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Abbildung 7-4: Bewertung der Qualität nach Unternehmensgrößen Schulnoten nach Themenbereichen

Im Dokument Projekt I C 4 – 02 08 15 – 12/11 (Seite 181-186)

Quelle: IW Consult (2012)

7.4.2 Unternehmensmerkmale

Die Relevanz der Standortfaktoren hängt stark vom Unternehmenstyp und dessen Spezialisierungsprofil ab. Forschung und Entwicklung, Innovationstätigkeiten oder der Internationalisierungsgrad beeinflussen die Anforderungen an einen Standort. Diese drei genannten Eigenschaften sind besonders wichtig, weil sie als wesentliche Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft gelten. Empirische Untersuchungen auf Basis des IW-Zukunftspanels

zeigen, dass diese – sogenannten Typ-D-Unternehmen – erfolgreicher sind als die Unternehmen, bei denen nur eines dieser Merkmale fehlt.68 In diesem Abschnitt werden deshalb die Antworten in der Befragung dieser Typ-D-Unternehmen mit denen verglichen, die mindestens eine dieser Eigenschaften nicht erfüllen. Dabei sind neben der Industrie auch die Dienstleistungen in die Auswertung einbezogen.69 Das Ergebnis ist eindeutig:

 Die Typ-D-Unternehmen stellen höhere Anforderungen an Standortfaktoren. Mit Ausnahme des Themenfelds Regulierung liegen die Relevanzquoten in allen anderen Bereichen über denen der Vergleichsgruppe der Nicht-Typ-D-Unternehmen.

 Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede bei den Themen Innovationsumfeld, Offenheit und Außenhandel, Wertschöpfungskette und Infrastruktur im Bereich Luft/Bahn/Schifffahrt.

In beiden Gruppen stehen die Themenfelder Ordnungsrahmen sowie Energie/Rohstoffe an der Spitze.

 Die Typ-D-Unternehmen bewerten neben dem Ordnungsrahmen und dem Aspekt Energie/Rohstoffe noch weitere sechs Themenbereiche (Bürokratie, Markt und Kunden, Infrastruktur, Arbeitsbeziehungen, Innovationsumfeld und Humankapital) sehr hoch. Die Relevanzquoten liegen zum Teil deutlich über 75 Prozent. Das zeigt, dass gerade diese Unternehmen Standorte benötigen, wo fast alle Standortfaktoren gute Qualitäten

aufweisen. Eine Politik zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland muss deshalb diese Breite der Anforderungen erfüllen.

Insgesamt zeigt diese Analyse, dass die Standortbedingungen für die verschiedenen Anforderungen spezifisch zugeschnitten werden müssen. Eine Orientierung an Durchschnittsgrößen über alle Industrieunternehmen hilft hier nicht unbedingt weiter.

68 Siehe van Baal/Lichtblau (2012)

69 Bei dieser Betrachtung ist eine Einbeziehung der Dienstleistungsunternehmen sinnvoll, weil es nicht um eine Branchensicht, sondern um die Analyse bestimmter Eigenschaften der Unternehmen geht.

Grundlegende Bewertungsunterschiede zwischen den Branchen des Verarbeitenden Gewerbes sind nicht zu verzeichnen (Tabelle 7-6). Die Unternehmen der Branchen Elektroindustrie und Fahrzeugbau bewerten die Relevanz der einzelnen Standortfaktoren quantitativ ähnlich verglichen mit den Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau. Die Bewertungen der beiden Branchen decken sich in etwa mit der durchschnittlichen Bewertung der Industrie. Leichte Unterschiede zeigen sich beispielsweise beim Innovationsumfeld, welches von den Unternehmen aus dem Bereich Elektroindustrie und Fahrzeugbau als relevanter bewertet wird im Vergleich zur Durchschnittsbewertung der Industrie. Der Bereich Offenheit/Außenhandel wird ebenfalls im

Abbildung 7-5: Relevanz der Standortfaktoren nach Unternehmenstypen

Typ-D- und Nicht-Typ-D-Unternehmen

Typ-D: Unternehmen mit FuE, Innovationen und internationalem Geschäft Nicht-Typ-D: Unternehmen ohne diese Merkmale

Branchen: Industrie und industrienahe Dienstleistungen einschließlich Bau- und Energiewirtschaft Befragungsdaten, volumengewichtet hochgerechnet

Quelle: IW Consult (2012)

Durchschnitt über diese Branche leicht höher bewertet. Hingegen wird der Bereich Regulierung zwar von den Unternehmen aus dem Bereich Elektroindustrie/Fahrzeugbau höher bewertet im Vergleich zum Industriedurchschnitt, dafür bewerten die Maschinenbauer diesen Bereich weniger stark als der Durchschnitt über die Industrie.

7.4.3 Industriebegriff

Im Kapitel 3.1 wurde ausgeführt und begründet, dass ein Industriebegriff, der auf einer Zuordnung nach dem Branchenkonzept erfolgt, der Realität immer weniger gerecht wird. Die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes erbringen immer mehr Dienstleistungen und Unternehmen aus den Dienstleistungsbranchen übernehmen auch Produktionstätigkeiten. Deshalb ist es sinnvoll, die Befragungsergebnisse auf Basis eines alternativen Industriebegriffes auszuwerten, der nicht auf die Branchenzugehörigkeit, sondern auf den Tätigkeitsschwerpunkt abstellt. Diese

Alternativrechnung zeigt aber, dass es keine wesentlichen Unterschiede zu den bisherigen

Tabelle 7-6: Relevanz der Standortfaktoren nach Themenbereichen und Branchen

Durchschnittsbewertungen; Angaben in Prozent

Elektroindustrie/

Fahrzeugbau Maschinenbau Industrie

Energie und Rohstoffe 86,8 87,1 90,3

Ordnungsrahmen/Governance 88,7 90,1 89,3

Bürokratie 77,0 80,6 79,5

Markt und Kunden 75,4 77,1 79,0

Arbeitsbeziehungen 76,3 79,3 78,1

Infrastruktur 75,9 78,1 77,6

Humankapital 80,1 76,7 76,4

Innovationsumfeld 77,2 74,6 74,4

Kosten 75,6 72,3 73,5

Wertschöpfungskette 72,5 71,8 71,3

Kapitalmarkt 69,1 67,6 69,3

Offenheit / Außenhandel 74,8 65,4 68,0

Staatliche Förderung 54,2 53,7 49,5

Regulierung 50,5 38,4 43,5

Luft/Bahn/Schifffahrt 47,9 46,5 39,4

Durchschnitt 72,1 70,6 70,6

Durchschnittsbewertungen; volumengewichtet (Mitarbeiter) hochgerechnet; Industrie und Dienstleistungen nach dem Branchenkonzept abgegrenzt.

Quelle: IW-Zukunftspanel (2012)

Ergebnissen gibt. Aufgrund der hohen Ähnlichkeit wird deshalb auch bei der Berechnung des Indexes zur Standortqualität (Kapitel 8) mit dem traditionellen Branchenkonzept gearbeitet. Das hat den Vorteil, dass amtliche Statistiken direkt verwendet werden können, weil diese alle auf dem Branchenkonzept beruhen.

7.4.4 Relevanz bei Extrembewertungen

Bei den bisherigen Relevanzquoten handelt es sich um Durchschnittsbewertungen, bei deren Berechnung alle sechs Bewertungsmöglichkeiten berücksichtigt sind. Zur Überprüfung der Robustheit der Ergebnisse ist es nützlich, die Analyse nur auf Basis der Extrembewertung (nur Nennungen in der höchsten der sechs Stufen) durchzuführen und sich damit nur auf die Aspekte zu konzentrieren, die besonders wichtig sind. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass sie trennschärfere Ergebnisse liefert. Vier Befunde (Tabelle 7-6) sind hervorzuheben:

 Auch bei der Berücksichtigung nur der extremen Bewertungen sind die Relevanzquoten über alle Themenfelder gerechnet in der Industrie (34,5 Prozentpunkte) höher als bei Dienstleistungsunternehmen. Standortpolitik hat für die Industrie insgesamt einen höheren Stellenwert.

 Die beiden Themenbereiche Energie/Rohstoffe und Ordnungsrahmen/Governance stehen noch weiter oben als bei der Durchschnittsbetrachtung in der Tabelle 7-3. Bei der

Betrachtung nur der Extrembewertungen rücken die Themen Infrastruktur und

Humankapital in der Rangfolge jeweils drei Plätze nach vorne. Für mehr als zwei Fünftel der Industrieunternehmen sind diese Standortbedingungen völlig unverzichtbar. Davon abgesehen sind die nach Relevanz geordneten Rangfolgen sehr ähnlich. Der

Korrelationskoeffizient zwischen der Durchschnitts- und der Extremwertbetrachtung ist mit 0,93 sehr hoch.

 Die Unterschiede zwischen Industrie und Dienstleistungen werden sehr klar deutlich (letzte Spalte der Tabelle 7-6). Besonders wichtig für die Industrie (hohe Relevanz und hoher Abstand zu den Dienstleistungen) sind die Themen Energie/Rohstoffe, das

Innovationsumfeld, Ordnungsrahmen, Humankapital, Bürokratie und Arbeitsbeziehungen.

Hier gibt es Unterschiede zu den Ergebnissen des Abschnitts 7.2. Neu in dieser „Hitliste―

der relevanten Faktoren sind der Ordnungsrahmen und die Bürokratie. Nicht dazugehören die Wertschöpfungskette und die Kosten.

 Deutlicher als vorher werden die Aspekte, die für Dienstleistungen relativ wichtiger sind.

Das sind insbesondere die Infrastruktur in den Bereichen Bahn/Luftfahrt/Schifffahrt, die allgemeine Infrastruktur (insbesondere Straße und Kommunikation) sowie die staatliche Förderung.

Beim Blick auf die 71 Einzelthemen zeigt sich, dass bei der Berücksichtigung nur der Extrembewertungen die Themen Verfügbarkeit von MINT-Fachkräften, Güte des

Innovationsumfelds, Zugang zum Kapitalmarkt, Entgeltflexibilität und Konzessionsbereitschaft der Arbeitnehmer/Vertretungen in der Rangfolge viel weiter vorne stehen als bei der

Durchschnittsbewertung. Relativ an Bedeutung (mehr als 10 Ränge) verlieren die Kostenaspekte, und zwar die Arbeitskosten, die Kosten für Vorprodukte und die Bürokratie.

Als Fazit ist festzuhalten, dass bei der Berücksichtigung nur der Extrembewertungen die

Humankapital- und Innovationsthemen wichtiger und die Kostenaspekte weniger wichtig werden.

Die Konzentration nur auf die Extrembewertungen hat den Vorteil, dass der Blick stärker auf das Unerlässliche gelenkt wird und dadurch die Prioritätensetzungen erleichtert werden. Der Nachteil

Im Dokument Projekt I C 4 – 02 08 15 – 12/11 (Seite 181-186)