• Keine Ergebnisse gefunden

Anatomie und Physiologie des Nagergebisses

Im Dokument Computertomographie bei Heimtieren (Seite 28-33)

B. Anatomie und Physiologie der bei der Anfertigung der Dissertation

2. Anatomie und Physiologie des Nagergebisses

Die annähernd 1700 Arten von Nagern stellen die Hälfte aller Säugetiere unserer Welt. Die Ordnung der Rodentia wird in die drei Unterordnungen Sciuromorphe, Myomorphe und Hystricomorphe unterteilt. Die Unterscheidung beruht im wesentlichen auf dem unterschiedlichen Ursprung des M. masseter. Das Gebiß der Mehrzahl der Nagetiere ist monophyodont, d.h. es treten keine Milchzähne auf. Alle Nagetiere sind Simplicidentata. Sie weisen nur ein Paar Schneidezähne im Oberkiefer auf (SHIPP u. FAHRENKRUG 1992). Die Canini fehlen, es besteht ein großes Diastema zwischen den Incisivi und den Backenzähnen.

Alle Nagetiere tragen sechs obere und sechs untere entweder wurzellose oder bewurzelte Molaren, während die Anzahl der Prämolaren artabhängigen Schwankungen unterliegen (CARPENTER u. KOLMSTETTER 1997). Die Zähne unterscheiden sich in ihrer Form voneinander, damit liegt ein heterodontes Gebiß vor (HÄUPL u. WUNDERER 1958). Alle vier Schneidezähne besitzen eine apikal weit offene Pulpa, so daß ein permanentes Wachstum des Zahnes besteht. Diese Zähne sind somit hypsodont. Sie werden seit kurzem auch als elodont bezeichnet, da sich Zeit Lebens keine Wurzel ausbildet (KERTESZ 1993). Der Oberkiefer der Nager ist im Gegensatz zum Kaninchen schmaler als der Unterkiefer, um so der Kaumuskulatur mehr Platz zu geben (BROWN u. ROSENTHAL 1997). Der Zahnschmelz ist zumeist pigmentiert. Gesunde Nagetierincisivi sind mit Ausnahmen von gelb/orangem Zahnschmelz umgeben. Auf der lingualen Seite der Schneidezähne fehlt der Zahnschmelz.

Die Position ihrer Apices variiert je nach Tierart. Die medialen Einfaltungen der Haut im Bereich des Diastema sind von Bedeutung, da sie die Mundöffnung besonders beim

Meerschweinchen und Chinchilla massiv einengen und die adspektorische Untersuchung der Mundhöhle erschweren. Hamster besitzen innere Backentaschen, verschiedene andere Nager äußere fellbegrenzte Taschen nahe der Mundöffnung (WIGGS u. LOBPRISE 1997).

b) Funktionsweise des Nagergebisses

Nagetiere nutzen ihre Schneidezähne vorwiegend in einer vertikalen Bewegung (WIGGS u.

LOBPRISE 1995). Sie zerkleinern ihre Nahrung mit den Incisivi durch sogenanntes Benagen. Die Mahlbewegung der Backenzähne erfolgt durch rostrokaudales Verschieben des Unterkiefers (HÄUPL u. WUNDERER 1958). Ratten und Hamster sind eher graminivor als die herbivoren Chinchillas und Meerschweinchen. Die Graminivorendiät ist energiekonzentrierter und rohfaserärmer. Sie muß deshalb vor dem Schlucken nicht so stark zerkleinert zu werden, wie die Diät der herbivoren Spezies. Das spiegelt sich in der unterschiedlichen Anatomie und Physiologie des oberen Verdauungstraktes der verschiedenen Spezies wider. Die Backenzähne der graminivoren Spezies sind in ihrer Anzahl und Größe im Vergleich zu denen der herbivoren vermindert. Ratten und Hamster haben brachyodonte Molaren, welche ihr Wachstum nach der Eruption und der Okklusion mit dem Gegenüber einstellen. Eine Wurzel ist ausgebildet, während die Backenzähne der herbivoren Spezies zeitlebens wachsen ohne eine Wurzel zu bilden (BROWN u.

ROSENTHAL 1997).

c) Gebiß des Meerschweinchens

Meerschweinchen (cavia porcellus) sind echte Herbivoren. Das Gebiß des Meerschweinchen ist darauf ausgelegt, feste faserige Substanzen aufzunehmen und zu zerkleinern (CROSSLEY 1995a). Da diese Substanzen verhältnismäßig energiearm sind, müssen sie in großer Menge aufgenommen und stark zerkleinert werden, um den Energiehaushalt zu decken. Die Zähne des Meerschweinchens weisen deshalb im Vergleich zu den Graminivoren auch eine große Kaufläche auf (CROSSLEY 1995a).

Zahnformel des Meerschweinchens:

Milchgebiß: variabel

Bleibendes Gebiß: = 20 Zähne

1I 1P 3M 1I 1P 3M

Meerschweinchen haben ein deciduierendes Gebiß, welches schon fetal wechselt (HABERMEHL 1975). Die Milchmolaren des Meerschweinchens werden in unregelmäßiger Anzahl angelegt und können FRIANT (1932) zufolge intrauterin durch Kaubewegungen abgenutzt werden. Dies ist der Grund für die Uneinigkeit, Meerschweinchen als diphyodont einzustufen oder nicht. Die Prämolaren und Molaren des Meerschweinchens sind wie seine Incisivi aradikulär hypsodont, d.h. elodont (WIGGS u. LOBPRISE 1995). Die Apices der Oberkieferschneidezähne des Meerschweinchens reichen bis zur mesialen Seite des ersten Backenzahnes. Ihr mandibuläres Pendant reicht an der lingualen Seite bis zur Höhe des zweiten Backenzahnes (WIGGS u. LOBPRISE 1997). Der Zahnschmelz der Incisivi der Meerschweinchen ist entgegen der Regel nicht pigmentiert, der Zahn erscheint dadurch weiß (BROWN u. ROSENTHAL 1997). Meerschweinchen haben extrem stark gebogene Backenzähne, um die starke Anisognathie zwischen dem Ober- und Unterkiefer auszugleichen. Daraus resultiert eine Winkelung der Okklusionsfläche von ca. 30° zur horizontalen (CROSSLEY 1995a). Die Oberkieferbackenzähne sind bukkal und die des Unterkiefers lingual gebogen (WIGGS u. LOBPRISE 1995). Auch der rostrokaudale Winkel der beiden Unter- und Oberkieferzahnleisten untereinander verläuft auffällig stark divergierend (BROWN u. ROSENTHAL 1997). Die Okklusionsfläche der Backenzähne läuft in ihrer kaudalen imaginären Verlängerung direkt durch das Temporomandibulargelenk, in ihrer rostralen verläuft sie durch die Schneidezahnspitzen (CROSSLEY 1995a). Das Dentingebilde der Backenzähne weist drei prismenartigen Platten auf, von denen die mittlere die schmächtigste ist (HÄUPL u. WUNDERER 1958). Diese Platten, die in Zickzackfalten eng zusammenliegen (SHIPP u. FAHRENKRUG 1992) stehen durch dünne Zahnbeinbrücken miteinander in Verbindung. Die junge apikale Pulpahöhle haben die Schmelzlamellen gemeinsam, während die älteren Abschnitte durch Sekundärdentin voneinander getrennt werden. Dem Schmelz aufgelagerter faserreicher Zement, die sogenannten Zementperlen, unterstützen das Periodontium in seiner Haltefunktion (HÄUPL u. WUNDERER 1958). Das Temporomandibulargelenk besteht in seinem temporalen Anteil aus einer rostrokaudal verlaufenden rinnenförmigen Gelenkfläche (CROSSLEY 1995a).

d) Gebiß des Chinchillas

Chinchillas (chinchilla laniger) sind echte Herbivoren. Das Gebiß des Chinchillas ist deshalb darauf ausgelegt, feste faserige Substanzen zu zerkleinern. Da diese Substanzen verhältnismäßig energiearm sind, müssen sie wie auch beim Meerschweinchen in größerer Menge aufgenommen werden. Die Zähne weisen hier ebenfalls eine im Verhältnis zu den

Graminivoren große Kaufläche auf. Chinchilla sind monophyodont (CROSSLEY 1995a).

Zahnformel des Chinchillas:

Milchgebiß: keines!

Bleibendes Gebiß: = 20 Zähne

1I 0C 1P 3M 1I 0C 1P 3M

Die Prämolaren und Molaren des Chinchillas sind wie seine Incisivi aradikulär hypsodont, d.h. elodont (CROSSLEY et al. 1998). Die Zahnreihen divergieren stark von rostral nach kaudal (CROSSLEY 1995a). Schneidezähne des Chinchillas wachsen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 6-8 cm/Jahr. Die Oberkieferincisivisockel des Chinchillas reichen über die Hälfte des Diastemas, die des Unterkiefers bis zum ersten bis zweiten Prämolaren (WIGGS u. LOBPRISE 1997). Der Unterkiefer des Chinchillas kann sehr weit nach rostral vorgeschoben werden, ohne daß dabei in der maximalen rostralen Position das Temporomandibulargelenk subluxiert ist. Die Okklusionsfläche der Backenzähne des Chinchillas ist horizontal ausgerichtet (CROSSLEY 1995a).

e) Gebiß der Ratte

Die Wanderratte (rattus norvegicus) ist graminivor. Das Gebiß der Ratte ist an eine Ernährung mit Samen und Knollen angepaßt. Typisch für diese Nahrung ist ein hoher Energiegehalt und ein geringer Zerkleinerungsbedarf bei gleichzeitig weniger zahnabnutzenden Inhaltsstoffen. Die Ratte hat ein monophyodontes Gebiß (CROSSLEY 1995).

Zahnformel der Ratte:

Milchgebiß: keines

Bleibendes Gebiß: = 16 Zähne

1I 3M 1I 3M

Die Anzahl der Zähne ist stark reduziert, Prämolaren fehlen. Die Incisivi brechen im Alter von

acht bis zehn Tagen durch und der erste Molar erscheint mit 18 Tagen. Der zweite Molar erscheint mit 21 und der dritte mit 35 Tagen. Ihre Schneidezähne sind elodont (aradikulär hypsodont) und die Backenzähne sind brachyodont. Die Sockel der Oberkieferincisivi der Ratte überragen zwei Drittel des Diastema, während die des Unterkiefers bis zum letzten Molar reichen (WIGGS u. LOBPRISE 1997). Die Unterkieferäste sind nicht starr miteinander verbunden. Die Spitzen der Unterkieferincisivi können leicht durch das Zusammendrücken der Unterkieferäste gegeneinander bewegt werden, so daß zwischen ihnen ein kleiner Spalt entsteht (FLECKNELL 1990). Die Molaren werden im Laufe der Zeit abgenutzt. Sie stellen ihr Wachstum nach vollständigem Ausbruch und bei Kontaktaufnahme mit dem Gegenüber ein (CROSSLEY 1995a). Ihre Okklusionsfläche zeigt zahnschmelzbedeckte Höcker sowie unbedeckte Fissuren und Grade. Die Kronenhöhe ist verhältnismäßig gering (SHIPP u.

FAHRENKRUG 1992). Die Kaubewegung der Backenzähne ergibt sich im Wesentlichen durch vertikale und rostrokaudale Bewegungen des Unterkiefers, bei maximal möglichem physiologischen Vorschub des Unterkiefers entsteht eine Subluxation des Temporomandibulargelenkes. Die Unter- und Oberkieferzahnreihen liegen parallel zueinander (CROSSLEY 1995a).

3. Anatomie des Ohres der Heimtiere a) Anatomie des Mittelohres

Die knöcherne Grundlage des Mittelohres bildet die Pars tympanica der Felsenbeinpyramide mit ihrer Paukenhöhle, dem Cavum tympani. Zum Mittelohr gehören die die Paukenhöhle vom Trommelfell zum Innenohr überbrückenden Gehörknöchelchen Hammer, Amboß und Steigbügel. Die Tuba auditiva verbindet die Paukenhöhle mit der Rachenhöhle, über die Tuba auditiva dringt Atemluft ein. Das Mittelohr steht über das Trommelfell mit dem äußeren Ohr in Verbindung und über das Fenestra vestibuli und das Fenestra cochleae mit dem Innenohr (SEIFERLE 1984).

b) Anatomie des Innenohres

Das innere Ohr besteht aus einem membranösen Hohlorgan, das sowohl die Rezeptoren für den Gleichgewichtssinn, als auch die Empfänger für den Gehörsinn enthält, dem häutigen Labyrinth sowie aus der vom Os petrosum gelieferten Knochenkapsel, dem knöchernen Labyrinth. Zwischen diesen beiden Anteilen liegen die mit Periost ausgekleideten und mit Flüssigkeit gefüllten perilymphatischen Räume, welche über den Aquaeductus cochleae und den Aquaeductus vestibuli mit dem Cavum leptomeningeum der Schädelhöhle in Verbindung stehen (SEIFERLE 1984).

Im Dokument Computertomographie bei Heimtieren (Seite 28-33)