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2.2.1 Erkrankungen des Harnapparates beim Zwergkaninchen

a) Urolithiasis: Beim Kaninchen kommen Steine sowohl in der Niere als auch in den ableitenden Harnwegen (Ureter, Harnblase, Urethra) vor. Häufig ist auch Harngrieß zu beobachten. Die Ursachen für eine Grieß- oder Steinbildung beim Kaninchen sind noch nicht vollständig geklärt, aber die Besonderheiten des Kal-ziumstoffwechsels spielen hier sicherlich eine bedeutende Rolle (vgl. Kap. 2.1.1).

Klinisch werden die Tiere meist wegen eines gestörten Allgemeinbefindens vor-gestellt, nur in einigen Fällen sind spezifische Symptome wie Hämaturie, Strang-urie oder AnStrang-urie vorhanden. Seltener kann auch durch die Reizung der Blasen-wand gleichzeitig eine Zystitis entstehen. Bei Harnsteinen gilt die operative Ent-fernung als Therapie der Wahl. Bei Harngrieß entstehen nur selten klinische Symptome. Die Therapie besteht ggf. in Infusionen und dem manuellen Entleeren der Blase, sicherer ist die Hydropropulsion (mittels in die Harnblase verbrachtem Katheter wird der Harngrieß ausgespült (FEHR 1997)). Falls gleichzeitig eine Bla-senentzündung vorliegt, sollte ein Antibiotikum verabreicht werden. Prophy-laktisch kann eine Futterumstellung auf rohfaserreiches Futter versucht werden (LEE et al. 1978, ISENBÜGEL u. FRANK 1985, MAYRHOFER u. PFEIL 1985, GARIBALDI et al. 1987, FEHR 1990, KAMPHUES 1991, GÖBEL 1993, PUMP 1993, HILLYER 1994, HARKNESS u. WAGNER 1995, FEHR 1997, PAUL-MUR-PHY 1997, HARCOURT-BROWN 1998, EWRINGMANN u. BELZNER 1999, THIELE u. FEHR 1999, REDROBE 2000, RAPPOLD 2001).

b) Zystitis: Tiere mit einer Blasenentzündung werden, ähnlich wie Tiere mit Harn-steinen (zum Teil treten diese Erkrankungen auch gekoppelt auf), meistens mit einem gestörten Allgemeinbefinden vorgestellt. Die Tiere reagieren in der Blasen-gegend schmerzhaft bei Palpation und zeigen meistens ein durch Urin feuchtes Fell. Zum Teil bemerken die Besitzer Harnträufeln oder Schwierigkeiten beim Harnabsatz. Therapeutisch wird ein Antibiotikum verabreicht. Falls gleichzeitig Harnsteine vorliegen, müssen diese chirurgisch entfernt werden (LÖLIGER 1986,

Literaturübersicht

BERGHOFF 1989, GÖBEL 1993, HARKNESS u. WAGNER 1995, SCHALL 1995, FLECKNELL 1997, EWRINGMANN u. BELZNER 1999, REDROBE 2000).

c) Niereninsuffizienz: Während die Tiere bei der akuten Niereninsuffizienz meistens in sehr schlechter Verfassung, oftmals sogar in Seitenlage vorgestellt werden, bleibt die chronische Niereninsuffizienz sehr lange unerkannt und kann ein Zufallsbefund bei einer Blutuntersuchung sein. Erst in einem weit fort-geschrittenen Stadium führt auch die chronische Form zu klinischen Symptomen, meistens Polydipsie und Polyurie. Die Therapie besteht bei beiden Formen in In-fusionen und der Gabe von Antibiotika. Die Prognose ist bei der akuten Form wesentlich besser als bei der chronischen (HILLYER 1994, PAUL-MURPHY 1997, HARCOURT-BROWN 1998, EWRINGMANN u. BELZNER 1999, REDROBE 2000).

d) Nierenzysten: Bei älteren Tieren treten relativ häufig Nierenzysten auf, die sich fast ausschließlich in der Rinde befinden und nicht zu klinischen Symptomen füh-ren. Die Größe der einzeln oder zahlreich auftretenden Zysten liegt zwischen 1 und 3 mm (LÖLIGER 1986, PAUL-MURPHY 1997, REDROBE 2000).

e) Nierenkalzinose: Bei einer Überversorgung mit Kalzium kann es zu Kalkablage-rungen in der Nierenrinde sowie in den Arterien und der Herzmuskulatur kommen.

Obwohl die Nieren später leicht vergrößert sind und die Oberfläche höckrig wird, sind klinische Symptome selten (LÖLIGER 1986).

2.2.2 Erkrankungen des Geschlechtsapparates beim weiblichen Kaninchen a) Adenokarzinom des Uterus: Bei älteren Kaninchen (über 3 Jahre) tritt sehr

häu-fig ein Adenokarzinom des Uterus auf. Über 60% der über vierjährigen Tiere sind davon betroffen, bei einigen Rassen sind auch höhere Zahlen bekannt. Es han-delt sich um den häufigsten Tumor bei weiblichen Kaninchen. Das Adeno-karzinom führt erst relativ spät zu klinischen Symptomen. Dann liegt meist eine Störung des Allgemeinbefindens vor mit blutigem Ausfluß bzw. Hämaturie, zum

der Zucht eingesetzt werden, bemerkt man oft schon vorher eine abnehmende Fruchtbarkeit und kleinere Würfe. Der Tumor kann schon relativ frühzeitig auf das Myometrium und das Peritoneum übergehen; Metastasen in Lunge, Leber und den Knochen werden nach ca. ein bis zwei Jahren beobachtet. Ob ein Zu-sammenhang mit früheren Trächtigkeiten oder Scheinträchtigkeiten besteht, ist noch nicht geklärt. Die Therapie besteht in einer Ovariohysterektomie (SQUIRE et al. 1978, LÖLIGER 1986, GARIBALDI et al. 1987, HILLYER 1994, HARKNESS u.

WAGNER 1995, WENZEL u. ALBERT 1996, FLECKNELL 1997, PAUL-MURPHY 1997, SOMMERVILLE 1998, HARCOURT-BROWN 1998, REDROBE 2000).

b) Uterine Hyperplasie: Die klinischen Symptome einer Hyperplasie sind den ersten Anzeichen eines Adenokarzinoms sehr ähnlich. Die Beziehung zwischen den beiden Erkrankungen ist noch nicht eindeutig geklärt. Wie beim Adeno-karzinom kommt es neben blutigem Ausfluß zu einer Störung des Allgemein-befindens, eventuell auch zu Verhaltensauffälligkeiten (Aggressivität). Da die Abgrenzung zu einem Adenokarzinom schwierig ist, sollte eine Ovariohyster-ektomie durchgeführt werden. Nach einer Operation ist die Prognose sehr gut (HILLYER 1994, REDROBE 2000).

c) Hydrometra: Ungedeckte Tiere können eine Hydrometra entwickeln. In den Uterushörnern sammelt sich seröse Flüssigkeit. Die klinischen Symptome sind sehr unspezifisch (Apathie, Anorexie, vergrößertes Abdomen). In einigen Fällen wird eine Hydrometra erst als Zufallsbefund bei einer Ovariohysterektomie ent-deckt (CRUISE u. BREWER 1994, PAUL-MURPHY 1997, REDROBE 2000).

d) Pyometra: Bei einer Pyometra fällt meist ein vergrößerter Bauch, eitriger Vagi-nalausfluß, Anorexie sowie Apathie auf. Normalerweise werden Pasteurellen oder Staphylokokken nachgewiesen. In leichten Fällen kann versucht werden, die Pyometra mit einem Antibiotikum zu behandeln, in den meisten Fällen ist die Ovariohysterektomie das Mittel der Wahl (PAUL-MURPHY 1997, REDROBE 2000).

Literaturübersicht

2.2.3 Erkrankungen des Harnapparates beim Meerschweinchen

a) Urolithiasis: Die genauen Ursachen für Harnsteine beim Meerschweinchen sind noch ungeklärt, doch ist davon auszugehen, daß die Besonderheiten des Kalzi-umstoffwechsels (vgl. Kapitel 2.1.2) eine Prädisposition dieser Tiere mit sich brin-gen. Eine kalziumreiche und rohfaserarme Fütterung erhöhen daher das Urolithi-asis-Risiko. Steine können in der Niere, den Harnleitern, der Blase oder der Harn-röhre sitzen. Klinisch werden die Tiere häufig mit unspezifischen Störungen des Allgemeinbefindens vorgestellt, spezifische Symptome, wie zum Beispiel harnver-schmiertes Fell, Harnabsatzstörungen oder Hämaturie werden relativ selten be-obachtet. Harnsteine können als Folge einer Zystitis auftreten. Therapeutisch ist die chirurgische Entfernung des Steines das Mittel der Wahl. Prophylaktisch sollte eine Umstellung des Futters auf rohfaserreiches und frisches Futter erfolgen (ISENBÜGEL u. FRANK 1985, GÖBEL 1993, QUESENBERRY 1994, HAR-KNESS u. WAGNER, 1995, FEHR u. RAPPOLD 1997, EWRINGMANN u. BELZ-NER 1999, HAMEL 2000, RICHARDSON 2000a). Weibliche Tiere neigen beson-ders zu Harnröhrensteinen (FEHR u. RAPPOLD 1997).

b) Zystitis: Blasenentzündungen treten meistens bei ausgewachsenen weiblichen Tieren auf und sind wahrscheinlich durch die anatomische Nähe von Anus und Urethra bedingt. Sie verlaufen meistens chronisch und ohne klinische Anzeichen.

Eine reine Blasenentzündung kann mit systemischer Antibiose behandelt werden.

Als Ursache für eine Zystitis kommen u.a. Harnsteine in Frage. Liegen ursächlich Steine vor, so müssen diese entfernt werden (QUESENBERRY 1994, EWRINGMANN u. BELZNER 1999, HAMEL 2000).

c) Nierenkalzinose: Durch eine erhöhte Kalziumaufnahme mit der Nahrung kann es zu Kalkablagerungen in der Magenwand, dem Myokard, den Nieren und der Kolonwand kommen. Vor allem die Ablagerungen im Magen-Darm-Trakt führen zu klinischen Symptomen in Form von Inappetenz und plötzlichen Todesfällen.

Eine spezifische Therapie ist nicht möglich (BRANDT 1972).

2.2.4 Erkrankungen des Geschlechtsapparates beim weiblichen Meerschweinchen

a) Ovarialzysten: Die Ätiologie von Ovarialzysten ist unklar, doch ist ihre Inzidenz bei Tieren mit einem Alter von mehr als eineinhalb Jahren häufig. Bei einzeln ge-haltenen Tieren liegt sie um 90%. Ovarzysten gehen meistens nicht mit klinischen Symptomen einher und bilden nur einen Nebenbefund bei einer anderen Unter-suchung oder der Sektion. Hormonell aktive Zysten können bilateral symme-trischen Haarausfall an den Flanken induzieren. Die Zysten können sehr groß werden und sind meist gekammert. In dieser Ausprägung können sie zu Verdau-ungsstörungen führen, da sie den Darm einengen, oder die Atmung einschrän-ken, wenn sie auf das Zwerchfell drücken. Zur Sprengung der Zysten kann eine Hormontherapie mit humanem Choriogonadotropin (HCG) versucht werden oder die Zysten werden operativ entfernt (ISENBÜGEL u. FRANK 1985, QUESENBERRY 1994, HAMEL 2000, RICHARDSON 2000a). KELLER et al. (1987) -wiesen bei 78% der von ihnen sezierten weiblichen Tiere zwischen 18 und 60 Monaten Ovarialzysten nach. Bei 81,5% dieser Tiere traten sie beiderseits auf.

Bei 80% der einseitig betroffenen Tiere war eine Zyste am rechten Ovar lokalisiert. Diese Tendenz wird von PAUL-MURPHY (1997) bestätigt. Den Inhalt der Zysten beschreibt er als klare Flüssigkeit.

b) Uterustumore: Uterustumore werden beim Meerschweinchen zwar beschrieben, sind jedoch deutlich seltener als beim Kaninchen. Allerdings sind fast alle Tumor-formen zu finden (MANNING et al. 1984, SQUIRE et al. 1978). VON BENTEN (1978) beschreibt den Fall eines Uterustumores bei einem vier Jahre alten Meer-schweinchen, welches euthanasiert werden mußte. In der Sektion ergab sich ein gut faustgroßes Leiomyom mit festen und zystischen Anteilen.

Literaturübersicht