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Besonderheiten im Sektor Landwirtschaft/ Verarbeitung und

2.3 Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

2.3.7 Besonderheiten im Sektor Landwirtschaft/ Verarbeitung und

Die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, der Erhalt der Biodiversität sowie nachhaltiger Klimaschutz sind grundlegende Herausforderungen der gesell-schaftlichen Entwicklung, die den landwirtgesell-schaftlichen Sektor in hohem Maße betreffen. Hinzu kom-men veränderte Rahkom-menbedingungen wie bspw. die zunehkom-mende Liberalisierung der Agrarmärkte.

Der landwirtschaftliche Sektor trägt heute im Bundesdurchschnitt mit weniger als 2% zur gesamtwirt-schaftlichen Wertschöpfung bei. Dennoch hat die Landwirtschaft als größte Flächennutzerin sowie durch ihre multifunktionale Aufgabenstellung eine große gesellschaftliche Bedeutung. Für das Land Sachsen-Anhalt besteht das Ziel, die Landwirtschaft in allen Landesteilen als raumbedeutsamen und die Kulturlandschaft prägenden Wirtschaftszweig möglichst flächendeckend zu erhalten und weiter zu entwickeln. Dabei soll eine flächengebundene, vielfältig strukturierte Landwirtschaft, die wirtschaftlich effektiv und umweltschonend produziert und eine artgerechte Nutztierhaltung betreibt, in besonderem Maße gefördert werden.65

Die Bruttowertschöpfung des Sektors Land-, Fortwirtschaft und Fischerei schwankte in den betrach-teten Jahren seit 2000 im europäischen und nationalen Bereich als auch in Sachsen-Anhalt in Abhän-gigkeit von den Ertrags- und Preisentwicklungen. Der Beitrag der Land- und Forstwirtschaft zur Brut-towertschöpfung ist im Land Sachsen-Anhalt mit 2,4% (2011) mehr als doppelt so hoch wie im Bun-desdurchschnitt und entspricht in etwa dem Durchschnitt der EU27.

Natürliche Standortbedingungen und Flächennutzung

Die vergleichsweise vorteilhaften natürlichen Standortbedingungen im Land Sachsen-Anhalt bestim-men entscheidend die Entwicklungsmöglichkeiten der Landwirtschaft unter den Bedingungen der sich immer rascher verändernden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Wie die nachfolgende Karte zeigt, wird ein wesentlicher Teil des Landes von hochwertigen Böden mit Ackerzahlen >63 gebildet. Diese Gunststandorte werden fast ausschließlich ackerbaulich genutzt (vgl.

65 LEP 2010, Abschnitt 4.2.1

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dazu auch Tab. 24 zur Flächennutzung). Vor allem auf ärmeren Standorten und in den Mittelgebirgs-lagen bestehen ausgedehnte Waldgebiete.

Abb. 34 Agrarregionen des Landes Sachsen-Anhalt

Quelle: Agraratlas des Landes Sachsen-Anhalt, 1997

Allerdings bestehen in Sachsen-Anhalt, wie in anderen Bundesländern auch, naturräumliche Beson-derheiten, z.B. Wärmelagen, ausgeprägter Regenschatten des Harzes, Feuchtgebiete und Auen. In diesen Landschaften existieren vielgestaltige Lebensräume für seltene Pflanzen- und Tierarten sowohl in der gesamten Kulturlandschaft, als auch direkt auf den land- und forstwirtschaftlich genutz-ten Standorgenutz-ten. Allerdings bestehen für einige Argenutz-ten, insbesondere Kulturfolger, in der heutigen

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landschaft auch erhebliche Lebensraumdefizite, wodurch ihre Existenz teilweise in Frage gestellt ist.

In diesem Zusammenhang wären vor allem die Großtrappen sowie die Feldhamster, Feldhasen und Rebhühner zu nennen.

Ausschlaggebend dafür sind vor allem die in den letzten Jahrzehnten vollzogenen strukturellen Ver-änderungen der Landwirtschaftsbetriebe, was im Hinblick auf die realisierten Schlaggrößen sichtbare Strukturänderungen in der Agrarlandschaft nach sich gezogen hat. In den letzten zwei Dekaden hat sich außerdem infolge der abnehmenden Nutztierbestände und der daraus resultierenden Verringe-rung des Ackerfutterbaus in der Agrarlandschaft ein wesentlicher Verlust an Siedlungsraum für spezi-elle deckungsliebende Kulturfolger ergeben. Auch die steigenden Erträge infolge der intensiveren Stoff- und Energiekreisläufe hatten Einfluss auf die Ausprägung bzw. den Verlust von Artengruppen.

So ist zu beobachten, dass Arten, welche an dem intensiveren Stoffkreislauf teilhaben, günstige Be-dingungen finden und sich vermehren, während andere verschwinden.

Das Dauergrünland im Land konzentriert sich in den Auen, Niederungen, dem pleistozänen Tiefland und im Bergland. Es liegt damit vornehmlich in ökologisch sensiblen Gebieten. Das Dauergrünland in Sachsen-Anhalt umfasst 166.261 ha und beträgt somit 14,2% der landwirtschaftlich genutzten Fläche, wobei es regional hinsichtlich der Vorzüglichkeit der Standorte für die landwirtschaftliche Produktion erhebliche Unterschiede gibt. Der extensiv genutzte Grünlandanteil an der Gesamtdauergrünlandflä-che ist in den benachteiligten Gebieten besonders hoch: z. B. Elbaue und Fläming 67%, Altmark 50%, Harzregion ca. 70% (Landkreise (LK) Mansfeld-Südharz und Harz,). Auf intensiv genutzten Standor-ten, z. B. im LK Stendal, ist infolge von Umbruch und Neuansaat weidefester Gräser sowie durch in-tensive Weide- und Schnittnutzung teilweise eine Artenverarmung des Grünlandes festzustellen. Auf Niedermoorstandorten führten Meliorationsmaßnahmen bzw. Grundwasserabsenkungen bis Anfang der 90er Jahre zur Mineralisierung und Degradierung der vorhandenen Moorböden. Restbestände natürlichen Grünlandes sind sowohl durch intensive Nutzungsformen als auch durch Nutzungsaufga-be stark gefährdet.

Die nach der bisher gültigen Gebietskulisse (ertragsschwache Böden, unterdurchschnittliche wirt-schaftliche Verhältnisse in der Landwirtschaft sowie eine relativ geringe Bevölkerungsdichte) benach-teiligten Gebiete in Sachsen-Anhalt umfassen insgesamt 269.132 ha, das sind rd. 23% der landwirt-schaftlich genutzten Fläche (LF) des Landes.

Flächennutzung

Fast 50 Prozent der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. In Sachsen-Anhalt wurde in den letzten Jahren ca. 62% der Bodenfläche des Landes, ca. 1,17 Mio. ha, landwirtschaftlich genutzt.

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Tab. 24 Landwirtschaftliche Nutzung (in 1.000 ha) Landwirtschaftlich genutzte

Fläche gesamt 2005 2007 2009 2010 2011

Deutschland 17.035 16.932 16.890 16.932 17.721

Sachsen-Anhalt 1.174 1.169,8 1.171,6 1.169,8 1.171,6

dar. Ackerfläche

Deutschland 11.945 11.847 11.945 11.847 11.874

Sachsen-Anhalt 1.002 1.001 1.002 1.001 1.002

dar. Dauergrünland

Deutschland 4.741 4.655 4.741 4.655 4.644

Sachsen-Anhalt 167 169 167 169 167

dar. Dauerkulturen

(Obstanlagen und Baumschulen)

Deutschland 66 85,5 86,2 86,3

Sachsen-Anhalt 2,6 2,1 2,3 2,1 2,3

Anzahl Betriebe gesamt

Deutschland 389.880 370.480 299.100 299.134 293.900

Sachsen-Anhalt 4.770 4.860 4.150 4.219 (*)

(*) noch nicht veröffentlicht

Quelle: EUROSTAT, Regionale Agrarstatistiken. Ergebnisse stimmen aufgrund methodischer Abwei-chungen nicht vollständig mit den in der nationalen Statistik ausgewiesenen Daten (vgl. Tab.

28) überein.

Für die landwirtschaftlich genutzte Fläche des Landes zeichnet sich konstant ein Ackerland-/ Grün-land-Verhältnis von 86:14 ab. Damit wird im Land Sachsen-Anhalt im Vergleich zum europäischen und nationalen Durchschnitt mit Abstand der größte Anteil der LF als Ackerland genutzt. Die landwirt-schaftlich genutzte Fläche unterlag in den vergangenen Jahren infolge vielfältiger Flächenentzüge durch Infrastrukturmaßnahmen, Gewerbegebiete, Wohnbaugebiete, Erstaufforstungen, Braunkohle-bergbau, Natur- und Umweltschutz u.ä. einem großen Konkurrenzdruck und nahm zwischenzeitlich ab. Nach aktuellen Daten ist dieser Trend in den letzten Jahren gestoppt.

66 Daten für Dauerkulturflächen Deutschland erst ab 2009 verfügbar

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Anbaustruktur und Erträge

Bei der Anbaustruktur dominiert unverändert der Getreideanbau auf dem Ackerland mit 57%. Wäh-rend Weizen und Roggen in vergleichbaren Anteilen zu Deutschland insgesamt angebaut werden, fallen die Gerste- und Kartoffelanbauanteile deutlich geringer aus.

In der Anbaustruktur haben sich die tendenziellen Verschiebungen der letzten Jahre zugunsten des Anteils an Futterpflanzen und zu Lasten der Handelsgewächse und Stilllegungsfläche mit Beihilfe- und Prämienanspruch fortgesetzt. Die Anbaufläche verdreifachte sich 2010 auf 21,7 Tsd. ha gegenüber 7,9 Tsd. ha 2000/2005. Damit wurden 12,9% des Ackerlandes für den Futterbau genutzt. Diese Ver-schiebung deutet auf die weitere Ausdehnung des Anbaus von Energiepflanzen zur Biogaserzeu-gung hin.

Der Hackfruchtanbau ist in Folge der Quotierung des Zuckermarktes und eines gesättigten Kartoffel-marktes nahezu unverändert. Mit 0,6% der LF ist der Umfang des Gemüseanbaus weiterhin sehr ge-ring. Die Fläche des Dauergrünlandes ist in den letzten Jahren seit 2003 um 7.528 ha zurückgegan-gen. Das entspricht einem Verlust von 3,44%.

Abb. 35 Anbauanteile Deutschland und Land Sachsen-Anhalt 2007 bis 2011 im Vergleich

Quelle: EUROSTAT, Regionale Agrarstatistiken

In Relation zu den mittleren Erträgen in Deutschland entwickeln sich in Sachsen-Anhalt die Erträge bei Weizen, Roggen, Gerste, Raps und Hackfrüchten insgesamt differenziert. Höhere Werte als der Durchschnitt erreichen in den meisten Jahren vor allem Gerste, Kartoffeln und auch der Raps, Weizen

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liegt meist in der Nähe des Mittelwertes. Häufig unter dem Durchschnitt bleiben Roggen und Zucker-rüben.

Viehbestände

Die Tierbestandsentwicklung folgt dem allgemeinen ostdeutschen Trend. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Entwicklung der Tierbestände von 2007 bis 2011 für Deutschland und in Sachsen-Anhalt.

Tab. 25 Entwicklung der Tierbestände (Angaben in 1000 Stück)

2007 2008 2009 2010 2011

Rinderbestand gesamt

Deutschland 12.707,3 12.969,7 12.944,9 12.706,2 12.527,8

Sachsen-Anhalt 336,9 350,3 352,5 342,9 341,1

Schweinebestand gesamt

Deutschland 27.113,0 26.686,8 26.948,3 26.900,8 27.402,5

Sachsen-Anhalt 1.072,3 1.007,6 1.053,6 1.113,0 1.235,1

Schafe gesamt

Deutschland 1.925,7 2.437,0 2.350,4 2.088,5 1.657,8

Sachsen-Anhalt : 110,4 113,7 103,4 83,0

Quelle: EUROSTAT, Regionale Agrarstatistiken

Der Rinderbestand67 insgesamt blieb in den letzten Jahren relativ konstant. Während 2010 der Milchkuhbestand erstmals seit Jahren nicht weiter abgebaut wurde, ist 2011 sogar ein Anstieg um 1.300 Tiere (+1,1%) gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Gleichzeitig verringerte sich die Anzahl der Milchquoteninhaber. Zum 31.03.201168 gab es 567 Quoteninhaber in Sachsen-Anhalt, das sind 130 Betriebe weniger als zum 31.03.2007.

Aufgrund des Milchpreisverfalls 2009 sowie des Auslaufens der Quotenregelung haben viele Milcher-zeuger die Milchproduktion eingestellt. Bei den Betriebsgrößen Milch produzierender Betriebe in Sachsen-Anhalt ist festzustellen, dass die Größenklassen > 2 Mio. kg Quote im Zeitraum 2002 bis 2011 im Wachstum begriffen sind, wogegen Betriebsgrößen < 2 Mio. kg Quote extrem abnahmen.

Gleichzeitig wird aus anderen Bundesländern Milch an die Molkereien in Sachsen-Anhalt geliefert und

67 Rinderbestände werden seit 2008 auf Basis der HIT Datenbank berechnet. Seitdem ist eine direkte Vergleichbarkeit möglich.

68 Milchquotenjahr 01.04.-31.03.

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in den Molkereien verarbeitet, so dass die mengenmäßige Milchverarbeitung etwa der Milcherzeu-gung in Sachsen-Anhalt entspricht.

Mit rd. 1,2 Mio. Tieren ist der Schweinebestand insgesamt im langjährigen Vergleich deutlich ange-wachsen.

Die Schafbestände gingen sowohl in Deutschland als auch in Sachsen-Anhalt kontinuierlich zurück.

Mit rd. 27 Tsd. Tieren weniger ist der Bestand im Jahr 2011 gegenüber 2006 um rd. ein Viertel gesun-ken. Der Rückgang der Bestände ist eine Folge der immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Situation der Schafhalter. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Betrieben mit Schafhaltung ist u. a. die Flächenausstattung. Einkommensstarke Betriebe zeichnen sich durch höhere, preiswerte Flächen-ausstattung aus. Die Flächenkonkurrenz durch den verstärkten Anbau nachwachsender Rohstoffe auf Grenzstandorten, die bisher bevorzugt von Schäfern genutzt wurden, sowie die Pachtpreiserhöhun-gen bei auslaufenden VerträPachtpreiserhöhun-gen führen zur Existenzgefährdung insbesondere kleiner Betriebe.

Im Rahmen der gewerblichen Schlachtungen wurden im Jahr 2011 in Sachsen-Anhalt 403 Tsd. Ton-nen Fleisch erzeugt, darunter 99,6% Schweinefleisch. Mit einem Anstieg der Schlachtmenge von 0,5% lag die Leistung etwa auf Vorjahresniveau.

Bei einer Milcherzeugung von 1.053 Tsd. Tonnen erfolgte im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 1,8%. Von der an milchwirtschaftliche Unternehmen gelieferten Milch verbleiben drei Vier-tel zur Weiterverarbeitung innerhalb des Landes Sachsen-Anhalt.

Betriebsstrukturen

Ein wichtiges Merkmal der deutschen Landwirtschaft ist die sektorale Konzentration der landwirt-schaftlichen Erzeugung. Eine immer geringer werdende Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe nutzt immer größer werdende Betriebsflächen. Das führte zu steigender Produktivität. So versorgte 1949 ein Landwirt mit seinen Erzeugnissen ungefähr zehn Menschen, im Jahr 2010 waren es dagegen 132.

Sowohl in Deutschland insgesamt, in Ostdeutschland als auch in Sachsen-Anhalt setzte sich in den letzten Jahren ein Prozess zu weniger, aber größeren Betrieben fort. In Deutschland beträgt die durchschnittliche betriebliche Flächenausstattung 56 ha. Betriebe mit einer Flächenausstattung von über 100 ha LF bewirtschaften mittlerweile mehr als die Hälfte der LF.

In Sachsen-Anhalt ist die durchschnittliche Flächenausstattung von 241 ha LF/ Betrieb (2007) auf 278 ha (2010) angestiegen. Damit haben sich im Land Betriebsstrukturen herausgebildet, die sich gegen-wärtig bezüglich der Flächenausstattung als wettbewerbsfähig erweisen.

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Tab. 26 Durchschnittliche Flächengröße landwirtschaftlicher Betriebe nach Rechtsformen im Land Sachsen-Anhalt

Betriebe

der Rechtsform ha/ Betrieb

Personengemeinschaften,

-gesellschaften 391,1

juristische Personen 911,7

Einzelunternehmen 116,1

davon:Haupterwerbsbetriebe 189,5

Nebenerwerbsbetriebe 41,2

Insgesamt 278,0

Quelle: LLFG, 2012

Die sog. Wachstumsschwelle, d.h. die Betriebsgröße oberhalb derer die Anzahl der Betriebe zunimmt, liegt derzeit in der Größenklasse 100 ha LF und mehr.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Anzahl der Betriebe nach Größenklassen im Jahr 2010.

Tab. 27 Betriebsgrößenklassen landwirtschaftlicher Betriebe im Land Sachsen-Anhalt, 2010

LF in ha Anzahl der Betriebe Anteil in%

unter 5 303 7,2

5 bis 10 382 9,1

11 bis 20 447 10,6

21 bis 50 588 13,9

52 bis 100 437 10,4

101 bis 200 543 12,9

201 bis 500 828 19,6

501 bis 1000 414 9,8

über 1000 277 6,6

Insgesamt 4.219 100,0

Quelle: LLFG, 2012

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Während im deutschen Durchschnitt jeder fünfte Betrieb weniger als 5 ha bewirtschaftet, weisen in Sachsen-Anhalt nur ca. 7% der Betriebe diese kleinen Betriebsgrößen aus. Im Gegenzug bewirtschaf-ten 277 Betriebe 1.000 und mehr Hektar.

88% der landwirtschaftlichen Fläche werden von Betrieben mit jeweils mehr als 200 ha LF bewirt-schaftet, wobei etwa 41% der Fläche durch Betriebe mit über 1.000 ha LF genutzt werden. Im Grö-ßenbereich von 2 bis 200 ha LF ist eine deutliche Abnahme der Betriebsanzahl erkennbar. Auch die Zahl und die Flächenausstattung der Betriebe mit mehr als 1.000 ha LF gingen kontinuierlich zurück.

Eine Zunahme ist in den Betriebsgrößengruppen zwischen 100 und 1.000 ha zu verzeichnen.

Alle Betriebsformen wirtschaften mit einem geringen Umfang an Eigentumsflächen. Allerdings ist der Anteil an Eigentumsflächen in den letzten Jahren stetig angestiegen.

Betrachtet man die einzelnen Rechtsformen, zeigt sich folgendes Bild:

Tab. 28 Betriebliche Agrarstruktur im Land Sachsen-Anhalt

Rechtsform

Betriebe LF in ha

2005 2007 2010 2005 2007 2010

Einzelunternehmen 3.507 3.450 2.800 318.318 323.334 324.997

GbR 830 846 856 323.334 339.242 334.781

Juristische Person 550 546 563 532.605 507.196 513.308

Insgesamt 4.887 4.842 4.219 1.174.257 1.169.772 1.173.085 Quelle: MLU, 2011, LLFG, 2012

Die Anzahl der Unternehmen in der Rechtsform juristische Personen ist im Verlauf der letzten Jahre nahezu unverändert. Der bewirtschaftete Flächenumfang beträgt 43,76% der LF. Fast 90% der Be-triebe sind heute als Unternehmen in den verschiedenen Rechtsformen natürlicher Personen tätig.

Ungeachtet der im bundesweiten Vergleich günstigen Betriebsgrößenstrukturen sind auch bei den natürlichen Personen weiterhin Zusammenschlüsse zu verzeichnen.

Knapp die Hälfte aller Betriebe zählt zu den spezialisierten Ackerbaubetrieben, die auch vom Anteil der bewirtschafteten landwirtschaftlichen Nutzfläche her dominieren. Bei rd. einem Viertel der Unter-nehmen handelt es sich um spezialisierte Futterbaubetriebe. Die Anzahl der Veredelungs-, Gemischt- und Dauerkulturbetriebe ist im Verhältnis zu den Ackerbau- und Futterbaubetrieben sehr gering.

Wirtschaftliche Situation

Die Angaben zur ökonomischen Situation der landwirtschaftlichen Betriebe im Land Sachsen-Anhalt basieren auf der Auswertung der BMELV-Jahresabschlüsse der Betriebe, die am Testbetriebsnetz nach dem Landwirtschaftsgesetz des Bundes teilnehmen. Sie stellen Durchschnittswerte aller Be-triebstypen in der Rechtsform Einzelunternehmen im Haupterwerb (EU), Gesellschaften bürgerlichen

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Rechts (GbR) sowie Juristische Personen (JP) dar und umfassen die Auswertungen der Wirtschafts-jahre 2007/08 bis 2010/2011.

Tab. 29 Ökonomische Situation spezialisierter Ackerbaubetriebe verschiedener Rechtsformen

Kennzahl Einheit Einzelunter-

nehmen

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Tab. 30 Ökonomische Situation spezialisierter Futterbaubetriebe verschiedener Rechtsformen

Kennzahl Einheit Einzelunter-

nehmen

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Tab. 31 Ökonomische Situation von Verbundbetrieben verschiedener Rechtsformen

Kennzahl Einheit Einzelunter-

nehmen kommt. Offensichtlich spielen konjunkturelle Faktoren und Witterungseinflüsse eine dominierende Rolle. Grundsätzlich hat sich die wirtschaftliche Situation der Agrarbetriebe in Sachsen-Anhalt positiv entwickelt. Die Betrachtung der Betriebsergebnisse über die Jahre zeigt, dass die Mehrheit der Be-triebe wirtschaftlich solide aufgestellt ist. Sie produzieren zumeist rentabel, sind in aller Regel ausrei-chend liquide, verfügen über stabile Betriebsstrukturen und einen zunehmend höheren Anteil an Bo-denvermögen. Allerdings nahm die Volatilität der Märkte zu, so dass das Risikomanagement an Be-deutung gewinnt.

Beschäftigung und Arbeitskräfte

In der Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei sind etwa 2,5% aller Erwerbstätigen Anhalts tätig. Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil bei 2,4%. Im Jahr 2010 arbeiteten in Sachsen-Anhalt ca. 25.611 Arbeitskräfte69,70 in der Landwirtschaft, davon 18.437 ständig beschäftigte

69 Arbeitskräfte in allen Betrieben einschließlich Betrieben unter 5 ha

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kräfte und 8.622 Saisonarbeitskräfte71. Mit einem Anteil von 66% männlichen Arbeitskräften ist der landwirtschaftliche Sektor in Sachsen-Anhalt eine Männerdomäne.

Tab. 32 Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben

Kennzahl 2005 2007 2010

Mit betrieblichen Arbeiten Beschäftigte

insgesamt 27.738 25.942 25.611

darunter: Ständige AK 20.101 19.253 18.437

davon Familien-AK 5.445 5.557 4.339

darunter vollbeschäftigt 1.753 1.713 1.733 davon familienfremde AK 14.656 13.696 14.098 darunter vollbeschäftigt 11.751 10.608 11.333

Arbeitskräftebesatz je 100 ha LF 1,5 1,3 1,4

Mit 1,4 AK-E je 100 ha LF liegt die Arbeitsintensität damit in Sachsen-Anhalt deutlich unter dem nationalen Durchschnitt von 3,3 AK-E je 100 ha und auch unter dem Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer (1,8 AK-E je 100 ha). Wie bei der flächenmäßigen und wirtschaftlichen Verteilung der Betriebsgrößen fallen auch bei der Verteilung des Arbeitseinsatzes und der Arbeitsintensität (Arbeits-kräftebesatz pro 100 ha) die kleineren Betriebe mit hohen Arbeitsintensitäten ins Gewicht72.

Betrachtet man die Gesamtheit der Beschäftigten in der Landwirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, so zeigt sich eine ausgeprägte Überalterung. Folgende Eckdaten charakterisieren diesen Zustand:

- Weit mehr als die Hälfte aller Beschäftigten, 58 Prozent, konzentrieren sich in der Altersgrup-pe zwischen 38 und 55 Jahren.

- Die zwischen 1950 und 1953 geborenen Jahrgänge stellen ein Siebtel aller Beschäftigten.

- 12 Prozent aller Beschäftigten sind über 58 Jahre.

- Auf die Altersgruppen unter 30 Jahren (einschließlich der Auszubildenden) entfällt nur ein Zehntel aller Beschäftigten. Ohne die knapp 4% Auszubildenden wären es lediglich etwas über 6 Prozent.

Verschärfend wird vermutlich wirken, dass die Landwirtschaft in den kommenden ein bis zwei Jahr-zehnten unter einem erheblichen Produktivitätsdruck stehen und deshalb vielfach gezwungen sein wird, weitere Arbeitsplätze einzusparen. Das Überalterungsproblem wird zunehmend die

70 Die Zahl der Arbeitskräfte bezieht sich auf die ständigen und nicht ständigen mit betrieblichen Arbeiten beschäftigten Arbeitskräfte in der Landwirtschaft insgesamt.

71 Vgl.: Statistisches Landesamt, Landwirtschaftszählung 2010 Arbeitskräfte in den landwirtschaftlichen Betrieben in Sachsen-Anhalt, C/LZ 2010-3

72 Bei den Betrieben unter 5 ha fallen die arbeitsintensiven Gartenbaubetriebe ins Gewicht (insgesamt 395 Betriebe mit 2.749 AK). Dies gilt natürlich auch für Vergleichszahlen aus Deutschland und der EU

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samkeit der Betriebe und der Agrarpolitik erfordern, wenn die ostdeutsche Landwirtschaft nicht Gefahr laufen soll, ihren derzeitigen Produktivitäts- und Innovationsvorsprung gegenüber großen Teilen der europäischen Landwirtschaft zu verlieren. Lösungsansätze werden neben der erforderlichen Gewin-nung von Fachkräftenachwuchs insbesondere in einer intensivierten Weiterbildung auch für ältere Fach- sowie Führungskräfte gesehen.

Das Qualifikationsniveau in den landwirtschaftlichen Unternehmen des Landes ist ausgesprochen hoch. Rund 74% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben eine Facharbeiterausbildung, knapp 5%

einen Meisterabschluss, 2% eine Fachschulausbildung und immerhin 14% einen Hochschul- bzw.

Universitätsabschluss. Nur knapp 6% der Beschäftigten sind ohne Berufsabschluss.73 Betrachtet man die Verteilung der Qualifikation nach Altersgruppen, fällt auf, dass besonders bei den höheren Ab-schlüssen (Meister, Fachschule, Fachhochschule, Hochschule) ein Viertel der Beschäftigten älter als 55 Jahre ist.

Abb. 36 Altersstruktur der 3.370 landwirtschaftlichen Führungskräfte in

Haupterwerbsbetrieben und juristischen Personen des Landes Sachsen-Anhalt

Quelle: Stat. Bundesamt 2010

Einzelunternehmen verfügen in der Regel über höher qualifizierte Fachkräfte als Unternehmen der anderen Rechtsformen. Besonders bei Betrieben der Rechtsform 'juristische Person' ist häufiger Nachwuchskräftebedarf in allen Qualifikationsstufen zu verzeichnen. Fachkräftenachwuchs fehlt in den Unternehmen aller Größenklassen, dabei steigt der Bedarf mit wachsender Unternehmensgröße an. Das Fehlen von Führungskräftenachwuchs wird vor allem von größeren Unternehmen benannt.

30% der Unternehmen mit 20 und mehr Mitarbeitern müssen in den nächsten 5 Jahren und sogar 50% dieser Unternehmen müssen in den nächsten 10 Jahren die Ablösung des Leitungspersonals

73 ZSH, 2003

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bewältigen. Besonders häufig wird in den großen Betrieben ausgebildet. 70% der Betriebe mit mehr als 20 Mitarbeitern bilden aus. Allerdings geben die Unternehmen mehrheitlich an, die Auszubilden-den nur befristet zu übernehmen.

Ökologischer Landbau

Der ökologische Landbau in Sachsen-Anhalt hat sich zu einem stetig wachsenden Wirtschaftszweig entwickelt. Eine ausgewogene Förderung im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen spielt für die Sta-bilität dieses Wirtschaftszweiges eine entscheidende Rolle. Der Trend des kontinuierlichen Anstiegs des Ökolandbaus in Sachsen-Anhalt zeigt die folgende Abbildung.

Zum Jahresende 2011 wirtschafteten auf 54.101 ha 505 Öko-Unternehmen, die sich in 358 landwirt-schaftliche Betriebe sowie 125 Verarbeitungsunternehmen aus den unterschiedlichsten Bereichen aufteilen. Hinzu kommen 4 Unternehmen, die Futtermittel, Mischfuttermittel und Futtermittel-Ausgangserzeugnisse aufbereiten, sowie 18 Handelsunternehmen. Im Bereich der Tierproduktion werden ca. 12 Tsd. Rinder, 9,5 Tsd. Schweine und 7,5 Tsd. Schafe ökologisch gehalten.

Der Anteil ökologisch wirtschaftender Unternehmen an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Un-ternehmen des Landes im Jahr 2011 beträgt 8,6%, der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flä-che an der gesamten landwirtschaftlich genutzten FläFlä-che des Landes umfasst 4,6%. Die durchschnitt-liche Flächenausstattung je Betrieb beträgt 151 ha (Bundesdurchschnitt 45,2 ha). Dies ist besonders aus ökonomischer Sicht von Bedeutung, denn hieraus erwächst für die Betriebe in Sachsen-Anhalt eine große Chance und ein erheblicher Wettbewerbsvorteil, um auf dem Ökomarkt erfolgreich beste-hen zu können.

Abb. 37 Entwicklung Ökologischer Landbau

Quelle: Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, 2011

In Sachsen-Anhalt ist ein Großteil der bundesweit tätigen Verbände des ökologischen Landbaus mit Geschäftsstellen oder Ansprechpartnern vertreten. Eine besondere Rolle spielt die