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In der vorliegenden Arbeit wurde der Urogenitaltrakt von Chamäleons (Chamaele-onidae) anatomisch-morphologisch und mittels der bildgebenden diagnostischen Verfahren Röntgen und Ultraschall, unter Berücksichtigung klinischer und hämatolo-gischer Befunde betrachtet.

Der Urogenitaltrakt ist bei Reptilien ein häufig von pathologischen Veränderungen betroffenes Organsystem (SELLERI u. HERNANDEZ-DIVERS 2006; MADER 2013).

Erkrankungen von Gonaden und Nieren stellen erfahrungsgemäß ein erhebliches Gesundheitsrisiko für den betroffenen Patienten dar. Eine frühe Diagnose sowie ein zeitnaher gezielter Therapieeinsatz sind von zentraler Bedeutung für die Prognose (HERNANDEZ-DIVERS u. INNIS 2006). Folglich besteht ein unmittelbarer Bedarf an geeigneten Beurteilungskriterien zur Differenzierung zwischen physiologischen und pathologischen Zuständen (SCHUMACHER u. TOAL 2001; SILVERMAN 2006).

Durch die vorliegende Arbeit wurden grundlegende anatomisch-morphologische Kenntnisse des Urogenitaltraktes von verschiedenen Chamäleonarten gewonnen und mit den in der Literatur vorhandenen Angaben verglichen. Ferner wurden rönt-genologische, sonographische und hämatologische Daten erlangt, ausgewertet und auf Korrelation geprüft. Insbesondere anhand der sonographischen Ergebnisse konnten in dieser Arbeit physiologische Befunde von pathologischen differenziert und klinisch relevante Beurteilungskriterien zur Evaluierung des Harntraktes festgelegt werden.

5.1 Vorversuche

Durch die an 12 euthanasierten bzw. verstorbenen Chamäleons durchgeführten Vor-versuche wurden die Durchführung und die Auswertbarkeit der Röntgen- und Ultra-schalluntersuchung überprüft und reflektiert. Hierzu fanden Sektionen mit anato-misch-morphologischer Analyse der inneren Strukturen statt.

5.1.1 Postmortale Röntgenuntersuchung

Das Anfertigen postmortaler Röntgenaufnahmen diente in erster Linie der Überprü-fung der Geräteeinstellungen sowie einem Vergleich von röntgenologischer Topo-graphie mit den Verhältnissen in der Sektion.

In summa wurde das postmortale Röntgen zur Beurteilung des Urogenitaltraktes als ungeeignet bewertet, da aufgrund der kollabierten Lungen und Luftsäcke keine aus-reichende Kontrastierung vorlag (Abbildung 4.1). Die Darstellung der Gonaden und Nieren gelang am ehesten in der laterolateralen Projektion, was sich mit den Aussa-gen in der Literatur deckt (REDROBE u. WILKINSON 2002; SILVERMAN 2006;

PEES 2010a). Die radiologische urogenitale Darstellung war jedoch insgesamt von nur mäßigem Erfolg und führte zu keiner zufriedenstellenden Beurteilung. Durch die limitierte Abgrenzbarkeit der Organsilhouetten lagen für die röntgenologisch erfass-baren Organgrößen von Nieren und Gonaden in den Vorversuchen zu wenig aus-wertbare Daten vor, so dass hier kein statistischer Vergleich mit Sektionsergebnissen möglich war. Die röntgenologische Organtopographie stimmte, soweit beurteilbar, mit den Sektionsbefunden überein. Daraus lässt sich Schlussfolgern, dass röntgenologi-sche Befunde, sofern auswertbar, die anatomiröntgenologi-schen Gegebenheiten korrekt wieder-geben.

Im Rahmen der Vorversuche wurden entsprechend früherer Empfehlungen (SCHU-MACHER u. TOAL 2001; SILVERMAN 2006) die Gliedmaßen bei der seitlichen Pro-jektion manuell jeweils nach kranial und kaudal ausgezogen. Auf diese Weise konn-ten zwar Überlagerungen im Zölomhöhlenbereich erfolgreich minimiert werden, doch die Muskulatur der Hintergliedmaßen erschwerte die Abgrenzung des im Schwanz-ansatz befindlichen Nierenanteils (Abbildung 4.2). Unabhängig von diesem Ergebnis war eine Fixierung der Gliedmaßen entsprechend obiger Angaben unumgänglich, da eine korrekte Lagerung der Tiere anders nicht möglich war.

Des Weiteren wurden die postmortalen Röntgenaufnahmen genutzt, um die röntge-nologische Rumpf-Becken-Länge zu erfassen. Diese zeigte eine signifikante Abhän-gigkeit von der Schnauzen-Schwanz-Länge (r=0,908; p<0,001). Die Erfassung der Schnauzen-Schwanz-Länge ist bei Chamäleons nicht ohne größere Umstände

mög-lich und oft mit unerwünschtem Stress für den Patienten verbunden. Grund dafür ist die Neigung der Tiere dazu ihren Schwanz aufzurollen und insbesondere beim Hand-lings teils starke Abwehrbewegungen zu vollführen, die zu ungenauen Messergeb-nissen führen. Die direkte Abhängigkeit von röntgenologischer Rumpf-Becken-Länge und Schnauzen-Schwanz-Länge ermöglicht die Verwendung ersterer als exakten individuellen Tiergrößenmaßstab und macht somit die Erfassung letzterer entbehr-lich.

5.1.2 Postmortale Ultraschalluntersuchung

Anhand der postmortalen Sonographie sowie der isolierten Betrachtung einzelner Organe konnten unterschiedliche Vorlaufstrecken getestet, zweckmäßige Geräteein-stellungen festgelegt, Organlagen und –dimensionen mit Sektionsbefunden vergli-chen und typische Echotexturen zur Organidentifizierung festgelegt werden.

Die beste Bildqualität wurde, übereinstimmend mit den Angaben von HOLLAND et al. (2008), PEES (2010b) und PRÜTZ (2013), mit direkt auf die Haut aufgebrachtem Ultraschallgel erlangt. Die Bildqualität der Untersuchungen im Wasserbad (REDRO-BE 2006; SILVERMAN 2006), auch unter Einbeziehung unterschiedlicher Vorlauf-strecken (GUMPENBERGER 1996; REDROBE 2006), erwies sich als unzureichend.

Die gewonnenen Bilder ermöglichten unter Einbeziehung der Sektionsbefunde eine detaillierte Aufstellung der intrazölomealen Topographie. Die Untersuchung isolierter Organe lieferte typische Echotexturen derselben, anhand derer eine zweifelsfreie Identifikation auch bei ungeöffnetem Tierkörper möglich wurde. Diese initiale Organidentifizierung war Voraussetzung für die im Anschluss an lebenden Patienten durchgeführten Untersuchungen.

Die Organgrößen von linker und rechter Niere (Länge kranial des Beckens, Länge kaudal des Beckens, Gesamtlänge, Höhe und Breite) und linkem und rechtem Hoden (Länge und Breite) waren sonographisch erfassbar und konnten mit den intra sektio-nem gemessenen Werten verglichen werden. Für den linken Hoden lagen keine aus-reichenden Datenmengen zur Erstellung einer auswertbaren statistischen Analyse vor. Davon abgesehen korrelierten sämtliche Organgrößen aus der sonographischen Messung hoch signifikant (p<0,01) mit den Messwerten aus der Sektion. Demnach

sind mittels Sonographie realitätsnahe Größenverhältnisse darstellbar und die sono-graphisch erfassten Maße können als Spiegel der tatsächlichen Organgrößen be-trachtet werden. Die korrekte Wiedergabe der Organdimensionen war Vorausset-zung für die spätere Auswertung physiologischer und pathologischer Befunde.

5.1.3 Anatomische Studien / Sektionen

Die Sektionen bestätigten die zuvor röntgenologisch und sonographisch gewonne-nen Erkenntnisse zu den inneren Lageverhältnissen und Organdimensiogewonne-nen. Dar-über hinaus konnte der Urogenitaltrakt anatomisch-morphologisch begutachtet wer-den.

Weiblicher Genitaltrakt

Bei weiblichen Tieren befanden sich die paarigen Ovarien mitsamt ihrer Funktions-körper dorsomedial in der Zölomhöhle kranial der Nieren, was sich mit den in der Li-teratur zu findenden Lageangaben deckt (O´MALLEY 2005b; DENARDO 2006;

ACHILLES u. SALOMON 2008). Die Beobachtungen von DENARDO (2006) sowie ACHILLES u. SALOMON (2008), nach denen das rechte Ovar geringfügig weiter kranial als das linke positioniert ist, konnten in der vorliegenden Arbeit ebenfalls nachvollzogen werden. Auch die von MADER et al. (2006) erwähnte anatomische Nähe von rechtem Ovar und V. cava caudalis wurde anhand der vorliegenden Be-funde bestätigt. Die Ovarien wurden in der Literatur als sackartig und mit Follikeln bedeckt beschrieben (O´MALLEY 2005a), was mit den eigenen Beobachtungen übereinstimmt. Auch eine vom Stadium der Oogenese abhängige Variation des äu-ßeren Erscheinungsbildes von Ovarien und Funktionskörpern (DENARDO 2006) konnte nachvollzogen werden.

Die paarigen Salpingen stellten sich blass-rosa gefärbt, von wechselnder Schleim-hautstärke und unterschiedlich stark gefältelt dar, was vorherigen Angaben in der Literatur entspricht (REDROBE u. WILKINSON 2002; O´MALLEY 2005b; BARTEN 2006). Eine Gliederung in einzelne Abschnitte, wie von PALMER u. URIBE (1997) beschrieben, konnte makroskopisch nicht nachvollzogen werden, jedoch unterschie-den sich die kaudalsten ca. 1,5 cm durch eine dickere Schleimhaut und eine

gering-fügig dunklere Farbe vom Rest des Salpinx. Bei diesem kaudalen Abschnitt könnte es sich um die von PALMER u. URIBE (1997) erwähnte Vagina handeln. Die in der Literatur angegebene Mündung der Salpingen in die Kloake (BARTEN 2006; ACHIL-LES u. SALOMON 2008) wurde im Rahmen der Sektionen bestätigt und auf einen Bereich zwischen Ureter- und Rektummündung eingegrenzt.

Männlicher Genitaltrakt

Die paarigen Hoden konnten, übereinstimmend mit den Angaben anderer Autoren (DENARDO 2006; NEVAREZ 2009), kaudodorsal in der Zölomhöhle kranial der Nie-ren dargestellt werden. Dabei lag der rechte Hoden, wie von DENARDO (2006) und ACHILLES u. SALOMON (2008) beschrieben, kranial des linken Hoden. Analog zum weiblichen Tier befand sich der rechte Hoden in unmittelbarer Nachbarschaft zur V.

cava caudalis und der linke Hoden nahe der linken Nebenniere, was sich mit den Beobachtungen von MADER et al. (2006) deckt. Auch das in der Literatur als breites, kurzes Band (O´MALLEY 2005b) beschriebene Mesorchium konnte dargestellt wer-den. Es verband die Hoden mit der dorsalen Zölomwand bzw. mit der Medialkontur der Nieren und wies eine schwache Pigmentierung auf. Auch die äußeren Hodenhül-len waren pigmentiert. Ergänzend zu der von ACHILLES u. SALOMON (2008) be-schriebenen reinen Schwarzfärbung der Hodenhüllen traten Schattierungen von brarot bis blau-schwarz auf. Bei einem juvenilen Tier war die Pigmentierung un-vollständig, was einen Hinweis darauf liefert, dass es erst mit zunehmendem Alter zu einer kompletten Umfärbung der Hodenhüllen kommt. Die äußere Form der Hoden wird in der Literatur als ovoid (DENARDO 2006) oder als laterolateral abgeflacht bohnenförmig (O´MALLEY 2005b) beschrieben. Eigenen Beobachtungen nach wa-ren die Hoden stets zu allen Seiten hin abgerundet und ovoid bis rund geformt. Eine laterolaterale Abflachung konnte bei keinem Tier festgestellt werden.

Ein Nebenhodenkopf findet in der Literatur in Bezug auf Echsen keine Erwähnung und konnte auch bei den vorliegenden Untersuchungen makroskopisch nicht identifi-ziert werden. Vielmehr schien der Samenleiter unmittelbar am Hoden zu entspringen und verlief, wie auch von anderen Autoren beschrieben (REDROBE u. WILKINSON 2002; ACHILLES u. SALOMON 2008), in Ureternähe entlang der ventralen

Nieren-fläche kaudalwärts zur Kloake. Die nach ACHILLES u. SALOMON (2008) bestehen-de gemeinsame Mündung von Samenleiter und Ureter konnte aufgrund ihrer filigra-nen Architektur nicht eindeutig nachgewiesen werden. Wohl aber bestand eine deut-liche anatomische Nähe zwischen beiden Gangstrukturen, so dass eine gemeinsame Mündung nicht ausgeschlossen werden kann.

Nieren

Die Lage der paarigen Nieren wird in der Literatur relativ einheitlich als retroperitone-al, kaudodorsal im Zölom bis intrapelvin liegend beschrieben (ACHILLES u. SALO-MON 2008; MELIDONE u. GIBSON 2010; WYNEKEN 2013). Diese Angaben konn-ten durch die eigenen Untersuchungen bestätigt werden. REDROBE u. WILKINSON (2002) geben an, dass die Nieren zu einem Großteil von den Beckenknochen be-grenzt werden, was mit der vorliegenden Arbeit nicht zu bestätigen war. Zwar musste zum vollständigen Einsehen der Nierenoberfläche ein Teil des knöchernen Beckens entfernt werden (MELIDONE u. GIBSON 2010), der außerhalb des Beckens befindli-che Nierenanteil stellte jedoch den Hauptanteil des Organs dar und bot somit eine zur allgemeinen Beurteilung ausreichende Übersicht. Das kaudale Nierenende er-streckte sich, übereinstimmend mit anderen Autoren (SEYBOLD 1993; ACHILLES u.

SALOMON 2008), bis in die Schwanzbasis und lag somit kraniodorsal der Kloake.

Als an der Ventralfläche der Nieren verlaufende Strukturen nennt SPLECHTNA (1970) von medial nach lateral angeordnet die Nierenvene (V. renalis efferens), den Harnleiter (Ureter) und die Nierenpfortader (V. renalis afferens). Diese Lageverhält-nisse konnten in gleicher Weise bei jedem untersuchten Tier nachvollzogen werden.

In der vorliegenden Arbeit variierte das makroskopische Erscheinungsbild der Nieren in Hinblick auf Färbung, Form und Größe des Organs auffallend stark. Dies kann zum einen auf Unterschiede in Art, Geschlecht und Alter zurückgeführt werden, zum anderen jedoch auch durch die Nierengesundheit bedingt sein. Allen Nieren gemein war ihre langgestreckte, unterschiedlich stark dorsoventral abgeflachte und sich nach kaudal verjüngende Form, wobei die Verkleinerung des Nierenumfanges nach kaudal wesentlich prägnanter ausfiel als am kranialen Pol. Dies deckt sich weitestgehend mit den Beobachtungen von SEYBOLD (1993) und WYNEKEN (2013), welche die

Nierenform als schlank und länglich bis elliptisch beschreiben. Auch SPLECHTNA (1970) stellt die Nierenform verschiedener Chamäleonarten allgemein als langge-streckt, flach und sich an den Enden verjüngend dar.

SPLECHTNA (1970) lieferte zudem detaillierte Beschreibungen der Nierenform aus-gewählter Arten von welchen zwei auch in dieser Arbeit betrachtet wurden. Demnach besitzt Trioceros jacksonii (früher Chamaeleo jacksonii) eine langgestreckte, schmale und sehr flache Niere. Die Lateralkontur weist durch die oberflächlich verlaufenden Gefäße mehrere tiefe Einschnitte auf, die den Eindruck einer Lobulierung erzeugen.

Eine prominente Einkerbung auf Höhe der Extremitätenanastomose und ein sich nach kaudal deutlich verschmälernder Nierenanteil liegen ebenfalls vor. Die sehr breiten und flachen Nierenenden sind um 90° in der Parasagittalebene gedreht, wodurch sie nahezu senkrecht in der Schwanzwurzel stehen. Sie enden dorsal der Kloake. SPLECHTNAs Beobachtungen zu Trioceros jacksonii konnten durch diese Arbeit größtenteils bestätigt werden. Bei den eigenen Untersuchungen stellten sich die Nieren von Trioceros jacksonii ebenfalls lang und schmal dar, ihre Höhe wich je-doch nicht signifikant von der Nierenhöhe anderer Arten ab. Auffallend war die eben-falls von SPLECHTNA (1970) erwähnte optische Lobulierung. Auch die um 90° ge-drehten kaudalen Nierenpole konnten nachvollzogen werden, stellten allerdings kei-ne artspezifische Besonderheit dar, da ähnliche Lageverhältnisse auch bei anderen Arten zu finden waren. Die von SPLECHTNA (1970) beschriebene prägnante Pa-renchymeinschnürung auf Höhe der Extremitätenanastomose war bei allen Exempla-ren nachzuvollziehen. Allerdings schien die Gewebsvertiefung bei den vorliegenden Nieren eher durch den Verlauf der lateral ziehenden Aa. iliacae als durch die ventral gelegene Extremitätenanastomose bedingt. Auffällig war zudem, dass die Nieren beider zur Sektion gelangten Trioceros jacksonii von einer feinen, dunkel pigmentier-ten Membran überzogen waren. Derartig pigmentierte Hüllen umspannpigmentier-ten ferner die Nebennieren, die Fettkörper und Teile der Zölomhöhlenwand, so dass hier von einer arttypischen Pigmentierungsneigung der inneren serösen Häute ausgegangen wer-den darf.

SPLECHTNA (1970) zufolge unterscheidet sich die Niere von Furcifer pardalis (frü-her Chamaeleo pardalis) makroskopisch deutlich von den Nieren anderer

untersuch-ter Chamäleonarten. Demnach erscheint die Niere durch die in etwa auf halber Or-ganlänge lokalisierte Einkerbung der Extremitätenanastomose zweigeteilt. Die vorde-re Nievorde-renhälfte mit ihvorde-rem abgerundeten kranialen Nievorde-renpol wird als sehr massig be-schrieben. Sie verbreitert sich bis zum Ende des ersten Drittels, um sich dann in Richtung Extremitätenanastomose zunehmend zu verjüngen. Die hintere Nierenhälf-te weist nach SPLECHTNA (1970) die für Chamäleons typische schmale Form auf, wobei bei dieser Art äußerlich eine deutliche Lappenbildung zu erkennen ist. Die morphologischen Beschreibungen SPLECHTNAs wurden in dieser Studie überwie-gend bestätigt. Jedoch kann SPLECHTNAs Schlussfolgerung, dass das Erschei-nungsbild der Nieren dieser Art stark von anderen Arten abweicht, nicht uneinge-schränkt zugestimmt werden. Bei den hier untersuchten Tieren war der bauchige Mit-telteil der Nieren bei allen Furc. pardalis gut entwickelt, bei Männchen tendenziell stärker als bei weiblichen Tieren, jedoch fanden sich ähnliche Verhältnisse auch bei Chamaeleo calyptratus. Auch die Einkerbung auf Höhe der Extremitätenanastomose bzw. der Aa. iliacae fand sich in ähnlich markanter Ausprägung bei einigen Exempla-ren von Cham. calyptratus, so dass hier nach eigener Ansicht von keinem kontinuier-lichen morphologischen Unterschied zwischen Furc. pardalis und Cham. calyptratus gesprochen werden kann. Die von SPLECHTNA (1970) erwähnte deutliche Lappen-bildung im kaudalen Nierenbereich konnte nicht nachvollzogen werden. SPLECHT-NAs Ansicht mag dadurch begründet sein, dass nur eine äußerst geringe Anzahl von Exemplaren zur Gegenüberstellung mit anderen Arten zur Verfügung stand und so-mit keine objektive Relativierung individueller Schwankungen stattfinden konnte.

Des Weiteren wird in der Literatur mitunter auf eine bei einigen Arten vorliegende gewebige Verbindung zwischen beiden Nieren hingewiesen (O´MALLEY 2005b;

ACHILLES u. SALOMON 2008; DANTZLER u. BRADSHAW 2009). Eine solche Fu-sion bestand bei allen im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Tieren im Bereich der kaudalen Nierenpole. Chamäleons besitzen als seitlich stark abgeflachte Tierart ei-nen relativ schmalen Beckenkanal. Dadurch befinden sich die Nieren im kaudalen Bereich in enger anatomischer Nachbarschaft zueinander, was möglicherweise die makroskopisch vorliegende Fusion begünstigt, wenn nicht sogar verursacht. Ob die Verbindung über eine bloße Verklebung der Nierenkapseln hinaus auch funktionaler

Natur ist, könnte Gegenstand weiterer Arbeiten werden. Dies wäre beispielsweise bei chirurgischen Eingriffen zur einseitigen Nierenresektion von Interesse.

Bei der makroskopischen Betrachtung der Nieren konnte eine nach WYNEKEN (2013) bei Echsen nur sehr schwach bis gar nicht ausgeprägte und nach SPLECHT-NA (1970) bei Chamäleons nur nach rein optischen Kriterien vorliegende Lobulierung in Form eines feinen Oberflächenreliefs bei einzelnen männlichen Tieren erahnt wer-den (Abbildung 4.16 oben). Einzelne Nierenlappen waren jedoch bei keinem Tier zu unterscheiden. Der Eindruck einer Unterteilung der Nierenoberfläche in einzelne Lappen wurde, wie auch von SPLECHTNA (1970) beschrieben, durch oberflächlich verlaufende Gefäße hervorgerufen. SPLECHTNA (1970) nennt jedoch eine funktio-nelle Lappenbildung mit klar definierter zentraler und peripherer Gefäßversorgung bei Furc. pardalis, wodurch sich diese Art von anderen untersuchten Chamäleons unterscheidet. Da die histologische Untersuchung der Nieren nicht Bestandteil dieser Arbeit war, kann zu der genauen Gewebsarchitektur keine Aussage getroffen wer-den. Rein makroskopisch konnte bei den 13 untersuchten Furc. pardalis kein konkre-ter Hinweis auf eine funktionale Lappenbildung festgestellt werden.

Die Nierenfärbung wird in der Literatur als rötlich-braun, dunkelbraun oder rosa bis rot beschrieben (SEYBOLD 1993; HERNANDEZ-DIVERS et. al. 2005; WYNEKEN 2013). Eine ähnliche Variabilität der Nierenfarbe konnte bei den eigenen Untersu-chungen vermerkt werden. Die von grau-gelb über ocker-rot bis dunkelbraun-rot vari-ierende Färbung lässt sich vermutlich durch die unterschiedliche Konservierungsart, den Gesundheitszustand und den Durchblutungsgrad zum Zeitpunkt des Todes er-klären. Unabhängig von der Grundfärbung konnte in dieser Arbeit bei männlichen Tieren regelmäßig eine unterschiedlich kontrastreich ausgebildete Marmorierung des Nierenparenchyms im Bereich der Lateralfläche festgestellt werden (Abbildung 4.21 b,d. Abbildung 4.22 oben). Die unterschiedlichen Farbstufen wurden in diesen Fällen möglicherweise durch sich dunkel abhebende oberflächlich verlaufende Gefäßstruk-turen und durch in der Tiefe liegende aktive Sexualsegmente ausgelöst, welche sich gegenüber dem restlichen Nierengewebe deutlich heller darstellten. Auf eine sol-cherart wechselnde Färbung wurde bereits in früheren Publikationen hingewiesen (REGAUD u. POLICARD 1903; BARTEN 2006). Die Beteiligung der

Sexualsegmen-te würde erklären, warum die Nieren weiblicher Tiere eine deutlich schwächere bis gar keine Marmorierung aufwiesen. Bei zwei männlichen Tieren fielen zudem an der Ventralfläche der Nieren ureterassoziierte, weiße, radiär angeordnete bis gewundene Gangstrukturen auf. Hierbei handelte es sich möglicherweise um die von SPLECHT-NA (1970) bei Chamaeleo fischeri beschriebenen Aufspaltungen der Sam-melgangstämme. Beide Männchen verfügten darüber hinaus über gut entwickelte Hoden und Samenstränge, was die Vermutung nahelegt, dass es sich bei den wei-ßen Strukturen ebenso um die distalen Tubulusabschnitte der Nephrone und damit um die Sexualsegmente handeln könnte. Unterstützt wird diese These durch die An-gaben von SCHILDGER et al. (2000), nach denen die Chamäleonniere bei aktivem Sexualsegment rotbraun (Pars renalis) und weiß (Pars sexualis) gescheckt erscheint.

Die bei knapp der Hälfte der untersuchten Tierkörper sichtbaren gelben bis weißen Einlagerungen im Nierenparenchym waren vermutlich pathologischer Natur. Art und genaue Lokalisation der Einlagerungen könnte eine Fragestellung späterer Arbeiten sein. Hierbei sollte insbesondere die klinische Relevanz der Einlagerungen ergründet werden.

Zusammenfassend lagen für die Nieren unter makroskopischen Gesichtspunkten keine reproduzierbaren, artabhängigen morphologischen Charakteristika zur Unter-scheidung zwischen Furc. pardalis, Cham. calyptratus und Trioceros jacksonii vor.

Ausnahme hiervon bildet die pigmentierte Nierenhülle bei Trioceros jacksonii. Das generell uneinheitliche Nierenbild mag durch den Anteil pathologisch veränderter Nieren bei den untersuchten Tieren begründet sein, könnte aber ebenso auf eine große individuelle morphologische Variation hindeuten. Bei Vorliegen eines aktiven Sexualsegmentes kann von einem Geschlechtsdimorphismus in Bezug auf die Nie-renmorphologie gesprochen werden, jedoch müssen hierbei Ausnahmen bei juveni-len und vermutlich auch bei sexuell inaktiven Männchen gemacht werden.

Ableitende Harnwege

Makroskopisch konnten bei keiner der untersuchten Nieren Hinweise auf ein Nieren-becken oder Nierenpyramiden gefunden werden. Dies deckt sich mit früheren Be-obachtungen, nach denen Reptilien keine dieser Strukturen besitzen (DIVERS 1999;

O´MALLEY 2005a; ACHILLES u. SALOMON 2008). Nach Angaben in der Literatur (FOX 1977; SEYBOLD 1993; SCHILDGER 1999) münden die Sammelgänge bei den meisten Reptilien direkt in den Ureter. Diese Aussage wurde durch eigene Beobach-tungen, bei denen makroskopisch sichtbare ureterassoziierte Gangstrukturen ver-zeichnet werden konnten, unterstützt.

Die Darstellbarkeit der Ureteren war in dieser Studie stark vom Füllungszustand ab-hängig. Sie konnten jedoch, gemäß SPLECHTNAs (1970) Angaben, generell als starklumig bezeichnet werden. Übereinstimmend mit früheren Beschreibungen (HOLZ 2006; WYNEKEN 2013) verliefen die Ureteren geringfügig nach medial ver-schoben an der Ventralfläche der Nieren von kranial nach kaudal. Ihre Mündung in die dorsale Kloakenwand (SPLECHTNA 1970; DENARDO 2006; KARDONG 2011a) war nachzuvollziehen.

Bei 88 % (n = 15; zehn Chamaeleo calyptratus und fünf Furcifer pardalis) der zur Sektion gelangten Tiere konnte eine Harnblase aufgefunden werden. Dies bestätigt die Angaben der Autoren, denen zufolge einige Chamäleonarten eine Harnblase

Bei 88 % (n = 15; zehn Chamaeleo calyptratus und fünf Furcifer pardalis) der zur Sektion gelangten Tiere konnte eine Harnblase aufgefunden werden. Dies bestätigt die Angaben der Autoren, denen zufolge einige Chamäleonarten eine Harnblase