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2.3 Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen

2.3.2 Dynamik von Unternehmensgründungen

Das Gründungsgeschehen zeigt, mit welcher Dynamik in einer Region neue Akteure in den Markt eintreten und zum Aufbau eines innovativen und wettbewerbsfähigen Unternehmenssektors beitra-gen. Um Regionen hinsichtlich ihrer Gründungsdynamik zu vergleichen, wird die Gründungsintensität als „Unternehmensgründungen je 10.000 Erwerbsfähige“ dargestellt. Wie Abb. 23 zeigt, liegt die Gründungsintensität in den Jahren 2007 bis 2010 in Sachsen-Anhalt im Durchschnitt mit 29,0 Unter-nehmensgründungen je 10.000 Erwerbsfähige deutlich unter dem deutschen Durchschnitt von 40,3 Gründungen. Auch im Vergleich mit den anderen ostdeutschen Flächenländern weist Sachsen-Anhalt die geringste Gründungsintensität auf.

Das vergleichsweise schwache Gründungsgeschehen in Sachsen-Anhalt zieht sich in unterschiedlich starker Ausprägung durch fast alle Branchen und Sektoren (Abb. 23). Im Bereich der unternehmens-nahen und konsumbezogenen Dienstleistungen erreicht die Gründungsintensität in Sachsen-Anhalt nur ca. 60 % des deutschen Durchschnitts, beim Handel rund 70 %. Höhere Werte werden im Verar-beitenden Gewerbe erzielt (90 % des Bundesdurchschnitts). Einzig im Baugewerbe liegt die Grün-dungsintensität in Sachsen-Anhalt mit 118 % deutlich über der GrünGrün-dungsintensität in der Bundesre-publik.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch im High-Tech-Sektor, in dem die Gründungsintensität von Sachsen-Anhalt mit 1,9 Gründungen gegenüber von 2,7 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen bei ca. 70 % des deutschen Durchschnitts liegt.

Sozioökonomische Analyse inkl. SWOT für den EFRE, den ESF und das EPLR Sachsen-Anhalt 2014-2020

Abb. 23 Unternehmensgründungen je 10.000 Erwerbsfähige, Durchschnitt 2007-2010

29,0

Quelle: ZEW, Darstellung Prognos AG

In Sachsen-Anhalt wie auch in allen anderen Bundesländern ist die Gründungsintensität im Ver-gleich zur vorhergehenden Vierjahresperiode (2003-2006) zurückgegangen. Ursächlich hierfür ist vor allem die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise. Hinsichtlich der Intensität sind jedoch starke Unter-schiede feststellbar. So schwächte sich die Gründungsdynamik in allen ostdeutschen Flächenländern deutlich stärker als in den westdeutschen Flächenländern und in den Stadtstaaten ab.

Bei der Betrachtung der Gründungsintensität bleibt zu berücksichtigen, dass jede Gründung von einer Person abhängt, die die nötige Gründerpersönlichkeit mitbringt und die entsprechenden Rahmenbe-dingungen in der Region vorfindet. Eine Betrachtung des Gründeranteils an der Bevölkerung ergänzt daher die Einschätzung der regionalen Gründungsneigung. Der Anteil der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren, der in den letzten 3½ Jahren ein Unternehmen gründete oder eine Gründung vorberei-tete, liegt in Sachsen-Anhalt im langjährigen Mittel (1999 bis 2011) bei ca. 3,5 %.47 Im Vergleich der Bundesländer liegt Sachsen-Anhalt mit diesem Neugründeranteil an der Bevölkerung auf dem viert-letzten Platz, vor Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. Bayern hingegen weist als bestes Flächenland eine Neugründerquote von ca. 5 % auf. Die Stadtstaaten Berlin und Hamburg erreichen nochmals höhere Neugründerquoten von ca. 6 % bzw. 7,5 %.

Bei der Einschätzung der Gründungsgelegenheiten im regionalen Umfeld belegt Sachsen-Anhalt den letzten Platz unter den Bundesländern. Im langfristigen Mittel sahen 2000 bis 2011 nur ca. 11,9 % der sachsen-anhaltischen Bevölkerung in den jeweils nächsten sechs Monaten gute Möglichkeiten für

47 Brixy, Udo, Rolf Sternberg u. Arne Vorderwülbecke (2012): Global Entrepreneurship Monitor, Unterneh-mensgründungen im weltweiten Vergleich, Länderbericht Deutschland 2011.

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eine Unternehmensgründung in der Region. In mehreren westdeutschen Bundesländern liegt der ent-sprechende Anteil bei über 25 %, was die unterschiedlichen ökonomischen Realitäten in West- und Ostdeutschland widerspiegelt.

Um Aussagen über die Dynamik und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmenssektors treffen zu können, ist auch die Entwicklung des Gewerbebestands zu betrachten. Im Folgenden werden da-her die Gewerbeanmeldungen den Gewerbeabmeldungen gegenüber gestellt. Dabei werden die Neu-errichtungen und Aufgaben berücksichtigt, um aus dem Verhältnis der An- und Abmeldungen die Ent-wicklung des Gesamtbestands an Betrieben in Sachsen-Anhalt aufzuzeigen.

Abb. 24 Gewerbean- und -abmeldungen in Sachsen-Anhalt 2000 bis 2011

10.000 15.000 20.000 25.000 30.000

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Anmeldungen Abmeldungen Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland, Darstellung Prognos AG

Die Entwicklung der Gewerbean- und -abmeldungen seit 2001 lässt sich in Sachsen-Anhalt grob in drei Phasen unterteilen (Abb. 24): In den Jahren 2001 und 2002 überstiegen die Betriebsaufgaben die Neuerrichtungen. Der Gewerbebestand verringerte sich in Sachsen-Anhalt in dieser Phase. In den Jahren 2003 bis 2006 gab es hingegen jährlich deutlich mehr Neuerrichtungen als Aufgaben. Der Bestand an Unternehmen wuchs in Sachsen-Anhalt in diesem Zeitraum. In dieser Phase zeigte sich eine Spitze bei den Neuerrichtungen im Jahr 2004 sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Deutschland insgesamt. Im Gegensatz zu Sachsen-Anhalt flachten die Anmeldungen in Deutschland in den Folge-jahren jedoch weniger stark ab. Eine wesentliche Ursache der hohen Gewerbeanmeldungen in dieser zweiten Phase ist in den gesetzlichen Änderungen, speziell in der Einführung der Ich-AGs 2003 zu sehen, die bereits Mitte 2006 durch den Gründungszuschuss abgelöst wurden. In den Jahren 2007-2010 war die Lage bei den Gewerbean- und -abmeldungen, auch bedingt durch die insgesamt volatile Wirtschaftslage, in Sachsen-Anhalt unbeständiger und die Differenzen zwischen An- und Abmeldun-gen geringer. In den Jahren 2007, 2009 und 2010 überstieAbmeldun-gen in Sachsen-Anhalt die AnmeldunAbmeldun-gen die Abmeldungen leicht. 2008 wurden dagegen etwas mehr Gewerbebetriebe abgemeldet als

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meldet. Am aktuellen Rand zeigt sich für Sachsen-Anhalt eine insgesamt eher verlangsamte Dynamik:

2010 gab es sowohl weniger An- als auch Abmeldungen als in den Vorjahren.

In der Summe über den Zeitraum 2007-2010 (analog zur laufenden EFRE-Förderperiode) ergibt sich in Sachsen-Anhalt ein Verhältnis von 1,03 Neuerrichtungen pro Betriebsaufgabe. D.h. der Unterneh-mensbestand wuchs in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren minimal. Im Vergleich zu Deutschland, wo im gleichen Zeitraum 1,18 Anmeldungen auf eine Abmeldung kamen, blieb Sachsen-Anhalt damit hinter der durchschnittlichen Entwicklung zurück. Auch im Vergleich zu den ostdeutschen Flächenländern blieb Sachsen-Anhalt leicht unter dem Durchschnitt von 1,09 Gewerbeanmeldungen pro Gewerbeabmeldung.

2.3.3 Investitionstätigkeit, Kapitalausstattung und -zugang