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Erkrankungen der Nebennieren des Frettchens

Im Dokument Computertomographie bei Heimtieren (Seite 52-55)

C. Für die Dissertation bedeutsame Organerkrankungen

13. Erkrankungen der Nebennieren des Frettchens

Nebennierenrindenerkrankungen werden gehäuft bei Tieren mittleren Alters und älteren Tieren beobachtet (ROSENTHAL 1997). NEUWIRTH et al. (1995) können mittels Ultraschalluntersuchung Zysten in einer Nebenniere darstellen. WEISS et al. (1999) weisen bei 20 (36%) von 56 Frettchen mit Hyperadrenokortizismus Zysten mit grünem wachsartigen Inhalt innerhalb der Tumorkapsel nach. Diese Zysten treten nur innerhalb rechtsseitiger Nebennierentumoren auf. KAWASAKI (1992) berichtet, daß es sich in 30% bis 80% der Nebennierentumoren beim Frettchen um Pheochromozytome handelt. In einer retrospektiven Studie aus der Veterinary Medical Data Base (XIANTANG et al. 1998) über das Auftreten von Tumoren beim Frettchen werden 39,7% von 574 Tieren als Tumoren des endokrinen Systems registriert, 16,7% sind Tumoren der Nebennieren. Sie stellen damit die in dieser Studie nach den Insulinomen (21,7%) und vor den Lymphomen (11,9%) zweithäufigst vorkommenden Neoplasien beim Frettchen. Als proliferative Erkrankungen der Nebennierenrinde werden die Nebennierenrindenhyperplasie, das Adenom und das Adenokarzinom voneinander unterschieden. In einer Untersuchung von WEISS et al. (1999)

von 56 wegen Nebennierenrindenüberfunktion laparotomierter Frettchen zeigen 38 (68%) beidseitige Nebennierentumoren bzw. Hyperplasien. NEUWIRTH et al. (1995) stellen fest, daß eine diffuse Nebennierenrindenhyperplasie im histologischen Präparat zumeist in einer Verdickung der Zona faszikulata deutlich wird. Noduläre Hyperplasien hingegen lassen sich fokal oder multipel in allen drei Rindenzonen verstreut histologisch nachweisen. WAGNER und DORN (1994) halten die Zona reticularis als zumeist ursprünglich für die Entstehung des Tumors verantwortlich. NEUWIRTH et al. (1995) untersuchen Nebennieren von 24 klinisch gesunden Frettchen (23 davon kastriert, 1 nicht kastriert), die makroskopisch unauffällig sind histologisch, und stellen bei 9 Tieren eine bilaterale Hyperplasie, bei 4 Frettchen eine einseitige Hyperplasie mit normaler kontralateraler Nebenniere fest. Bei 11 Tieren sind histologisch keine Veränderungen an den Nebennieren nachweisbar. Sie gehen davon aus, daß sich Hyperplasien der Nebennierenrinde nur histologisch nachweisen lassen, während Adenome und Adenokarzinome von normalen Nebennieren auch makroskopisch und mit bildgebenden Verfahren wie der Ultraschalluntersuchung als vergrößert darzustellen sind. In ihrer Untersuchung gleicht das Gewebe der zusätzlich gefundenen Nebennieren in der histologischen Untersuchung den hyperplastischen knotigen Strukturen der pathologisch veränderten Nebennieren. Die Zubildungen können mitunter die Wand der V. cava durchbrechen und in den Blutstrom hineinwachsen (ACKERMANN et al. 1994). Hierfür ist insbesondere die rechte Nebenniere prädisponiert, da sie der V. cava häufig direkt anliegt.

Nach ROSENTHAL (1994) ist zumeist die linke Nebenniere pathologisch verändert, bei 10%

der Tiere mit Hyperadrenokortizismus sind beide Nebennieren betroffen. BROWN (1992) stellt fest, daß 75 % bis 90 % der Nebennierentumoren beim Frettchen in der linken Nebenniere zu finden sind. NEUWIRTH et al. (1993) berichten in einer Studie von 7 Frettchen mit Nebennierenrindentumoren von drei Tieren mit Nebennierenkarzinomen, die binnen 2 bis 16 Monaten Metastasen entwickelten und euthanasiert werden, während die Tiere mit Nebennierenadenomen binnen 3-7 Monaten keine Metastasen zeigen. WAGNER und DORN (1994) beschreiben den Fall der Metastasierung eines Nebennierentumors in die Leber. KEMMERER (1998) stellt fest, daß einige Frettchen nach unilateraler linksseitiger Adrenalektomie eine hohe Rezidivrate bezüglich Tumorentstehung in der rechten Nebenniere innerhalb von zwei Jahren post operationem haben. WEISS et al. (1999) kommen in einer Untersuchung von 56 Frettchen mit bilateraler Nebennierenrindenüberfunktion zu dem Ergebnis, daß 32% dieser Tiere zunächst einseitig betroffene Nebennieren aufweisen und im Mittel elf Monaten nach Extirpation die kontralaterale Nebenniere eine Überfunktion zeigt. Die Ursachen für die Entstehung von

Nebennierentumoren beim Frettchen sind noch nicht abschließend geklärt. Von NEUWIRTH et al. (1993) wird vermutet, daß die Ursache für eine Nebennierenrindenhyperplasie beim Frettchen anders als beim Hund nicht in einer hypophysären Neoplasie zu suchen ist.

Vielmehr halten sie die Hyperplasie der Nebennierenrinde für die Vorstufe einer Neoplasie.

ROSENTHAL (1997) verweist darauf, daß die Frühkastration für die Entwicklung von steroidhormonproduzierenden Neoplasien der Nebennieren verantwortlich zu machen ist, da in Studien von frühkastrierten Mäusen von FEKETE (1941) und MURTHY (1970) ein solcher Zusammenhang bei verschiedenen Linien nachgewiesen werden konnte. ROSENTHAL et al.

(1993) untersuchen 50 Frettchen mit Nebennierentumoren und/oder Hyperplasien der Nebennieren, nur ein Frettchen war nicht kastriert. TURNER und BAGNARA (1976) vermuten, daß die Nebennieren Reste von embryonalem Keimdrüsengewebe enthalten. Da sich die Ovarien und Nebennieren beide aus der Urogenitalleiste entwickeln, besteht der Verdacht, daß einige Zellen des Keimdrüsengewebes während der Embryonalentwicklung in die Nebennieren einwandern und dort auf einen Reiz hin in der Lage sind, neoplastisch zu entarten. Ein möglicher Reiz wäre die Frühkastration und die damit verbundene ungebremste Produktion von Gonadotropinen durch die Hypophyse beim jungen Tier (TURNER u. BAGNARA 1976). Die FSH Konzentration ist bei ovariektomierten Frettchen während der Ranz annähernd fünf mal so hoch wie bei nicht kastrierten Tieren in der Ranz (DONOVAN et al. 1983). Dies ist wie auch die beobachtete Saisonalität im Ablauf der klinischen Symptomatik ein Hinweis auf eine Gonadotropinabhängigkeit der Erkrankung.

Nach NEUWIRTH et al. (1993) sind die klinischen Anzeichen einer Nebennierenerkrankung der Gewichtsverlust, bilateral symmetrische Alopezie, Schwellung der Vulva, Juckreiz, Polydipsie, Polyurie, Schwäche, und angestrengte Atmung. Klinisch auffällig wird die Nebennierenerkrankung bei vorhandenem Hyperadrenokortizismus. Dieser Begriff beschreibt den Zustand übermäßiger Hormonproduktion der Nebennierenrinde.

ROSENTHAL und PETERSON (1996a) zufolge zeigen Frettchen mit Nebennierenerkrankungen erhöhte Serumkonzentrationen einiger Steroidhormone. Sie stellt fest, daß ein Nachweis von Androstendion, Dehydroepiandrosteron, Oestradiol und 17-Hydroxyprogesteron die Diagnose eines hormonell aktiven Nebennierentumors sichert.

Erhöhte Cortisol-Kreatininverhältnisse im Urin bei an Nebennierentumoren erkrankten Frettchen werden von GOULD et al. (1995) beschrieben. Es liegt jedoch nur ein Fall von signifikant erhöhten Basiscortisolwerten bei einem Frettchen mit Hyperadrenokortizismus vor (FOX et al. 1987).

Über 90% der Frettchen zeigen Haarverlust. Er tritt im allgemeinen symmetrisch auf, beginnt am Rumpf, Schwanz oder in den Flanken, um sich auf Bauch, Rücken und an den Seiten auszubreiten. ROSENTHAL (1997) berichtet, daß über 33% der Tiere mit Neoplasien der Nebennierenrinde Juckreiz zeigen, nur wenige Tiere zeigen Juckreiz ohne gleichzeitigen Haarverlust. Der progressive Haarverlust beginnt nach ROSENTHAL (1997) typischerweise im Spätwinter oder im Frühjahr am Schwanz des Tieres und schreitet unter Umständen bis zur vollkommenen Haarlosigkeit nach kranial fort. Gelegentlich kommt es zum Nachwachsen der Haare im folgenden Herbst, jedoch folgt in solchen Fällen zumeist im nächsten Frühjahr eine erneute Periode des Haarverlustes. Diese Periodik wird häufig über den Zeitraum von 2-3 Jahren beobachtet (ROSENTHAL 1997). Oestrogenproduzierende Tumoren der Nebennierenrinde führen bei kastrierten Tieren zu Anzeichen des Oestrus (CHESTERMAN u. POMERANCE 1965). Die Tiere zeigen Anhänglichkeit mit Belecken der Kontaktperson und Nestbauverhalten. Kastrierte Fähen zeigen zu 70% eine Vulvavergrößerung mit teilweise gleichzeitigem Ausfluß (ROSENTHAL 1997). Im Zusammenhang mit dem durch den Nebennierentumor hervorgerufenen Hyperöstrogenismus werden weitere pathologische Erscheinungen festgestellt, wie beim weiblichen Tier die Hydrometra oder die Pyometra.

Männliche Tiere werden laut ROSENTHAL (1997) mit Dysurie oder vollständiger Blockade der harnableitenden Wege aufgrund von zystischen oder hyperplastischen Veränderungen der Prostata vorgestellt. Grundsätzlich kann auch eine aplastische Anämie aufgrund des Hyperöstrogenismus entstehen, sie wird jedoch seltener als bei der Dauerranzigkeit beobachtet. Neben der Anämie wird auch eine Leukopenie, Lymphopenie, Eosinopenie und Thrombozytopenie im Zusammenhang mit dem Auftreten von Nebennierentumoren beobachtet (NEUWIRTH et al. 1993). Blutchemische Untersuchungen ergeben gelegentlich einen erhöhten ALT-Wert (ROSENTHAL 1997). NEUWIRTH et al. (1993) berichten bei 7 von sieben untersuchten Frettchen mit Nebennierentumoren von einer Hypoproteinämie, bei sechs von einer Hypalbuminämie und bei fünf Tieren von einer Hypocalzämie.

Differentialdiagnostisch zum Hyperadrenokortizismus kommen nach ACKERMANN et al.

(1994) neben der Manifestation von Parasiten und Pilzen die Hypothyreose, der Hyperöstrogenismus, Somatostatinmangel und Lebererkrankungen in Frage.

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