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Die Herzkatheteruntersuchung ist inzwischen auch beim Pferd eine seit Jahren etablierte Untersuchung, die routinemäßig sowohl in Ruhe, als auch unter aktiver Belastung auf dem Laufband durchgeführt wird.

Dagegen ist die in der Humankardiologie regelmäßig im Rahmen von Stressechokardiographie und Herzkatheteruntersuchungen angewandte passive, medikamentelle Stressinduktion derzeitig beim Pferd zur Evaluierung der intrakardialen Drücke mit dem Rechtsherzkatheter noch nicht in der Routinediagnostik etabliert. Sie wurde bislang lediglich mit Dobutamin in Allgemeinanästhesie durchgeführt (WEICHLER 1999, GEHLEN et al. 2005g).

Deshalb sollte in dieser Studie erstmalig der Verlauf des Lungenkapillardruckes unter dem Einfluss von Dobutamin bzw. Dobutamin+Atropin im Rahmen der Rechtsherzkatheter-untersuchung am stehenden, unsedierten Pferd untersucht werden. Am herzgesunden Pferd wurden Normwerte für die passive Stressinduktion erstellt, die in Zukunft als Grundlage für die Untersuchung herzkranker Pferde dienen können.

Außerdem sollte die Frage geklärt werden, ob diese Methode eine mögliche Alternative zur aktiven Belastung darstellt wenn die Pferde, z.B. aufgrund orthopädischer Probleme, nicht auf dem Laufband gearbeitet werden können. Schließlich könnten mit dem Rechtsherzkatheter unter passiver Stressinduktion zusätzliche Informationen zur Herzfunktion des Pferdes gewonnen werden.

Des Weiteren wurden in der vorliegenden Studie sowohl bei trainierten als auch untrainierten Pferden (in der Mehrzahl Warmblutpferde) die intrakardialen Drücke nach Stressinduktion mit dem Herzkatheter untersucht.

Die meisten Pferde werden als Reitpferde täglich in allen drei Grundgangarten geritten und weisen einen ähnlichen Trainingszustand auf, wie die trainierten Warmblutpferde dieser Arbeit. Es werden jedoch auch häufig untrainierte Pferde mit kardiologischen Symptomen vorgestellt, deshalb sollten auch für diese Normwerte erstellt werden bzw. sollte geklärt werden, ob der Trainingszustand einen Einfluss auf die Rechtsherzkatheteruntersuchung unter medikamenteller Stressinduktion hat.

Da die subjektive Einschätzung des Trainingszustandes durch die Pferdebesitzer objektiviert werden musste, wurde mit Hilfe einer standardisierten Longenbelastung eine Plasmalaktatbestimmung vor und nach Belastung durchgeführt (STRAUB et al. 1984, RAINGER et al. 1994, COUROUCE et al. 1997, OKONEK 1998). Obwohl es sich bei den trainierten Pferden um „Durchschnittspferde“ bzw. hauptsächlich Freitzeitpferde und Turnierpferde handelte, die in unteren Klassen (Dressur und Springen Kl A und L) eingesetzt wurden, war ein deutlicher Unterschied in Bezug auf den Plasmalaktatwert im Vergleich zu den untrainierten Pferden nach Belastung nachweisbar. Damit erschien die Einschätzung des Trainingszustandes durch die Pferdebesitzer bestätigt und die Ergebnisse spiegeln die Druckverhältnisse im Herzen unter medikamenteller Stressinduktion für die weitaus meisten Patienten der Pferdepraxis wider.

Ob die hier erarbeiteten Normwerte auch für Hochleistungspferde (Dressur- und Springpferde bis zur Klasse S bzw. Grand Prix und Militarypferde) der Warmblutzucht bzw. für Vollblutrennpferde anwendbar sind, muss in weiteren Untersuchungen bestätigt werden.

Tendenziell zeigten die Vollblutpferde und Trabrennpferde dieser Arbeit jedoch keine auffälligen Unterschiede der intrakardialen Drücke im Vergleich zu den Warmblutpferden.

Auch altersabhängige Unterschiede konnten nicht festgestellt werden.

Da in der Literatur bisher keine Angaben zur Stabilität von Messungen mit dem Rechtsherzkatheter vorliegen, musste zunächst durch Untersuchung auf eine tagesabhängige Variabilität geklärt werden, ob im klinischen Alltag eine einmalige Untersuchung ausreicht, oder ob mehrfache Messungen eines Parameters durchgeführt werden müssen (YOUNG u.

SCOTT 1998).

Unter den im Rahmen dieser Studie erhobenen Druckparametern liefert der Lungenkapillardruck bei kranken Pferden derzeitig schon in Ruhe eine wertvolle diagnostische Hilfe für die Beurteilung der linksatrialen bzw. linksventrikulären Funktion (SAPRU et al. 1968, BUCHBINDER u. GANZ 1976, GANZ et al. 1980, PORET et al. 1996) und zur Abgrenzung gesunder von geringgradig, evtl. sogar klinisch inapparent erkrankten Pferden (BONAGURA u. MUIR 1990, FRÜHAUF 1994, BUCHWALSKY 1996).

Lungenkapillardruckmessungen werden somit bereits in der kardiologischen Routinediagnostik beim Pferd eingesetzt, obwohl bisher keine Kenntnis zu tagesabhängigen Schwankungen vorliegt. Deshalb schien es angezeigt, vor der Überprüfung der

Medikamentenwirkung die Reproduzierbarkeit der Druckmessung mit dem Rechtsherzkatheter im Verlauf mehrerer Tage zu überprüfen (YOUNG u. SCOTT 1998, KRIZ u. ROSE 2002, BUHL et al. 2004, CHETBOUL et al. 2004, HOJGAARD et al. 2005).

Dazu wurden Druckmessungen an aufeinander folgenden Tagen jeweils um die gleiche Uhrzeit durchgeführt, da Funktionsparameter verschiedener Organsysteme auf Grund einer zirkadianen Rhythmik schwanken können (STADLER u. DEEGEN 1986, VAN OPPEN et al.

1994, SPENGLER et al. 2000, VAN ESSEVELDT 2000, CHETBOUL et al. 2003).

STADLER und DEEGEN (1986) wiesen z.B. eine zirkadiane Variation der Lungenfunktion bei lungengesunden und lungenkranken Pferden nach. Eine derartige Rhythmik ist am Herzen des Pferdes bisher nicht bekannt. Echokardiographische Messungen am Pferdeherzen zeigten sogar eine gute Reproduzierbarkeit, so dass einmalige Untersuchungen am Tag ausreichen (KRIZ u. ROSE 2002, MARNETTE 2004, CHETBOUL et al. 2004).

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass mit Ausnahme der Druckwerte im rechten Ventrikel bei herzgesunden Pferden keine signifikanten tagesabhängigen Variationen des Druckes im rechten Atrium, der Pulmonalarterie und im Lungenkapillarbett auftraten. Die Interpretation von einmaligen Druckmessungen im rechten Ventrikel können dagegen Fehldeutungen nach sich ziehen. Im rechten Ventrikel lag eine erhebliche insbesondere tagesabhängige Streuung im Vergleich zu den Mittelwerten vor. Dieses Ergebnis sollte bei der Interpretation von Druckveränderungen im rechten Ventrikel, welche beispielsweise bei Erkrankungen wie Ventrikelsptumdefekten mit Links-Rechts-Shunt, bei Stenosen der Pulmonalklappe oder als sekundäre Veränderung bei pulmonalen Hypertonien auftreten können, berücksichtigt werden.

Die Ursache für die etwas geringere Stabilität der Druckwerte im rechten Herzen, die im Vorhof auf einen Einfluss des Trainingszustandes hinwiesen und im Ventrikel eher tagesabhängig waren, könnten auf Grund der geringeren Muskelmasse des rechten Herzens im Vergleich zum linken Herzen begründet sein. Die Auswirkung eines geringen Trainings könnte zu einer Erhöhung der Compliance und zu einer insgesamt größeren Flexibilität der Herzarbeit bei trainierten Pferden führen. Ob diese Interpretation richtig ist, müssen weitere Untersuchungen ergeben.

Da der mit dem Rechtsherzkatheter indirekt erfassbare Druck im linken Atrium (=PWP) in den Vorversuchen keine signifikanten tagesabhängigen Schwankungen aufwies und

echokardiographische Messungen ebenfalls eine gute Wiederholbarkeit zeigten (KRIZ u.

ROSE 2002, CHETBOUL et al. 2004, MARNETTE 2004, GEHLEN et al. 2005h), wurde der Verlauf der Druckmessung nach Stressinduktion, auch im Hinblick auf einen eventuellen Zusammenhang mit den Herzdimensionen, einmalig untersucht. Dabei stellte sich zunächst in Ruhe eine positive biologisch relevante Korrelation (r = 0,64) zwischen dem Durchmesser des linken Atriums und dem Lungenkapillardruck (PWP) bei gesunden Pferden heraus, die unter Belastung allerdings nur noch schwach ausgeprägt war.

Andere Untersuchungen an gesunden Pferden zeigten umgekehrt, dass bei diesen in Ruhe und bei niedrigen Laufbandgeschwindigkeiten zwischen dem PWP und dem Durchmesser des linken Atriums keine und erst bei höheren Geschwindigkeiten (6-7 m/sec) eine positive Korrelation vorlag (BUBECK 2001, GEHLEN et al. 2004b). Das könnte bedeuten, dass bei aktiver Belastung ein im Vergleich zur medikamentellen Belastung erhöhter venöser Rückstrom bei höheren Geschwindigkeiten eintritt und dann zu einer linksatrialen Druckerhöhung mit Erweiterung des linken Atriums führt.

Auch bei Pferden mit Mitralklappeninsuffizienz wurde schon in Ruhe und bei niedrigen Laufbandgeschwindigkeiten ein linearer Zusammenhang zwischen den Vorhofgrößen und dem Lungenkapillardruck ermittelt, der jedoch bei höheren Laufbandgeschwindigkeiten nicht mehr nachweisbar war (BUBECK 2001, GEHLEN et al. 2004b). Die Ursache dafür könnte eine geringere Stabilität des atrialen Myokards von Pferden mit MVI bei höherer Belastung, d.h. eine bereits pathologisch erhöhte Compliance sein.

Auf Grund dieser gegensätzlichen Ergebnisse bei gesunden Pferden einerseits und an Mitralklappeninsuffizienz erkrankten Pferden andererseits sollte in der vorliegenden Studie überprüft werden, ob schon bei gesunden Pferden im Rahmen der physiologischen Norm bei unterschiedlich großen linken Vorhöfen tendenzielle oder sogar signifikante Korrelationen mit dem Lungenkapillardruck erkennbar sind.

Neue Erkenntnisse dazu könnten ein besseres Verständnis der Interaktionen zwischen Vorhofgröße und Lungenkapillardruck in Ruhe und unter Belastung vermitteln und im weitesten Sinne evtl. eine Prädisposition des Vorhofflimmerns, der häufigsten Arrhythmie beim Pferd, aufdecken. In unterschiedlichen Druckverhältnissen könnte z.B. begründet sein, dass einige Pferde mit normalen Vorhofdimensionen und Vorhofflimmern zeitlebens leistungsfähig sind, andere dagegen einen Leistungsabfall zeigen. Zur langfristigen Klärung

dieser Frage könnte das Ergebnis der vorliegenden Arbeit, dass kleine und große Vorhöfe mit signifikant unterschiedlichen Lungenkapillardruckwerten einhergehen, einen Beitrag leisten.

Obwohl in Ruhe eine signifikante Korrelation zwischen Vorhofgröße und Lungenkapillardruck bei den gesunden Pferden in dieser Arbeit vorlag, war nach der medikamentell induzierten Belastung ein Zusammenhang gleichermaßen nur noch tendenziell erkennbar, wie bei Pferden mit Mitralklappeninsuffizienzen nach aktiver Stressinduktion (GEHLEN et al. 2004b).

Dieses tendenziell gleiche Ergebnis bei gesunden und kranken Pferden lässt sich dadurch erklären, dass die Lungenkapillardruckwerte nach medikamenteller Stressinduktion der vorliegenden Studie nicht relevant mit denen nach aktiver Laufbandbelastung korrelierten (BUBECK 2001). Mit beiden Methoden wird allerdings eine Erhöhung des Lungenkapillardruckes bewirkt, der bei medikamenteller Stressinduktion deutlicher ausgeprägt ist. Dieses beruht mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf, dass die myokardiale Inotropie durch Dobutamin stärker als nach belastungsbedingter Aktivierung des sympathoadrenergen Systems stimuliert wird. Für die praktische Anwendung erscheinen jedoch sowohl die Druckerhöhung bei gesunden Pferden nach aktiver Belastung (bis 31,4 + 4 mmHg) als auch nach medikamenteller Stressinduktion (42,8 + 12,2 mmHg) bei richtiger Indikation für eine kardiologische Diagnostik der linksventrikulären Funktion anwendbar. Da bei der medikamentellen Stressinduktion ein höherer Lungenkapillardruck bei geringerer Herzfrequenz im Vergleich zur Laufbandbelastung auftritt, ist die medikamentelle Stressinduktion der Bewegungsbelastung nur annähernd gleichzusetzen.

Zur Beantwortung der Frage nach der Indikation der einen oder anderen Stressinduktionsmethode werden die Vor- und Nachteile beider Belastungsuntersuchungen folgendermaßen diskutiert:

Für die Lungenkapillardruckmessung unter aktiver Belastung müssen ein kostenaufwändiges Laufband und ein spezielles elektrisches Mikrotipmanometer zur Verfügung stehen, da mit einem gewöhnlichen Manometer eine artefaktfreie Aufzeichnung des Lungenkapillardruckes nicht möglich ist (ERICKSON et al. 1990, MANOHAR et al. 1993a, SINHA et al. 1996, HOFFMAN 2002). Dagegen ist zur medikamentellen Stressinduktion ein kostenaufwändiges Instrumentarium nicht notwendig. Außerdem entfällt dabei auf Grund der deutlich geringeren

Atemfrequenz eine Störung der Lungenkapillardruckmessung durch die verstärkten Thoraxbewegungen, die auf dem Laufband durch die erhöhte Atemfrequenz unvermeidbar ist.

Eine spezielle Indikation für die passive medikamentelle Stressinduktion liegt vor, wenn Pferde sich auf Grund ihres Temperamentes, oder des Ausbildungsstandes auf dem Laufband nicht kooperativ verhalten oder auf Grund von orthopädischen Problemen nicht aktiv belastet werden können und eine kardiologische weiterführende Untersuchung erfolgen soll. Auch wenn die Rechtsherzkatheteruntersuchung mit der Stressechokardiographie kombiniert werden muss, erscheint die medikamentelle Stressinduktion vorteilhaft, da die Ultraschalluntersuchung im Rahmen der aktiven Belastung nur nach der Bewegung und nicht während der Stressinduktion stattfinden kann. Damit steht nach aktiver Belastung ein deutlich kürzerer Zeitraum (ca. 2 min) mit einer Herzfrequenz von über 80 Schlägen/min für die echokardiographische Untersuchung zur Verfügung als bei der medikamentellen Belastungsuntersuchung (ca. 11 min).

Nachteilig sind im Rahmen der medikamentellen Belastung allerdings die nicht unerheblichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen mit Anzeichen von Unwohlsein und bei einigen Pferden auch eine übermäßige Erhöhung der Herzfrequenz, die den Einsatz eines Antidots (ß-Blocker) erfordern.

Einen weiteren Nachteil der medikamentellen Stressinduktion könnte außerdem das arrhythmogene Potential von sympathoadrenergen Substanzen wie Dobutamin darstellen (LIGHT et al. 1991), das beim herzkranken Pferd evtl. zu irreversiblen Herzarrhythmien führen könnte.

Die Ursache für die Herzfrequenzsteigerung liegt dabei in der additiven Wirkung des Sympathomimetikums Dobutamin in Kombination mit dem Parasympatholytikum Atropin.

Diese Kombination wurde in Anlehnung an die Humanmedizin und des von anderen Autoren für das Pferd bereits erarbeiteten Belastungsmodells für stressechokardiographische Untersuchungen (MARNETTE 2004, GEHLEN et al. 2005e) mit den dort bewährten Dosierungen (Dobutamin 7,5 µg/kg/min, Atropin 5 µg/kg) übernommen.

Zunächst liegt es nahe, zur Simulation einer der aktiven Belastung entsprechenden Kontraktilitätssteigerung auch eine adäquate Herzfrequenzsteigerung zu induzieren. Dennoch kann diskutiert werden, ob eine medikamentelle Belastung im Rahmen der Diagnostik eines herzkranken Pferdes auch ohne Atropin sinnvoll sein kann. Damit wären mit hoher

Wahrscheinlichkeit zumindest übermäßige Herzfrequenzerhöhungen (über 180 Schläge/min) vermeidbar. Es ist dabei zu erwarten, dass sich eine gestörte Kontraktilität des linken Herzens in einer Reduktion des Lungenkapillardruckes ohne Steigerung der Herzfrequenz manifestiert und somit mit Hilfe des Rechtsherzkatheters zu diagnostizieren wäre. Bei einer hämodynamisch relevanten Mitralklappeninsuffizienz z.B. ist dagegen zu erwarten, dass eine deutliche systolische und evtl. auch diastolische Steigerung des Lungenkapillardruckes bereits in der Frühphase dieser Klappeninsuffizienz erfassbar ist.

Da ein besonderer Wert der immerhin invasiven Katheterdiagnostik in der Früherkennung von Herzerkrankungen liegt, müssen weitere Untersuchungen bei herzkranken Pferden zeigen, ob die medikamentelle Stressinduktion ohne Atropin, so wie sie zum Teil schon beim Menschen, vor allem bei Risikopatienten mit chronotroper Inkompetenz zur Ischämieinduktion bei moderater Herzfrequenzsteigerung praktiziert wird (BARILLA et al. 1999, ORAL et al.

1999), auch beim herzkranken Pferd möglich ist.

Tendenziell hat sich in der vorliegenden Arbeit gezeigt, dass bei der medikamentellen Stressinduktion bereits bei geringeren Herzfrequenzen als bei der aktiven Laufbandbelastung beträchtliche Erhöhungen des Lungenkapillardruckes auftraten. Außerdem zeigte sich unter alleiniger Wirkung von Dobutamin eine Erhöhung des Lungenkapillardruckes bei Abfall der Herzfrequenz. Das bedeutet, dass die medikamentelle Stimulation der Vorhofkontraktion ohne aktive Bewegung des Pferdes auf dem Laufband eine deutliche Druckerhöhung im linken Vorhof bewirkt, obwohl der venöse Rückstrom aus den Pulmonalvenen geringer ist, als bei einer aktiven Belastung. Somit könnte eine Rechtsherzkatheteruntersuchung nach medikamenteller Stressinduktion ohne Erhöhung der Herzfrequenz sogar eine sensiblere Methode zur Aufdeckung, insbesondere von Schäden des Vorhofmyokards, darstellen als die Untersuchung nach aktiver Belastung.

Ein Verzicht auf einen Atropineinsatz sollte jedoch keinesfalls mit einer Erhöhung der Dobutamindosierung einhergehen, da höhere Dobutaminkonzentrationen nicht nur mit vermehrten Anzeichen von Unwohlsein, wie Scharren, Trippeln, Stöhnen etc. einhergehen (ab 20 µg/kg/min), sondern auch Myokardschäden (50 µg/kg/min) verursachen können (FRYE et al. 2003).

Die in der vorliegenden Arbeit eingesetzte Dosierung von Dobutamin und Atropin zeigte dagegen keine Schädigung der Herzmuskulatur. Dies wurde mit Hilfe der Bestimmung von

kardialem Troponin, das beim Menschen aber auch beim Pferd Schäden der Herzmuskulatur relativ sicher aufdeckt (SCHULZ u. CROMER 2002, PHILIPPS et al. 2003, EGGERS et al.

2004, SLACK et al. 2005), nachgewiesen.

Auch in der Humanmedizin sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen, wie Nasenbluten, Erbrechen, Übelkeit, Brustschmerzen, Kribbeln im Gesicht oder Dyspnoe, Angst, Unruhe, Tremor und für die Patienten unangenehmes Herzklopfen, nicht immer zu vermeiden (ANDY et al. 1977, COHEN et al. 1991, ESCHENHAGEN 1992). In der vorliegenden Arbeit traten vornehmlich unruhiges Trippeln und Scharren mit den Vordergliedmaßen auf. Anzeichen schwerer Allgemeinstörungen, so wie es von anderen Autoren bei dem Einsatz höherer Dobutamindosierungen (FRYE et al. 2003) und im Zusammenhang mit ventrikulären Ektopien beobachtet wurde, konnten bei den hier untersuchten Pferden nicht nachgewiesen werden. Beim Pferd ist bekannt, dass bereits mittlere arterielle Blutdrucksteigerungen von über 10 % in Einzelfällen zu Unwohlsein führen können (HINCHCLIFF et al. 1991). Ob und wie hoch eine allgemeine Blutdrucksteigerung bei den hier untersuchten Pferden durch Dobutamin bzw. Atropin auftrat, bleibt unklar. Da die moderaten Zeichen von Unwohlsein bei den hier verwendeten Dosierungen kurz nach Beenden der Dobutamininfusionen nicht mehr auftraten, erscheint es gerechtfertigt, auch bei herzkranken Pferden unter gezielter Indikation diese Art der kardiologischen Diagnostik einzusetzen.

Dabei erscheint es notwendig auch bei kranken Pferden den Trainingszustand zu berücksichtigen, da in der vorliegenden Studie signifikante Unterschiede des Lungenkapillardruckanstiegs und der maximalen Druckwerte nach medikamenteller Stressinduktion zwischen trainierten und untrainierten Pferden auftraten. Außerdem scheint der Lungenkapillardruck den Trainingszustand deutlich sensibler anzuzeigen als die Herzfrequenzsteigerung. Die Herzfrequenz war bei den untrainierten Pferden lediglich tendenziell höher als bei den Trainierten.

Die untrainierten Pferde zeigten dagegen einen schneller ansteigenden und während der gesamten Medikamentenwirkung signifikant höheren Lungenkapillardruck als die trainierten Pferde. Auch in echokardiographischen Studien (KRIZ et al. 2000b, MARNETTE 2004) zeigte sich, dass trainierte Pferde sowohl in Ruhe als auch unter Laufbandbelastung eine geringere Myokardkontraktion aufweisen als untrainierte Pferde. Die Ursache dafür könnte eine Herabsetzung der myokardialen Kontraktilität bei trainierten Pferden durch vermehrte

Freisetzung von Radikalen und freien Fettsäuren unter aeroben Verhältnissen im Vergleich zu untrainierten Pferden sein (JENSKIN 1988, CANNON et al. 1990, SEALS et al. 1988, HARMEYER 2000). Andererseits könnte bei den untrainierten Pferden auch ein geringer ausgeprägter Parasympathikotonus zu einer sensibleren Reaktion insbesondere auf die Atropinapplikation führen (LIGHT et al. 1991). Es könnte allerdings auch grundsätzlich eine erhöhte Ansprechbarkeit auf kardial wirkende Pharmaka bei untrainierten Pferden daraus abgeleitet werden, dass lediglich untrainierte Individuen mit einer übermäßigen Erhöhung der Herzfrequenz, die den Einsatz von ß-Blockern erforderte, reagierten. Diese Pferde zeigten bereits bei alleiniger Applikation von Dobutamin eine wesentlich größere Steigerung des Lungenkapillardruckes als die übrigen Pferde. Sollte sich diese Beobachtung auch bei herzkranken Pferden bestätigen, könnte bereits in der „Dobutaminphase“ der Stressinduktion entschieden werden, ob die zusätzliche Applikation von Atropin noch indiziert ist, da bereits ohne Atropin die Neigung zu einer übermäßigen Herzfrequenzerhöhung erkennbar wird.

Somit könnte auf Grund der Lungenkapillardruckerhöhung die Bereitschaft zu einer

„Überreaktion“ erkannt werden und das Risiko von unerwünschten Arzneimittelwirkungen, insbesondere bei kranken Pferden, reduziert werden.

In der Beruhigungsphase unterschied sich der Verlauf des Lungenkapillardruckes bei trainierten und untrainierten Pferden nicht signifikant. Allerdings fiel auf, dass die Drücke im rechten Atrium und Ventrikel nach der Rückkehr zu den Ruhewerten einen erneuten Anstieg aufwiesen. Die Ursache dafür könnte eine erhöhte parasympathische Gegenregulation mit Verlängerung der Diastole und einer stärkeren Füllung der Herzkavitäten in der Beruhigungsphase sein.

Zusammenfassend hat die vorliegende Studie gezeigt, dass eine Rechtsherzkatheteruntersuchung unter medikamenteller Stressinduktion mit Dobutamin und Atropin beim Pferd möglich ist und zu einer deutlichen Erhöhung insbesondere des Lungenkapillardruckes führt. Damit ist eine weitere Möglichkeit für die kardiologische Untersuchung der linksventrikulären Funktion bei herzkranken Pferden erarbeitet worden.

Diese spezielle Untersuchungstechnik könnte zu einer erheblichen Verbesserung der Diagnostik bei Pferden mit eingeschränkter linksventrikulärer Funktion insbesondere im Frühstadium einer Herzerkrankung führen. Fortgeschrittene Linksherzerkrankungen können

dagegen heutzutage mit Hilfe der Echokardiographie in den meisten Fällen bereits in Ruhe aufgedeckt werden.

Deshalb wird erwartet, dass die Rechtsherzkatheteruntersuchung unter medikamenteller Belastung, insbesondere in Bezug auf die indirekte Ermittlung des linksatrialen Druckes, als Ergänzung der Stressechokardiographie die kardiologische Feindiagnostik beim Pferd deutlich verbessert. Somit könnte eine frühzeitig erkannte, eingeschränkte Linksherzfunktion rechtzeitig behandelt werden und entweder eine Restitutio ad integrum erreicht bzw.

zumindest eine weitere Verschlechterung verhindert werden.