günstiger abschneiden. Gesundheits- und Sozialwesen (56 %) und Öffentliche Verwaltung (47 %) belegen unter den Branchen die Spitzenpositionen, während aus

131 Bundesagentur für Arbeit, RD Sachsen-Anhalt – Thüringen: Presseinfo 17/2012 vom 07.03.2012.

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der Sicht der Betriebsgröße die Betriebe mit 5 bis 9 Beschäftigten den höchsten Frauenanteil in der ersten Führungsebene aufweisen.

Diese Daten des IAB-Betriebspanels132 verdeutlichen, dass sich für Frauen und Männer nach wie vor unterschiedliche berufliche Aufstiegschancen eröffnen. Die Gründe hierfür sind u.a. in unterschiedli-chen Berufswahlentscheidungen, Hemmnissen bzgl. der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und einer auf männliche Beschäftigungs- und Verhaltensmuster ausgerichteten Unternehmenskultur zu suchen. Zwischen den Jahren 2005 und 2008 veränderte sich der Frauenanteil in Führungspositionen (erste und zweite Führungsebene) in der Wirtschaft Sachsen-Anhalts nicht. Wird allerdings nach Ei-gentumsformen differenziert, zeigen sich Fortschritte lediglich im öffentlichen Bereich.133

Um die Entwicklung von Frauen in Führungspositionen weiter voranzutreiben, hat die Landesregie-rung im Jahr 2012 ein Konzept „Karrierewege von Frauen als Teil eines erfolgreichen Gender Mana-gements in der Landesverwaltung“ verabschiedet.134

In Bezug auf die Beteiligung älterer Menschen am Erwerbsleben waren in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Der Anteil der über 50-jährigen an den sv-pflichtig Beschäftigten stieg von 26,5% (2007) auf 30,7% im Jahr 2010 und lag damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Die ist freilich auch Resultat des erheblichen Anstiegs des Durchschnittsal-ters der Erwerbsbevölkerung in Sachsen-Anhalt. Demgegenüber gingen - ebenfalls im Zuge des de-mografischen Wandels - Zahl und Anteil der jüngeren Erwerbstätigen (unter 25-Jährige) in den letz-ten Jahren deutlich zurück.

Zum Jahresende 2011 waren in Sachsen-Anhalt rd. 9.700 Ausländer sv-pflichtig beschäftigt, darunter rd. 3.500 Frauen (Anteil: 36%). In dieser Personengruppe hat es im Verlauf des Jahres 2011 einen kräftigen Zuwachs gegeben (+24%). Der Anteil von Ausländern an den sv-pflichtig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt ist gleichwohl mit 1,3% vergleichsweise niedrig: Im Bundesdurchschnitt lag er bei 7,3%. In den anderen neuen Bundesländern, auch jenen mit Grenzen zu anderen EU-Staaten, liegen die Quoten nicht wesentlich höher (Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen 1,2%, Sachsen 1,4%, Brandenburg 1,9%). Der Blick auf den Bundesdurchschnitt und auch die Entwicklung am aktuellen Rand lassen darauf schließen, dass für die Zukunft durchaus Potenziale bestehen, ausländische Fachkräfte für den Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt zu gewinnen und so den demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials teilweise zu kompensieren. Dies insbesondere dann, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen (attraktive Arbeitsbedingungen, gesellschaftliche Toleranz) verbessert werden.

132 IAB-Betriebspanel, Länderbericht Sachsen-Anhalt, Ergebnisse der dreizehnten Welle 2008.

133 IAB: Frauen und Männer am Arbeitsmarkt in Sachsen-Anhalt. Reihe IAB-Regional Sachsen-Anhalt-Thüringen, 01/2010.

134 Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt: Pressemitteilung Nr.: 293/2012.

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2.8.3 Qualität der Arbeitsverhältnisse