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Viele Erkrankungen der Harnblase lassen sich im Ultraschall besser darstellen als mit anderen bildgebenden Verfahren. So können Harnsteine (außer Uratsteine) im Röntgenbild zwar gut diagnostiziert werden, aber die sonographische Untersuchung ermöglicht eine exakte Lokalisation und Größenbestimmung des Steines (RAPPOLD 2001), außerdem können mittels Sonographie sich ergebende sekundäre Erkrankungen erkannt bzw. ausgeschlossen werden, wie z.B. ein durch Urolithen obstruktierter dilatierter Harnleiter (GASCHEN et al. 1998).

Diskussion

Harnblasenentzündungen sind bei kleinen Heimtieren schwierig zu diagnostizieren, da die Tiere häufig mit unspezifischen Symptomen vorgestellt werden. Bei den un-tersuchten Meerschweinchen konnte bei einer Harnblasenentzündung im Ultraschall regelmäßig eine verdickte Blasenwand (> 0,1 cm) festgestellt werden (Abb. 52). Au-ßerdem wirkte die Blasenwand bei diesen Tieren rauher als bei Gesunden üblich, was auch von ACKERMAN 1991, STÜTZEL 1994, BARR 1992, LÉVEILLÉ 1998, KEALY u. McALLISTER 2000 sowie LÜERSSEN et al. 2001 als pathognomisch dafür bei Hunden und Katzen betrachtet wird. Bei den untersuchten Zwergkaninchen ergaben sich keine Hinweise auf Harnblasenentzündungen bzw. eine darauf basie-rende Wandverdickung. Weder bei Zwergkaninchen noch bei Meerschweinchen mit Harngrieß ergaben sich Hinweise auf eine Blasenwandveränderung (Abb. 5 bis 7, Abb. 51). Die bei Hunden und Katzen häufig durchgeführte Zystozentese ist laut THIELE u. FEHR (1999) auch bei Zwergkaninchen und Meerschweinchen möglich.

Nach den eigenen Untersuchungen ist dies allerdings nur bei einer mindestens mittelgradig gefüllten Harnblase (bei Tieren mit Harnblasenentzündung sehr selten) erfolgreich durchführbar. In dieser Untersuchung wurde bei zwei Tieren eine Urinprobe per Zystozentese gewonnen und mikrobiologisch untersucht.

Nieren- und Harnleitersteine können zwar auch im Röntgen erkannt werden, aber erst die sonographische Untersuchung ermöglicht eine Abschätzung der Folge-erscheinungen (z.B. dilatiertes Nierenbecken oder Ureter). So berichten auch GASCHEN et al. (1998) in einem Fallbericht beim Meerschweinchen von einem Ureterstein mit sekundär dilatiertem Harnleiter und Hydronephrose. Daneben kann mittels Ultraschall auch die zweite Niere untersucht werden, was die Prognose-stellung erleichtert. Lediglich bei Urethrasteinen ist die Röntgenuntersuchung der Ultraschalluntersuchung eindeutig überlegen, da diese aufgrund ihrer Lage im Becken für die sonographische Untersuchung nur schlecht bzw. nicht zugänglich sind.

Nierenzysten haben meistens keine klinische Bedeutung (PAUL-MURPHY 1997), sie können jedoch als Zufallsbefund vorkommen. Zysten sind ausschließlich mittels

Sonographie zu erkennen, bei den eigenen Tieren wurde bei einem Meerschwein-chen eine Zyste in der rechten Niere nachgewiesen.

Eine akute Niereninsuffizienz kann mittels Ultraschall nicht diagnostiziert werden, sie basiert eher auf der Blut- und Harnuntersuchung. Bei der chronischen treten eher Veränderungen des Nierengewebes auf, die sonographisch dargestellt werden können. So ist die Rinde nicht mehr vom Mark zu unterscheiden, die Nierengröße verringert sich insgesamt, die Oberfläche wirkt zum Teil uneben (Abb. 37).

Das Adenokarzinom des Uterus gilt beim Zwergkaninchen als häufige Erkrankung (SQUIRE et al. 1978, LÖLIGER 1986, GARIBALDI et al. 1987, HILLYER 1994, HARKNESS u. WAGNER 1995, WENZEL u. ALBERT 1996, FLECKNELL 1997, PAUL-MURPHY 1997, SOMMERVILLE 1998, HARCOURT-BROWN 1998, REDROBE 2000), ebenfalls häufiger tritt eine uterine Hyperplasie auf (HILLYER 1994, REDROBE 2000). Beide Erkrankungen können eine ähnliche klinische Symptomatik hervorrufen und sind daher nur schwer zu differenzieren. SOMMER-VILLE (1998) beschreibt ein Adenokarzinom im sonographischen Bild als große, hypoechogene (flüssigkeitsgefüllte) Struktur im mittleren Abdomen. ENGELKE (1997) verweist allgemeiner darauf, daß sich bei Uterusveränderungen ein flüssig-keitsgefülltes Lumen oder eine inhomogene, verschieden echoreiche Struktur dar-stellt.

Bei den eigenen Untersuchungen ließ sich nur bei einem Tier ein mittelgradiges flüssigkeitsgefülltes Uteruslumen ohne weitere Veränderungen des Uterus darstellen, was sich in der pathologischen Untersuchung als eine Hyperplasie der Uterindrüsen herausstellte. Bei zwei klinisch gesunden Zwergkaninchen (Gruppe 1) war im Corpusbereich ein geringgradiges Lumen zu erkennen, beide Tiere hatten kurz zuvor geworfen und deshalb wurde dies als eine zyklisch bedingte Veränderung eingestuft.

Bei einem weiteren Zwergkaninchen (Gruppe 3) war der Uterus bei der ersten Unter-suchung nicht darzustellen, bei einer KontrollunterUnter-suchung zwei Wochen später

Diskussion

wurde im Corpusbereich ein geringgradiges Lumen mit Flüssigkeit dargestellt. Auch dies wurde als zyklusbedingte Uterusveränderung interpretiert.

Gewebige Veränderungen der Gebärmutter wurden bei vielen Tieren dargestellt. So war bei neun von 21 gesunden weiblichen Zwergkaninchen die Uteruswand im Corpusbereich auf 0,2 cm bis zu 1,2 cm verdickt. Bei vier Tieren waren auch die

„Hörner“ mit einer Wandverdickung darstellbar. Bei diesen Tieren wurden keine Verkalkungen dargestellt und es fehlten auch zystische Anteile.

Bei neun (von 19) der erkrankten Zwergkaninchen (Gruppe 3) war die Uteruswand verdickt. Mit einer Ausnahme waren jeweils beide Uteri betroffen. Bei fünf Tieren konnten neben dem gewebig verdickten Uterus in hohem Maße auch zystische An-teile nachgewiesen werden (bei einem der Tiere wurde in der anschließenden pathologischen Untersuchung ein Adenokarzinom festgestellt). Zwei Tiere wiesen innerhalb des veränderten Uterus Verkalkungen auf; diese waren nicht nur sono-graphisch, sondern auch röntgenologisch darzustellen. Bei einem Tier war neben dem Uterus auch die Harnblase und eine Niere erkrankt. Ein Leiomyom wurde bei einem Zwergkaninchen nachgewiesen, welches im Ultraschall auf gesamter Uteruslänge ein geringgradiges Lumen und in einem Horn eine pflaumengroße Umfangsvermehrung aufwies.

Bei den klinisch gesunden Meerschweinchen (Gruppe 2) war außer bei den trächti-gen Tieren nur bei einem Tier der Uterus im Corpusbereich mit 0,5 cm darzustellen.

Der Uterus war sonographisch bei fünf erkrankten Meerschweinchen (Gruppe 4) darstellbar. Er füllte bei einem der Tiere das ganze Abdomen aus, so daß der Ver-dacht auf Uterustumor bestand. Ein Tier (Kap. 4.5.4) zeigte einen Uterustumor, der nach Ovariohysterektomie im Stumpfbereich erneut auftrat. Bei den drei anderen Tieren war nur das Corpus uteri zu erkennen, das erste Tier mit gewebig verdicktem Corpus von 0,44 cm, das zweite mit einem Lumen von 0,23 cm und das letzte mit einem gewebig vergrößerten Corpus von 0,5 cm, der ein geringgradiges Lumen aufwies.

Diese Beobachtungen zeigen, das eine Vielzahl von Uterusveränderungen differen-ziert werden konnten. Im Röntgenbild war dagegen, wenn überhaupt, nur die Größenzunahme des Organes abgebildet, es konnten jedoch keinerlei Aussagen über die Gewebebeschaffenheit insbesondere zur Qualität (zystische Anteile) erfolgen. Lediglich Verkalkungen konnten auch im Röntgenbild dargestellt werden.

Eine Differenzierung zwischen einem Adenokarzinom und einer uterinen Hyperplasie war allerdings auch mittels Ultraschall nicht möglich. Darum sollte bei Verdickungen der Uteruswand mit einem inhomogen Ultraschallbild, insbesondere wenn zystische Anteile oder Verkalkungen vorliegen, immer eine Ovariohysterektomie angeraten werden.

ENGELKE (1997) beschreibt Ovarialzysten als zystische, rundliche, gekammerte Strukturen. BEREGI et al. (1999) untersuchten zehn Meerschweinchen mit Ovarialzysten. Davon wiesen acht Tiere bilaterale und zwei einseitige Zysten auf. Ab 1,5 cm Zystendurchmesser trat eine bilateral symmetrische Alopezie bei den Tieren auf. Bei den eigenen Untersuchungen konnte dagegen kein Zusammenhang zwischen der Größe der Zysten und einer vorhandenen Alopezie festgestellt werden.

So wiesen auch Tiere mit sehr großen Zysten (> 6 cm) zum Teil keine Alopezie auf.

Die Ovarialzysten stellten sich teils als rund-ovale, flüssigkeitsgefüllte Struktur (Abb. 58), zum Teil aber auch aus mehreren Zysten bestehend (Abb. 59 und 60) dar.

Die von ENGELKE (1997) beschriebene distale Schallverstärkung konnte bestätigt werden.

KELLER et al. (1987) wiesen bei 78 % der untersuchten weiblichen Meerschweinchen zwischen 18 und 60 Monaten Ovarialzysten nach, davon wiesen 81,5% beidseitige Zysten auf. Bei einseitig betroffenen Tieren trat die Zyste zu 80 % am rechten Ovar auf. Auf das häufigere rechtsseitige Zystenauftreten wird auch von PAUL-MURPHY (1997) hingewiesen. Während bei den Meerschweinchen der Gruppe 2 nur bei einem Tier zweifelsfrei von einer Zyste ausgegangen werden kann (unilateral rechts), bestätigen die Untersuchungen bei Gruppe 4 das häufige

bila-Diskussion

terale Auftreten von Zysten, das rechte Ovar als Lokalisation bei einseitigem Auf-treten wird ebenfalls tendenziell bestätigt.

Die Untersuchungen zeigten, daß die sonographische Untersuchung bei Erkran-kungen des Urogenitaltraktes in weiten Bereichen der Röntgenuntersuchung über-legen ist. Für eine gesicherte Diagnose ist es jedoch wichtig, sowohl eine Röntgen-untersuchung als auch eine UltraschallRöntgen-untersuchung durchzuführen. Es hat sich dabei auch als vorteilhaft erwiesen, zuerst die Röntgenaufnahme anzufertigen und auszuwerten, um dann durch die sonographische Untersuchung detaillierte Aus-sagen über einzelne Organe zu erhalten.