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2.4 Verringerung von CO 2 -Emissionen, Klimaschutz

2.4.1 CO 2 -Emissionen

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die globale Erdtemperatur erhöht und wird voraussichtlich in der Tendenz weiter steigen. Die verstärkte Gletscherschmelze, der Anstieg des Meeresspiegels, zu-nehmende Wetterextreme und Katastrophen sind Folgen der voranschreitenden Erderwärmung. Der Mensch trägt u.a. durch das Verbrennen fossiler Brennstoffe, Entwaldung sowie wenig nachhaltiger Land- und Viehwirtschaft zur Erderwärmung bei. Um den Temperaturanstieg langfristig zu vermindern, müssen die CO2-Emissionen global gesenkt werden. Prinzipiell sind alle Nationen gefordert, künftig eine nachhaltige Klimapolitik anzustreben. Von Wissenschaftlern und Politik wird gefordert, den CO2 -Ausstoß weltweit von derzeit 4,5 Tonnen auf 2,0 Tonnen je Einwohner zu senken. Eine besondere Verantwortung kommt dabei den Industrienationen zu, die zum einen aufgrund der Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte die höchsten CO2-Emissionen pro Kopf aufweisen (z.B. USA, Kanada, Aust-ralien zw. 18-19,5 t/EW; Deutschland, Japan 10 t/EW77) und zum anderen auch über die Wirtschafts-kraft und das Know-how verfügen, das Wirtschafts- und Energiesystem bezüglich der Kriterien Klima-freundlichkeit und Energieeffizienz umzustrukturieren.

Mit der Zielsetzung, die Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um 40 % gegenüber 1990 zu senken und dem Beschluss des Integrierten Energie- und Klimaprogramms hat die Bundesregierung den Grund-stein für den Umstrukturierung zu einer klima- und energieeffizienten Volkswirtschaft gelegt78. Die Studie „Investitionen für ein Klimafreundlicheres Deutschland“ kommt zu dem Schluss, dass mit einer richtigen nationalen Strategie bis 2020 das Klimaschutzziel von 40 % weniger Treibhausgasemissio-nen erreicht werden kann und zudem 500.000 neue Jobs entstehen und sich das BIP um jährlich 50 Mrd. € erhöht.

Die Treibhausgas-Emissionen (CO2, CH4, N2O) beliefen sich in Sachsen-Anhalt im Jahr 2008 auf 37,3 Mio. Tonnen (CO2-Äquivalent). Mit einem Anteil von 82,7 % ist Kohlendioxid (CO2) das dominierende Treibhausgas. Weitere 12 % der Treibhausgas-Emissionen entfallen auf Methan (CH4)

und 5,4 % auf Distickstoffoxid (N2O).

Im Zeitraum 1995 bis 2008 sind die Treibhausgas-Emissionen in Sachsen-Anhalt um 9,9 % gestiegen.

Die Entwicklung in Sachsen-Anhalt verlief damit entgegen dem Bundestrend (-12,5 %). Aufgrund die-ser gegensätzlichen Entwicklung hat sich der Anteil von Sachsen-Anhalt an den nationalen Treib-hausgas-Emissionen (CO2, CH4, N2O) von 3,1 % im Jahr 1995 auf 3,9 % im Jahr 2008 erhöht.

Betrachtet man die Entwicklung der CO2-Emissionen (Quellenbilanz) im Zeitraum 1990 bis 2009 ergibt sich folgendes Bild (Abb. 44). Im Jahr 2009 lagen die CO2-Emissionen in Sachsen-Anhalt 41 % und in Deutschland 24,7 % unter dem Niveau von 1990. Damit ist sowohl in Sachsen-Anhalt als auch in Deutschland ein starker Rückgang der Emissionen zu verzeichnen. Anhand der Betrachtung der CO2 -Emissionen, die einen Großteil der Treibhausgas-Emissionen stellen, ist in Sachsen-Anhalt das Euro-pa 2020 Ziel „20 % weniger Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990“ erreicht. Für das Ziel des

77 http://www.co2-emissionen-vergleichen.de/Klimabilanz/Laendervergleich/proEinwohner/co2-vergleich-pro-Einwohner.html; Stand 02.08.2012

78 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Wachstum, Beschäftigung und Klima-schutz. Grundsatzpapier für die Investitionskonferenz des Bundesumweltministeriums Berlin, 09. Juni 2008

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Nationalen Reformprogramms „bis 2020 40 % weniger Treibhausgas-Emissionen gegenüber 1990“ ist der Zielerreichungsgrad bereits weit fortgeschritten.

Abb. 44 Entwicklung der energie- und prozessbedingten CO2-Emissionen 1990 bis 2009 (1990 = 100)

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Berechnung Prognos AG

Während die Entwicklung der CO2-Emissionen in Deutschland durch einen kontinuierlichen Rückgang der Emissionen geprägt ist, lassen sich in Sachsen-Anhalt zwei zentrale Entwicklungsphasen unter-scheiden. Im Zeitraum 1990 bis 1995 war die Entwicklung der CO2-Emissionen von einer sehr starken Abnahme geprägt. Bis 1995 hatten sich die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 fast um die Hälfte reduziert. Zurückzuführen ist dieser starke Rückgang vorrangig auf die im Zuge der politischen Wende erfolgte De-Industrialisierung Anfang der 90er Jahre. Die in dieser Phase stärkere Verwendung von emissionsärmerem Erdgas und die Reduzierung des Einsatzes der emissionsintensiven Braunkohle ist als weitere Ursache anzuführen79. Die zweite Entwicklungsphase setzte 1995 ein und zeichnet sich durch einen kontinuierlichen Anstieg der CO2-Emissionen aus. So lagen 2009 die CO2-Emissionen 9,5 % über dem Niveau von 1995. Demgegenüber sind die CO2-Emissionen in Deutschland im glei-chen Zeitraum um 8,8 % gesunken. Als eine Ursache für diese Entwicklung kann die ab Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts erfolgten Re-Industrialisierung in Sachsen-Anhalt angeführt werden.

Die hohe Zielerreichung des Landes Sachsen-Anhalt bei den europäischen und nationalen Zielen zur Reduktion der CO2-Emissionen ist damit vorrangig auf dem strukturellen Umbruch Anfang bis Mitte

79 Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt (2009): Struktur und Entwicklung der energiebe-dingten Co2-Emissionen des Landes Sachsen-Anhalt

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der 90er Jahre zurückzuführen. Der im Vergleich zu Deutschland geringere Rückgang der CO2 -Emissionen in Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren sowie die in Sachsen-Anhalt höheren CO2 -Emissionen pro Kopf (2009: Sachsen-Anhalt 11,4 Tonnen/Einwohner; Deutschland 9,0 Ton-nen/Einwohner) weisen darauf hin, dass auch in Sachsen-Anhalt in den nächsten Jahren aktiv Maß-nahmen zu befördern sind, die zur Verringerung der CO2-Emissionen führen.

Im Jahr 2009 waren in Sachsen-Anhalt 35,5 % der CO2-Emissionen des Primärenergieverbrauchs auf den Energieträger Braunkohle zurückzuführen (Abb. 45). Jeweils rund 30 % entfielen auf die Energie-träger Erdgas und Mineralölprodukte. Die im Bundesvergleich überdurchschnittlich hohen Treibhaus-gas-Emissionen je Einwohner in Sachsen-Anhalt sind auch auf den vergleichsweise hohen Anteil der Braunkohle zurückzuführen.

Gegenüber 1990 haben sich deutliche Verschiebungen zwischen den Energieträgern ergeben. Mit einem Anteil von 72,9 % war 1990 die Braunkohle der dominierende Energieträger. Gleichzeitig ist der Abb. 45 zu entnehmen, dass die zentralen Strukturveränderungen bis 1995 erfolgten und somit hauptsächlich das Resultat des wirtschaftlichen Umbruchs im Zuge der politischen Wende sind.

Abb. 45 CO2-Emissionen aus dem Primärenergieverbrauch in Sachsen-Anhalt nach Energieträgern 1990 bis 2009

Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Berechnung Prognos AG

Betrachtet man die CO2-Emissionen nach Hauptemittenten so wurden 2009 rund 49 % der Emissio-nen durch das Verarbeitende Gewerbe verursacht, gefolgt von dem Sektor Haushalte, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit 34 % und dem Verkehrssektor mit 17 %.

Im Verkehrssektor ist der Straßenverkehr eine wesentliche Quelle für das klimaschädliche Treibhaus-gas. Deutschlandweit war der Straßenverkehr im Jahr 2009 für mehr als 80 % der CO2-Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich. Ein Vergleich des Umweltbundesamtes zu den spezifischen CO2 -Emissionen von Lkw, Bahn und Binnenschiff verdeutlicht, dass der Lkw-Transport mit Emission von

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99,4 g/tkm (Tonnenkilometer) gegenüber der Bahn mit 29 g/tkm sowie dem Binnenschiff mit 33,8 g/tkm diesbezüglich mit Abstand die ungünstigste Umweltbilanz ausweist.80

Verkehr und Logistik stellen insofern eine wichtige Stellschraube zur Reduzierung der CO2 -Emissionen dar. Bestehende Minderungspotentiale sind allerdings nur mit einer umfassenden und abgestimmten Strategie zu realisieren, die im Rahmen des IVS-Rahmenplans mit einem Maßnah-menbündel zur CO2-Minimierung im integrierten Verkehrssystem umgesetzt werden soll.