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Einordnung und Beurteilung der Studien Obergruppe Innovation und Forschung

Im Dokument Projekt I C 4 – 02 08 15 – 12/11 (Seite 74-78)

Die meisten Kapitel beziehen sich auf die Obergruppe Innovation und Forschung – und damit auf einen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in der Tat sehr wichtigen Bereich.

Dazu zählen die folgenden Themen:

 European competitiveness in key enabling technologies (2010, Kapitel 4),

 ICT, regulation and productivity (2009, Kapitel 5),

 European Competitiveness in Space Manufacturing and Operations (2011, Kapitel 3),

 EU Industry in a sustainable growth context (2011, Kapitel 5),

 Innovation and competitiveness of the creative industries in the EU (2010, Kapitel 5),

 Foreign corporate R&D and innovation in the EU (2010, Kapitel 3).

Besonders bedeutsam erscheinen die ersten beiden hier genannten Kapitel, weil sie die Entwicklung von Basisinnovationen in den Blick nehmen. Denn zu den „Enabling technologies―

werden beispielsweise Nanotechnologie, Biotechnologie und Photonik gezählt. Auch der IuK-Technologie wird im Sinne der langfristigen Leontief-Wirtschaftszyklen der Status einer Basisinnovation beigemessen, die über ihre Breitenwirkung ein erhebliches Potenzial zur Steigerung von Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum mit sich bringt.

Ferner lässt sich das Kapitel über den europäischen Raumfahrtsektor, dessen

gesamtwirtschaftliche Bedeutung freilich begrenzt ist, – cum grano salis – hier einordnen. Denn erfahrungsgemäß haben viele hier entwickelte Forschungsergebnisse mittelfristig auf breiter Basis Eingang in die Alltagstechnologie gefunden. Darüber hinaus werden bei der Analyse der

Wachstumsrelevanz nachhaltiger Entwicklung die Potenziale für Innovationen und

Wettbewerbsfähigkeitssteigerungen im Bereich der Umwelttechnologien betrachtet. Auch dieser Technologie kann, allerdings in deutlich geringerem Maße, eine gewisse Breitenwirkung

zugeschrieben werden, etwa indem industrielle Produktion energieeffizienter und damit letztlich produktiver und kostengünstiger werden mag. Daneben ließe sich dieses Kapitel auch in die Obergruppe Umwelt/Energie/Rohstoffe einordnen. Die kreativen Branchen dagegen können diesem Anspruch kaum gerecht werden, denn hier ist eine Wirkung auf die Gesamtwirtschaft nur schwer erkennbar. Zudem entfällt auf diese Wirtschaftszweige gemäß dem

24 Die die auf die aktuelle Situation bezogenen makroökonomisch angelegten Kapitel 1 der drei Berichte finden dabei keine gesonderte Berücksichtigung.

Wettbewerbsfähigkeitsbericht 2010 (S. 166, Abb. 5.2) lediglich ein Beschäftigungsanteil von rund 3 Prozent in der EU-26.

Schließlich wird noch die Bedeutung ausländischer Firmen für Innovation sowie Forschung und Entwicklung thematisiert. Die Rolle multinationaler Unternehmen für die gesamtwirtschaftliche Forschung ist vor allem in einigen neuen EU-Mitgliedsstaaten hoch. In den etablierten

Industrieländern wie etwa Deutschland spielt dieser Aspekt aus gesamtwirtschaftlicher Sicht eine nicht so zentrale Rolle. Gleichwohl ist es wichtig, die Standortbedingungen für forschende

multinationale Unternehmen attraktiv zu gestalten und viel aus den (eher begrenzten) Potenzialen zu machen.

Obergruppe Wertschöpfungskette und Wettbewerbsverhalten Ein weiteres Themencluster lässt sich aus den einzelnen Kapiteln der

EU-Wettbewerbsfähigkeitsberichte bilden und in die Obergruppe Wertschöpfungskette im hier entwickelten Schema einordnen. Dazu zählen folgende Kapitel:

 Convergence of knowledge intensive sectors and EU’s external competitiveness (2011, Kapitel 2),

 Access to non-energy raw materials and the competitiveness of the EU industry (2011, Kapitel 4),

 Trade in intermediate products and EU manufacturing supply chains (2010, Kapitel 2).

Im zuerst genannten Kapitel wird der Blick zunächst vor allem auf wissensintensive

Unternehmensdienstleistungen gelenkt (KIBS – knowledge intensive business services). Dabei geht es aber nicht nur um Vorleistungsbeziehungen zwischen dieser Branche und den

Industrieunternehmen, die über die Konzentration auf Kernkompetenzen zu mehr Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit führen können. Sondern es wird herausgestellt, dass auch zunehmend Industrieunternehmen Dienstleistungen in ihr Leistungsspektrum aufnehmen, um den Bedürfnissen ihrer Kunden besser gerecht zu werden und so ihre nicht preisliche Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Dieser Aspekt gehört im hier entwickelten Schema zur Obergruppe

Wettbewerbsverhalten.

Auch im Rahmen der Obergruppe Wertschöpfungskette – aber auch unter der Obergruppe

Rohstoffe (und Energie/Umwelt) – lässt sich das Thema Zugang zu nicht energetischen Rohstoffen zuordnen, das in jüngerer Zeit erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Der massive Preisanstieg wichtiger Rohstoffe, die Vermachtung dieser Märkte und teilweise gravierende

Exportbeschränkungen (etwa für Seltene Erden durch China) haben zu einem starken Anstieg der Bedeutung dieses Problems für die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher und

europäischer Industrieunternehmen geführt.

Einen vorwiegend deskriptiven Blick auf die Bedeutung des Handels mit Vorleistungsgütern wirft Kapitel 2 im 2010er Bericht. Dabei wird etwas zu wenig berücksichtigt, dass die Nutzung

internationaler Zulieferer im Zuge einer stärkeren internationalen Arbeitsteilung nennenswert zur Steigerung von Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beitragen kann, die das Offshoring nutzen.

Obergruppe Humankapital

Zwei Kapitel des Wettbewerbsfähigkeitsberichts 2009 befassen sich mit der Obergruppe Humankapital des hier entwickelten Schemas:

 Training, education and productivity (2009, Kapitel 4),

 Migration, skills and productivity (2009, Kapitel 3).

Dabei geht es bei Kapitel 4 um die Weiterbildung von Arbeitnehmern in formellen und nicht formellen Bildungsinstitutionen sowie um deren Verbreitung und Wirkung auf Entlohnung, Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit. Diese Bildungsform wird in einer sich zunehmend rapide ändernden Arbeitswelt immer wichtiger, um das Potenzial des verfügbaren Humankapitals möglichst gut zu nutzen und flexibel an neue Anforderungen anpassen zu können.

Kapitel 3 befasst sich mit der Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften in die EU und deren Auswirkungen auf Produktivität und Innovationen. Angesichts der demografisch bedingten Verringerung des Arbeitskräftepotenzials und des drohenden Fachkräftemangels in vielen EU-Ländern ist eine gezielt gesteuerte Zuwanderung von hochqualifizierten Arbeitnehmern wichtig, um beiden Problemen entgegen zu wirken.

Obergruppe Geografie und Internationalisierung

Dieser Obergruppe lässt sich lediglich ein Kapitel zuordnen:25

 EU and BRICs: Challenges and opportunities for European Competitiveness (2009, Kapitel 2).

Analysiert werden neben den Handelsbeziehungen der EU mit den BRIC-Staaten auch die Auslandsinvestitionsverflechtung und die grenzüberschreitenden Wissenstransfers. Durch die großen Exporterfolge und das technologische Aufholen vor allem Chinas sind viele EU-Staaten (vor allem in Südeuropa) unter erheblichen Wettbewerbs- und Anpassungsdruck geraten.

Andererseits bieten die hohen Wachstumsraten dieser Absatzmärkte für die EU-Länder auch große Exportchancen, die vor allem die deutsche Wirtschaft erfolgreich zu nutzen weiß.

Darüber hinaus wird im Kapitel 2 auch das Thema Energieversorgung erörtert, bei dem EU- und BRIC-Staaten einerseits zum Teil (mit Russland) in engen Geschäftsbeziehungen zueinander

25 Dabei geht es insbesondere um die Zelle Intensität des internationalen Wettbewerbs, die sich im Schema in der intermediären Outputebene (Spalte Makroökonomisches und Markt-Umfeld) befindet.

stehen, andererseits aber auch als konkurrierende Nachfrager aufeinander treffen. So hat die steigende Ölnachfrage der Schwellenländer (und vor allem Chinas) zum starken Anstieg der Ölpreise seit Anfang der vorigen Dekade beigetragen – und damit Wirkungen auf die

Wettbewerbsfähigkeit der EU-Länder entfaltet. Dieser Aspekt lässt sich auch in die Obergruppe Energie/Rohstoffe/Umwelt einordnen.

Zusammenfassender Überblick

Das letzte Kapitel des Wettbewerbsfähigkeitsberichts 2011 ist eine Art Zusammenfassung wichtiger Ergebnisse dieser und voriger Studien:

 EU industrial policy and global competition: recent lessons and way forward (2011, Kapitel 6).

Darin werden zentrale Herausforderungen der Wettbewerbsfähigkeit der EU formuliert und auf dieser Basis strategische Implikationen für die Wirtschaftspolitik abgeleitet. Dabei geht es um eine neue Industriepolitik und in Verbindung damit beispielsweise die Sicherung der

Rohstoffversorgung europäischer Unternehmen und die Verbesserung des Marktzugangs bei wichtigen Handelspartnern der EU.

5.4 Deloitte: Global Manufacturing Competitiveness Index 2010 Kurzvorstellung der Studie

Ziele und Industriefokus

Die Studie von Deloitte fokussiert als eine der wenigen hier betrachteten Studien explizit auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Dabei geht es um die Einschätzung der relativen Wichtigkeit von Komponenten, die die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie beeinflussen. Besonders im Fokus steht dabei die Rolle des Staates für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Auch wird der Frage nachgegangen, welche Faktoren nach Ansicht der Befragten zukünftig die

Wettbewerbsfähigkeit der Länder bestimmen werden und wie sich diese auf zukünftige Länderrankings auswirken mag.

Indikatoren und Methodik

Die Umfrage beruht auf einer weltweiten Befragung von mehr als 400 Führungskräften im industriellen Produktionsgewerbe in Unternehmen unterschiedlicher Größe im Jahr 2010.26 Die Befragung besteht aus drei Teilen, von denen sich nur einer auf industrielle Wettbewerbsfähigkeit bezieht und hier genauer in den Blick genommen wird. In einem weiteren Schritt, der hier nicht

26 Die Zusammensetzung des Samples von befragten Unternehmen hinsichtlich Herkunft, Umsatz, Sektor und Berufsbezeichnung der befragten Führungskraft findet sich auf S. 41 der Deloitte-Studie.

näher beschrieben wird, wurde die Qualität dieser Faktoren erfragt und die Einschätzung darüber, wie Politikmaßnahmen sich auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens auswirken.

Die relative Wichtigkeit hat Deloitte mit Blick auf zehn Obergruppen von Indikatoren erfragt, die in 25 Einzelindikatoren unterteilt sind. Die sich aus der Bewertung der Unternehmen ergebende Rangfolge zeigen die beiden folgenden Übersichten.27 Dabei ordnen die Autoren die ersten drei Obergruppen in eine Kategorie grundlegender Faktoren ein („foundations), die Obergruppen vier bis sieben in die Kategorie beitragende staatliche Kräfte („contributory government forces―) und die Obergruppen acht bis zehn in lokale Faktoren.

Die Auswahl dieser Faktoren wird in der Studie kurz mit nachvollziehbaren Argumenten begründet (Seiten 7 bis 11 der Studie). Beispielsweise wird in einer Politik zur Steigerung der Energieeffizienz eine Chance dazu gesehen, dass ein Land sich angesichts knapper werdender Ressourcen neue Wettbewerbsvorteile schaffen kann. Dieser Punkt wird aber in der Umfrage als nur mäßig

bedeutsam bewertet. Bemerkenswert ist, dass lokalen Faktoren (Marktgröße, Konkurrenz vor Ort) relativ gesehen ein recht breiter Raum eingeräumt, aber keine allzu hohe Bedeutung beigemessen wird. Als einer diese Faktoren wird – auch mit Blick auf die Sicherung der

Arbeitskräfteverfügbarkeit bei alternder Bevölkerung in den Industriestaaten – die Verfügbarkeit und Qualität von Gesundheitsleistungen berücksichtigt, was im Vergleich der Studien selten vorkommt.

27 Zwischen einzelnen Regionen der Erde gibt es geringe Unterschiede hinsichtlich der Wichtigkeit der einzelnen Faktoren. Eine Auswertung hierzu findet sich auf S. 11 bis 13 der Deloitte-Studie.

Abbildung 5-2: Die Rangfolge der Obergruppen bei Deloitte

Im Dokument Projekt I C 4 – 02 08 15 – 12/11 (Seite 74-78)