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Einsatz und Stellenwert der Herzkatheteruntersuchung in der kardialen und

2 LITERATURÜBERSICHT

2.5 E RMITTLUNG DER D RUCKVERHÄLTNISSE IM H ERZEN BEI M ENSCH UND P FERD

2.5.3 Invasive Erfassung von kardialen Druckparametern mit dem Herzkatheter

2.5.3.3 Einsatz und Stellenwert der Herzkatheteruntersuchung in der kardialen und

Für die kardiologische Diagnostik ist bedeutsam, dass normale Einschwemmkatheterbefunde in Ruhe und während einer Belastungssituation eine organische Herzerkrankung nicht ausschließen, aber ihre hämodynamische Bedeutung einschränken (SPRUNG et al. 1998).

Treten hingegen pathologische Befunde im Rahmen der Einschwemmkatheteruntersuchung auf, spricht dies immer für eine fortgeschrittene organische Herzerkrankung. Bei normalen echokardiographischen und koronarangiographischen Befunden kann ein pathologischer Herzkatheterbefund der einzige Hinweis auf eine latente Kardiomyopathie sein (BUCHWALSKY 1992). In der Humankardiologie kann mit Hilfe der Einschwemmkatheteruntersuchung der optimale Operationszeitpunkt bei Herzklappenfehlern festgelegt und das Ergebnis überprüft werden. Bei der koronaren Herzkrankheit ergänzt bzw.

ersetzt der Einschwemmkatheterbefund die Ergometrie und das Belastungs-Elektrokardiogramm in den Fällen, in denen wegen eines pathologischen Ruhe-EKG´s oder wegen eines fehlenden Ischämieindikators (Angina pectoris oder S-T-Streckensenkung im EKG) die Diagnose einer Myokardischämie durch einen dritten Ischämieindikator, den Pulmonalkapillardruckanstieg unter Belastung, abgesichert werden soll. Dieser korreliert eng mit dem Ausmaß der koronaren Herzkrankheit .

Aus der Humanmedizin ist bekannt, dass die Einschränkung der verschiedenen Funktionen im Bereich des Herz-Kreislaufsystems im Ruhezustand nicht immer fassbar ist (ROSSKAMM und REINDELL 1970). Während in der akuten Erkrankungsphase Pulmonalarteriendrücke und Herzminutenvolumina in Ruhe zur Beurteilung einer hämodynamischen Situation ausreichen, werden Funktionsstörungen im chronischen Stadium einer koronaren und pulmonalen Erkrankung nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Pferd oft erst unter

Einschwemmkatheteruntersuchung ihren hohen Stellenwert in der Herzfunktionsdiagnostik.

Besonders für die kardiologische Rehabilitation beim Menschen, aber auch bei Verdacht auf pulmonale Hypertonien, ist es wichtig, Aussagen über die körperliche Belastbarkeit und damit über die Prognose des Patienten gewinnen zu können. So kann beispielsweise nach einem Herzinfarkt beim Menschen noch eine hohe ergometrische Belastbarkeit vorhanden sein, die Pumpfunktion des Herzens aber schwer gestört und damit die körperliche Belastbarkeit des Patienten erheblich eingeschränkt sein (BUCHWALSKY 1992).

Die Druckmessung mit dem Swan–Ganz-Katheter in der Pulmonalarterie bzw. im Lungenkapillarbett dient vor allem dazu, den Lungenkapillardruck zu messen (DARKE et al.

1996). Mittels Thermodilution kann dabei die Auswurffraktion des Herzens bestimmt werden.

Druckmessungen in Vorkammern, Kammern und großen Gefäßen sind nützlich, um die hämodynamischen Effekte verschiedener Erkrankungen zu identifizieren. Weiterhin können Blutgasmessungen in Herzkammern und großen Gefäßen (Stufenoxymetrie) und die Injektion radiographischer und echokardiographischer Kontrastmittel (z.B. Koronarangiographie) durchgeführt werden (PATTESON 1996).

Auch die Aufdeckung pulmonaler Hypertonien bei unerklärbaren Atemnotzuständen und fehlenden echokardiographischen, röntgenologischen und lungenfunktionsanalytischen Befunden ist ein wichtiges Einsatzgebiet des Einschwemmkatheters. Durch die Einschwemmkatheteruntersuchung lässt sich klären, auf welcher Basis eine etwaige pulmonale Hypertonie entstanden ist. Bei präkapillären pulmonalen Hypertonien sind der mittlere und der diastolische Pulmonalarteriendruck erhöht, der Lungenkapillardruck liegt jedoch innerhalb des Normbereiches. Für eine solche Druckerhöhung ist eine Einengung der Lungengefäßstrombahn durch Embolien und Lungenerkrankungen verantwortlich. Die alveoläre pulmonale Hypertonie, bei der lediglich der Lungenkapillardruck erhöht ist, ist bei alveolärer Überdruckbeatmung möglich – im Rahmen einer künstlichen Beatmung können so pathologisch erhöhte Druckwerte vorgetäuscht werden. Die postkapilläre pulmonale Hypertonie entsteht passiv durch Blutrückstau vor dem linken Herzen. Dies ist beispielsweise bei Pumpinsuffizienz des linken Ventrikels oder Mitralklappenfehlern der Fall (BUCHWALSKY 1992).

2.5.3.3.1 Anwendungsbeispiele in der Humanmedizin

Die Rechtsherz-Einschwemmkatheteruntersuchung findet bei retrosternalen Schmerzen, sowie bei hochgradigen stenosierenden Koronarsklerosen in Ruhe und unter Belastung auf dem Fahrradergometer (bis 100 W) ein wichtiges Einsatzgebiet (REINDELL et al. 1988).

Zusammen mit bestimmten Hilfsinstrumenten dient der Balloneinschwemmkatheter zum Verschluss von atrialen Septumdefekten (WANG et al. 2004), sowie zum Verschluss ventrikulärer Septumdefekte (ABHYANKAR u. JAGTAB 1999). BUCKLEY et al. (2000) konnten mitrale Regurgitationen mit Hilfe der Herzkatheterisierung und Kontrastechokardiographie unter Verwendung einer Mixtur aus Mikrobläschen quantifizieren, welche unter Druck durch den Katheter direkt in den linken Ventrikel injiziert wurde.

SWEITZER et al. (1993) gelang es, mit Hilfe eines Pulmonalarterienkatheters, den sie über die linke Jugularvene einführten, eine abnorme Variante der oberen Hohlvene (linksseitig gelegen) aufzudecken. Gleiches beschreiben auch MENENDEZ et al. (1996).

Die Rechtsherzkatheterisierung findet außerdem Einsatz in der Diagnostik und dem Management akuter Lungeninsulte (MARINELLI et al. 1999).

Auch im Rahmen der transseptalen Linksherzkatheterisierung wird der Ballon-Einschwemmkatheter nach Swan-Ganz routinemäßig eingesetzt (BAGGER et al. 1985).

Während der Durchführung von Linksherzkatheterisierungen wurde ein verstärktes Aufkommen von cerebralen Mikroemboli beobachtet, die aber allgemein als unkritisch bewertet werden (FISCHER et al. 1999).

2.5.3.3.2 Anwendungsbeispiele in der Veterinärmedizin

Eine Herzkatheteruntersuchung beim Pferd mit venöser und arterieller Druckmessung wurde erstmals im 19. Jahrhundert von Claude Bernard durchgeführt (BUCHWALSKY 1992).

Inzwischen findet der Herzkatheter in der Pferdemedizin in verschiedensten Indikationsgebieten seinen Einsatz (MILNE et al. 1975, O´CALLAGHAN 1977, MUYLLE et al. 1986, DUCHARME et al. 1999, HACKET et al. 1999, McGURRIN et al. 2005). So beschreiben MILNE et al. (1975), dass nicht nur die Bestimmung von Blutdruckdruckwerten, sondern auch die Bestimmung von Blutgasen und pH-Wert an verschiedenen Positionen (z.B.

rechtes Atrium, rechter Ventrikel, Pulmonalarterie, Lungenkapillarbett, Jugularvene)

Stressprovokation nutzte O´CALLAGHAN (1977) den Rechtsherzeinschwemmkatheter nach Swan-Ganz bei stehenden, unsedierten Pferden, um durch intrakardiale, niederfrequente elektrische Stimulation zu diagnostischen Zwecken Herzfrequenzerhöhungen auszulösen und so eventuelle Abnormalitäten aufzudecken. Durch eine derartige Stressprovokation wird eine pathologische Herzantwort unmittelbar sichtbar. Abweichend davon verwendeten McGURRIN et al. (2005) mehrlumige Rechtsherz-Balloneinschwemmkatheter zur elektrischen Defibrillation bei Pferden mit Vorhofflimmern. Sie katheterisierten den rechten Vorhof und die Pulmonalarterie und platzierten dort Elektroden über die, nachdem die Pferde in Allgemeinanästhesie versetzt wurden, elektrische Schockwellen mit einer Maximalenergie von 300 Joule appliziert wurden. Sie erreichten bei 7 von 8 Probanden eine Kardioversion.

Um der Frage nachzugehen, ob ein Zusammenhang zwischen extrathorakalen Obstruktionen der Atemwege und intrathorakalem Druck, sowie Pulmonalarteriendruck besteht, untersuchten HACKET et al. (1999) Pferde mit extrathorakalen Obstruktionen unter Belastung. Dabei stellte sich heraus, dass exspiratorische Obstruktionen, wie bspw. DDSP (dorsal displacement of the soft palate) während der Belastung zwar zu pulmonaler Hypertension führen, jedoch keinen Einfluss auf den transmuralen Pulmonalarteriendruck haben und damit keine Rolle in der Pathogenese des Lungenblutens spielen. Im Gegensatz dazu stellten DUCHARME et al. (1999) fest, dass inspiratorische Obstruktionen der extrathorakalen Atemwege (z.B. Hemiplegia laryngis sinistra), zu signifikanten Anstiegen des transmuralen Druckes führen können und damit auch in der Pathogenese des Lungenblutens eine Rolle spielen können.